Die kalenardische Küche galt schon immer als eine der besten und vielseitigsten Arens, was an der Lage des Landes und seiner Geschichte liegt: Wie es auch bei den Thyonen der Fall ist, gab es vor der Rückkehr der Amnúrer kein vereintes kalenardisches Volk, sondern eine Ansammlung von Stämmen, die sich mitunter stark voneinander unterschieden. Doch war es nicht nur so, dass der eine Stamm lieber mit Äxten in die Schlacht zog, während der andere es bevorzugte, seine Feinde mit Pfeilen zu spicken, oder einer die Hügel liebte und ein anderer das Meer. Alle diese Stämme hatten auch unterschiedliche Vorstellungen davon, wie ein gelungenes Festmahl aussehen musste und was dabei auf den Tisch gehörte.
Während durch die amnúrische Herrschaft die Menschen sich immer weiter annäherten und sie sogar nach und nach ihre alten Dialekte und Sprachen aufgaben, so blieben ihnen doch ihre Speisen, die in Friedenszeiten noch durch äußere Einflüsse nicht nur aus dem benachbarten Bruderreich Thyonien bereichert wurden, sondern auch vom südlichen Rivalen Atamerés oder gar den Nomadenvolk der Nemerer und den Zwergen des Högrykken.
Als König Tureno schließlich die Herrschaft in Kalenard übernahm, kam ein Herrscher auf den Thron, der wohl kaum etwas mehr liebte als das Essen. Umso erstaunlicher mag es sein, dass König Tureno Zeit seines Lebens niemals dick war und nur in seinen späteren Jahren zu einem kleinen Bäuchlein kam. Der König war jedoch kein Vielfraß, sondern ein Genießer, dem es wichtig war, nicht „jeden Tag“ dasselbe vorgesetzt zu bekommen. So kam es dazu, dass seine Gemahlin ihm eine besondere Freude machen wollte und an die Höfe ihres Reiches Briefe schrieb, in denen sie darum bat, Rezepte zu schicken mit den Speisen, die typisch für die jeweiligen Herrschaftsbereiche waren. Manche Fürsten waren von dieser Idee so angetan, dass sie ihrerseits ihre Vasallen anwiesen, ihnen Rezepte zu nennen und so entstand das Buch der guten Speisen, das Telve dey Noirindas benes.
König Tureno zeigte sich sehr erfreut über dieses Geschenk seiner Gemahlin, in das auch einige Rezepte benachbarter Länder gelangt waren, und als er seinen Enkelsohn mit der Tochter des thyonischen Königs vermählte und seine Gäste in den Genuss dieser Rezepte kamen, ließen viele von ihnen sich Abschriften des Buches anfertigen, wodurch es sich weit in den amnúrischen Nachfolgereichen verbreitete und vielerorts noch erweitert wurde.
Auf vielen Planeten ist es üblich, biologische Abfälle an genetisch modifizierte Raupen der Spezies Gonimbrasia belina, gemeinhin als „Mopa“ bekannt, zu verfüttern. Die Raupen werden anschließend zermahlen und anderweitig verwendet, zB als
Viehfutter oder als Zutat für Proteinkonzentrate, die als Basis für weitere Nahrungsmittel dienen.
Man kann sie allerdings auch direkt essen; ein beliebtes Gericht gerade bei ärmeren Bevölkerungsschichten ist Mopa auf Reis.
Man benötigt Reis, Bohnen, frische Chili, Reismehl, Chiliflocken und natürlich frische Mopa.
Reis und Bohnen kochen. Chilis kleinhacken und untermischen (nach Geschmack kann man sie auch kurz anbraten). Reismehl mit Chiliflocken mischen. Die noch lebenden Mopa aus dem Wasser nehmen und kurz abtupfen. In Reismehl-Chili-Mischung wenden und sofort ins kochende Öl geben. Frittieren bis sie knusprig sind.
Bei dieser Zubereitungsmethode ist es wichtig, dass die Mopa vor der Zubereitung mindestens zwei Wochen in klarem Wasser ausgehungert werden, sonst schmecken sie muffig. Alternativ kann man sie vorher töten und die Därme entfernen, allerdings soll das recht mühsam sein und wird nur selten praktiziert.
Das fertige Gericht ist geradezu unerträglich scharf und für ungeübte Esser nicht zu empfehlen. Selbst mit einiger Übung ist es mit Vorsicht zu genießen, auch wenn es mit Joghurtsoße gereicht wird.
Wer den Gedanken an Mopa abstoßend findet, kann ein ganz ähnliches Gericht auf der Basis von Shrimps, Schnecken oder anderen Weichtieren zubereiten.
Zylinderwelten, Träne der Götter, Kugelkontinente Orbret, Forschungskomplex MZZ-1701-alpha
High Risk Cooking
Eine Stimme von der Tür zum Gastraum:
Zitat"Totenkopfschildkröte an Kobraknollen mit Sumpfsenfkraut garniert für Tisch 13. Extra Skorpibohnen in die Sylphium-Sauce! Und lasst nichts anbrennen, der Bürgermeister hat den Tisch!"
"Aber, Meister, ist das nicht alles giftig?"
"Natürlich, was denkst du denn. Was weißt du über grünes, rauhblättriges Sumpfsenfkraut?"
"Äh - Ja, lässt dass einen nicht ersticken, Meister?"
"Ersticken! Ja, aber vorher hast du noch das Gefühl, zu explodieren. Der Hals schwillt auf die Größe einer mirrischen Gewürzmelone an. Als angehende Koch muss das ohne stottern und vollständig kommen. Du willst doch keinen Fehler machen. Jetzt die Echte Totenkopfschildkröte!"
"Ja, das giftigste Tier im Nordland. Es zerstört den Magen, weil die Schildkröte ihn auffrist."
"Du sollst nicht jede Antwort mit 'Ja' beginnen!"
"Ja, Meister!"
"Die tote Schildkröte frisst also den Magen auf? Warum nicht gleich ihr Geist?"
"Ihr Geist?"
"Die sich bildende SÄURE! Hast du denn gar nichts gelernt?"
"Das war so eine Art Alkohol, der aus den Schildkröten gekeltert werden kann, aber auch im Magen entsteht."
"Nein, falsch! Du hast mal wieder den Kellnerinnen nachgestarrt, statt zuzuhören. Ich sollte dich deinen Eltern zurückschicken. Du schreibst das Säurenkapitel! Wenigstens Kobraknollen?"
"Ja, das sind die Knollen, die nicht wie so eine Kobra-Schlange aussehen, aber so wirken?"
"Ist das eine Frage oder die Antwort?"
"D, d, die, die Antwort? -äh- Die Antwort!"
"Gut, aber demnächst formulierst du das eleganter. Unsere Gäste erwarten, dass hier keine Bauerntölpel kochen und das Essen stilvoll zubereitet wird."
"Ich wusste gar nicht, dass Skorpibohnen giftig sind. Ich dachte, die kämen nur aus Skorpingen."
"Natürlich sind die nicht giftig. Jedenfalls, wenn du nicht zuviel davon ist oder sie vorher kochst."
"Und wieso vergiften wir den Bürgermeister? Das ist doch verboten?"
"Wenn es richtig, ohne Eile und mit Sorgfalt zubereitet wird, neutralisiert das Sylphium doch das Gift! Gegen welche Gifte hilft es noch?"
"Das weiß ich. Also, äh, ja, das sind das Unechte ..."
Eine Stimme von der Tür zum Gastraum:
Zitat"Tisch 13 will wissen, was da solange dauert!"
"Jetzt aber husch, husch Junge, wegen dir wartet der Bürgermeister."
[spätere Anmerkung: Behutsameren Gemütern sei versichert, dass das Restaurant eine Heilmagierin beschäftigt.]
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Heute gibt es Lobsbeeren mit Kugelfisch.
@Teja : Ein Rezepz mit Tipps zum Nachkochen und Sicherheitsratschlägen! Das verdient wie immer Lobsbeeren. Und es ist das einzige Rezept heute. Allerdings heißt das klassisch 'Man nehme ...', nicht 'Man benötigt ...'. *schnell aus Tejas Reichweite wegsaus* Was für ein Standing hat denn Gentechnik in der Welt?
@Elatan : Inworld-Buchvorstellungen sind immer in Gefahr langweilig zu wirken. Aber die Rezeptsammlung ist schön in eine Erweiterung des kulturellen Hintergrunds eingebettet. Dadurch entfällt die übliche Inhaltsangabe und die Rezeptionsgeschichte fügt sich nahtlos und folgerichtig ein. Entstand daraus eine internationale Küche oder war es nach Küchenprovinzen geordnet?
@Riothamus : Das ist ja wieder mal unterirdisch. Es hieß Rezept, nicht Zutatenkritik! Überhaupt, gleich wieder splatter und typisch Macho darf es am Ende die Frau als ex Machina Heilmagierin richten. Was fällt dir überhaupt ein, Kobras und Schildkröten zu diskreditieren?
Das haben wir ja mal wieder unterschiedlichst gelöst. Aber nun zu meinem Geschreibsel:
@Teja : Nun, die Heilmagierin wurde wegen ihrer geringen Gehaltsforderung eingestellt. Die war so niedrig, weil sie es bei mehreren Patienten verpfuscht hat. Dadurch ist sie angehende Alkoholikerin und war so voll, dass der Bürgermeister die nächsten Wochen ein grünes Gesicht mit lila Punkten hat. Glücklicherweise befand sich der Dekan der heilmagischen Fakultät im Restaurant und konnte helfen. Vielleicht hat der Bürgermeister jetzt ein Magengeschwür mehr. Wegen der Aufregung.
@Teja: Okay, zur Shrimp-Version würde ich mich überreden lassen. @Riothamus: Dinge, die man zu Hause nicht nachkochen sollte. Guten Appetit und viel Glück!
Zitat von Riothamus im Beitrag #8Entstand daraus eine internationale Küche oder war es nach Küchenprovinzen geordnet?
Eine wirklich internationale Küche entstand daraus nicht und ich bin mir nicht sicher, wie die Rezepte geordnet waren; ich glaube, schon mehr oder weniger nach Regionen bzw. Herrschaftsbereichen. Auch wenn das Buch und seine Ableger relativ verbreitet waren, heißt das nicht, dass dies auch in allen Schichten der Fall war. Oft hielt man sich auch nicht gänzlich an die Rezepte und passte sie dann den heimischen Bedingungen an.
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Gestern viel mir partout kein deutscher Titel ein. Aber jetzt: Risikoküche.
Das ist natürlich ein Kochstil mit speziell ausgebildeten Köchen. Und natürlich sind sie Standesbewusst genug, um einen guten Teil der Arbeit Gehilfen und Lehrlingen zu überlassen ...
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Einhundertvierundachtzigstes Speedbasteln am 6. Januar 2023: Kochrezepte
06.01.2023 09:57 (zuletzt bearbeitet: 09.06.2023 13:25)
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