Zylinderwelten, Träne der Götter, Kugelkontinente Orbret, Forschungskomplex MZZ-1701-alpha
(WB-Speedbasteln #68 'Die Trennung von Kirche und Staat')
Der 'Große Tempel' bei Arrberg
Arrberg auf Kirra ist ein beliebter Wallfahrtsort. Er liegt im warmen Teil der Insel und böse Zungen behaupten, dass die schönen Sandstrände, die Gastfreundlichkeit der dort heimischen Bewohner und die sehenswerte Holzarchitektur der Gegend mehr zu den Besucherzahlen beitragen als die Frömmigkeit der Pilger.
Zentrum der Pilgerfahrt sind Rituale unter freiem Himmel, während die religiös bedeutsamste Feier im Inneren des Großen Tempels abgehalten wird. Obwohl es sich nicht nur dem Namen nach um einen großen Tempel handelt, hat ein einfacher Pilger kaum eine Chance an dieser jährlichen Feier im Tempel teilzunehmen, da ein großer Teil der kirraischen Oberschicht an dieser Feier teilnehmen möchte und hinter den Kulissen ein reger Handel mit den wenigen freien Plätzen stattfindet, die nicht von Ehrengästen belegt werden.
Dies hat seinen Ursprung in grauer Vorzeit, als Arrberg sich dem Reich von Kirra anschloss, um die Sicherheit der Heiligtümer und der Stadt zu sichern. Diese Heiligtümer bestehen aus großen, um die Stadt verteilten heiligen Steinen, zu denen mehrfach im Jahr eine Prozession führt, die ihren Ausgangspunkt gewöhnlich an einem Versammlungsplatz in der Stadt hatte. Nur einmal im Jahr fand die Feier im Haus des jeweiligen Stadtoberhaupts statt. Als nun die Kaiser von Kirra begannen, dieser Prozession beizuwohnen, bestanden sie auf ihrem Status als Stadtherren. Daher wurden nun jene Feier in ihrem neu errichteten Palast abgehalten. Aufgrund der Enge des über einer Bucht auf steilen Klippen, die die Stadt wie ein 'U' umgaben, liegenden Siedlungsplatzes erwies sich der Saal der Pfalz bald als zu klein. Daher befahl der Kaiser bald, außerhalb der Stadt den größtem Tempel der damaligen Zeit zu errichten. Schon wenige Jahrzehnte nach dem Bau erwies sich auch dieser Tempel als zu klein und dasselbe Schicksal erlitt bisher jede Erweiterung. Im Gegensatz zu den traditionellen Gebäuden der Gegend ist der Tempel aus Stein erbaut, wobei er die traditionelle Holzarchitektur und die Schnitzereien nachahmt. Dadurch gilt der Große Tempel als eine der großen Sehenswürdigkeiten des Reiches.
Ursprünglich wurden die Rituale vom Hausherrn vollzogen. Die Kaiser, denen dies schließlich eine zu große Mühe war und denen eine solch handwerkliche Tätigkeit vor so vielen Untertanen nicht als ihrer Würde gemäß erschien, übertrugen immer mehr Verantwortung an eine für Verwaltung, Pflege und kultische Nutzung des Tempels gegründete Priesterschaft. Schließlich lag die gesamte Leitung von Feier und Tempel in der Hand der Priester.
Auch die Rituale unter freiem Himmel wurden von dem Versammlungsplatz der Bürger Arrbergs zum Tempel verlegt, da auch er die Menschenmenge nicht mehr fassen konnte. Gern überließ der Stadtrat die Aufsicht über die Rituale den Priestern des Tempels, da sie für die Stadt nur mit Kosten verbunden waren. Die Priester hingegen ließen einige Pavillons errichten, die den dort stehenden Schutz vor der Sonne boten und auch eine bessere Sicht auf die heilige Handlung ermöglichten. Dadurch wurden die Prozessionen zu einer wichtigen Einnahmequelle und die Priesterposten zu den begehrtesten der Insel.
Spätestens, seitdem der Hohepriester Arjan ein verbindliches Rituale für die Handlungen rund um die Heiligtümer von Arrberg veröffentlichte, haben Kaiser und Stadt Arrberg keinen Einfluss mehr auf diesen Kultus, der einst allein in den Händen der Machthaber lag. Der räumlichen Trennung folgte die organisatorische Trennung. Der organisatorischen Trennung folgte die machtpolitische Loslösung, während die rechtliche Trennung derzeit noch umstritten ist. Dies ist allerdings nur eine theoretische Frage, da außer einiger Eiferer, die sich über die Einnahmen des Tempels und die fehlende inhaltliche Begründung der Priesterschaft und ihrer Bedeutung aufregen, keiner Widerspruch zu der eingetretenen Realität erhebt. Am allerwenigsten die Herrscher von Kirra und die Stadt Arrberg, die die Situation als weitere Arbeitsteilung betrachten.
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(WB-Speedbasteln #70 'Kukuruz oder Getreidesorten')
Sprechtierchen
Der Kukuruz ist meist ein putzmunteres Kerlchen. Lebhaft spricht das possierliche Tierchen Gehörtes nach, formuliert aber auch selbst sinnvolle und grammatisch korrekte Sätze. Da wir nicht wissen, wie diese Fähigkeit des possierlichen Tierchens entstand, gibt es dazu viele Erklärungen. Zunächst wäre da natürlich die Magie zu nennen, die für die Entstehung dieser Sprachfähigkeit wahlweise als Unfall, widernatürliches Experiment oder als Ursprung magisch kontaminierter Abfälle verantwortlich gemacht wird. Anderen Erklärungen zufolge war es eine einfache Züchtung, ein Wunder oder die Entstehung im Zuge der Schöpfung, die dies hervorbrachte. Seltener wird einfach von Mutation gesprochen, da eine solche ja selbst erklärungsbedürftig bliebe. Wir können diese Frage hier nicht entscheiden.
Sicherer ist, was schon angedeutet wurde: Der Kukuruz spricht nicht nur Gehörtes und Eintrainiertes nach, wie es einige Vögel tun, sondern formuliert selbst sinnvolle Sätze mit seiner krächzenden Stimme. Dabei kann durch Beobachtung klar nachgewiesen werden, dass er den Inhalt seiner Aussagen nicht versteht. Für die korrekte Grammatik und Syntax wäre eine Art fortgeschrittenes Nachäffen, bei dem einfach Strukturen kopiert werden, noch eine Erklärung. Doch, dass jeder Satz für sich, wenn auch nicht im Zusammenhang Sinn ergibt, lässt sich nicht einfach erklären. Durch die Beobachtung, dass Sätze über dem Kukuruz unbekannte Fakten sinnvoll formuliert werden, ist ein Ausfluss aus einer teils vermuteten höheren Intelligenz des Tieres auszuschließen. Hier ist dann der Punkt, an dem die meisten einfach von Magie reden. Vielleicht ist dies im vorliegenden Fall zu einfach. Denn hierzu müssten die nachgewiesener Maßen nicht mit magischem Potenzial versehenen Tierchen eine magische Quelle entdeckt haben, die uns unbekannt ist. Eine Alternative wäre ein Wunder. Aber ein solcher Hinweis auf unsere Sprachfähigkeit als Teil der göttlichen Schöpfung erscheint wenig sinnvoll. Es gibt keinen Anlass, keine Moral des Wunders und keine bekannten diesbezüglichen Bitten. Eine Theorie, die ohne metaphysische Erklärungen auskommt besagt denn auch einfach, dass die Sinnhaftigkeit der Struktur der Sprache immanent ist und der Kukuruz daher eine Intuition besitzen muss, die uns zu kopflastigen Geschöpfen abgeht. Weniger mystisch kommt die Variante daher, dass es trotz aller Variationen nur die durch die Sprache angelegten sinnvollen Sätze seien, die der Vogel spricht. Er würde dann nur eine von uns noch nicht erkannte hinter der Sprache verborgene Logik nachahmen.
Sein Verhalten wird kaum durch das Gesagte beeinflusst. Lediglich Lautstärke und Stimmhöhe scheinen die typischen tierischen Lautsignale zu transportieren. Hinzu kommt allerdings noch ein rein tierischer Warnschrei. Eine Vermutung, dass die Stimme aus den Baumwipfeln natürliche Feinde von der Brut und den Jungen ablenken soll, konnte bisher nicht belegt werden.
Der Kukuruz oder das Sprechtierchen, oft auch Sprechhörnchen genannt, ist eine Art Eichhörnchen mit Sprachfähigkeit. Von anderen Eichhörnchen unterscheidet er sich nur hierdurch und durch einen schwarzen Streifen quer über den Kopf. Aufgrund der Ähnlichkeiten zu 'normalen' Eichhörnchen in Aussehen und Verhalten abgesehen von Stimme und Redefähigkeit erübrigen sich diesbezügliche Beschreibungen.
Mit etwas Geduld kann der Kukuruz, der versteckt in den Wipfeln sitzt, dazu gebracht werden, auf Ansprache zu antworten. Durch die zwar in sich sinnvollen, aber nicht mit Ansprachen oder Fragen im Zusammenhang stehenden Antworten ergeben sich mitunter spaßige Dialoge. Eine Unterhaltung mit den Tierchen erfreut daher auch Kinder.
"Mit einem Kukuruz reden" bedeutet mit jemandem zu reden, der im Dialog nicht auf sein gegenüber achtet, sondern sich in seinem scheinbaren Verständnis des Gegenübers von seinen Vorurteilen, Reflexen und Argumentationen allein leiten lässt, so dass eine wirkliche Kommunikation nicht möglich ist.
Und wer einfach nur nervös vor sich hinredet, der "plappert wie ein Kukuruz".
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(WB-Speedbasteln #72 'Nikolaus und Schwarzer Peter')
Höhlenbold und Festtagszwerg
Morgen kommt der Höhlenbold, kommt mit seinen Hieben. Morgen wird er wiegen, Kinder, ob sie brav sind.
Noch Keines kam ohne Hiebe weg. Doch Manches ohne Süßes. Noch Keines kam ohne Hiebe weg. Doch Manches ohne Süßes.
Doch kommt auch ein Zwerg daher, kommt mit seinen Hieben. Schlägt man hier die Kinder? Kinder, die doch brav sind?
Der Höhlenbold krieget Hiebe jetzt, als oberflächlicher Schreck. Der Höhlenbold krieget Hiebe jetzt, als oberflächlicher Schreck.
Sein Sack liegt da am Boden, liegt da voll mit Süßem. Morgen wird geplündert, alles was uns zusteht.
Der Höhlenbold hat auch einen Schreck, ein Zwerg aus großer Tiefe. Der Höhlenbold hat auch einen Schreck, ein Zwerg aus großer Tiefe.
(aus: Nikolaus Kassinger, Veränderung des Brauchtums durch erscheinen neuer Spezies auf der Träne der Götter - Vergleich struktureller und ereignisgeschichtlicher neolakrimatischer Einflüsse auf altlakrimatische Traditionen, Mittelstett o.J.)
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(WB-Speedbasteln #73 'Gebildgebäcke und ähnliche Speisen')
Zwergenstuten
Zum Zuckerbäckerfest in Mittelstett wird an die Kinder Zwergenstuten verteilt. Diese Süßbrote stellen angebliche Schrecken der Oberfläche dar und sollen ursprünglich von Zwergen erhandelt worden sein und wegen der Darstellungen, die die Erwachsenen nicht ansprachen, den Kindern überlassen worden sein. Daraus entwickelte sich eine Tradition.
[Nicht lang oder kreativ heute, aber dafür war ich beim Basteln krank.]
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(WB-Speedbasteln #75 'Völker in Extremgebieten')
Die Marakremmen und ihr Gebiet (Schülerreferat)
Völker leben an Land und auf dem Wasser. Doch die Marakremmen im Gebiet der südlichen Inseln leben im "Gebiet, das wie Land und Wasser ist". Hier ist das Meer in gewisser Weise nur flach. Die Landschaft stellt eine Mischung aus Mooren, Sümpfen, Mangroven, Seen, Lagunen und ähnlichem dar. Die Marakremmen leben hier, da das Gebiet von niemandem beansprucht wird und sie dadurch in Ruhe leben können.
Es gibt Stellen mit Süßwasser und auch Stellen an denen es zeitweise Süßwasser gibt, aber um diese zu finden, die Gaben der Natur zu nutzen und Gefahren zu vermeiden, muss man sich hier gut auskennen.
Die Marakremmen nehmen auch in Kauf in Stelzenhäusern oder auf einer Art Schiffen leben zu müssen und bewirtschaften schwimmende Gärten. Für geringe Ansprüche gibt es Schimmwesten, Schwimmrucksäcke und Schwimmbänke. Ersonnen als Luxusobjekte werden sie mitunter als Objekte der Unterdrückung sozial Schwächerer genutzt. Aufgrund der intakten Gesellschaft der Marakremmen ist dies aber eine nur vorübergehende Erscheinung, die nur für einen klärenden Streit sorgt, nachdem vielleicht das Jahr benannt wird.
Wichtigere Probleme ergeben sich durch Fluten und ähnliche Probleme, da das Gebiet nicht an der Küste trockenen Landes liegt, sondern mitten im Meer und von anderen Völkern nur als Hindernis von Seefahrt und Handel gesehen wird. Da sich die wenigsten Bewohner zu Segeln oder anderen Antriebsmöglichkeiten ihrer Heime durchringen können, basieren die meisten Lösungen auf Seilen. Dabei ist jedoch die Vorstellung eines Taus, dass an einem Baum oder ähnlichen Festen Punkt in dem Gebiet einerseits und an der Behausung andererseits befestigt ist, eindeutig zu primitiv. Solches würde in vielen Fällen nur zu noch schwereren und sicherer eintretenden Unfällen führen. Es ist hier eher an ein kompliziertes System von Rollen und verschiedenen Seilen zu denken.
Als Besonderheit ist zu vermerken, dass die Bewohner eine Art kleiner Haie abgerichtet haben, Schwärme von Friedfischen zu hüten. Ihre Bezeichnung lautet so ähnlich wie 'Shargis'. Auch von pflanzlichen Ungeheuern namens 'Älgen' war schon zu hören. Doch näheres ist noch nicht bekannt.
Das Gebiet gilt als zwergenfrei. Im Reich von Kirra laufen aber seit Jahren Wetten, ob sich dort nicht doch irgendwann Zwerge an die Oberfläche graben.
[Das mit dem Schülerreferat habe ich beim Speedbasteln nicht ganz durchgehalten. Damit habe ich alle Speedbasteleien von mir aus der Zeit vor dem Schisma auch hier gepostet.]
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Heute dann eine Hommage an unser liebstes Obst, die edle Lobsbeere:
(WB-Speedbasteln #105 'Polizeimethodik')
Das Tabu bezüglich der Leckeren Obsbeeren im Reich von Kirra und seine Umgehung (aus: Dr. ök. Pfefferkrämer, Wirtschaftsbeziehungen Mittelstedts)
Im Reich von Kirra sind seid ewigen Zeiten die Leckeren Obsbeeren tabu, obwohl die Historiker natürlich mehrere Daten für das Erlassen des Verbots diskutieren. Den Grund dafür kennt jedes Kind. Die wohl leckersten Früchte, die im Reich von Kirra wachsen, sind den Giftigen Obsbeeren, die, wie ihr Name schon sagt, tödlich giftig sind, so ähnlich, dass sie kaum von diesen zu unterscheiden sind. Zu unserem Glück werden die getrockneten Leckeren Obsbeeren aber durchaus exportiert. Da sowohl Händler als auch Lieferant nach dem Zufallsprinzip von der Ware kosten müssen, ist der Genuss der auf die Träne gelieferten Früchte unbedenklich. Einige Produkte, die aus diesen Beeren hergestellt werden, wie bestimmte Destillate oder Parfum, dürfen nach Kirra reimportiert werden, wenn die Früchte nicht mehr darin zu erkennen sind und die Produkte als Gifte gekennzeichnet sind. Dies hält die Bürger des Reichs von Kirra nicht vom Genuss solcher Produkte wie dem echten mittelstädtischen Leckeren Obsbeerenchnaps ab.
Die Verhandlungsleistung unseres berühmten Händlers Dendico Ranralo gilt heute als klassisches Beispiel, wie neue Waren trotz hinterwäldlerischer Tabus und staatlicher Verbote für uns zu erschließen sind. Mehrfach wurde er von kirranischem Zoll oder Polizei gestoppt, als er Leckere Obsbeeren ausführen wollte. Nun erfuhr er nach einiger Zeit, dass die Polizei besonders gerne dann Obsbeeren beschlagnahmte, wenn sicher war, dass es sich um die Leckern handelte. Mit der Begründung, dass sie nur so sicher sein könnten, dass es keine Giftigen seien, verzehrten sie diese dann. Diese Polizeimethode kam heraus, als ein Fässchen mit Giftigen Lobsbeeren für einen Alchimisten mit Leckeren Lobsbeeren verwechselt wurde und ein ganzes Polizeirevier in der Hauptstadt aufgrund der beschriebenen Polizeimethode neu besetzt werden musste.
Ranralo bot den Behörden nun an, dass er auf den Export seiner Beeren verzichten würde, falls nachgewiesen werden würde, dass es Leckere Obsbeeren seien. Dafür überließ er den Behörden 10% der Ware, ein angemessener Zoll für die in Kirra als wertlos geltenden Beeren. Da er frisch liefern musste, sagte er zu, etwaige Leckere Obsbeeren am Zielort zu vernichten. So gewannen alle: Wir erschlossen einen wertvollen Rohstoff und die kirranischen Zöllner und Polizisten konnten sich weiterhin an den Leckeren Obsbeeren laben, während die kirranische Regierung in dieser Sache ihr Gesicht wahren konnte.
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(WB-Speedbasteln #106 'Haustiere')
Haustiere mit angenehmen Stimmen
Auf einem Tisch in einem Körbchen liegen drei knuddelige, dunkelblonde Fellknäuel mit schwarzen und weißen Strähnen. Sie sind rund, die Größe variiert nur leicht und sie geben ein angenehmes gurren von sich. Wer genau hinschaut entdeckt fast von den Haaren verdeckt an jedem zwei kugelig-runde Augen.
Ein kleines Mädchen kommt und nimmt ein Fellknäuel hoch. Sie füttert es mit einer Möhre, so dass der sonst vom Fell verdeckte Mund unter den Augen sichtbar wird. Dann streichelt das Mädchen das Fellknäuel, spricht sanft mit ihm und setzt es wieder in das Körbchen. Ebenso verfährt sie mit den anderen Fellknäueln. Dann nimmt das Mädchen ein großes Buch und liest darin. Schließlich nimmt sie das Buch und hält es aufgeschlagen den Fellknäueln hin. Das schwere Buch gleitet ihr aus den Händen. Das Mädchen schreit auf. Statt auf die Fellknäuel zu fallen, gleitet es wie auf einem unsichtbaren Schirm zur Seite. Die Mine des Mädchens normalisiert sich, sie spricht wieder mit einer sanften Stimme und verlässt den Raum.
"So ein Mädchen ist doch praktisch. Und die angenehmen Geräusche, die sie machen. Wenn sie nur nicht so tollpatschig wären. Andauernd muss man die Kraft bemühen."
"Aber man muss sie nicht ständig beruhigen wie die Jungen. Wenn sie nur nicht so schnell groß würden."
"Und erst die riesige Unterkunft, die sie für sich und ihr Rudel brauchen. Ich würde ja eigentlich lieber einen der neuartigen 'Roboter' haben, aber wir sind es unserem Rang und der Tradition schuldig."
[So, und damit sind alle meine Speedbasteleien vom WB-Forum auch hier zu lesen. Und ja, da wurde seit dem Schisma noch keine 30mal gespeedbastelt.]
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Heute dann ein Slowbasteln:
[WB-Slowbasteln 2018/4]
Das Zuckerbäckerfest
In Mittelstett richtet die Gilde der Patissiers in regelmäßigen Abständen - aufgrund von weltimmanenten Besonderheiten kann nicht gesagt werden einmal jährlich, doch wird ein ähnlicher Abstand angestrebt - das Fest zu Ehren Aldrik Eldons aus, das meist -nicht ganz korrekt- Zuckerbäckerfest genannt wird.
Wie beim Speedbasteln entdeckt wurde, haben die Patissiers in Mittelstett eine zusätzliche Funktion. Seit Aldrik Eldon fertigen sie Entwürfe an, nach deren Design andere Handwerker arbeiten. Zudem bezeichnet der Volksmund die Patissiers notorisch als Zuckerbäcker, weshalb man ihren lange Zeit typischen Stil als Zuckerbäckerstil bezeichnet. Leider musste ich die Mitbastler enttäuschen, als sich bei ihnen Appetit regte, da die Entwürfe ja für andere Handwerkserzeugnisse wie Häuser, Schmiedekunst oder Möbel gedacht sind. Doch da ich selbst mitunter gerne Süßkram esse, konnte ich das so nicht stehen lassen und dies Fest nahm Gestalt an. Und da Feste beim Slowbasteln Thema sind, stelle ich es in diesem Rahmen vor.
Auch in Mittelstett zeigt man gern seine Erzeugnisse. Und die Patissiers-Gilde hat hierzu eine besondere Schau entwickelt. Jeder Teilnehmer fertigt einen Entwurf für ein Handwerksstück. Dieses wird dann von einem entsprechenden Handwerker gefertigt. Doch im Gegensatz zum Alltag muss auch der Pâtissier ein süßes und essbares Handwerksstück nach dem Entwurf abliefern. Der Entwurf und die beiden Umsetzungen werden dann getrennt bewertet. Zudem gibt es auch einen Preis für das beste Gesamtpaket.
Die prämierten Entwürfe werden in der Gildenhalle ausgestellt und später in die Sammlung bedeutsamer Entwürfe, die im Archiv der Gilde bewahrt werden, aufgenommen. Hieraus wird eine Auswahl, die regelmäßig ausgetauscht wird, im Stadtmuseum gezeigt.
Die prämierten Süßspeisen werde den Amtsträgern der Stadt und den anwesenden Würdenträgern von außerhalb serviert, während die anderen Speisen beim Festmahl den restlichen Bewohnern als süßer Abschluss dienen. Um zu verschwenderische und zu gering portionierte Kreationen zu vermeiden, die das Fest vor einigen Jahrzehnten zu einem Ärgernis werden ließen, zu vermeiden, wird nunmehr Wert und Portionenzahl der einzelnen Beiträge festgelegt. In dem Bestreben sich zu übertreffen hatten sich auch angesehene und erfolgreiche Pâtissiers fast ruiniert. Und da die süßen Köstlichkeiten nicht für alle Besucher ausreichten, kam es zu unschönen Szenen, die sich immer weiter steigerten, um in einer Massenschlägerei zu enden, die als Torten- und Pralinenschlacht in die Annalen der Stadt einging.
Die prämierten Erzeugnisse der restlichen Handwerke werden von den jeweiligen Gilden angekauft, um zukünftig den Lehrlingen als Beispiel zu dienen.
Zusätzlich erhalten alle ausgezeichneten Handwerker eine Geldprämie und eine kleine versilberte Aldrik-Eldon-Statuette, vom Volksmund "der Silberne Zuckerbäcker" genannt.
So sollen alle Aspekte des Pâtissier-Handwerks gewürdigt werden. Doch hat sich das Fest natürlich mittlerweile zu einer Wirtschaftsschau aller Handwerkszweige Mittelstetts entwickelt, zu dem Besucher von der ganzen Träne der Götter strömen und oft auch Bewohner der Welten, in der sie sich gerade befindet anwesend sind. Hierbei gibt es durchaus gewisse Ähnlichkeiten zu Messen, Wirtschafts- und Landwirtschaftsschauen unserer eigenen Welt.
Und so werden am Rande des Festes auch andere Produkte ausgestellt und prämiert. Ja sogar aus anderen Teilen der Träne der Götter werden Produkte gezeigt. Jede Organisation, die sich beteiligt, muss sich an der Subventionierung des Festmahles beteiligen, dass möglichst für jeden Bewohner Mittelstetts erschwinglich sein soll. Aufgrund der zusätzlichen Einnahmen durch das Fest beteiligt sich hierbei seit einigen Jahren sogar das Stadtsäckel.
Aufgrund der Verderblichkeit der Ausstellungstücke dauerte das Fest ursprünglich nur einen Tag. Es hat sich aber schnell ergeben, dass Wirte und die Bevölkerung den entsprechend hergerichteten Marktplatz am Folgetag noch für eine ausgelassene und weniger formelle Feier nutzten. Um nicht von den Erzeugnissen abzulenken und ihre Prämierung hervorzuheben, wurde die Festabfolge von der Gilde schließlich umgestellt, so dass die ausstellenden Patissiers am ersten Tag des Festes noch beschäftigt sind. Doch die Bevölkerung ließ sich das unbeschwerte Feiern nach dem Tag der Prämierung nicht nehmen und so erweiterte sich das Fest um einen weiteren Tag. Hierzu trugen unbestätigten Gerüchten zufolge Agenten der Brauereien, Keltereien und Brennereien der Stadt bei, die um ihren Umsatz bangten, da die ersten Tage unter der strengeren Aufsicht der Marktpolizei stattfanden, während am Tag nach der Prämierung wieder das normale Schankrecht gilt und die Marktaufseher und -Richter niemanden zur Rechenschaft ziehen können.
Aufgrund der Mühen einer Reise halten sich die Händler, Besucher und Handwerker natürlich länger als 2 Tage in der Stadt auf, so dass in der gesamten Woche vor dem Tag der Prämierung ein Jahrmarkt stattfindet und in den Tagen nach der Prämierung noch Geschäfte abgeschlossen werden.
Ein wichtiger Zweck des Festes besteht auch darin, den Handel mit der Welt zu ermöglich, in der sich die Träne der Götter gerade befindet und dabei das Risiko gering zu halten, in der Welt zurückzubleiben, wenn der Kontinent wieder einmal versetzt wird, bzw. das Risiko mit der Träne von der heimischen Welt entführt zu werden. Auch die sogenannten Kritiken der Ausländer, einem von den Gästen der Gastwelt verliehenen Preis, haben mit der besonderen Situation der Träne der Götter zu tun: Um zu verkaufen wird das Wissen um das jeweilige ästhetische Empfinden, um die Bedürfnisse und benötigten Gerätschaften als essentiell angesehen. Mit den später sorgfältig analysierten Begründungen der Preisvergabe soll der Wirtschaft Mittelstetts ermöglicht werden, sich den verändernden Umständen schnell anzupassen.
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[WBO 2018]
Das Märchen vom wegstrahlenden Händler
(in Erinnerung an einen Bundeswehrausbilder, der uns immer wegbeamen wollte)
"Opa, draußen liegt noch Schnee und der alte Müllerhans hat eine ganze Ladung abbekommen, die vom Dach gerutscht ist. Aldrik hat Seitenstechen, weil er so Lachen musste!"
"Ach was, ich habe nur meinen Bauch festgehalten, aber Gerbold musste schreien vor Lachen."
"Ihr sollt euch doch nicht über andere lustig machen. Habt ihr die Erdbeeren bekommen?"
"Ja, wir haben sie schon zur Köchin gebracht. Aber der Falk hat heute mehr verlangt als sonst. Darum gibt es kein Wechselgeld. Erzählst du uns eine Geschichte? Es ist doch noch Zeit bis zum Essen."
"Was wollt ihr denn hören?"
"Das von dem Händler, der durch die Gegend strahlt."
"Ist das nicht ein Bisschen zu gruselig? Ich soll euch doch nur noch harmlose Geschichten erzählen."
"Nein, dass ist doch nur ein altes Märchen."
"Und wir kennen es schon, nicht wahr Aldrik?"
"Ja, genau und wir erzählen es auch nicht Mama."
"Gut, dann hört gut zu:
Einst gab es in Mittelstett einen kleinen Händler, fast nur ein Krämer, der die begehrtesten Süßwaren der ganzen nördlichen Träne führte. Doch hielt er die Zungen von Kindern für ungeeignet und zu wenig ausgebildet, als dass sie seine Köstlichkeiten schätzen könnten. Daher machte er es ihnen schwierig, wenn sie bei ihm einkaufen wollten und verlangte von ihnen mehr als die anderen Händler der Stadt. Nicht selten beschimpfte er sie wüst oder jagte sie aus seinem Laden. Sein Standardspruch war 'Sonst strahle ich euch hier weg.' oder 'Sonst zerstrahle ich euch.' Aber, da einige Süßigkeiten nur bei ihm erhältlich waren, kamen dennoch immer wieder Kinder in seinen Laden. Sie fürchteten sich und mussten sich jedesmal überwinden den Laden zu betreten, da sie sich das Zerstrahlen und Wegstrahlen gegenseitig in den buntesten Farben ausmalten. Die Kinder von Mittelstett entwickelten ganze Geschichten, indem sie sich diese Vorgänge immer weiter ausmalten und ihre Behauptungen immer genauer beschrieben.
So sollte ein Kind beim Zerstrahlen nach und nach alle Glieder verlieren oder es sollte damit beginnen, dass einem die Fingernägel auf unangenehmste Weise abhanden kamen. Jedenfalls waren sie sich sicher, dass es mit großen Schmerzen verbunden war, auch wenn man nur weggestrahlt wurde. Denn sie stellten sich vor, dass dies funktionierte, indem man in die Länge gezogen wurde, bis man einen entfernten Ort erreicht hat, wohin dann der Rest wie bei einem gespannten Gummi schnappte. Einige malten sich auch aus, dass man von Unfällen zerstückelt wurde, wenn es einen traf.
Eines Tages betrat ein Junge aus gutem Hause den Laden. Es war das erste Mal, dass er sich Süßigkeiten selbst kaufte, da die Familie sonst ihre Dienstboten einkaufen ließ. Ich weiß, das klingt ungewöhnlich für Mittelstett. Heute sollt ihr ja mit kleinen Besorgungen den ersten Kontakt mit dem Handel bekommen. Aber damals galten die alltäglichen Geschäfte vielen Angehörigen der Oberschicht nicht als fein genug. Ich habe diese Zeiten noch erlebt. Und wenn der Falk euch diesmal mehr abgenommen hat, müsst ihr euch überlegen, wie ihr ihn nächstes Mal wieder zu einem niedrigeren Preis überredet."
"Opa, das ist langweilig, erzähl weiter von dem Wegstrahlen."
"Ihr solltet euch wirklich mehr für die Geschäfte interessieren, aber gut, das Wegstrahlen. Wo war ich? Ach ja, der Junge, der den Laden betrat, hatte noch nie vom Zerstrahlen oder Wegstrahlen gehört. Doch es kam, wie es kommen musste, der Händler jagte ihn schließlich aus seinem Laden: 'Wenn du nicht schnell genug bist, dann werde ich dich wegstrahlen!' Als er auf der Straße andere Kinder traf, fragte er sie danach, was das sei und sie erklärtem ihm, was unter den Kindern Mittelstetts über das Wegstrahlen gerade im Umlauf war. Der Junge sah dies als ernstes Problem an und wollte noch einmal versuchen, mit dem Händler zu reden. Doch als er den Laden wieder betrat, schrie der ihn an: 'Du willst wohl unbedingt zerstrahlt werden.' Die anderen Kinder waren ihm gefolgt, um sein Schicksal zu beobachten. So konnte er sich bei ihnen beschweren: 'Vom Zerstrahlen habt ihr mir gar nichts erzählt.' Daraufhin erzählten sie ihm, was das Zerstrahlen in ihren Augen bedeute und er fragte sie, ob denn der Händler ein Magier oder ein Hexer sei. Nein, antworteten diese, sie hätten einen Magier gefragt und der hätte sie bloß verlacht, weil er nicht nur ein ganz normaler Händler sei, sondern auch das Wegstrahlen gar nicht möglich sei. Also betrat der Junge den Laden ein drittes Mal und sagte dem Händler, dass er ihn weder weg- noch zerstrahlen könne, da doch jeder wisse, dass das gar nicht möglich sei. Doch der Händler sagte, die anderen Kinder wüssten es besser und natürlich würde ihm der Gott des Handels dabei helfen, einen solchen Plagegeist loszuwerden. Er würde sicher bald merken, wie es anfängt. Erschrocken floh der Junge auf die Straße und beriet sich mit den anderen Kindern. Denn Götter konnten natürlich alles. Und Merkas, dem Gott des Handels waren Kinder egal. Er half den Händlern. Sie beschlossen, dass dem Gott ein Opfer gebracht werden musste. Für Merkas war Geld ein angemessenes Opfer. Also legten sie zusammen, um ihn zu besänftigen.
Im großen Tempel von Mittelstett stand ein Opferstock vor einer Statue des Merkas von Aldrik Eldron, die den Gott im beginnenden Zuckerbäckerstil auf einem Thron aus Lebkuchen umgeben von süßen Erzeugnissen zeigte, was jedem Kind das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Zwar konnte dem Gott jeder etwas Opfern, doch sollte man dabei eine Bitte aussprechen und sich dabei auf das Erbetene konzentrieren. Die Kinder fürchteten nun, sich abgelenkt von der süßen Darstellung nicht stark genug zu konzentrieren. Also berieten sie sich und einer sagte, der Junge solle sich die Augen verbinden. Doch wie sollte er dann den Opferstock finden? Ein Mädchen schlug vor, der Statue den Rücken zuzuwenden, doch konnte er so den Opferstock wohl nicht erreichen. Schließlich meinte einer, er solle den Blick senken und die Statue nicht direkt ansehen und dieser Vorschlag wurde für gut befunden. Also trat der Junge gesenkten Blicks vor die Statue und sprach seine Bitte, während er die Münzen in den Opferstock warf.
Da sie zusammengelegt hatten, bat er für alle Kinder von Mittelstett 'Oh listenreicher und wortgewandter Gott Merkas, bitte lass das Wegstrahlen und Zerstrahlen von uns Kindern sein und lass doch den bösen, kinderfeindlichen Händler, der uns aus dem Laden wirft, statt mit uns zu handeln, zur Erkenntnis kommen, wie schrecklich das ist.'
Der Gott wird schon zuvor unzufrieden mit dem Händler gewesen sein, der den Handel mit Kindern ablehnte und behauptete mit ihm im Bunde zu stehen. Zudem war natürlich der beste Weg, zu erkennen, wie schlimm Weg- und Zerstrahlen sei, selbst weggestrahlt zu werden. Also strafte er den Händler damit, dass er, wenn er intensiv an einen Ort dachte, zu diesem hingestrahlt wurde, was recht unangenehm war. Zwar wurde er nicht in die Länge gestreckt, sondern nur in seine kleinsten Teile zerlegt und wieder zusammengesetzt, doch gab auch das ein unangenehmes und sehr schmerzhaftes Gefühl.
Der so bestrafte Händler lernte recht schnell, sich nicht zu sehr auf einen Ort zu kontrollieren. Doch hatte Merkas das berücksichtigt: Wenn er sich zu lange nicht wegstrahlte, begann er zerstrahlt zu werden. Und so blieb dem Händler nichts anderes übrig, als sich regelmäßig zu anderen Orten zu strahlen. Doch als Händler machte er das Beste daraus und brachte von diesen Orten Handelswaren mit, als er feststellte, dass soviel transportiert werden konnte, wie er tragen konnte. Auch wagte er es nicht mehr, Kinder schlecht zu behandeln. Da dies im Sinne des Gottes des Handels war, reduzierte er die Schmerzen weitgehend, auch wenn das Wegstrahlen weiter unangenehm blieb. Und so gibt es in Mittelstett einen Händler, der kleine Mengen von Waren schnell von weither bringen kann und so das große Warenangebot in unserer Stadt auf eine Weise bereichert, die mit diesseitigen oder magischen Mitteln nicht möglich wäre."
"Ach, Opa, du musst nicht so tun, als ob das wirklich passiert ist. Wir wissen doch, dass das bloß ein Märchen ist."
"Kinder, so wahr ich, Gerbold Finkenfang, viermaliger Bürgermeister von Mittelstett und Gründer eines Handleshauses mit Niederlassungen in allen Teilen der Träne und auf den Südlichen Inseln bin, so wahr ist auch diese Geschichte. Ihr kennt den Händler sogar. Oder woher, denkt ihr, hat der Falke um diese Jahreszeit Erdbeeren im Angebot? Er hat sich in den Süden gestrahlt, wo sie schon reifen."
"Man kann wirklich zerstrahlt werden?"
"Vater! Du sollst doch den Kindern nicht immer Angst machen!"
"Ach was! Sie müssen doch lernen, wie der Handel Mittelstetts funktioniert, wenn wir keine Angst um die Zukunft haben wollen. Und ich war in ihrem Alter, als ich die ganze Geschichte selbst miterlebte."
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[Es ist erst Pfingsten, aber ich kann nicht anders. Wer will, warte bis zur Adventszeit, um zu lesen, was die Zwerge da erfahren.]
Die Ankunft der Zwerge an der Oberfläche zur Winterzeit
Schnee. Und Zwerge, die durch den Schnee stapfen. Und vereiste Wände, die auf zwei Seiten in die Höhe ragen. Bis zu einer Kante, die im Schneeschauer kaum zu sehen ist.
"Wer hat sich sowas nur ausgedacht? Erst noch sicher unter der Erde und dann so nah an der Oberfläche, dass die Decke fehlt."
"Ein Beleuchteter vielleicht."
"Und dann fallen noch diese kalten Flocken auf uns. Da kann man sich ja wer weiß was holen. Wahrscheinlich sind sie auch noch giftig."
"Nein, dass soll nur gefrorenes Wasser sein. Immer noch besser als Hagel."
"Beschrei ja nicht die Schrecken der Oberfläche, wir wissen nicht, wie lange das hier so weiter geht. Am liebsten würde ich umkehren."
"Das geht ja nun leider nicht. Wir müssen weiter!"
Und schweigend stapften die Zwerge weiter durch den Schnee. Und weiter begleiteten sie die vereisten Wände. Doch wurden die Wände allmählich immer niedriger.
"Schlimmer wird das. Immer schlimmer! Wenn das so weiter geht, verlieren wir den letzen Schutz und stehen da, wo kein Zwerg je hin sollte."
"Wir werden es schon überleben."
"Wenn der Schöpfer gewollt hätte, das wir an der Oberfläche leben, dann hätte er uns mit einem Panzer geschaffen!"
"Wir müssen aber weiter! Der Gang von der alten Mine zu unserer Binge ist verschüttet und wir haben keine Vorräte."
"Bis wir am Eingang sind, sind wir eh verdurstet. Da können wir auch in der Mine warten."
"Ich habe euch doch schon erklärt, dass ihr den Schnee schmelzen könnt. Das soll gefrorenes Wasser sein."
"Aber sieh es doch endlich ein. Das ist Wasser, dass aus den Wolken von hoch oben kommt. Aus der Höhe kommt nichts Gutes!"
"Immerhin weiß es, dass es unten besser ist!"
"Misch du dich nicht auch noch ein! Wir haben keine Wahl, wir müssen weiter."
Und schweigend stapften sie weiter. Und die vereisten Wände verschwanden allmählich im vereisten Boden. Das Schneegestöber erlaubte keine weiten Blicke. Wenn sie sich konzentrierten, dann konnten sie glauben, in einer großen Höhle zu sein, dann konnten sie fast die Oberfläche vergessen. Doch immer weiter ging es durch den Schnee. Immer weiter ging es ohne Decke, ausgesetzt den fallenden Eiskristallen.
"Wir haben nicht mal Gewitterhelme. Was, wenn jetzt Blitze kommen?"
"Es kommen keine Blitze, es ist doch gar kein Unwetter."
"Eiskristalle, die ganz von oben kommen, behauptest du, sind kein Unwetter! Es ist genau das: Unnatürliches Wetter. Wenn Wasser oben sein sollte, würde es nicht nach unten fließen."
"Schaut lieber nach vorn! Ist da nicht was?"
"Mehr Eis. Oder eines der Ungeheuer der Oberfläche. Vielleicht sogar ein Adler, der uns fressen will."
"Nein, dass sieht eher nach einem Felsen aus."
Und schweigend stapften sie weiter, bis sie ein Gebäude erkannten. Zuerst sahen sie Marmorsäulen, über denen sie ein Dreieck sahen. Die Spitze verschwand im Schneetreiben. Hinter den Säulen erkannten sie dann eine Wand.
"Ist das eine dieser künstlichen Höhlen?"
"Haus, sie nennen das Haus. Sie schichten Steine aufeinander und konstruieren darüber ein Dach aus Holz und Keramik."
"Holz und Keramik! Wie soll das halten?"
"Eine richtige Decke besteht aus dickem Stein. Mit Erde drauf, die abfedert, wenn Hagel oder Wolken darauf fallen."
"Wolken sollen nicht auf die Decke fallen. Ich habe gehört, sie gleiten nur darüber und nehmen einem die Sicht. Ein Zwerg soll ganz einfach hindurch gehen können."
"Sei nicht albern. Auch wenn sie weich und fluffig wie Kissen aussehen, beschleunigen sie doch beim Fall. Und wie sollten wir durch Kissen gehen können? Wir müssen weiter, damit wir Sicherheit finden. Vielleicht finden wir hier Schutz für eine Pause. Aber wir müssen weiter, wieder in die Tiefe, weg von der Oberfläche. Ich bin doch auch nicht beleuchtet."
Die Zwerge liefen auf das Gebäude zu und durch die Säulen unter eine Art Vordach. Hier fühlten sie sich ein wenig erleichtert und verschnauften kurz.
"Seht, da ist ein Tor! Was sage ich? Das ist ein richtiges Portal!"
Sie blickten auf ein Portal aus Bronze. Es war in einen schlichten, rechteckigen Rahmen aus hellblau marmoriertem Stein eingelassen, was es von den weißen Marmorwänden abhob. Das Portal selbst bestand aus zwei Flügeln. Die Flügel waren mit Metallbändern, auf denen Metallblüten saßen, verziert.
"Erstaunlich gut gearbeitet für Oberflächliche."
"Ja, aber lasst uns schauen, ob die Tür offen ist. Besser eine künstliche Höhle als gar keine Decke!"
Die Flügel des Portals drehten sich erstaunlich leicht in den Angeln.
"Lasst uns vorsichtig sein. Die Tür wird nicht nur regelmäßig benutzt, sondern auch regelmäßig gewartet."
Und so schlichen die Zwerge vorsichtig ins Innere und gingen in den Raum hinein. Dann blieben sie stehen und betrachteten den rechteckigen Innenraum. Blickten sie zum Portal zurück, sahen sie daneben zwei hölzerne, buntgefasste Statuen stehen. Blickten sie zu einer der Längswände, befanden sich vor deren Mitte aus Marmor geschlagene Szenen, zu deren Seiten die Wände durch Leuchter und Wandvorsätze in verschiedene Abteilungen gegliedert wurden. Darin standen Reliefs mit Landschaften und Figuren. Blickten sie zum Ende der Halle, stand in einer Nische eine große Statue, die trotz des Halbdunkels goldenes Funkeln erkennen ließ. Davor befand sich ein Altar. Seitlich der leicht erhöhten Plattform, auf der der Altar stand, waren eine Art Altäre auf Rädern zu sehen, hinter denen bunt gefasste Reliefs an der Wand hingen. Wo die Plattform zu beiden Seiten des Altars an die Wand stieß, befanden sich jeweils zwei parallele kurze Mauern, die sich zur Wand hin hinaufschwangen, um in zwei großen Schritt Höhe in einem kleinen Obelisken zu enden. Zwischen diesen Mauern befanden sich Durchgänge, die auf die Zwerge wie zwei heimelige Stolleneingänge wirkten, durch die die vertraute Dunkelheit der sicheren Tiefe zu erkennen war.
"Das muss einer ihrer Tempel sein."
"Für Oberflächliche sind die Statuen gute Arbeiten."
"Einen Teil davon haben sie aus Holz gehauen. Wie kommt man auf so eine Idee? Stein ist haltbarer und nicht so selten."
"Vergiss nicht, dass an der Oberfläche Bäume wachsen. Und die große Statue glänzt golden."
"Lasst uns schauen, ob die Statue nicht nur vergoldet ist. Ich glaube nicht, dass es an der Oberfläche viel Gold gibt."
"Dann lasst uns gleich sehen, ob die Tunnel in die Tiefe führen."
In dem Raum standen Bänke, die an den Seiten und in der Mitte einen Gang freiließen. Durch diesen näherten sich die Zwerge dem Altar. Als sie sich der Plattform näherten, fiel ihnen etwas auf.
"Die Räderkästen sind keine einfachen Altäre. Das sind Maschinen."
"Oberflächliche, die Maschinen nutzen? Selten, wie man so hört."
"Schauen wir uns das näher an!"
Die Zwerge näherten sich einem der Kästen. Sie sahen ein Gehäuse aus Metall. Nach vorne hing ein weißes Tuch herab. Die Oberseite war als Oberfläche mit Steinen, Pflanzen und sogar einigen Vögeln gestaltet, was die Zwerge seltsam berührte. Durch verschiedenfarbige eingelegte Metalle gab es eine dezente Farbfassung und im Hintergrund war eine Grotte zu sehen. Darin befanden sich ein paar Tierfiguren. Vorne stand eine Art Teller auf einer Stange.
"Ah, das muss ein Altar für kleine Opfer sein."
"Probieren wir es aus."
Der Zwerg griff in eine Tasche und legte ein Stück Metall in Form einer Schildkröte auf den Teller. Der Teller schien sich herabzubewegen und neigte sich dann nach hinten, bis die Schildkröte herunter rutschte. Ein metallisches Geräusch und ein Klicken, gefolgt von nicht genau identifizierbaren Geräuschen, ertönten aus dem Mechanismus.
Plötzlich taten sich Löcher in der Oberseite auf und eine Frau und ein Mann der Oberflächlichen erschienen. Sie bewegten sich auf die Grotte zu. Plötzlich erstarrten die Zwerge entsetzt. Denn die Frau trug einen Säugling, den sie in die Futterkrippe der Tiere in der Grotte legte, woraufhin die beiden Tiere, ein Ochse und ein Esel mit dem Kopf nickten. Während dessen erklang die Melodie eines Glockenspiels.
"Die verfüttern ihre Kinder!"
"So schlimm habe ich sie mir nicht vorgestellt."
"Das ist der beleuchtende Einfluss der Oberfläche."
Sie sahen, wie ein Schäfer, dessen Hervorkommen aus der Maschine sie nicht bemerkt hatten, sich der Grotte mit ein paar Schafen und einem Corgi näherte. Dabei stieg ein Stern mit einem Schweif auf einer kleinen Stange sitzend hinter der Grotte auf.
"Sie wollen wohl verhindern, dass der Stern auf sie stürzt."
"Ja, ich glaube wir sollten hier verschwinden. Wenn sie lieber Kinder opfern, als sich in die sichere Tiefe zurückzuziehen, dann will ich nicht wissen, was sie mit uns machen, wenn sie uns in ihrem Heiligtum finden."
Die Zwerge wollten sich eben dem Ausgang zuwenden, da hörten sie ein Geräusch von dem näheren Durchgang her. Als sie aufblickten, eilte durch diesen ein Oberflächlicher auf sie zu. Er war seltsam festlich gekleidet und trug ein goldenes Amulett um den Hals. Es musste einer ihrer Priester sein. Offensichtlich erstaunt blieb er stehen. Er schien sich zu konzentrieren. Einige der Zwerge griffen zu ihren Äxten, falls er Wächter rufen wollte. Einige griffen zu ihren Amuletten, falls er einen Zauber wirken wollte.
"Ich wusste doch, das ich etwas gehört habe. Aber Zwerge waren so lange nicht mehr hier, dass ich damit nicht gerechnet habe. Ich sehe, ihr bewundert die bewegten Bilder, die uns die Zwerge vom Ziegenberg vor langen Jahren geschenkt haben." sagte er stockend und mit einem schrecklichen Akzent in der gemeinen Sprache der Zwerge.
"Wir bewundern keine Kinderopfer." sagte der Anführer der Zwerge reserviert.
Der Priester schaute irritiert. Dann lächelte er. "Aber das ist doch kein Opfer. Das zeigt die Geschehnisse bei der Geburt des Herrn. Ich erkläre es euch später. Kommt ihr aus den Bergen oder habt ihr euch doch endlich mal aus der Mine im Wardental hervorgewagt?"
Zylinderwelten, Träne der Götter, Kugelkontinente Orbret, Forschungskomplex MZZ-1701-alpha
[WBO 2018]
Der Zuckerbäckerstil und das eigentliche Wahrzeichen Mittelstetts
Mittelstett im Norden der Träne der Götter ist bekanntlich eine Stadt, für die Handel und Wandel, Kunst und Handwerk die geförderten Grundlagen ihrer heutigen Existenz sind. Bettler, Diebe und Betrüger sowie alles, was den Anschein von Fleiß, Zuverlässigkeit und Florieren der Stadt in Zweifel ziehen könnte, wird nicht gern gesehen. Doch zum Leidwesen der Stadtväter zieht natürlich eine erfolgreiche Stadt lichtscheues Gesindel an wie ein Obstkuchen Fliegen oder Schokolade Mäuse.
Und dieser von der Produktivität der im Lichte stehenden Bevölkerung ernährte Teil der Bevölkerung lebt lieber in Zwielicht und Dunkelheit. Trotzdem wollen sie nicht ganz übersehen werden, vermeinen eine eigene Gaunerehre zu haben und wollen ihren Erfolg sichtbar machen.
Wer um das Geheimnis weiß, wird ihre Wahrzeichen überall erkennen. Denn in Mittelstett ist bekanntlich der Zuckerbäckerstil weit verbreitet, den einst der Zuckerbäcker und Baumeister Aldrik Eldon schuf, indem er die Verzierung seiner süßen Werke auf seine nicht essbaren aber haltbareren Werke übertrug. Da nun die genannte Unterwelt Mittelstetts oft mit den schon genannten Fliegen, die vom Kuchen anderer essen, verglichen oder gar mit Ratten gleichgesetzt wurden, kamen einige auch handwerklich begabte Diebe auf die Idee, kleine Spuren an den öffentlich sichtbaren Werken des Zuckerbäckerstils zu hinterlassen, der mittlerweile nicht mehr auf die Architektur beschränkt war.
Wessen Wohnung schon einmal von Mäusen befallen war, - und wo kommen diese kleinen Nager nicht vor? - weiß wie klein zunächst die Anzeichen sind. Erst, wenn sie größer werden, werden die Schäden und Spuren wirklich wahrgenommen. Und so fügten im Laufe der Zeit unbekannte Künstler aus dem Verborgenen den Kunstwerken, auf die die Kaufleute von Mittelstett so stolz sind, kleine, unmerkliche Spuren hinzu, die dem, der darum weiß, den Eindruck vermitteln, dass die Häuser dieses Stils von riesigen Nagetieren angenagt wurden. Auch einem aufmerksamen Künstler wird es bei Studien ins Auge springen. Doch haben die meisten genug Verstand und Geschäftssinn, dies nicht in ihre Abbildungen zu übernehmen.
Denn den ehrlichen, im Licht lebenden Mittelstettern ist diese Verunzierung des Stils, der als typisch für ihre Stadt gilt, ein Dorn im Auge. Doch können sie diese nicht entfernen, ohne auf den lichtscheuen Teil der Bevölkerung aufmerksam zu machen. Und so wird kein ehrlicher Mittelstetter darüber sprechen, während die, die sich im Schatten verstecken, ihrer Tätigkeit gemäß auch keine zu große Aufmerksamkeit wollen und sich, wie schon gesagt, mit den kleinen Hinweisen begnügen.
Mit der Zeit entwickelten sich dabei auch bedeutungstragende Zeichen, die Bettler vor geizigen Hausbesitzern mit harten Stöcken warnen, auf Fallen und Alarmvorrichtungen hinweisen und mitunter auch besagen, dass hier keine große Beute zu machen ist. Diese Diebesmarken verstärkten die Notwendigkeit, die Zeichen unauffällig zu halten, egal ob sie eine weitere Bedeutung haben oder nur das Bild der Stadt vervollständigen sollen.
Zum Leidwesen der Kaufleute fand die Unterwelt einen Weg, die Zeichen auch für andere Kunststile abzuwandeln, so dass sie auch an diesen Gebäuden unauffällig, aber doch für alle, die sie einmal erkannt haben, klar sichtbar sind. So kommt es nun, dass der Zuckerbäckerstil, der als so typisch für Mittelstett und seine Kaufleute gilt, aber doch zu weit verbreitet ist, um recht eigentlich ein Wahrzeichen zu sein, dass die Stadt von anderen unterscheidet, doch wieder durch die vermeintlichen Spuren von riesigen Mäusen zum Wahrzeichen der ganzen Stadt, einschließlich ihrer Unterwelt wurde. Nur wer schon weiß und danach sucht oder wer aufmerksam beobachtet, wird darauf kommen. Wer um das Geheimnis weiß, kennt auch die Gründe, es nicht öffentlich zu machen und wer es selbst entdeckt, ist aufmerksam genug, um diese Gründe selbst zu erkennen.
Auch manchen Mittelstettern wird dies Wahrzeichen erst im Erwachsenenalter klar, da man oft nicht sieht, was einem immer vor Augen steht. Dennoch wäre das Wahrzeichen fast allgemein bekannt geworden. Als die ersten Tiefen Zwerge, die unter den sieben Bergen und unter den sieben Stollen leben, in die Stadt kamen, erkannten sie schließlich die Spuren riesiger Nagetiere. Und so boten sie, da jeder Zwerg Erfahrung mit der Bekämpfung großen Ungeziefers in den Minen hat, an, bei der Bekämpfung der gefährlichen Riesenratten zu helfen. Und sie taten dies feierlich und öffentlich, anlässlich eines Gerichts, dass der Rat der Stadt abhielt, um einen Kompromiss in einem Streit zwischen Schmieden und Zuckerbäckern zu vermitteln. Als sie nach der Frage, ob noch jemand etwas vor den Rat zu bringen habe, vortraten und ihr Angebot vorbrachten, waren jedoch die Oberhäupter der Gilden und Zünfte so geistesgegenwärtig, in Jubel um den erreichten Kompromiss auszubrechen, so dass das Anliegen der Zwerge keine Aufmerksamkeit fand. Späterhin erklärte man den Tiefen Zwergen, die über sehr wenig Menschenkenntnis verfügen, die heikle Problematik und so konnte weiterhin darüber geschwiegen werden.
(Anmerkung für die, die das Speedbasteln verfolgen: Dieser Text beschreibt den Zustand, bevor viele Gebäude des Zuckerbäckerstils in Mittelstett dem Zahn der Zeit oder der Zerstörung anheim vielen.)
Zylinderwelten, Träne der Götter, Kugelkontinente Orbret, Forschungskomplex MZZ-1701-alpha
[Da ist heute tatsächlich mal eine alte Tagesbastelei (28.02.2020) präsentabel geworden, indem sie eine Erklärung gefunden hat:]
Gendersternchen
Tagesthema: Lebewesen in Übergröße
Ich habe gerade übergroße Seesternchen entdeckt. Nur drei sind bekannt. Sie sind so groß, dass sie die Schiffahrt zwischen der Träne und den südlichen Inseln behindern.Sie sind weitgehend unbeweglich. Eins ist männlich, eins weiblich und eins Zwitter. Daher heißen sie "Gendersternchen".
In flachem Wasser können Schiffe an ihnen hängenbleiben. Aber sie sind knallig rot mit schwarzen Tupfen. Daher sind sie gut zu entdecken, aber irgendwie dämonisch anzuschauen. Blöd nur, wenn sie ein ankerndes Schiff einkeilen oder eines für eine Muschel halten und es aufbrechen wollen.
Es konnte nicht festgestellt werden, warum es nur drei sind. Es wird vermutet, dass Fressfeinde am Werk sind oder es immer nur drei Nachkommen gibt, während die Elterngeneration stirbt. In Wahrheit sind die Sterne das Hobby eines Laborassistenten des Wissenschaftlers, der auch für entsprechende Mengen an Nahrung sorgt und die Bewegung der Tiere weitgehend einschränkt.
Edit:
Ganz ähnlich aussehende Seesterne, die jedoch nur die Größe einer menschlichen Hand erreichen und von den Südlichen Inseln bis etwa zur Höhe von Dorfwell verbreitet sind, werden auf der Träne Gendersterne genannt. Dies lässt vermuten, dass ihr Vorkommen an den Küsten der Träne jünger als die Präsenz der Gendersternchen ist. Im Bereich der zahlreichen Sprachen der Südlichen Inseln weichen die Benennung der beiden Arten voneinander ab und die Bezeichnungen der Gendersternchen sind oft als vergleichsweise junge Bildungen zu erkennen. Daher wird davon ausgegangen, dass die Gendersterne sich von den Südlichen Inseln aus verbreitet haben, als die Gendersternchen schon an ihrem Platz waren.
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[Heute wird es lang, von der WBO 2018]
Das Tal der Sphäre
Über die Träne der Götter zieht sich ein Gebirge, dass die einzelnen Lande der Träne voneinander abgrenzt und eine größere Fläche bedeckt als eines dieser Landesteile. Im Gegensatz zu seiner Größe steht seine Wahrnehmung durch die Bewohner dieser Lande. Sie nehmen es nur als Hindernis, bewohnt von Räubern und als Fundort von Rohstoffen, die aber zumeist von Zwergen beansprucht werden wahr. So wird es auch meist einfach als "das Gebirge" bezeichnet. Doch sind diese Vorstellungen nur Vorurteile und wie bei vielen Vorurteilen wissen die meisten Leute eigentlich genug, um ihre Vorstellungen zu korrigieren. So hat jeder von Besonderheiten, kleinen besiedelten Regionen des Gebirges, mit denen Handel getrieben wird und den besonderen Tieren und Pflanzen gehört, die mitunter selten Handelswaren sind. Doch heute beschreibe ich ein nicht allgemein bekanntes Tal, dessen Bewohner Wert darauf legen, dass seine Existenz verborgen bleibt.
Da die Träne der Götter in uregelmäßigen Abständen in verschiedene Welten versetzt wird und aus Bestandteilen verschiedener Welten gebildet wurde, gibt es keine Himmelsrichtungen in unserem Sinne. Nehmen wir aber die Strecke zwischen Mittelstett und dem Scheitelpunkt der großen Bucht im Süden als Längsachse und bezeichnen die Richtung auf Mittelstett zu als Norden und die entgegengesetzte Richtung als Süden, so können wir den Mittelteil dieses Gebirges als einen sich von Nord nach Süd erstreckenden Bogen bezeichnen, dessen Sehne ein Abschnitt der Längsachse der Träne bildet und der sich nach Osten wölbt.
Hoch in diesem Teil des Gebirges verborgen liegen so manche Täler oftmals für immer unter einer Last von Schnee und Eis. Doch wer wie ein Vogel fliegen könnte, würde darunter eines entdecken, in dem 5 kleine Dörfer an einem See liegen, an den Wiesen, Felder und Gärten grenzen. Diese sind von kahlem Fels umgeben, in der kalten Jahreszeit von Schnee, der aber das Ufer des Sees nicht erreicht. Der See ist von einer länglichen, gebogenen Form und erstreckt sich grob von Nord nach Süd. In ihm liegen zwei Inseln. Die eine befindet sich etwa in der Mitte des Sees. Die andere südlich davon etwa in der Mitte des durch die zentrale Insel abgetrennten Sees.
Auf der zentralen Insel, die von einer grob ovalen Form ist, steht in einem kleinen Hain verschiedener Bäume ein kleines Gebäude, das von der Form her als Rundtempel oder Pavillon bezeichnet werden kann. Die Bewohner des Tals sprechen von "dem Tempel" oder nennen ihn "Tempel der Insel", "Inseltempel" oder "Sphärentempel". Er ist aus weißem Mamor gebaut, welcher in einem angrenzenden Teil des Gebirges verfügbar ist. Über drei Stufen kann seine Runde Plattform aus großen aber unbeschädigten Marmortafeln auf jeder Seite betreten werden. Die leicht konischen Säulen, die paarweise den Tempel umgrenzen, gehen oben und unten mit einem Ring in das Kapitell, bzw. die Basis über. Zwischen Ring und eigentlicher Basis geht der Querschnitt von einem Kreis in ein Quadrat über. Der Übergang zur Basis ist mit Ranken verziert, die aber keine Ähnlichkeit zu einer bestimmten Pflanze erkennen lassen. Oben befinden sich einfach Würfelkapitelle. An einigen sind, offenbar planlos, je nach Laune des Künstlers Pflanzenteile gestaltet worden. Neben Efeu, Linden- und Eichenblättern sind wieder nicht näher identifizierbare Pflanzen abgebildet. Die Kapitelle eines Säulenpaares sind mit gwölbten Brücken verbunden. An diesen sind von oben herabreichende Hände, Klauen, Seile und Zangen abgebildet, die die Kapitelle zu halten scheinen.
Auf den Säulen ruhen drei Reihen von flachen Marmorblöcken, die jeweils etwas nach außen überkragen. Nach oben wird der Tempel von einer Kuppel bedeckt, auf der zentral auf einer kurzen Stange eine kleine Kugel sitzt, aus der eine kleine Metallspitze herausragt. An der Kuppel findet man Reste einer Vergoldung.
In dem Tempel scheint auf einem kreisrunden, etwa brusthohen Sockel eine etwa armlange Status oder ein ovaler Stein zu stehen. Genauer ist dies nicht zu sagen, da lediglich der glatte unverzierte untere Teil des Sockels zu sehen ist. Denn das Ensemble wird von einer hellen Sphäre umgeben sind. Diese schillert dabei in allen Farben des Regenbogens, die mitunter gleichzeitig zu sehen sind, mitunter aber auch einzeln erscheinen. Von der Sphäre geht eine große Hitze aus, die aber bei weitem nicht ausreichen würde, dass Tal so zu erwärmen, dass hier Pflanzen gedeihen können.
Die zweite Insel ist annähernd kreisrund. Wie an einigen Stellen, an denen der Boden vom Wasser weggespült wurde, zu sehen ist, besteht sie aus Steinen und Geröll, dass an einer flachen Stelle des Sees angehäuft wurde. Um die Insel zu erhalten werden ihre Ränder in jedem Frühjahr von den Bewohnern des Tals ausgebessert. In der Mitte der Insel finden sich die Trümmer eines runden Turms, dessen Fundamente erhalten sind. Etwa zur Hälfte ist auch noch etwas aufgehendes Mauerwerk vorhanden, dass maximal Hüfthöhe erreicht.
Bei der Turmruine findet sich in 3 Schritt Abstand eine Platte, auf der sich den Talbewohnern unbekannte Schriftzeichen befinden. Die Einheimischen sprechen von einem Grab und tatsächlich erinnert die Platte an eine Grabplatte.
An der dem Grab zugewandten Seite steht von außen gegen die Mauerreste des Turms gelehnt ein Findling von etwa einer Elle Durchmesser. Wer den Stein näher untersucht wird feststellen, dass dieser Stein nicht im Tal vorkommt. Auch im Fundament des Turms ist dieser Stein verarbeitet und es finden sich auch etliche solcher Steine in der Aufschüttung, aus der die Insel besteht. Die Einwohner sprechen von "Zauberstein" oder "Grenzstein". Aus noch zu erklärenden Gründen ist die letztere Bezeichnung aber nicht eindeutig.
Denn auf den Gebirgskämmen stehen Steine aus diesem Zauberstein, die die Zone umgrenzen, die von der ungewöhnlichen Wärme betroffen ist. Im Folgenden werden speziell diese Steine mit 'Grenzstein' bezeichnet, während für das Gestein der Ausdruck 'Zauberstein' genutzt wird. Die Grenzsteine sind weitgehend unbearbeitete Findlinge unterschiedlicher Größe. Der Durchmesser reicht von einer Elle und 2 Zoll bis zu Armeslänge. Die einzige Bearbeitung sind Schriftzeichen, die sich bei jedem dieser Grenzsteine wiederholen, jedoch nicht monoton: Bei jedem Stein sind an gleicher Stelle der Inschrift ein oder zwei Zeichen verändert. Teils sind die Schriftzeichen in den unbearbeiteten Stein geschlagen, teils wurde er vorher geglättet und bei 3 Exemplaren sind die Schriftzeichen von einem vertieften Rahmen umgeben.
Durch das Phänomen der ungewöhnlichen Wärme ist ein kleiner an den See angrenzender Streifen Landes für Acker- und Gartenbau nutzbar, wobei wärmeliebendere Pflanzen in größerer Nähe des Sees angebaut werden müssen, als kälteunempfindlichere Pflanzen. Auf den beiden Inseln im See wächst sogar Wein, während an Obst außer Beeren an seinen Ufern nur Äpfel, Birnen und Zwetschgen gedeihen. Als Besonderheit des Tals ist das Inselkraut zu nennen. Selbst die Blüten einer Pflanze zeigen unterschiedliche Farben und Tee aus diesem Kraut hat eine gute Wirkung gegen Schnupfen. Eine Art wenig saurer Rhabarber mit blauen Stengeln ist ebenfalls bemerkenswert. Weiter entfernt vom See finden sich Wiesen und Weiden und noch weiter zu den Rändern des Tals nimmt die Vegetation immer mehr ab. Die durch die Grenzsteine markierte Linie bildet schließlich die Grenze zur Umgebung, die ewig von Schnee und Eis bedeckt ist. Dementsprechend finden sich die Huden unterschiedlich kälteempfindlicher Tiere in unterschiedlicher Entfernung vom See.
Im See selbst wächst eine ungewöhnlich ertragreiche und leicht zu erntende Art Wildreis. Daher wird anderes Getreide im Tal nur der abwechslungsreicheren Ernährung halber und als Kraftfutter für die Tiere angebaut. Neben den sonst auf der Träne vorkommenden Fischen gibt hier einige ungewöhnliche Arten. So schimmern die Augen einer sonst normalen Welsart wie die Sphäre im Tempel der Insel und bei den Forellen bilden die bunten Schuppen nicht Streifen wie bei gewöhnlichen Regenbogenforellen, sondern sie bilden eine Reihe von Ovalen. Neben einiger eher unbedeutender Besonderheiten gibt es noch ungewöhnliche Friedfische. Sie werden Reisfische genannte und ähneln recht kleinen Karpfen. Sie haben ihren Namen daher, dass sie ihren Laich, der den Bewohnern als Delikatesse gilt, an den Stengeln des Wildreis ablegen. Dieser Laich wird von den Talbewohnern aber nur am Tempelfest gegessen, nachdem die Reiskarpfen einst fast ausgerottet waren. Auch die Reiskarpfen selbst gelten als wohlschmeckend.
Ein wichtiges Gut der Bewohner sind in allen Regenbogenfarben schimmernde Perlen, die in Muscheln des Sees gefunden werden, die sie auf Muschelbänken anbauen. Die Perlen sind auf der Träne sehr begehrt. Doch glauben die Bewohner der Träne, dass diese Perlen im Wilden Wald zu Füßen des Gebirges gefunden werden. Zu an den Wald angrenzenden Handelsposten bringen die Talbewohner, die sich selbst übrigens gerne einfach als "Taler" bezeichnen, damit das Geheimnis um ihr Tal gewahrt bleibt. Dies gelingt bisher so gut, dass es schon verschiedene Unternehmungen gab, an den Flüssen des Wilden Waldes nach den begehrten Perlen zu suchen.
Dazu verlassen sie das Tal über einen Pass im Südosten und gelangen nach einem halben Tagesmarsch über eine Hochfläche zu einem Tal, dass hinab in den Wald führt. Der Abfluss des Sees findet sich zwar auch im Südosten, erreicht aber bald einen Steilhang, über den er in die Tiefe stürzt, um einen anderen Weg in tieferes Land zu nehmen.
Das Dorf am südlichen Ende des Sees nennt sich denn auch Ausheim, weil dort Wasser und Wanderer aus dem Tal hinaus kommen können. Am nördlichen Ende des Sees liegt Endheim, während am westlichen Ufer die Weiler Wennsheim und Elsheim liegen. Im Osten liegen Alrhof, Turmheim und Gerbaldshofen. Alrhof besteht dabei aus nur zwei Höfen. In Turmheim findet sich ein alter Turm inmitten eines Walls, der heute nur noch genutzt wird, Vieh zusammenzutreiben. Einst wurde diese kleine Befestigungsanlage angelegt, falls das Tal doch entdeckt wird und die Auswirkungen der ungewöhnlich Wärme eine Invasion verursacht, um den Talbewohnern ihre Ressourcen streitig zu machen.
In jedem Dorf steht auf dem Dorfplatz die Dorflinde. Die kleinste dieser Linden hat einen Umfang von 10 Armlängen [Anm. für den Leser: etwa 10 m] und sie wurden so gezogen, dass sich im Wipfel eine Kanzel bildete, auf der mehrere Menschen platz finden. Diese werden genutzt, um zu bestimmten Anlässen reden zu halten und bieten auch einen Blick über den See, um so eine schnellere Kommunikation durch visuelle Zeichen zu ermöglichen. Solch riesigen Bäume wurden herangezogen, indem 12 Linden nebeneinander gepflanzt wurden, die nun einen Baum bilden. Durch magische Mittel wurde festgestellt, dass im Zentrum einer jeden Dorflinde jeweils ein Zauberstein liegt.
Gerbaldshofen soll der älteste Ort des Tales sein und dort treffen sich auch die Bewohner, wenn gemeinsame Entscheidungen gefragt sind. Etwas abgelegen, bei einer Gruppe gewöhnlicher Felsen außerhalb der fruchtbaren Zone treffen sich die Schamanen des Tals. Der Vorsitz bei diesem Rat wird turnusgemäß abwechselnd von jedem Schamanen wahrgenommen. Unter Schamanen versteht man hier Heilkundige, Magiekundige und Priester.
Für jedes Dorf gibt es einen Priester, der den Ritualen vorsteht und dessen Nachfolger gewählt wird, wenn der Priester stirbt oder amtsunfähig wird. Die Götter stellt man sich im Tal eher als gütige Naturkräfte vor, deren Rituale zu Festen und Versammlungen begangen werden, weil es eben als richtig empfunden wird. Ernster werden die Rituale in Zusammenhang mit dem Wärmephänomen genommen. Der richtige Zeitpunkt für diese Rituale werden wegen der Besonderheiten der Träne der Götter von Jahr zu Jahr neu festgelegt, familiäre Ereignisse wie Eheschließungen ausgenommen, die individuell festgelegt werden. Wichtigstes Ritual ist die Reinigung des Tempels, die von den Priestern vorgenommen wird. Dies ist der einzige Tag, an dem die Insel ob des noch anzusprechenden Verbots betreten wird. Auch die Instandhaltung der künstlichen Insel wird von Ritualen der Priester begleitet. Bei beiden stehen aber die damit Verbundenen Feierlichkeiten und Festgelage im Vordergrund.
Wer ein Talent für Heilkunde oder Magie verspürt, verlässt das Tal für einige Jahre, um diese Professionen außerhalb zu erlernen. Kehren sie zurück, werden sie nach kurzer Prüfung, bei den Magiekundigen nach einer einfachen Vorführung der Kunst in den Kreis der Schamanen aufgenommen. Daher lassen sich über sie kaum Besonderheiten berichten. Währnd es immer zumindest 2 oder 3 Heiler oder Heilerinnen im Tal gibt sind Magier und Magierinnen selten und mitunter gibt es lange keinen Magier im Tal.
Die Schamanen beraten zwar die Dorfvorsteher, von denen turnusgemäß abwechselnd einer als Talgraf den Talversammlungen vorsteht, doch sind sie selbst nicht für diese Funktionen wählbar.
Bewohner und Magier diskutieren das Wärmephänomen häufig. Doch kam es nie zu einer Einigung auf eine Erklärung. Schon ob es göttlichen, dämonischen, natürlichen ode menschlichen Ursprungs ist, konnte nicht geklärt werden. Die Magier des Tals sehen eindeutig magische Spuren. Doch wer will Göttern, Dämonen oder der Natur magische Kräfte absprechen, die auch die Menschen haben? Es wird auch diskutiert ob die Insel, ihr Tempel, die Sphäre darin, der ganze See, die Grenzsteine, die platzierten Steine aus Zauberstein oder gar die künstliche Insel die Ursache verbirgt, ohne dass ein Ergebniss festgestellt werden kann.
Auch wenn Ursache und Funktionsweise des Phänomens unklar sind, konnten die Magier einiges herausfinden. Das Phänomen fokussiert sich an der Sphäre im Inseltempel. Es gibt verschiedene Bezüge, die aber so komplex zueinander stehen und dabei mitunter so schwach oder unklar sind, dass mit den Mitteln der Magie nicht einmal gesagt werden kann, ob es sich um ein natürliches magisches Phänomen oder ein künstliches oder gar ein Phänomen aus dem Bereich des Göttlichen handelt. Die Auswirkungen reichen bis zu den Grenzsteinen und alle Steine aus Zauberstein, stehen zu dem Phänomen in Beziehung. Wie schon gesagt, kann aber nicht gesagt werden, welche Beziehungen zufällig sind. Theoretisch könnten alle Zaubersteine unwichtig für das Phänomen sein. Da vom Zauberstein magische Fäden ausgehen, sie wie einige Magier in der Vergangenheit behaupteten, evt. eine Art Kraftspeicher sind, können sie von den Magiern lokalisiert werden. Daher ist z.B. klar, dass die Aufschüttung der künstlichen Insel Zaubersteine beinhaltet. Da auf einige der Tiere und Pflanzen dauerhafte Auswirkungen festzustellen sind, wird auch hinterfragt, ob auch umgekehrte Wirkung von diesen Tieren und Pflanzen ausgeht. Auch die Menschen des Tals sind dauerhaft beeinflusst: Sie sind deutlich weniger vom Einfluss der Kälte behindert als nicht im Tal lebende Menschen, haben dafür aber eher Probleme, wenn die Temperaturen steigen, was in dem Tal aber selten eine Rolle spielt. Die verwitterte Grabplatte auf der künstlichen Insel birgt Spuren alter Magie. Doch sind diese nur noch schwach und die Schamanen kommen eher zu dem Schluß, dass es sich um ein anderes Phänomen handelt. Auch sie können die Schriftzeichen nicht lesen, da sie zu sehr verwittert sind. Die Inschriften der Grenzsteine sind von einem längst verstorbenen Magier angeblich gelesen worden. Er soll behauptet haben, dass lediglich die Abgrenzung des Tals von Schnee und Eis sowie die Positionen der Steine erwähnt werden. Im Ufer des Sees wurden Zaubersteine festgestellt und sie Magier konnten auch aufklären, dass in jeder Dorflinde ein Zauberstein steckt. Da ihre Magie offensichtlich mit den Linden in Verbindung steht, werden sie von allen Bewohnern als wichtig erachtet.
Aufgrund der unterschiedlichen Theorien wurden verschiedene Verbote beschlossen.
1- Um eine auf der Insel oder im Tempel oder der Sphäre liegenden Ursache nicht versehentlich zu beseitigen, wurde das betreten der Insel außer für die Reinigung des Tempels untersagt. 2- Falls die Reinheit des Sees eine Rolle spielt, wurde untersagt, Abfall in ihn zu kippen, obwohl sein Nordteil tief genug ist. 3- Ein Frevel an Grenzsteinen ist in den meissten Kuturen verboten. Bei den speziellen Grenzsteinen des Tals der Sphäre ist dies vor allem vor dem Hintergrund der Erhaltung des Wärmephänomens ein nie gebrochenes Tabu. 4- Einst wurde der Verzehr der Sphäreaugenwelse verboten. Da die Magier des Tals sich immer sicher waren, dass in den Veränderungen der Tier- und Pflanzenwelt nur eine Folge und keine Ursache des Phänomens zu finden ist, wird immer wieder die Aufhebung des Verbots diskutiert. 5- Auch der auf der Insel des Tempels wachsende Wein darf nicht geerntet werden. Interessanterweise gilt dies nicht für den Wein der künstlichen Insel, der den Essig für den Ort liefert. Allerdings wird von einigen immer wieder gefordert, auch diesen für sakrosankt zu erklären. 6- Das Aussprechen des Namens der Gottheit des Tempels zu vermeiden fällt den Bewohnern des Tals besonders einfach, da der Name schlicht nicht bekannt ist. Das Verbot wurde erlassen, weil befürchtet wurde, dass er in den nicht entzifferten Inschriften festgehalten ist. 7- Die Zerstörung der künstlichen Insel, die Beseitigung des Zaubersteins, der dort an der Turmruine lehnt, sowie die Beseitigung dieser Fundamente sind ebenfalls Verboten. 8- Der Grabfrevel auf der künstlichen Insel ist nicht nur wegen der üblichen Regelungen zu Grabschändungen verboten, sondern hat hier auch den Hintergrund, dass hier ein Gegensand verborgen liegen könnte, dessen Manipulation das Wärmephänomen im Tal beendet.
All diese Verbote sind nicht unumstritten, werden aber zur Sicherheit aufrechterhalten. Trotz dieser Tabus gibt es immer wieder Mutproben der Kinder, die darin bestehend, Weintrauben von der Insel des Tempels zu holen und zu verzehren. Obwohl das Gebot, diese zu ernten also offensichtlich nicht rational ist, wird es weiter aufrechterhalten.
Nur bei einem Gebot ist sich die gesamte Bevölkerung einig. Die Dorflinden dürfen nicht gefällt werden, damit die magische Verbindung zwischen Zauberstein und Linden nicht verloren geht. Denn niemand kann sich vorstellen, dass hier keine Verbindung zum Wärmephänomen besteht.
Auch der Mythis hilft den Bewohnern des Tals nicht weiter. Im Tal der Sphäre gibt es nur ein Märchen über das Phänomen. Einst wollte ein mächtiger Magier zeigen, wie groß seine Macht ist und ein eisiges Tal in ein Paradies verwandeln. Dazu verzauberte er je nach Überzeugung des erzählenden Bewohners See, Insel, Tempel, oder Steine. Oder es wird nur gesagt, dass er die Sphäre und die Magie des Tals schuf und so das Wärmephänomen schuf, dass damals noch andere Komponenten beinhaltete, so dass man gebratene Hühnchen von Strächern pflücken und Milch aus Bächen schöpfen konnte. Als er äußerte, dass er nun den Göttern gleich sei, warnte ihn sein braver Lehrling Gerbold mit den Worten: "Wir alle können nicht über Wasser gehen." Als er daraufhin einen schwimmenden Turm errichtete, um seinen Lehrling in die Schranken zu weisen, wurde seine Hybris den Göttern zu groß. Sie straften ihn, indem sie den Turm so umstürzten, dass der Magier dabei erschlagen wurde. Gerbold begrub den Magier in den Trümmern des Turms, die nun die zweite Insel bildeten und verlies das Tal. Auf dem Rückweg fand er eine Zigenhirtin, die sich bei der Suche nach einem verirrten Zicklein im Gebirge verirrt hatte und brachte sie ins Tal, damit sie nicht erfror. Für seine guten Taten stutzten die Götter das Wärmephänomen zurecht, damit Gerbold und die junge Hirtin, die zueinandergefunden hatten, sowie ihre Nachkommen im Tal leben konnten, solange ...
Ja, solange die Liste der Verbote eingehalten wird, die an dieser Stelle des Märchens den Kindern des Tals regelmäßig vorgetragen wird. Zum Schluss wird noch erklärt, dass an der Stelle, an der sich die beiden niederließen heute Gerboldshofen liegt. Für die älteren Kinder folgt dann ein legendenhafter Abriss der Geschichte des Tals der Sphäre.
In anderen Teilen der Träne gibt es jedoch eine Sage, nachdem ein Teil der Träne einst in einer Welt aus Eis und Schnee gefangen war. Und so erschufen die Magier um einen Stein eine Sphäre, die dem umliegenden Land dadurch Wärme zuführte, dass die magische Energie von Steinen und Pflanzen so gebündelt wurde, dass sich ihre Fäden umeinander drehten, so dass sie Wärme erzeugten.
Doch als dieser Teil der Träne wieder in eine andere Umgebung kam, wurde der Mechanismus gefährlich und drohte die Träne in eine Wüste umzuwandeln. So wurde die Sphäre zunächst auf eine Insel in einem abgelegenen Tal gebracht, wobei ein Dutzend Magier umkamen. Ein weiteres Dutzend opferte sich, um die Kraft der Sphäre zu beschränken, indem die Steine, die zur Fokussierung der Kraft genutzt worden waren, so angeordnet wurde, dass sie nunmehr nur einen Teil der Kraft umsetzten.
Zur Beobachtung wurde auf einer künstlichen Insel ein Turm errichtet und zur Versorgung der Beobachter ein Gutshof in der Nähe des Seeufers. Doch bahnt sich Magie oft ihren eigenen Weg und hat den Turm zerstört. Dabei wurde wohl auch der See verdampft und das ganze Tal zerstört, den bis heute findet sich auf der Träne keine Spur eines Tals der Sphäre.
Zylinderwelten, Träne der Götter, Kugelkontinente Orbret, Forschungskomplex MZZ-1701-alpha
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Wächter der Sphäre
Die Träne der Götter wird in uregelmäßigen Abständen in verschiedene Welten versetzt und wurde aus Bestandteilen verschiedener Welten gebildet. Sie hat eine gewisse Ähnlichkeit mit normalen Kontinenten. Bevor sie Teil der Träne wurden, waren einige Bestandteile der Träne schon in mehreren Welten.
Hierüber gibt es eine Sage, nachdem ein nicht näher bezeichneter Teil der Träne einst in einer Welt aus Eis und Schnee gefangen war. Daher erschufen die Magier um einen Stein eine Sphäre, die dem umliegenden Land dadurch Wärme zuführte, dass die magische Energie von Steinen und Pflanzen so gebündelt wurde, dass sich ihre Fäden umeinander drehten, so dass sie Wärme erzeugten.
Doch als dieser Teil der Träne hinzugefügt wurde, wurde der Mechanismus gefährlich und drohte die Träne durch unentwegte Erwärmung des Klimas in eine Wüste zu verwandeln. So wurde die Sphäre zunächst auf eine Insel eines Sees in einem abgelegenen Tal des zentralen Gebirges gebracht, wobei schon ein Dutzend Magier umkamen. Ein weiteres Dutzend opferte sich, um die Kraft der Sphäre zu beschränken, indem die Steine, die zur Fokussierung der Kraft genutzt worden waren, so angeordnet wurde, dass sie nunmehr nur einen Teil der Kraft umsetzten.
Zur Beobachtung wurde auf einer künstlichen Insel in demselben See ein Turm errichtet und zur Versorgung der Beobachter ein Gutshof in der Nähe des Seeufers angelegt. Doch bahnt sich Magie oft ihren eigenen Weg und hat den Turm zerstört. Dabei wurde wohl auch der See verdampft und das ganze Tal zerstört, denn bis heute findet sich auf der Träne keine Spur eines Tals der Sphäre.
Wie bei vielen Sagen beinhaltet auch diese einen wahren Kern. Die Sphäre existiert tatsächlich und wurde tatsächlich auf eine Insel in einem See in einem Tal des Hochgebirges gebracht. Und zur Kontrolle wurden tatsächlich ein Turm errichtet und ein Gutshof angelegt. Zum Wächter der Sphäre und Lenker der Geschicke des Tals wurde ein angesehener Magier ausgewählt, der nach seinem Tod durch einen jungen Magier ersetzt wurde. Allerdings wurde das Tal nicht durch einen magischen Vorfall zerstört. Zum Sicherheitskonzept gehörte auch Geheimhaltung, um niemanden auf die Idee zu bringen, die Sphäre nochmals nutzen zu wollen. Daher geriet das Tal irgendwann in Vergessenheit und die Entstehung der Sage wurde sogar durch informierte Kreise gefördert.
Und so gibt es ein kleines Tal hoch im Gebirge zwischen Eis und Schnee, indem Feldfrüchte, Gemüse und sogar Obst gedeihen. Daher gediehen und vermehrten sich auch die Menschen und um die Geheimhaltung zu wahren, gestattete der Wächter der Sphäre das Entstehen mehrerer Dörfer.
Allerdings verschwanden mit der Zeit auch die informierten Kreise außerhalb des Tals und der Wächter der Sphäre musste seinen Nachfolger selbst ausbilden. Gab es im Tal ein magiebegabtes Kind, lag es nahe, dieses zum Lehrling zu wählen.
Mit der Zeit schafften es die Magier die Zaubersteine, so zu verteilen, dass kaum Gefahr mehr von der Sphäre drohte. Schließlich kam ein Magier auf die Idee, die Steine zur Begrenzung des Einfluss der Sphäre zu verwenden, indem sie mit umgedrehter Drehrichtung als Grenzsteine an den Rändern des Tals aufgestellt wurden. Zur Sicherheit wurden sie mit einer Warnung versehen, dass sie eine Gefahr im Tal hüten. Nach einigen Generationen war auch diese Grenze so gut austariert, dass auch diese Arbeit ein Ende fand.
Kein Ende fand die Sorge um 5 Steine, die an den Ufern des Sees standen. Um diese mussten weiterhin Pflanzen gezogen werden, damit das so sorgfältig austarierte Gleichgewicht erhalten blieb. Daher entstanden dort die 5 Ansiedlungen des Tals.
Mit der Zeit wurden durch Zufälle nicht mehr alle Informationen an die Nachfolger der Wächter der Sphäre übergeben, auch hat nicht jeder dieser Lehrlinge alle magischen Aspekte des Phänomens richtig verstanden und in der Bevölkerung des Tals verdunkelten sich die Zusammenhänge erst recht. Da der Wächter nunmehr kaum offensichtlich Aufgaben hatte, kamen im Tal Zweifel auf, ob seine Herrschaft über des Tals gerechtfertigt sei.
Doch erhielt sich das System noch weitere Generationen bis zu den Tagen des Wächters Sarolf. Nachdem er sein Amt von seinem Lehrer übernommen hatte, begann er damit, nach einem Schüler zu suchen. Tatsächlich wurde im Tal ein magiebegabter Junge namens Gerbald gefunden. Allerdings waren seine Eltern überzeugte Gegner der Herrschaft des Wächters, die ob ihrer zurückhaltenden Persönlichkeit aber kaum als solche in Erscheinung getreten waren, und willigten nur zu Bedingungen darin ein, dass ihr einziges Kind Lehrling des Wächters werden sollte. So verlangten sie, ihren Sohn regelmäßig zu sehen und er sollte ein paar Wochen im Jahr bei ihnen leben. Der Wächter stimmte diesen Bedingungen zu, da er nicht barbarisch gegenüber den Eltern handeln wollte. Er ahnte nicht, dass er damit letztendlich das Ende der Reihe der Wächter der Sphäre bewirkte und eine Gefahr für die Zukunft der Träne der Götter verursachte.
Gerbald war zwar magisch begabt, doch weder ein guter Schüler noch weise. Auch geduldig war er nicht. Zudem erklärten seine Eltern ihm, so oft sie konnten, wie ungerecht die Herrschaft des Wächters sei. Dabei lernte er auch, sich zu verstellen und über seine Ansichten zu schweigen.
Schließlich verliebte er sich in ein Mädchen aus dem Tal, doch sein Meister stimmte der Verbindung nicht zu, da seine Ausbildung noch Jahre dauerte. Zudem würde er dann zum Gehilfen des Wächters, der eigentlich erst heiraten sollte, wenn er seine verstorbenen Meister nachfolgte. Ein paar Jahre traf sich das junge Paar heimlich, doch als die Beziehung Früchte trug, wollte Gerbald nicht länger warten und es kam zum Bruch mit seinem Meister, der wieder nicht grausam handeln wollte und es nicht fertig brachte, dass Paar zu trennen.
In der Folge stachelte Gerbald, der von seinem ehemaligen Lehrmeister enttäuscht war und ihm das Ende der Lehre vergelten wollte, die Bewohner des Tals auf. Dies wurde dadurch befördert, dass es in dieser Zeit zu einem besonders kalten Sommer kam, was trotz der Sphäre auch im Tal gespürt werden konnte und der Wächter der Sphäre sich weigerte, etwas am Gleichgewicht der magischen Ströme zu ändern.
Schließlich musste sich der Wächter von seinem Gutshof auf die Insel des Turms flüchten, weil er niemanden verletzen wollte. Gerbald rief ihm nach: "Auch dort kriegen wir dich." Sarolf antwortete: "Auch ihr könnt nicht über Wasser gehen." Beim Turm gab es eine Vorrichtung, die vor herannahenen Booten warnte. Die Bevölkerung hielt sie für magisch, doch ging es dabei um Seile, Ketten, eine getarnte Boje und Stangen unter Wasser. Und Gerbald kannte das Geheimnis. Bewusst lies er erste Versuche, den Turm zu erreichen scheitern. Dann beschädigte er in einer dunklen Nacht heimlich den Mechanismus. Am folgenden Tag behauptete er, ein magisches Ritual ersonnen zu haben, dass die magische Alarmvorrichtung unwirksam mache. Und in der nächsten Nacht gelangten die Bewohner tatsächlich unbemerkt bis an den Turm. Sie begannen damit, ihn zu zerstören und brachten ihn zum Einsturz. Dabei wurde Gerbald von einem herabfallenden Stein getroffen, während Sarold zunächst nicht zu finden war. Er hatte in der Nacht zuvor Gerbalds Tätigkeit durchaus erkannt und die Insel verlassen. Sterbend erkannte Gerbald, der durchaus um die Gefahren der Sphäre wusste, seinen Fehler, konnte die Talbewohner aber nicht mehr warnen. Aus seinem Flüstern konnten sie nicht mehr verstehen, als "...Magier Ausbildung ... hier ... Amulett ...". Die Talbewohner vermuteten, dass er mit dem Amulett, dass die Schüler des Wächters trugen, auf der Insel begraben werden wollte. So begruben sie ihn noch am selben Morgen neben der Turmruine.
Sarolf war inzwischen zu seinem Gutshof gegangen, um Vorräte und einige dort zurückgebliebene Schriften zu holen. Dort traf er auf die schwangere Frau des Gerbald. Er kündigte ihr an, dass das Tal nunmehr ohne Schutz sei. Sie bat ihn, die Bewohner nicht im Stich zu lassen, doch wies er darauf hin, dass die Bewohner froh sein sollten, ihm nicht zu begegnen, wenn er durch das Tal streife.
Verbittert war er in den Tagen, die er allein auf dem Turm verbrachte, zu der Erkenntnis gelangt, dass es keinen Sinn habe, zu versuchen, Leute zu regieren, die erlebt hatten, wie leicht sie sich durchsetzen konnten. Und entsprechend seiner Natur wollte er keine Gewaltherrschaft errichten. Also verließ er das Tal.
Die Bewohner sprachen den entkommenen Wächter mancherlei Dinge für schuldig und erklärten ihn für vogelfrei. Den Gutshof zerschlugen sie und gaben seine Bestandteile an die Knechte. Da die Frau Gerbalds Zwillinge zur Welt brachte, erhielt ein Kind einen Anteil des Gutshof, während das andere den Hof der Eltern Gerbalds erbte. Ihm zu Ehren nannten sie das durch die Zerschlagung des Gutes entstandene Dorf Gerbaldshofen.
Doch hatte der Magier seine Aufgabe nicht vergessen. Er kannte eine Höhle, die unter das Tal führte, weshalb dort angenehme Temperaturen herrschten. Brauchte er Vorräte, nahm er sich sie aus dem Tal, wozu er sich berechtigt fühlte, da die dortigen Siedlungen ja einzig zur Versorgung der Wächter der Sphäre gegründet worden waren. Dank seiner Magie wurde er nur gesehen, wenn er es wollte. So konnte er die Sphäre im Auge behalten und musste keine Gewaltherrschaft errichten. Einsam hatte er immer gelebt, ja Gesellschaft, die er als Herrscher des Tals zuvor kaum vermeiden konnte, schien ihm mittlerweile durch die großen Entäuschungen nur störend und Bequemlichkeit schuf er sich durch seine Magie.
Einmal versuchten die radikaleren Talbewohner, seiner habhaft zu werden und es kam zu einem blutigen Zusammenstoß. Doch da seine Macht bekannt war, war man im Tal allgemein der Überzeugung, dass die Angreifer selbst Schuld an ihrem Schicksal waren.
Wurde er danach von den Bewohnern des Tals bemerkt, verfluchten und bedrohten sie ihn, bevor sie die Flucht ergriffen. Doch mit der Zeit liefen sie weniger schnell davon und Sarolf tarnte sich weniger konsequent. Viele Bewohner hatten auch Mitleid mit dem ehemaligen Herrn des Tals und sowieso hatten nicht alle an seinem Sturz mitgewirkt. So entwickelte es sich, dass er weitgehend von diesem Teil der Bevölkeung versorgt wurde und seine Übergriffe auf die Erzeugnisse seiner Gegner seltener und damit auch weniger ärgerlich wurden. Und es stellte sich auch bei den Begegnungen mit seinen Gegnern eine gewisse Normalität ein. Selten wurden noch unverständliche Beschimpfungen gemurmelt, eher schon ignorierten sie Sarolf oder nickten kaum merklich einen stummen Gruß. Dennoch blieb er offiziell aus dem Tal verbannt, auch wenn niemand mehr über Wege nachsann, seiner habhaft zu werden.
Die größte Sorge des ausgestoßenen Wächters, war es, einen Nachfolger außerhalb des Tals zu finden. Doch außerhalb des Tals herrschte ewiger Winter, in den sich nur ab und an Jäger aus tieferen Regionen verirrten. Bis zum Tal war aber nie einer gelangt. Also stieg er hinab und traf auf einen kleinen Stamm, dessen magisch begabten Schamanen er sein Problem erklärte. Es wurde beschlossen, dass die drei Schamanen ihn mit ihren Schülern regelmäßig besuchen und die Aufgaben des Wächters so kennenlernen sollten. Da die Schamanen jenes Stammes mit Magie umgehen konnten, war eine komplette magische Ausbildung ja nicht nötig. Und da so das Wissen um die Sphäre auf mehreren Schultern ruhte, schien die Tradition gesicherter als vor dem Sturz des Wächters. Nach dem Tod Sarolfs sollten dann die Schamanen des Stammes, der ja wie die ganze Träne durch die Macht der Sphäre bedroht war, abwechselnd kontrollieren, ob das Gleichgewicht noch gewahrt sei. Aufgrund der erreichten Stabilität der Kräfte schien eine dauerhafte Präsenz vor Ort nicht mehr notwendig, weshalb ein regelmäßiger Turnus für die Kontrollen vereinbart wurde. Sarolf hingegen verbrachte seine Zeit hauptsächlich in seiner Höhle, da er, mittlerweile nicht nur an Einsamkeit gewöhnt war, sondern sie vorzog, und die Aufgabe, die so lange sein Lebensinhalt war nicht aufgeben wollte.
Viele Jahre gingen ins Land und die Pflege der Pflanzen um die 5 Steine bei den 5 Dörfern wurde nur aus Gewohnheit fortgeführt und schließlich entfernte man die Pflanzen, um ordentliche Dorfplätze zu erhalten. Kurz darauf begannen Temperaturschwankungen im Tal. Die Bewohner sprachen von der Rache des Wächters. Doch die dem Wächter wohlgesonneren Bewohner wollten nicht hieran glauben und versuchten vergeblich ihn zu kontaktieren.
Doch ließ sich der Wächter in dieser Zeit nicht sehen, denn er war alt geworden und hatte sich zu dem Stamm, mit dessen Schamanen er die Übereinkunft für seine Nachfolge getroffen hatte, gerettet, als er ernsthaft erkrankte.
Auch die Witwe des Gerbald glaubte nicht daran, dass Sarolf rachsüchtig geworden war. Schließlich hatte er das Tal verlassen, weil er Gewalt vermeiden wollte, hatte ihr Zusammensein mit Gerbald nicht effektiv verhindert, weil er nicht grausam sein wollte und hatte den Kontakt zwischen Gerbald und seinen Eltern nicht unterbunden, weil er nicht barbarisch sein wollte. Da er in der Nähe weilen musste begann sie, ihn zu suchen. Denn anders als viele Bewohner glaubte sie nicht, dass er sich in eine magische Sphäre mit einer Art Paradies zurückgezogen habe. Lange war diese Suche vergeblich und sie begann, die Suche systematisch anzugehen. Eines Tages stürzte sie durch eine dünne Schneedecke in den Eingang einer Höhle, aus der ein warmer Luftzug kam. Dabei brach sie sich ein Bein. Weitgehend hilflos schleppte sie sich weiter in die Höhle und stieß dort auf die Behausung Sarolfs und seine Vorräte.
Dort fand sie ein Schamane, der gekommen war, um in der Höhle nach dem Rechten zu sehen und zu kontrollieren, ob die Macht der Sphäre im Gleichgewicht gehalten wurde. Ihr Bein versorgte er. Und sie berichtete über die Temperaturschwankungen. Er brachte die Frau wieder ins Tal und begann dort mit Untersuchungen. Schnell war die Ursache gefunden, doch vielen Talbewohnern widerstrebte es Anweisungen zu folgen und den Worten eines Magiers zu vertrauen. Was sollten die alten Steine, die man demnächst sicher entfernen würde, da sie im Weg waren, für eine Kraft haben? Sie seine immer dagewesen und früher unbeachtet von Unkraut überwuchert gewesen.
Der Schamane erklärte, dass es darauf ankam, dass sich bei den 5 Steinen die Energie von Steinen und Pflanzen treffen könne. Er riet, dort Pflanzen zu setzen, die sehr alt würden, z.B. Linden, die über tausend Jahre wachsen können. Davon könne man mehrere Setzlinge um die Steine pflanzen, die später zusammenwachsen könnten. Dies mache es auch einfach die Krone nach Willen der Gärtner zu Formen, so dass sie eine Kanzel bilden und einem Dorfplatz nicht nur zur Zierde dienen, sondern auch als Rednertribüne von Nutzen sein können. Doch glaubten viele Bewohner des Tals ihm nicht und es kam zu einem Streit zwischen den Bewohnern. Erst als es an 12 aufeinander folgenden Tagen immer wärmer wurde und die Grenzsteine des Tals zu leuchten begannen, folgten die Bewohner den Anweisungen des Schamanen.
Da immer noch einige an dem Sinn der Linden zweifelten und drohten sie zu entfernen, wurd ein Verbot erlassen, sie zu schädigen, dass schließlich von allen Bewohnern akzeptiert wurde, um das milde Klima des Tals nicht zu gefährden. An eine Gefährdung der ganzen Träne dachten die Bewohner nicht. Es kam ihnen nicht in den Sinn, da ihnen das Tal als ganze Welt erschien, auch wenn sie natürlich auch um andere Gegenden wussten und einige besucht hatten.
Einige Zeit später erschien noch einmal Sarolf, der Wächter der Sphäre im Tal. Am hellichten Tag. Da die, die ihn sahen, nicht wussten, wie sie sich verhalten sollten, starrten sie ihn nur stumm an. Er nahm sich am Ufer des Sees ein Boot und ruderte langsam hinaus auf den See in Richtung auf die Insel der Sphäre. Trotz des hellen und warmen Tages hing über dem See Nebel, in dem das Boot verschwand. Seitdem wurden Sarolf und das Boot nicht mehr gesehen. Denn Sarolf hatte den Tod kommen gespürt und sich vorübergehend magisch gestärkt zur verborgenen Gruft der Wächter der Sphäre begeben, um als letzter Wächter seinen Vorgängern dort Gesellschaft zu leisten.
Als hiernach ab und an Schamanen das Tal besuchten, wie Sarolf es nach seinem Sturz tat, behandelten sie diese, wie sie den ausgestoßenen Wächter behandelt hatten. Und wegen der Unfreundlichkeit und der Uneinsichtigkeit der Talbewohner, die sie erfahren hatten, versuchten die Schamanen nicht, dies zu ändern. Doch irgendwann kamen keine Wächter mehr in das Tal. Ihr kleiner Stamm war von einer Seuche heimgesucht worden und niemand außerhalb des Tals wusste mehr um das Geheimnis der Sphäre. Denn alle drei Schamanen des Stammes und ihre Lehringe bis auf einen, der noch nicht um das Geheimnis der Sphäre wusste, waren gestorben. Hoffen wir für die Träne, dass die Dorflinden ein hohes Alter erreichen oder Magier rechtzeitig eine Störung der Kräfte in einem abgelegenen Tal des Hochgebirges erkennen, bevor das um die Sphäre errichtete Gleichgewicht irgendwann zusammenbricht.
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26.05.2022 01:44 (zuletzt bearbeitet: 26.05.2022 01:45)
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