Estanyor ist für die meisten Menschen im westlichen Aren ein Name, den sie nur aus fantastischen Erzählungen kennen. Für sie ist Estanyor ein Reich im äußersten Osten des Kontinents, das im Schatten der Berge im ständigen Zwielicht lebt und von einem Kaiser beherrscht wird, von dem manche behaupten, er sei ein Untoter, der mit schwarzer Magie sein Volk versklavt habe.
Dass diese Gerüchte im Umlauf sind, liegt zum einen natürlich daran, dass nur die wenigsten Estanyor in ihrem Leben je besuchen (oder überhaupt einmal mehr als eine oder zwei Tagesreisen von ihrem Heimatort entfernt sind), aber auch, und das ist vermutlich ein sehr ausschlaggebender Grund, dass die wahre Übersetzung für den Titel ihres Kaisers „Stimme der Toten“ lautet. Hinzukommt, dass der Kaiser nur selten seinen Palast verlässt, der auch gleichzeitig eine Nekropole ist, in die nur wenigen Menschen der Zutritt gewährt wird.
Tatsächlich wirkt die „Stadt der Toten“ düster. Überall befinden sich Reliefs und Statuen grässlicher Ungeheuer und Dämonen und Worte werden hier nur geflüstert. Der Kaiser selbst sitzt auf einem schwarzen, schmucklosen Hocker in seinem Thronsaal, der ebenfalls nicht so prunkvoll ist wie zum Beispiel der des thyonischen Königs in Niturin oder des atamerischen Kaisers in Elonost. Im estanyorischen Thronsaal finden, im Gegensatz zu den anderen, auch keine Feste statt und auch selten werden vom Kaiser Gesandte empfangen. Die aber, die ihn gesehen haben, wissen, dass die Stimme der Toten selbst ein sterblicher Mensch ist. Das, was ihn jedoch von anderen Monarchen unterscheidet, ist, dass er selbst nicht als der Herrscher des Landes angesehen wird oder sich selbst als jener sieht, sondern nur als eben genau das, was sein Titel eben sagt: Die Stimme der Toten. Hinter dem Thronsaal befinden sich hinter einem schweren Vorhang die Teile des Palastes, in die kein Lebender mit Ausnahme des Kaisers und einer sehr kleinen Dienerschar Zutritt hat. Hier befinden sich neben der Wohngemächern des Kaisers auch die Grabstätten seiner Vorgänger und herausragender Persönlichkeiten Estanyors.
Es heißt, der Kaiser höre die Stimmen dieser Toten und ließe sich von ihnen beraten um in ihrem Sinne das Reich zu lenken; er ist lediglich die Stimme der Toten. Ob dies wirklich stimmt, ist eine Frage, die man sich natürlich stellen kann. Viele Herrscher behaupten, im Sinne von Göttern handeln, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen, doch viele dieser Herrscher profitieren dann auch offensichtlich hiervon, indem sie ein ausschweifendes Leben führen, Reichtümer anhäufen oder ihre Macht Feldzug um Feldzug wachsen lassen. Beim Kaiser von Estanyor ist es allerdings so, dass sein Leben recht freudlos zu sein scheint. Er verlässt seinen Palast nicht, feiert dort keine Feste und wandelt in Grüften umher, bis der Tag kommt, an dem er selbst dort seine ewige Ruhe findet. Auch eine Familie hat er nicht, sondern lediglich seine Diener, von denen er einen als seinen Nachfolger auswählt; diese Diener werden in aller Regel schon als Kinder in den Palast geschickt, was eben heißt, dass auch der Kaiser fast sein ganzes Leben in der Stadt der Toten verbringt.
Wenn ein Kind ausgewählt wird, Diener des Kaisers zu werden, so werden für es die Totenriten durchgeführt, so als sei es gestorben und das Kind wird in einer Bahre in den Thronsaal gebracht so wie ein Toter in seine Gruft und Ehre und Trauer gehen Hand in Hand.
Doch kann es sein, dass der Kaiser wirklich mit den Toten spricht? Tatsächlich zeigte sich einmal, dass eine Stimme der Toten erstaunlich viel von der Vergangenheit wusste, als ein elbischen Gesandter, der tausend Jahre zuvor schon einmal dort war, eine Audienz bei ihm hatte, doch ob dies nun an besonders guten Aufzeichnungen liegt, welche hinter dem schwarzen Vorhang angefertigt werden, oder die Toten dem Kaiser während der Audienz zuflüsterten, vermag niemand zu sagen.
Der Erdpakt wurde gegründet mit dem Ziel, den ursprünglichen Lebensraum der Menschheit sowie die ursprüngliche Menschheit selbst zu erhalten und zu schützen. Dazu gehört vor allem der Schutz der Erde und ihres Ökosystems sowie der Schutz vorraumfahrtlicher Ideen und Philosophien. Mit letzterem waren vor allem die verschiedenen Religionsgemeinschaften der Erde gemeint. Gemäßigte Strömungen akzeptieren hier auch Religionen, die in der Besiedlungsphase des Sonnensystems gegründet wurden. Für Hardliner zählen nur die Religionen, die es bereits vor der Gründung von Luna I gab.
Der Pakt war nicht immer stark religiös geprägt, doch Religionen haben es an sich, Macht und Geld anzuziehen.
Alles begann mit der Gründung des Rats Gottes. Hier trafen sich die Führer der einflussreichsten Alten Religionen, um eine Übereinkunft zur Zusammenarbeit zu beschließen. Offiziell des Friedens wegen, aber inoffiziell um koordiniert auf die wichtigsten Anführer des Paktes Einfluss nehmen zu können.
Inzwischen haben die Religiösen die Generäle der Paktjunta so fest in der Hand, dass keiner in diesen Rang aufsteigt, ohne vorher seinen Glauben vor Zeugen zu demonstrieren.
Mit Hilfe des Paktes verbreiten die Religiösen ihren Einfluss immer weiter im bekannten Universum, mit dem Ziel, die reinen und wahren Menschen zu stärken und Neue Religionen, sowie alle Anwandlungen von Transhumanismus auszumerzen.
@Teja: Gibt es denn noch Christentum, Islam etc. in ihrer heutigen Form, oder kam es zu Vermischungen wie z.B. bei Dune? Gibt es noch einen Papst? Hat er jetzt einen Vorgesetzten im Rat Gottes?
@Elatan Was für ein gruseliger Ort! Leider erfahren wir nicht viel darüber, wie er tatsächlich regiert.
Zitat von Elatan im Beitrag #6@Teja: Gibt es denn noch Christentum, Islam etc. in ihrer heutigen Form, oder kam es zu Vermischungen wie z.B. bei Dune? Gibt es noch einen Papst? Hat er jetzt einen Vorgesetzten im Rat Gottes?
Es gibt alle genannten Religionen noch, zum Teil altmodisch oder modernisiert. Den Papst gibt es auch noch und er ist immer noch sehr konservativ. Der Rat Gottes hat keine Autorität über die einzelnen Religionen, sondern ist das Instrument, mit dem die Religionen die Regierung kontrollieren.
Das bedeutet das dieser religiöse Rat doch eigentlich eher autokratisch die Welt beeinflusst? Es klingt als handle es sich hier um eine Art Gottesstaat.
Zitat von M.Huber im Beitrag #8Das bedeutet das dieser religiöse Rat doch eigentlich eher autokratisch die Welt beeinflusst? Es klingt als handle es sich hier um eine Art Gottesstaat.
Das ist deren Ziel . Noch haben sie es nicht ganz erreicht (zum Glück).