„Du fragst, warum dein Vater fortgehen muss, um in einem Krieg im fernen Norden gegen einen Feind zu kämpfen, von dem du nur wenig weißt? Kind, lass es mir dir erzählen und du wirst verstehen:

Du weißt, dass unser Reich das gesegnetste der Erde ist, denn die Götter selbst weilen in ihm und erwählen diejenigen, die in ihrem Namen über uns herrschen. Nach der Großen Finsternis waren es die Götter, die nach Kishatu kamen, um unser Volk aus der Dunkelheit ins Licht zu führen. Sie waren es, die uns beschützten und uns halfen, über uns selbst herauszuwachsen und in einer Zeit, in der andere Menschen kaum mehr als Tiere waren, begannen wir, Städte zu errichten, die wir noch heute bewohnen. Die Götter verlangten nichts für ihre Hilfe, bis auf das, was wir ihnen bereitwillig gaben: Unsere unbedingte und unerschütterliche Treue.

Doch außerhalb unserer Grenzen, weit im Norden nördlich des Meeres lauerten die Feinde, welche einst dafür gesorgt hatten, dass unsere Welt in Finsternis versank und diese Geschichte ist eine, die man in Kishatu nur flüsternd erzählt und gerne vergessen würde, aber niemals vergessen darf.

In einer Vergangenheit, die so weit zurückliegt, dass nur noch die Bruchstücke von Legenden über sie existieren, begehrte einer aus dem Göttergeschlecht gegen seine Brüder und Schwestern auf und er errichtete im äußersten Norden, von dem es heißt, die Nächte dauerten dort ein halbes Jahr, eine Festung, in der er Dämonen und Ungeheuer heranzüchtete, um die noch junge Welt zu versklaven. Die Götter kämpften manch eine Schlacht gegen ihren gefallenen Bruder und Menschen standen ihnen treu zur Seite, doch schließlich beschlossen die Götter, sich in ihr Reich im zurückzuziehen und sie luden die Menschen des Nordens ein, ihnen in jene geschützten Gefilde zu folgen. Doch liebten viele der Menschen ihre Heimat im Norden und sie kämpften dort so tapfer und heldenhaft weiter gegen den Teufel, dass die Götter ihnen schließlich einen Teil ihrer Macht gaben, sie unsterblich machten, geschickter, stärker und in allem den anderen Menschen überlegen.

So schufen sie das Volk der Elben, das an Zahl zunahm und nach Jahrhunderten des Krieges schließlich mit einem Aufgebot der Götter an ihrer Seite die Pforten der Hölle verschloss und die schwarzen Türme der Nacht zum Einsturz brachte. Die Götter luden die Elben ein, in den Süden zu kommen, doch schlugen sie das großzügige Angebot aus und sie blieben in den Ländern des Nordens, die sie für sich beansprucht hatten, die jedoch langsam im Meer versanken, da die Welt durch den großen Krieg noch lange zu bluten hatte. Die Elben, die einst nichts anderes als Menschen gewesen waren, wurden dadurch verbittert und sie gönnten den Göttern selbst nichts mehr. Sie verweigerten ihnen die Gefolgstreue, als die Götter sie baten, gegen andere Feinde ins Felde zu ziehen, um den Frieden auf der Welt zu wahren und schließlich wandten die Elben sich offen gegen die Götter selbst. Sie hatten bereits einmal einen von ihnen gestürzt und so dachten sie in ihrem Hochmut, dass es ihnen erneut gelänge.

So marschierten sie denn gegen die Götter und ein Krieg kaum weniger grauenhaft als der vergangene brach aus, bei dem die Elben vor keinen Gräueln zurückschreckten. Sie fielen in die Länder der Götter ein und brachten Tod und Verderben über diejenigen, die ihnen fromm dienten, doch die Götter selbst konnten sie nicht töten: Da versuchten sie es mit dunkelster und verdorbenster Magie, die ihnen, so sagt man, der Teufel selbst beigebracht hatte im Versuch, sie für sich einzunehmen — was ihm wohl offensichtlich auch gelungen war. Die Elben ließen Feuer vom Himmel regnen und zerrissen das grüne Land, auf dass Flammen aus dem Boden schossen und alles in einem Inferno verging, welches eine Finsternis hinterließ, die noch viele Jahre andauern sollte.

Die Götter selbst hatten in Folge dieser Katastrophe ihre körperlichen Gestalten aufgegeben: Sie wollten keinen zu direkten Einfluss mehr auf die Welt nehmen, um nicht zu riskieren, dass sie letztendlich völlig vernichtet werden würde. Doch vergaßen sie auch nicht, dass es Menschen gegeben hatte, die ihnen immer treu gewesen waren. Und so kamen sie zu unseren Ahnen.

Dein Vater ist nun in den Krieg gezogen gegen die Elben und die Menschen, die ihnen wissentlich oder ohne es selbst zu ahnen folgen. Er wird dabei sein, wenn die Stadt Arestolin fällt, in welcher der finstere König Ceranis sitzt, um den Weg gen Norden zu versperren, in welchem sich die Heere der Elben und Menschen schon lange rüsten, um uns und die Götter zu vernichten. Doch wir lassen ihnen nicht die Zeit, ihre üblen Pläne in die Tat umzusetzen. Arestolin wird fallen, Ceranis wird sterben. Die Elben werden vernichtet werden und wenn der Norden befriedet ist, dann werden die Götter aus der Großen Zikkurat zu uns hinabsteigen und wieder in Körper gehüllt unter uns wandeln.“

Ein kishatunesischer Großvater zu seinem Enkel

@Riothamus: Ach herrje! Ist es am Ende nicht ein bisschen zu unspontan, wenn regelmäßig abgewechselt wird? Ich sehe Konfliktpotenzial!
@Chrontheon: So schnell kommt etwas zu Missverständnissen! Nun wissen wir Bescheid!