Zum heutigen Thema verlinke ich mal den Faganiden-Orden. Faganiden-Orden Vielleicht trage ich nachher aber noch was zum gestrigen Thema nach, das ist irgendwie an mir vorübergegangen.
Zitat von Nharun im Beitrag #5Im Rahmen des Threads würde ich gerne vor allem über Magie diskutieren, die relativ "stark" ist, also stark genug um wirklich Einfluss auf Kulturen zu haben. "Schwache" Magie, die möglicherweise die Blume in dem einen Topf besser wachsen lässt, oder nur Figuren im Tabakqualm erzeugt, würde ich ausklammern
Das wäre auch wieder ein interessanter Diskussionspunkt, wo die "starke Magie" eigentlich anfängt. Zumindest mit Silaris sehe ich mich da irgendwo dazwischen, dein System scheint mir da noch ein paar Stufen drüber, nicht nur, von dem was erreicht werden kann, sondern auch vom Zerstörungspotenzial her. In Silaris ist das doch irgendwo selbstlimitierend. Die ganze Welt zu vernichten, werden sie wohl nicht hinkriegen, weil sie alles, was sie tun, auch kontrollieren können. (Meistens, im Normalfall, zumindest manche von ihnen...) Und viele beschränken sich auch darauf Topfblumen schneller wachsen zu lassen, obwohl sie auch noch ganz andere Sachen könnten... Magiesysteme mit gefährlichen Parallelwelten wie bei dir oder Magie mit anderen stark destruktiven Nebenwirkungen haben dann wieder ganz andere Auswirkungen auf den Umgang damit.
Zitat von Nharun im Beitrag #5Allerdings muss man dann auch den Weg dahin in Betracht ziehen - historisch funktionierten solche Koventionen und Strategien meist erst nach einem verheerenden Einsatz (Giftgas im 1. WK; die Atombomben auf Japan) und weil allen diese Mächte zur Verfügung standen; was wenn nur eine Seite den Spell of Ultimate Destruction entwickelt?
Dann wird die wahrscheinlich zur Hegemonialmacht, nachdem sie die Wirksamkeit im kleinen Rahmen demonstriert hat. Historischen Erfahrungen gemäß läuft es aber meistens darauf hinaus, dass die andere Seite nachzieht, wenn die beiden etwa auf Augenhöhe sind und wenn nicht, dominieren die Besitzer der gefährlichen Magie schon vorher. Da stellt sich auch wieder die Frage, ob ich in meiner Welt so eine Kräftedynamik möchte, oder eben nicht. Natürlich kann es dann auch Widerstand in irgendeiner Form dagegen geben. Tendenziell wären die Besitzer dann in den meisten Fällen wohl eher Antagonisten, wobei die Idee eines "Weltpolizisten im US-Stil" mit "Spell of Ultimate Destruction" auch reizvoll wäre. Wenn die Gegner die Bösen wären, könnte man dann Formen asymmetrischer Kriegsführung beschreiben. Terroranschläge waren dann vielleicht die praktikabelste Methode, um dagegen vorzugehen... In einem klassischen Fantasysetting würden die Helden dann vermutlich in letzter Minute verhindern, dass die Antagonisten an diese Macht kommen, oder sie trotzdem durch die Macht der Liebe besiegen.
Zitat von Nharun im Beitrag #5Es geht mir auch gar nicht so sehr um ein Regelwerk "Wenn du Magie einbaust, mach das so und nicht anders"
Das wollte ich dir auch nicht unterstellen. Ich denke mir, das so etwas auf jeden Fall sehr hilfreich sein kann, wenn man von Anfang an eine Welt mit einem bestimmten Ziel oder Verwendungszweck baut, oder womöglich sogar schon vorher weiß, dass man eine bestimmte Geschichte mit bestimmten Themen erzählen möchte und eine Magie braucht, die dazu passt. Bei meinem silarischen Wildwuchs eher weniger, allenfalls als kritischer Gedankenanstoß, ob irgendetwas so wirklich Sinn ergibt, oder ob ich da noch ein bisschen mehr ausarbeiten muss. (Bei mir ist beispielsweise der Konflikt zwischen diesen drei Nationen Arunien, Sarilien und Elavien schon bastlerisch deutlich älter als die Elementarmagie, aber sie ist problemlos damit kompatibel. Eine Magie, die einer Gruppe überlegene Macht gibt, wäre es aber nicht.)
Zitat von Chrontheon im Beitrag #3Mal abgesehen davon, dass man sich nicht die die Mühe machen würde, eine Burg zu errichten, wenn sie eh nichts standhält...
Na ja, wenn man die Steine einfach per Magie zusammenfügen könnte, wäre der Aufwand minimal. Aber warum sollte jemand in so einem Setting dann überhaupt auf die Idee kommen, dass es sich lohnt, eine Burg zu bauen?
Zitat von Nharun im Beitrag #1Bleibt der technologische Fortschritt zwangsweise auf der Strecke, wenn Magie ein gewisses Seltenheitsniveau übersteigt?
Das hängt meiner Meinung nach noch mehr als vom Seltenheitsniveau von den Möglichkeiten der Magie ab. Wenn man ein Magiesystem wie bei Harry Potter hat, wo fast alles technologisch Mögliche und noch mehr durch Magie bewerkstelligt werden kann, würde ich diese Frage definitiv mit "ja" beantworten. Unter solchen Bedingungen würde ich auch davon ausgehen, dass eine magische Minderheit entweder die gesamte Gesellschaft gestalten würde, oder sich abkapseln und für sich eine eigene fortschrittliche Gesellschaft errichten. Im zweiten Fall wäre dann vielleicht bei den anderen noch eine "normale" technologische Entwicklung möglich, aber man hätte die magische Gesellschaft daneben mit allen Konsequenzen. Wenn die magischen Möglichkeiten stärker beschränkt sind wie bei mir liegen die Unterschiede eher im Detail. Manche Erkenntnisse kamen schon wesentlich früher als bei uns, besonders im Bereich Medizin/Pharmazie/Hygiene und manche Tätigkeiten wie das Finden von Bodenschätzen werden durch die Elementarmagie wesentlich einfacher, was dann natürlich auch gesellschaftliche Auswirkungen hat, sodass sich keine 1:1 irdisch-mittelalterliche Gesellschaft bildet, aber technische Erfindungen werden trotzdem benötigt. Selbst die Prozesse in der chemischen Industrie lassen sich nur unter einem sehr restriktiven System wie in Sarilien durch Elementarmagie ersetzen und auch dann muss man erstmal draufkommen, dass man Stoffe im großen Maßstab umsetzen kann und kann dann auch alternative Verfahren entwickeln, die unter Umständen wirtschaftlicher und vielleicht auch zuverlässiger sind, weil eben nicht so viel Manpower gebraucht wird.
Deswegen würde ich Frage mit einem klaren "jein" beantworten. Es hängt ja auch immer davon ab, in welchen Bereichen die Magie aktiv ist. Wenn man zwar Krankheiten per Zauberspruch heilen kann, aber Teleportation und Co unmöglich sind, müssen trotzdem Fahrzeuge entwickelt werden, mit allen Konsequenzen, die das hat usw.
Zitat von Nharun im Beitrag #1Würden überhaupt Burgen und Festungen gebaut, wenn Zauberer sie einreißen können?
Diese Frage würde ich definitiv mit "nein" beantworten. Verteidigung würde sich an den Bedrohungen orientieren, denen die Parteien in diesem Setting ausgesetzt sind, also wäre der Antimagie-Bunker wirklich realistischer. Das lässt sich auch auf andere Gebiete wie Massenkommunikation, schnelle Verkehrsmittel, enorme Verringerung der Kindersterblichkeit, bessere Hygiene, Ersatz für körperliche Arbeit etc. übertragen. Wenn entsprechende Möglichkeiten im großen Stil vorhanden sind, macht dies die Gesellschaften zumindest in diesem Aspekt sicherlich "moderner."
Zitat von Nharun im Beitrag #1Selbst bei seltener Magie und wenigen Zauberern würde doch ein Magier auf einer Seite vielleicht ausreichen, um ganze Heere zu vernichten.
Je nach Möglichkeiten der Magie wäre dies vielleicht der Fall. Da kann und muss man dann aber aufpassen, wie man die zur Verfügung stehende Macht verteilt. Unbahängig davon halte ich es auch durchaus für realitisch, dass diese Möglichkeiten zur Verfügung stehen, aber man sich entweder vertraglich darauf einigt das nicht zu tun, oder freiwillig darauf verzichtet. Bei uns wurden schließlich seit dem Zweiten Weltkrieg trotz der Existenz von Atomwaffen alle weiteren Kriege konventionell geführt. Wenn durch die Magie dann "Massenvernichtungswaffen ohne Risiken und Nebenwirkungen" zur Verfügung stehen, die beispielsweise dafür sorgen, dass alle Orks tot umfallen, während die menschlichen Frauen und Kinder, die sie als lebende Schutzschilde genutzt haben, unbeschadet davonkommen, würden solche moralischen Hemmungen wegfallen. Dann müsste man sich eben Gedanken darüber machen, welche Auswirkungen das wiederum für die Gesellschaften und die Art der Kriegsführung hat und man sollte aufpassen, dass man es sich nicht zu einfach macht.
Zitat von Nharun im Beitrag #1Kann man etwaige Lösungsstrategien vereinheitlichen, so dass am Ende dieses Threads eine Handreichung für andere Weltenbauer aus unserer Diskussion erwachsen könnte?
Versuchen kann man es mal. Ich finde aber, dass das trotz allem eine sehr individuelle Sache ist, die sowohl von Möglichkeiten und Häufigkeit der Magie als auch von den gesellschaftlichen Strukturen und Dynamiken abhängt. Im antiken Silaris war es beispielsweise so, dass Sauerstoffmagie eher "Männersache" war und im Krieg zum Einsatz kam, Stickstoff und Kohlenstoff waren aber eher "Frauensache" und die Magierinnen kannten sich hauptsächlich mit Heilkunde und Giftpflanzen aus. Deswegen kam es in dieser Phase nie dazu, dass sich die drei zusammengetan hätten, um Sprengstoffe zu machen, obwohl die Magie das theoretisch sehr wohl ermöglich hätte... Da kann man natürlich hergen und sagen, "ich möchte diese und diese Magie und überlege mir, wie das Kulturen beeinflusst haben könnte", aber es geht genauso umgekehrt und in diversen Mischformen. Wenn man irgendein Werk entwickeln möchte, bei dem die Geschichte im Vordergrund steht, wäre ich sogar für die zweite Variante, also dass man zunächst überlegt, wie die Gesellschaft aussehen soll und die Magie dann so daran anpasst, dass dies auch funktioniert.
Zitat von Teja im Beitrag #13Werden denn solche Videos auch in Umlauf gebracht oder sind die Privat?
Normalerweise sind die privat, aber es kann trotzdem gelegentlich vorkommen, dass sie in Umlauf gebracht werden. Die Pornoindustrie ist in Tessmar auch sehr aktiv. Da werde ich euch aber mit Details verschonen (die kenne ich selber nicht) außer dem, dass gerade Arunier gerne welche erwerben, in denen die Tessmari Sariler spielen. Dank (fast) gleicher Sprache geht das ja recht gut. Jedenfalls kommt es gelegentlich vor, dass jemand versucht auf diesem Weg Geld damit zu verdienen, das gilt aber als sehr schlechter Stil und ist eher die Ausnahme. Normalerweise werden auch vertrauenswürdige Personen als Trauzeugen gewählt.
So, mit etwas Bedenkzeit ist mir doch noch eiine Gruppe mit ungewöhnlichem Hochzeitsritualen eingefallen. Achtung, das Ganze ist weder sonderlich romantisch, noch so ganz jugendfrei.
Hochzeiten bei den Saril-Tessmari
Während den Sarilern das Konzept der Ehe zwischen Mann und Frau wie andere Völker es kennen, völlig fremd ist, haben sich die in Tessmar lebenden Sariler in gewissem Maße an diese von der Dergom-Tessmari-Oberschicht vorgelebten Lebensform angepasst. In Tessmar ist die Ehe zwischen Mann und Frau eine rechtlich wichtige Institution, die unter anderem die Besteuerung und das Sorgerecht für eventuelle Kinder beeinflusst, sodass es sich auf Dauer für Angehörige der Saril-Tessmari-Mehrheit angeboten hat, ebenfalls zu heiraten.
Die saril-tessmarischen Traditionen um das Hochzeitsfest unterscheiden sich jedoch extrem von denen der Dergom-Tessmari oder dem, was beispielsweise die benachbarten Arunier als normal betrachten. Sie sind von der alten sarilischen Tradition inspiriert, bei der ein Mann eine Frau aus einem anderen Land oder Stamm entführen und zu seinem Stamm mitbringen konnte, woraufhin er mit dieser in seinem Mutterstamm zusammenleben durfte. Bei einer saril-tessmarischen Hochzeit wird (normalerweise) niemand mehr wirklich entführt, sondern die beiden Partner kennen sich schon lange vorher und beschließen, dass sie die Ehe eingehen möchten. Am Tag der Hochzeit hat der Bräutigam dann jedoch die Aufgabe, die Braut aus dem Elternhaus zu „entführen.“ Manchmal muss er sich hierfür gegen die gesamte Brautfamilie behaupten, manchmal nur gegen die Braut. Wie dies genau zu geschehen hat ist nicht festgelegt, allerdings sollte niemand ernsthafte Verletzungen davontragen, was in Ausnahmefällen jedoch trotzdem vorkommt. Insbesondere bei Angehörigen des Bildungsbürgertums wird teilweise auf eine körperliche Konfrontation verzichtet und der Bräutigam muss seine Braut und/oder deren Familie beispielsweise bei einem Quizduell besiegen. Auch Brettspiele als Mittel der Entscheidungsfindung kommen vor. Verliert der Mann, findet keine Hochzeit statt, allerdings sorgt die Braut im Normalfall dafür, dass es nicht soweit kommt, Saril-Tessmari-Hochzeiten finden eigentlich immer im gegenseitigen Einvernehmen statt. Politische Ehen wie bei den Dergom-Tessmari kommen bei ihnen nicht vor.
Nach dem Duell führt oder schleppt der Bräutigam die Braut dann in einen Nebenraum der Festhalle, wo die Hochzeit stattfindet. Dieser Raum ist je nach vorher angemeldetem Wunsch des Brautpaars mit einem Bett, einem Polsterarrangement, einem Bällebad, einem Strohhaufen oder mit Ketten und Peitschen ausgestattet, oder, oder, oder, der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt, der ultimative Zweck ist aber immer derselbe. Hier wird die Ehe vor den Augen der vier Trauzeugen vollzogen. Falls es beim Mann mit der Performance unter diesen Umständen nicht so klappt, liegt es an der Frau zu entscheiden, ob sie ihn trotzdem heiraten möchte. Die Antwort lautet, siehe oben, meistens ja. Dieser Teil der Hochzeitsfeier ist für die Tessmari sowieso eher selten der erste Akt der Zweisamkeit. Heutzutage besteht aber auch die Möglichkeit, dass die Trauzeugen nicht mit im Raum sind, sondern die Geschehnisse nur per Kamera beobachten.
Wenn dieser Teil überstanden ist, findet in der Festhalle die eigentliche Feier statt. Zunächst steht das Ehegelöbnis auf dem Programm, welches gegenseitige Unterstützung und Fürsorge beinhaltet, aber keine sexuelle Treue. Danach folgt das Hochzeitsmahl mit üppigem Essen, alkoholfreien Getränken, Gesang und Gruppentänzen. Nach dem Ende dieses Teils der Feier werden die Kinder (und eventuell anwesende Dergom-Tessmari oder ähnliche Ausländer) nachhause bzw. ins Bett geschickt und für die anderen beginnt der wilde Teil des Abends. Nun gibt es Alkohol und teilweise auch andere berauschende Substanzen, die Tänze finden paarweise und zum Teil auch nackt statt und das Ganze endet nicht immer aber oft in einer Orgie. Vorfälle, die in anderen Kulturen einen Riesenskandal und viel Herzschmerz verursachen würden, beispielsweise dass der Bräutigam der Schwester der Braut näherkommt, oder die Braut dem Cousin des Bräutigams sind hier nicht ungewöhnlich. So überrascht es wenig, dass in saril-tessmarischen Familien neun Monate nach einer Hochzeit oft ein besonders reicher Kindersegen zu begrüßen ist. Bei Tessmari, die als Minderheit beispielsweise in Arunien leben, sind die Hochzeitsfeiern dieser Art regelmäßig Anlass für Missverständnisse und Polizeieinsätze. Bei den Aruniern, aber auch bei Elaviern und Ruariern gibt es die Vorstellung, dass es bei den Saril-Tessmari üblich sei die Braut zu entführen und vergewaltigen. Dies ist jedoch ein tessmarophobes Klischee, das auf ein Missverstehen der Hochzeitspraktiken zurückzuführen ist. Arunische Besucher bei tessmarischen Hochzeiten werden aber aus gutem Grund auch nach dem ersten Teil des Essens nach Hause geschickt. Kein Vorurteil ist jedoch, dass nicht alles, was auf tessmarischen Hochzeiten konsumiert wird, nach arunischem Recht legal in Verkehr gebracht werden darf.
Während des Mittelalters und des Zeitalters des Aufbruchs lebten die Sariler von Grenzkriegen, die aus sarilischen Raubzügen und Racheaktionen der Nachbarn bestanden weitgehend unbehelligt und waren außer in den multiethnischen Randgebieten kaum mit fremden Einflüssen konfrontiert. Dies änderte sich jedoch schlagartig mit dem Beginn der Industrialisierung, denn mit einem Mal brach in Ruaris, Arunien und Temira ein großer Rohstoffhunger aus. Das sarilische Territorium verfügte über große Vorkommen an Kohle und verschiedenen Metallen wie Eisen, aber auch Silber. Die Südmächte betrachteten die „wilden“ Sariler zunächst nicht als Volk, mit dem Verhandlungen zu führen waren, sondern als Teil der feindlichen Natur und teilten das Gebiet zwischen sich auf. Bergbaufirmen aus den drei Ländern zogen in das Land der Sariler und begannen dort Rohstoffe abzubauen. Die Sariler hatten selbst kein Interesse an diesen Rohstoffen, während die sesshaften Bewohner des südlichen Territoriums (frühere Dergom und Elementkriegsflüchtlinge) bereitwillig mit den Firmen zusammenarbeiteten und durch sie auf mehr Wohlstand hofften.
Die Sariler stellten jedoch bald fest, dass die Aktivitäten der ausländischen Firmen teilweise sehr negative Auswirkungen auf die Natur hatten und begannen sich gezielt dagegen zu wehren, teilweise aus Angst um ihren Lebensraum, teilweise aber auch aufgrund ihrer die Natur verehrenden Kultur, die die Handlungen der südlichen Firmen als Frevel betrachtete. Dies zog sich einige Jahre lang so hin, bis arunische und ruarische Truppen in die Südregion eimarschierten, vorgeblich um die nicht-sarilischen Bewohner vor Übergriffen zu schützen. Die teilweise nicht einmal über Metallwaffen verfügenden Sariler hatten den mit Schusswaffen und Sprengstoff ausgestatteten Soldaten nichts entgegenzusetzen und reagierten mit Flucht oder Unterwerfung. Die südliche Region fiel unter die Kontrolle der Südmächte und wurde Tessmar genannt. Nach diesem militärischen Erfolg gelang es den Vertretern von Arunien und Ruaris mit dem sarilischen Stammesrat in Benada einen Vertrag auszuhandeln, in dem sich die Arunier und Ruarier verpflichten, das nördliche sarilische Territorium nicht anzugreifen, wenn die Sariler den Bergbau gestatten und bereit waren, nach dem südlichen Vorbild eine „zivilisierte Nation“ zu werden nach südlichem Vorbild zu werden, im Rahmen dieses Vertrags kam zum ersten Mal des Landesname Sarilien auf.
Tatsächlich wurde Sarilien in den folgenden Jahren eine „Demokratie“, die jedoch sehr dysfunktional war, da Menschen durch die Unterstützung der Südmächte an die Macht kamen, die nicht den traditionellen sarilischen Wertvorstellungen verpflichtet waren, sondern großen Wert auf finanziellen Reichtum legten. Entsprechend korrupt war die Regierung. Für die Kinder wurde eine Schulpflicht eingeführt, wo sie Lesen, Schreiben und ordentliches Benehmen nach den neuen Machthabern lernen mussten. Angehörige der neuen Eliten besuchten Schulen und Universitäten in Arunien, Ruaris oder Temira, um das dort gelernte in Sarilien zu implementieren. In Sarilien wurde eine Eisenbahn gebaut, um die verschiedenen Landesteile zu verbinden, insbesondere, um eine schnelle Verbindung zwischen den fünf großen sarilischen Städten zu haben. Nach und nach setzte sich dieses System erfolgreich durch. Die Urbanisierung nahm massiv zu und mit ihr kamen hygienische Probleme, sowie Kriminalität und soziale Ungleichheit, ein Konzept, das den Sarilern in ihrer traditionellen, kollektivistischen Gesellschaft völlig fremd gewesen war. In abgelegeneren ländlichen Regionen blieben die alten Traditionen jedoch weiterhin erhalten.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten konsolidierte sich dieses System nach wenigen Jahrzehnten. Moderner sarilischer Propaganda zufolge war dies ein albtraumhaftes Zeitalter, die „Jahre der Schande“, die sich auf keinen Fall wiederholen dürfen. Das Leben in den Industriestädten war insbesondere für die arbeitende Bevölkerung und die Armen tatsächlich kein angenehmes, allerdings nicht schlimmer als in Arunien, Ruaris und Temira selbst. Insbesondere für die Städte Simja und Alijan, die schon seit Jahrhunderten im Kontakt mit den Elaviern standen, war dies jedoch ein Zeitalter großen Wohlstandes, denn diese Städte wurden zu wichtigen Handelsplätzen zwischen den Südmächten und den Elaviern. Dort und in den umliegenden Regionen von Ostsarilien gab es keine schwere Armut, die beiden Städte konnten viel in Parks, Gebäude und Verkehrsinfrastruktur investieren und waren beliebte Ziele für Reisende aus ganz Silaris.
Viele andere Städte in Sarilien und Tessmar waren jedoch von Armut, Kriminalität und Konflikten zwischen Angehörigen der verschiedenen sarilischen Stämme geprägt, die nun auf engstem Raum zusammenleben zu müssen. Auch sexualisierte Gewalt war hierbei an der Tagesordnung, losgelöst vom kulturellen Rahmen der Aufnahme feindlicher Frauen in den eigenen Stamm. Um sich vor Kriminellen zu schützen, stellten die Stadtbewohner Milizen auf, die sich mit von südlichen Firmen produzierten Waffen versorgen konnten und in den Straßen patrouillierten. In Städten wie Ilram waren Schießereien an der Tagesordnung, in Alvardan wurden alle Nichtangehörigen des Alinar-Stammes massiv diskriminiert und schließlich sogar ganz aus der Stadt vertrieben. Dies war die Keimzelle für den ersten sarilischen Bürgerkrieg im Jahr 2800 nach der Entdeckung der Elemente. Dieser wurde mit großer Brutalität geführt, betraf ganz West- und Zentralsarilien und wurde schließlich durch eine Intervention von Soldaten der Südmächte beendet. Auf diesem Wege konnte durch äußeren Druck wieder Frieden hergestellt werden, doch die Unzufriedenheit vieler Sariler blieb groß. In den folgenden 50 Jahren kam es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die sich jedoch nicht zu einem Krieg auswuchsen. Dies änderte sich jedoch drastisch, als 2850 der Arunisch-Ruarische Krieg ausbrach und beide Länder ihre Truppen aus Sarilien abzogen, da sie anderweitig gebraucht wurden. Die Temiraner hatten das Interesse am politisch instabilen Sarilien ebenfalls verloren und sahen keine Motivation dort militärisch aktiv zu werden und nur ein Jahr nach Beginn des Arunisch-Ruarischen Krieges brach in Sarilien der zweite sarilische Bürgerkrieg aus. Hierbei gingen die Kriegsparteien noch brutaler vor als im ersten Bürgerkrieg, alle denkbaren Regeln ehrenhafter Kriegsführung wurden ignoriert und die Zivilbevölkerung litt massiv. Während viele Sariler nur ums Überleben oder allenfalls um die Vormachtstellung ihres Stammes kämpften, wurde einer der Kriegsparteien jedoch von einer Frau mit einer Vision angeführt.
Rijuna sira Lavanja gehörte zur in Arunien und Ruaris ausgebildeten Oberschicht, wobei sie sich intensiv mit den politischen Theorien dieser Länder beschäftigt hatte. Außerdem hatte sie in Ruaris hautnah die Aufmärsche und beeindruckenden Reden, aber auch die furchteinflößenden Spezialtruppen des Lamkis-Regimes miterlebt. Rijuna wollte die südlichen Einflüsse genauso ausmerzen wie die alten Stämme und das gesamte sarilische Volk zu einem einzigen Stamm vereinen, der von einer Partei beherrscht wurde, die ihre Ränge nach meritokratischen Kriterien vergab. Das kapitalistische Wirtschaftssystem sollte abgeschafft und durch ein kollektivistisches für den gesamten Staat ersetzt werden, Kriminelle sollten harten Strafen beziehungsweise Umerziehung zugeführt werden und jeder Sariler sollte loyal hinter seinem Land stehen und dabei traditionelle Tugenden wie Tapferkeit, Härte und Opferbereitschaft zeigen. Die Sariler sollten ihren Stolz zurückbekommen!
Mit dieser Botschaft gewann Rijuna unter den unzufriedenen Sarilern zahlreiche begeisterte Anhänger und konnte den Bürgerkrieg im Westen und in der Mitte für sich entscheiden. Die Bewohner der östlichen Regionen waren weniger begeistert, da sie mit dem früheren System eigentlich recht zufrieden gewesen waren. Sie riefen zunächst einen eigenen Staat aus, wurden jedoch von Rijunas Armee überrannt. Insbesondere aus dem Raum Simja flohen zahlreiche Menschen in die damals elavische Grenzprovinz Arisaja. In den von ihr eroberten Gebieten ließ Rijuna alle Gegner, die sie nicht formell um Gnade baten und ihre Aufrichtigkeit von einem Angehörigen ihrer Alkalimetallmagier-Geheimpolizei überprüfen ließen, hinrichten, genauso wie alle noch in Sarilien befindlichen Arunier, Ruarier, Temiraner sowie „Kollaborateure und Profiteure.“ Dasselbe galt für alle Schwerkriminellen und alle, die dafür gehalten wurden. Die Leichen der Gegner wurden anschließend zu Dünger verarbeitet. Auch die Art und Weise wie Rijuna und ihre Geheimpolizei an Geständnisse kamen, war mit modernen Menschenrechtsstandards eher weniger vereinbar, um es vorsichtig auszudrücken. Als sich die Arunier und Ruarier aus ihren Trümmern freigegraben hatten und wieder einmal Richtung Sarilien schauten, waren sie entsetzt über das, was sich dort in ihrer Abwesenheit zugetragen hatte. Da Tessmar aber immer noch unter ihrem Einfluss stand und Sarilien sowieos schon lange zu unsicher für wirtschaftliche Projekte gewesen war, ließen sie es auf sich beruhen, ein neuer Krieg um Sarilien wäre der arunischen Bevölkerung nicht vermittelbar gewesen, das unterlegene Ruaris war sowieso nicht dazu in der Lage einen solchen zu führen.
In der Silarischen Antike lebten in den riesigen Wäldern, die das Land Dergomar im Norden, Westen und Süden umschlossen, kleine Gruppen von Jägern und Sammlern, die sich Sar-rilèn nannten, was sich in der altsarilischen Sprache mit „Menschen des Waldes“ übersetzen lässt. Die Gruppen waren matrilinear organisiert, junge Männer wechselten nach dem Erreichen des Erwachsenenalters in eine andere Gruppe, während die Töchter in der mütterlichen Gruppe blieben, zu der sich Männer aus anderen Gruppen gesellten, oder die Frauen auch lediglich „besuchten.“ Die Sar-rilèn lebten isoliert vom restlichen Silaris, da andere Bewohner des Kontinents die undurchdringlichen, von Bergketten umgebenen Wälder mieden. Die Dergom betrieben ihren Handel über den sichereren Weg durch das ebenfalls angrenzende Elavien, den sie sich bei Bedarf mit Gewalt freihielten.
Nach und nach wuchs jedoch bei den Dergom, Elaviern und Temiranern der Bedarf an Arbeitskräften und der Handel mit Sklaven wurde zu einem guten Geschäft. Die in ihren kleinen Gruppen relativ ungeschützten Sar-rilèn wurden zu einer wertvollen Ressource und Sklavenjäger begannen ihre Wälder zu durchstreifen. Die Sar-rilèn wurden zunächst deutlich dezimiert, insbesondere diejenigen, die in den Gebieten nahe der Grenzen von Elavien und Dergomar lebten, begriffen dann jedoch, dass sie sich organisieren mussten, um den Sklavenjägern die Stirn bieten zu können. Sie schlossen sich zu verschiedenen Stämmen zusammen, die ihre Verteidigung gemeinsam organisierten. Einige der Sar-rilèn flohen auch in den bis dato unbewohnten Nordwesten von Silaris, den Menschen bisher gemieden hatten, da er Heimat zahlreicher Elementare war und für Menschen zahlreiche, unvorhersehbare Gefahren barg. Die Bewohner dieser Region bildeten den Stamm Alinar, der sich von den anderen abschottete.
Den anderen gelang es durch effiziente Organisation ihrer Verteidigung die Jagd nach sarilischen Sklaven zu einem äußerst gefährlichen Unterfangen zu machen. Hierbei koordinierten sich die Sar-rilèn teilweise innerhalb der Stämme, teilweise jedoch auch stammesübergreifend, wofür an besonderen Stätten Ratsversammlungen abgehalten wurde Kombiniert mit dem großen Bevölkerungswachstun in den spätantiken Hochkulturen erledigte sich dieses Problem und die Sariler konnten in ihren neuen Strukturen bis zum Krieg der Elemente weitgehend ungestört weiterleben.
Während dieser Kriegswirren im Süden kam es immer wieder vor, dass Menschen aus dem Süden so verzweifelt waren, dass sie die gefährliche Flucht in die ihrer Meinung nach nicht oder kaum besiedelten Wälder wagten, um sich dort ein neues Leben fern der elementarmagischen Kämpfe aufzubauen. In den Regionen südlich von Dergomar gelang es diesen Flüchtlingen an manchen Orten dauerhafte Siedlungen aufzubauen, hierbei kam es immer wieder zu bewaffneten Konflikten mit den Sar-rilèn, allerdings auch zu einem Austausch, der dazu führte, dass die Sar-rilèn lernten, Kartoffeln, Bohnen, Mais und Paprika anzubauen. Dieses Wissen verbreitete sich nach und nach im gesamten Territorium der Sar-rilèn.
Andere Flüchtlingsgruppen, die auf besonders aggressive sarilische Stämme trafen, hatten jedoch weniger Glück. Sie wurden bekämpft, Männer und Jungen getötet und die Frauen und Mädchen ohne Rücksichtnahme auf deren Einverständnis in den Stamm aufgenommen. Die Aufnahme zusätzlicher Frauen führte dazu, dass das Gebären und Großziehen von Kindern sowie die sonstigen anfallenden Aufgaben auf mehr Schultern verteilt werden konnte, was den betreffenden Stämmen dazu verhalf zu wachsen und an Einfluss zu gewinnen. Dies sorgte dafür, dass sich diese Praxis ebenfalls nach und nach bei allen Stämmen verbreitete. Der Versuch, möglichst viele Mädchen und Frauen aus benachbarten Völkern, aber auch von den anderen sarilischen Stämmen zu erbeuten, wurde nun ebenfalls Teil der sarilischen Tradition.
Insbesondere im Osten des sarilischen Territoriums kam es immer wieder zu Austausch zwischen Sar-rilèn, Dergom und Elaviern. Eine solche Phase führte auch zu der zweifelhaften Karriere des Sar-rilèn-Kriegers Fajan, der nach Elavien ging, um sich dort militärisch und elementarmagisch ausbilden zu lassen. Hierbei gelang es dem charismatischen und ehrgeizigen jungen Mann sowohl unter den ebenfalls dort lernenden Sar-rilèn als auch bei den Elaviern zahlreiche Anhänger zu finden. Fajan las zahlreiche elavische, temiranische sowie nadarische Schriften und träumte von einem silarischen Großreich unter seiner Führung. Einen möglichen Weg dorthin sah er in Informationen darüber, dass in verschiedenen Regionen von Silaris noch Massenvernichtungswaffen aus dem Krieg der Elemente versteckt seien. Es gelang ihm und seinen Anhängern tatsächlich diese zu finden und mit deren Hilfe sowie seiner sarilisch-elavischen Armee große Teile von Silaris zu erobern. Seine Unterstützung unter den Sar-rilèn war jedoch eher gering, da ihn viele der Stammeskrieger für einen elavisch verweichlichten Verräter hielten und kein Verständnis für seine Welteroberungspläne hatten. Die Dergom stellten sich ihm besonders entschieden entgegen und wurden Ziel eines Vernichtungskriegs, der zum Ende des Dergom-Reiches führte und das gesamte Volk bis auf wenige Bewohner der Grenzregionen auslöschte. Diese flohen in die noch freien Regionen Nord-Elaviens oder in den Süden, wo sie sich teilweise neue Siedlungen aufbauten und teilweise den Elementkriegs-Flüchlingen anschlossen.
Nach dieser Gräueltat bildete sich eine Allianz aus den freien Sar-rilèn und Elaviern, sowie Avechai, Ladivir, Rusah und Nadari, der es gelang eine weitere Ausbreitung von Fajans Reich zu verhindern und ihn schließlich auch zu töten. Im Anschluss hieran zerbrach Fajans Reich sehr schnell wieder und seine Anhänger wurden verfolgt und in den meisten Ländern, einschließlich des Sar-rilèn-Territoriums hingerichtet. Dergomar existierte nicht mehr. Jahrzehntelang wagte sich niemand in das ehemalige Dergom-Reich und es wurde vom Wald zurückerobert. Drei Dergom-Städte waren während des Krieges jedoch relativ unversehrt geblieben. Benada, eine zentral im Territorium gelegene Stadt auf einer vom Fluss Aretusa umströmten Insel, Ilram im Süden und Alijan (damals Alichama) im Nordosten nahe der elavischen Grenze.
Alle drei Städte wurden später von den in der Region ansässigen sarilischen Stämme benutzt. Aufgrund seiner zentralen Lage wurde Benada zum Versammlungsort für zukünftige Sitzungen des Großen Stammesrats auserkoren und ist heute Hauptstadt Sarilien. Ilram, in dem noch Dergom sowie Flüchtlinge aus dem Süden lebten, wurde zu einem Ort des Austauschs zwischen diesen Volksgruppen und ist heute die Hauptstadt des Landes Tessmar und Alijan wurde zum Zentrum des Handels zwischen Sarilern und Elaviern. Auf den Hügeln um die Stadt wurden (und wird) Wein, sowie Früchte wie Pfirsiche und Aprikosen angebaut. In den Regionen beider Städte wurden die dort lebenden Sar-rilèn wesentlich sesshafter und wie Vertreter anderer Völker sagen würden, zivilisierter als in den sonstigen Regionen, wo die alten Traditionen unverändert beibehalten wurden. Alinar war hierbei jedoch ebenfalls eine Ausnahme. Während die Angehörigen der übrigen sarilischen Stämme (außerhalb des Großraums Ilram) überhaupt nichts über die Existenz der Elemente und deren Verbindung zur Magie wussten, hatten die Alinar dies nach sarilischer Geschichtsschreibung vor, nach sonstigen Überlieferungen zumindest zeitgleich wie die südlichen Hochkulturen entdeckt. In der Folge entwickelten die Alinar ein Periodensystem mit Elementsymbolen, die in Sarilien bis heute Gültigkeit haben und von den Elementarmagiern auf der Stirn getragen werden, sowie ein Alphabet für die sarilische Sprache, das heute ebenfalls für ganz Silaris gilt. In früheren Zeiten lebten sie jedoch sehr isoliert, da den anderen ihre Fähigkeiten suspekt waren. Sie gründeten ebenfalls eine Stadt mit Namen Alvardan, die gemeinsam mit den drei ehemaligen Dergom-Städten und das etwas später gegründete Simja im Südwesten die „Fünf Städte der Sariler“ bilden, sprich die bereits in vorindustrieller Zeit existierenden und von Sarilern bewohnten Städte. Trotz der gemeinsamen Ratssitzungen kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Stämmen. Häufig waren diese im Grenzbereich zu riskanten sportlichen Wettkämpfen angesiedelt, es kam jedoch im Verlauf der sarilischen Geschichte auch immer wieder zu brutalen Stammeskriegen, die zahlreiche Tote forderten und auch das Ende einzelner Stämme bedeuteten. Wenn es gegen einen gemeinsamen Feind ging, häufig die Elavier, gelang es jedoch immer wieder die Stämme zu einigen. Insbesondere um die südlichen Grenzregionen führten Sariler und Elavier immer wieder blutige Kriege bis zum Arisaja-Krieg vor gerade einmal zwanzig Jahren.
Nach Ende des Zweiten Elementekriegs, in dessen Verlauf der ursprünglich aus Sarilien stammende Fluormagier Fajan (elavisch Faganu) ein Großreich erobert und wieder verloren hatte, beschloss das neue elavische Königshaus, die Elementarmagie zu ächten. Nach den Erfahrungen der beiden Elementekriege fand diese Entscheidung breite Unterstützung in der Bevölkerung. Auf die Anwendung von Elementarmagie stand die Todesstrafe, der einige Magier zum Opfer fielen. Anderen gelang es jedoch in den Untergrund zu gehen und eine geheime Vereinigung zu gründen, die sich später im Gedenken an Faganu den Namen Faganidenorden gab. Der Versuch, die Elementarmagie in Elavien auszurotten misslang, weil sie ja immer wieder neu entsteht. Wegen des Tabus war und ist dies in Elavien seltener der Fall als anderswo in Silaris, geschieht aber trotzdem.
Diese Elementarmagier konnten entweder peinlich genau darauf achten, dass niemand von ihren Fähigkeiten erfuhr, oder sich dem Faganiden-Orden anschließen, der im Lauf der Zeit zu einem Kult mit eigenen Riten wurde, wo Elementarmagier lernen können ihre Gaben zu kontrollieren und einzusetzen, was jedoch nur ein Tätigkeitsbereich des Ordens ist. Hierzu muss man auch erwähnen, dass der Orden mangels Austauschmöglichkeiten nicht mit den Fähigkeiten der Elementarmagier anderer Länder mithalten konnte/kann. Stattdessen wurden aber einige sehr spezielle Sitten und Gebräuche entwickelt.
Die Elavier verfügen traditionell über ein System aus sechs klassischen Elementen bestehend aus Feuer, Wasser, Luft, Salz, Metall und Erde. Im Faganiden-Orden wurden die chemischen Elemente den letzten vier zugeordnet, wobei ähnlich wie zuvor auch in ganz Elavien eine Hierarchie Luft vor Salz vor Metall vor Erde etabliert wurde. Letztere wurde auch abfällig als „Dreck“ bezeichnet und umfasst vor allem Wasserstoff, Kohlenstoff, Phosphor und Schwefel. (Stickstoff galt als „Luft“.) Diese Magier wurden im Orden teilweise tatsächlich „wie Dreck“ behandelt und traten häufig wieder aus oder schlossen sich gar nicht erst an. Im Gegensatz zu anderen hatten sie ja den Vorteil keine Übergangskrankheit zu erleiden und auch sonst kaum unfreiwillig als Elementarmagier aufzufallen.
Anders als beim arunischen Alchimistenzirkel wird beim Faganiden-Orden die Vermählung verschiedener Elemente, beispielsweise von Natrium und Chlor, nicht nur metaphorisch gesehen. Die Erzählungen über wilde Orgien, die beim Faganiden-Orden stattfinden, sind je nach Phase, in der sich die Organisation befindet/befand durchaus real. Diese Gerüchte führen dazu, dass viele Frauen, die Elementarmagie bei sich bemerken, lieber alles tun, um eine Entdeckung zu verhindern, anstatt sich an den Faganiden-Orden zu wenden.
Auch was die Dekoration der Versammlungsräume angeht, wird teilweise bewusst mit Totenschädeln, eingelegten Körperteilen und ähnlichem der Bruch mit gängigen Moralvorstellungen zelebriert. Die ebenfalls sehr beliebten, gefährlich aussehenden (und oft auch tatsächlich gefährlichen) Dämpfe und Flüssigkeiten hinter Glas würden jedoch auch so manchen Elementarmagier anderswo erfreuen.
Die Angehörigen des Faganiden-Ordens teilen die Vision von einer Magokratie in Elavien und mittelfristig in ganz Silaris, die im Lauf der Jahrhunderte, immer detaillierter ausgearbeitet wurde. Um ihrem Ziel näher zu kommen, organisieren die Logen immer wieder verschiedene Maßnahmen, zur Destabilisierung des elavischen Regimes ihrer Zeit, wobei sie auch vor Terroranschlägen nicht zurückschrecken.
Dies steht in direktem Zusammenhang zum nächsten Tätigkeitsfeld, das neben Spenden der Mitglieder auch zur Finanzierung der Aktivitäten dient. Der Faganiden-Orden ist sehr aktiv im Drogenhandel, der Schwerpunkt liegt in Elavien, längst wurden jedoch auch andere Märkte entschlossen, schließlich wachsen im milden elavischen Klima viele psychoaktive Pflanzen besonders gut. Wer in einer elavischen Stadt jemanden unauffällig vergiften möchte, kann sich auch vertrauensvoll an den Orden wenden.
Wie man sich nach dieser Beschreibung vorstellen kann, leistet der Faganiden-Orden keinen Beitrag zur Verbesserung des Rufs der Elementarmagie in Elavien. (Manche Elementarmagier aus anderen Ländern stellen sogar die These in den Raum, dass das elavische Establishment den Orden bewusst nicht ausmerzt, um das Feindbild Elementarmagier durch konkrete Beispiele weiter aufrechterhalten zu können.)
In jüngerer Zeit wird der Orden jedoch auch international verfolgt. Grund dafür sind die Aktivitäten im Drogenhandel sowie ein medial in ganz Silaris ausgeschlachteter Terroranschlag mit dem gefürchteten chemischen Kampfstoff Luclossin auf dem belebente Markt der elavischen Hauptstadt Somi Dava. Das Gift stammte aus arunischen Beständen und fiel beim heimlichen Abtransport aus einem arunischen Militärstützpunkt in Tessmar nahe der sarilischen Grenze dem organisierten Verbrechen in Tessmar in die Hände und wurde vom Faganidenorden gegen Drogen eingetauscht. Die Ordensmitglieder hofften mit Luclossin, das als wirksamstes bekanntes Mittel zur künstlichen Erzeugung von Elementarmagier galt, nicht nur Angst und Schrecken verbreiten zu können, sondern auch ihre Reihen aufzubessern. Zumindest letzteres ging jedoch schief. Ungefähr 70 Menschen starben, zahlreiche weitere wurden verletzt und die Terroristen konnten zwar zehn potenzielle Neu-Elementarmagier entführen, welche jedoch bei oder sogar vor den Trainingsversuchen starben, mit Ausnahme eines jungen Paars, er Phosphormagier und sie Sauerstoffmagierin. Den beiden gelang es mit den Behörden zu kommunizieren, wodurch die Öffentlichkeit über die dramatische Situation der Entführten informiert wurde, auch die unter internationaler Unterstützung stattfindende Rettungsaktion für die beiden wurde von Medien aus ganz Silaris begleitet. Nach ihrer Rettung wurde den beiden von verschiedenen Ländern eine elementarmagische Ausbildung angeboten. Sie erklärten jedoch zur großen Freude der Elavier, dass sie mit Elementarmagie nichts zu tun haben wollten und eröffneten mit den Hilfsgeldern, die sie erhielten, einen Biobauernhof, wo sie sozial Benachteiligten Arbeit geben und nicht zuletzt dank der großen Aufmerksamkeit auch sehr gut verdienen.
Seit der friedlichen Revolution und Demokratisierung Elaviens gibt es dort auch legale Möglichkeiten sich als Elementarmagier ausbilden zu lassen, organisiert vom Militär. Dies wird jedoch streng geheim gehalten, was dazu führt, dass viele der Betroffenen immer noch beim Faganidenorden landen, weil der im Gegensatz zu dieser neuen Einrichtung bekannt ist. Elementarmagier, die vom Militär verfolgt werden, fliehen nämlich im Normalfall, weil sie mit einer Bestrafung und nicht mit einer Ausbildungsmöglichkeit rechnen.
@Nharun bei dir hat mich der sprachliche Hintergrund zu deinen Welten auch immer sehr faszineirt. Da habe ich auch den Eindruck, dass das definitv noch für mehr Tiefe und "Weltenfeeling" sorgt.
Zitat von Teja im Beitrag #22Hast du die Sprachen auch gebastelt oder hast du nur die Eigenschaften festgelegt?
Bisher nur die Eigenschaften festgelegt. Auf Sarilisch, Elavisch und Ruarisch habe ich ein paar Wörter, aber nichts, was man wirklich als Sprachenbasteln bezeichnen könnte. Arunisch ist auch für mich immer eher die "Defaultsprache", sodass ich da bisher nichts habe. Irgendwo wäre es schon ein Traum von mir, diese vier Sprachen wirklich komplett zu verbasteln und dann auch Gedichte und Lieder in den Weltensprachen zu haben, aber ich traue mir das weder vom Können noch von der Zeit her so richtig zu. Wobei es sich vielleicht schon lohnen könnte, zumindest mal anzufangen. Elavisch und Sarilisch haben ja auch noch jeweils ein eigenes Alphabet, Arunier, Ruarier und Temiraner nutzen dasselbe.
Zitat von Chrontheon im Beitrag #20Die Aussage, Arunisch werde in ganz Silaris in der Schule unterrichtet, ist aber nicht ganz richtig, wenn Sarilien es ablehnt, oder?
Viele Sariler mögen Arunisch nicht besonders, aber nicht alle und es sitzen inzwischen auch "pro-arunische" in der Regierung. Und andere so wie Brajana sind der Meinung, dass es sehr nützlich sein kann, die Aussagen des Feindes im Original zu verstehen... Deswegen wird Arunisch-Unterricht auch in der Schule angeboten, allerdings auf freiwilliger Basis.
(Ich hoffe, das ist verständlich, obwohl ich keine Linguistin bin und vielleicht nicht ausreichend firm mit allen Fachbegriffen.)
In Silaris hat sich nach dem Arunisch-Ruarischen Krieg die arunische Sprache als internationale Verkehrs- und Handelssprache, da nach diesem Krieg die Vormachtstellung Aruniens auf dem silarischen Festland nicht mehr angezweifelt wurde.
Dageyra ist zwar sehr wohl dazu in der Lage, den Aruniern militärisch, magisch sowie wirtschaftlich die Stirn zu bieten, auch wenn dies für Silaris höchswahrscheinlich katastrophale Folgen hätte, allerdings hat sich dort durch die recht isolierte Insellage eine Sprache entwickelt, die überhaupt nicht mit den Sprachen des Festlands verwandt und für dessen Bewohner daher entsprechend schwer erlernbar ist. Diese Tatsache wird auch von dageyranischer Seite aus eingesehen und die Nutzung von Arunisch für internationale Angelegenheiten akzeptiert.
Auf dem ruarischen Festland bilden Arunisch, Ruarisch, Temiranisch, sowie die Sprache des weitgehend ausgelöschten Volks der Dergom eine Unterfamilie, dasselbe trifft auf die Sprachen der drei Wüstenvölker Avechai, Meraki und Tayek zu. Die elavische Sprache enthält Elemente beider Gruppen, während sich das Sarilische sehr deutlich von beiden unterscheidet. Manche Sprachwissenschaftler vertreten die Meinung, dass Sarilisch genau wie Dageyranisch überhaupt nicht mit den restlichen Sprachen von Festland-Silaris verwandt ist, dies ist jedoch nach aktuellem Wissensstand nicht richtig. Tatsächlich von den anderen unabhängig ist die Sprache der Roviniel, da diese aber nicht sehr zahlreich sind und sowieso in enger Beziehungen zu entweder Arunien oder Elavien stehen, sind die meisten Roviniel mit mindestens einer dieser beiden Sprachen vertraut.
Die meisten Silaris-Bewohner akzeptieren Arunisch bereitwillig als Sprache für internationale Angelegenheiten, da es den Vorteil hat, eine relativ schnörkellose Sprache ohne viele grammatische Finessen zu sein. Dadurch ist es wesentlich leichter zu erlernen als beispielsweise Ruarisch mit seinen vielen verschiedenen Kasus-Endungen, Temiranisch, wo sich die Verbformen je nach Geschlecht der Person, die etwas tut, unterscheiden, oder Sarilisch, wo Pronomen nicht vom Geschlecht abhängig sind, sondern es Unterscheidungen zwischen Mensch, nichtmenschliches Lebewesen und Sache gibt. (Die Sariler sind sich selbst nicht ganz einig, ob sie Elemente als Sache oder nichtmenschliches Lebewesen einordnen wollen, die Angehörigen des einzigen früh-elementarmagischen sarilischen Stamms taten letzteres. Manche Sariler schlagen auch vor, noch ein zusätzliches Pronomen für Elemente einzuführen). Arunisch wird in ganz Silaris an Schulen gelehrt und Arunisch-Kenntnisse sind Voraussetzung für eine Karriere in einem internationalen Unternehmen. Insbesondere viele Sariler sehen dies jedoch als Zeichen der arunischen Vormachtstellung, dem sie sich nicht beugen wollen und lehnen es ab Arunisch zu lernen bzw. zu sprechen.
Nachdem ich Lucasta Clossiana immer mal wieder zwischendurch erwähnt habe, bekommt sie jetzt auch ihren Eintrag hier. Dann sind aber erstmal andere Elemente dran.
Lucasta Clossiana
Jugend
Lucasta Clossiana war eine arunische Phosphormagierin. Sie leistete einen maßgeblichen Beitrag zur Erforschung des pflanzlichen Nährstoffbedarfs, entwickelte mineralische Düngemittel für unterschiedliche Anwendungen sowie verschiedene phosphorhaltige Herbizide und Insektizide, die in Silaris bis heute eine wichtige Rolle spiele. Daneben stieß sie zusammen mit ihren Weggefährten Rabanus Ostreatus, Valerius Aropus und Dorea Verita die Reformierung des arunischen Alchimistenzirkels an, wobei es ihr jedoch nicht gelang, ihre Vision einer liberalen Elementarmagierausbildung in Arunien vollständig umzusetzen. Außerdem war sie die Entdeckerin der ersten phosphorbasierten Nervenkampfstoffe in Silaris.
Lucasta wuchs in der arunischen Hauptstadt Wariona als drittes von fünf Kindern einer Arbeiterfamilie auf. Nach der Volksschule arbeitete sie in einer nahe gelegenen Fabrik, in der Streichhölzer hergestellt wurden. Die Mädchen und Frauen mussten dort ohne jeglichen Arbeitsschutz mit weißem Phosphor arbeiten, was bei vielen Arbeiterinnen früher oder später zu Vergiftungen führte. Lucasta hatte jedoch Glück. Sie wurde unter diesen Bedingungen zu einer Phosphormagierin und überlebte auch die Übergangskrankheit. Ihr Chef hoffte, durch Lucastas Gabe für den Fall strengerer Arbeitsschutzrichtlinien eine Möglichkeit zu haben diese einzuhalten und schickte sie zur Akademie des Alchimistenzirkels. Dort mussten die Novizen damals eine zweijährige Internatsausbildung machen, ein System, das eindeutig nicht auf junge Menschen ausgerichtet waren, die für ihren Lebensunterhalt bzw. den ihrer Familien arbeiten mussten. Dort wurde Marius Agripetus, Phosphormagier und Chemieprofessor in Ergalla, ihr Mentor. Er erkannte ihre außergewöhnliche elementarmagische Begabung sowie Intelligenz und unterrichtete sie deswegen intensiv neben dem üblichen Unterricht.
Ungefähr nach der Hälfte ihrer Ausbildungszeit wurde der Einsatz von weißem Phosphor für die Herstellung von Streichhölzern verboten und Lucastas ehemaliger Chef sah keinen Grund mehr, für ihre Ausbildung zu bezahlen. Sie fand jedoch eine andere Einnahmequelle und zwar als elementarmagische Aufsichtsperson bei der Ratten- und Mäusebekämpfung mit Phosphorwasserstoff. Diese Aufgabe war unter den meisten Phosphormagiern nicht sonderlich populär, dafür aber sehr gut bezahlt, sodass es sich lohnte die Zähne zusammenzubeißen. Lucasta hatte hierbei den Vorteil, dass ihr „Giftsinn“ durch die Fabrikarbeit bereits abgestumpft war und sie nicht den üblichen Ekel gegenüber giftigen Verbindungen ihres Elements empfand, ja die Giftigkeit nicht einmal wahrnahm, wenn sie nicht die Wirkungen auf andere Lebewesen zu sehen bekam.
An der Universität von Ergalla
Nach dem Ende ihrer Novizenzeit bekam Lucasta von Marius eine Stelle an der Universität. (Zu dieser Zeit konnte die Elementarmagie ein Chemiestudium noch ersetzen.) Während Marius lieber Grundlagenforschung zu instabilen, neuen phosphorhaltigen Molekülen ohne praktische Relevanz machte, gab es die Fördermittel der Industrie eher für anwendungsorientierte Aufgaben und diese wurden Lucasta übertragen. Zunächst entwickelte sie ein neuartiges Totalherbizid, das sich trotz unlauteren Wettbewerbs eines konkurrierenden Stickstoffmagier-Arbeitskreises mittelfristig durchsetzte, sodass sie als Patentinhaberin gut daran verdiente, genau wie Valerius, der die Chemikalien in seiner neugegründeten Firma herstellen ließ. Danach arbeitete sie mehrere Jahre lang an der Entwicklung von effektiven Düngemitteln und engagierte sich im Alchimistenzirkel für eine Form der Ausbildung, die weniger auf die Oberschicht ausgerichtet war. Hierbei gelang es durchzusetzen, dass die Novizen nicht mehr zwei Jahre eine Akademie besuchen mussten, sondern von ihren Adepten vor Ort ausgebildet wurden und nur am Wochenende gemeinsam Unterricht hatten, außerdem wurde ein Netzwerk von elementarmagischen Lehrern und Ärzten aufgebaut, um Übergangskrankheiten zu erkennen und die Sterblichkeitsrate in der Bevölkerung hierdurch zu verringern. Diese war zuvor insbesondere bei Chlor- und Alkalimetallmagiern extrem hoch, was vom Zirkel billigend in Kauf genommen wurde, eine Tatsache, die Lucasta und ihre Gefährten publik machten.
Diese Reformen gingen Lucasta und Rabanus jedoch nicht weit genug, sie waren dafür den Alchimistenzirkel und seine Ränge, Rituale und Roben komplett abzuschaffen und durch ein liberales, dezentralisiertes, praxisorientiertes System zu ersetzen. Dies wurde im arunischen Parlament kontrovers diskutiert und vom Alchimistenzirkel selbst erwartungsgemäß abgelehnt.
Der Krieg
Bevor es in diesem Punkt jedoch eine Entscheidung geben konnte, begann der Arunisch-Ruarische Krieg und forderte die komplette Aufmerksamkeit der arunischen Führung. Der erhoffte Sieg blieb aus, nach und nach verschwanden alle Männer im wehrfähigen Alter, die keine Elementarmagier waren an die Front und Lucasta war an der Uni recht einsam mit den wenigen weiblichen Studenten. Marius musste in die Grenzgebiete um ruarische Angriffe mit weißen Phosphor abzuwehren und Rabanus setzte sich zum Entsetzen des Alchimistenzirkels für den Einsatz von Chemiewaffen im Krieg ein, woraufhin er aus selbigem ausgeschlossen wurde. Das Militär hielt jedoch wesentlich mehr von dieser Idee, das Chemiewaffenprogramm wurde ins Leben gerufen und forderte Rabanus‘ ganze Aufmerksamkeit. Die Ehe mit Dorea zerbrach in der Folge. Valerius stellte nun statt Dünger Sprengstoff her und bald auch chemische Waffen und verdiente weiterhin hervorragend, auch wenn letzteres dazu führte, dass er sich im Alchimistenzirkel ebenfalls nicht mehr blicken lassen durfte.
Lucasta beschloss Marius‘ Abwesenheit zu nutzen, um die Synthese eines neuartigen Insektizids zu testen, von der er ihr abgeraten hatte, weil er sie für zu gefährlich hielt. Angesichts der durch den Krieg zufällig und absichtlich (die Ruarier setzten in Arunien gezielt Käfer aus, die dort die Ernten vernichten sollten) auftretenden Probleme mit schädlichen Insekten und Resistenzbildung gegen vorhandene Insektizide war Lucasta aber der Meinung, dass es sich lohnte das Risiko einzugehen. Die Synthese war erfolgreich und Lucasta hielt am Ende ein Produkt in Händen, das eine Wirkung hatte, mit der sie überhaupt nicht gerechnet hatte, es konnte die elementarmagischen Kräfte verstärken. Ihre Euphorie erhielt jedoch einen kräftigen Dämpfer, als Rabanus, den sie direkt im Anschluss traf, durch die Spuren der Substanz, die sie noch an sich hatte, schwere Vergiftungserscheinungen erlitt. Nachdem sie ihn davon mithilfe ihrer Gabe wieder befreit hatte, war er aber total begeistert, da er in Lucastas Erfindung die perfekte chemische Waffe sah, die all seine Probleme an der Front lösen konnte. Es dauerte noch etwas, bis eine großtechnische Herstellung erarbeitet war und der Weg dorthin kostete zahlreiche Arbeiterinnen das Leben, aber schließlich konnte „Clossianin“ gegen die Ruarier eingesetzt werden. Lucasta entwickelte derweil noch zwei verwandte Wirkstoffe und überredete die Arbeiterinnen den gefährlichen Job anzunehmen, in denen sie ihnen einredete, dass sie ihr Leben tapfer in der Fabrik riskierten, während ihre Männer dies auf dem Schlachtfeld taten. Eine dieser Reden ist bis heute ein gängiges Beispiel für Kriegspropaganda dieser Zeit aus arunischen Schulbüchern.
Die Nachkriegszeit Arunien gewann den Krieg, ob und inwiefern die Chemiewaffen dazu einen relevanten Beitrag leisteten ist äußerst umstritten und die offizielle Lehrmeinung in Arunien wie in Ruaris ist, dass dies nicht der Fall gewesen sei. Nach dem Krieg beteiligte sich Lucasta zunächst aktiv am Wiederaufbau in Ruaris, da die Ruarier überhaupt nichts über ihre Beteiligung wussten, war sie dort anders als Rabanus kein Feindbild. (Daneben auch noch, weil in der ruarischen Tradition Magie Frauensache war und ihnen Phosphormagierinnen deutlich sympathischer waren als Chlormagier.) In Ruaris wurde ein Elementarmagieausbildungssystem eingeführt, das Lucastas Vorstellungen ziemlich genau entsprach, in Arunien selbst war sie jedoch ebenfalls aus dem Alchimistenzirkel ausgestoßen wurden und hatte in dieser Hinsicht keinerlei Mitsprachrecht mehr.
Rabanus ging es genauso und auch darüber hinaus hatte sein Ruf ziemlich gelitten. Zusätzlich war er gesundheitlich angeschlagen, wobei umstritten ist, ob dies eine Form von PTSD war, oder eine Folge des jahrelangen Umgangs mit hochtoxischen Chemikalien. Er wanderte jedenfalls nach Avechain aus, dessen Salzmeer als besonders zuträgliche Umgebung für Chlormagier gilt und ließ sich von Lucasta nicht zur Rückkehr nach Arunien überreden.
Lucasta verfolgte nun wieder ihren ursprünglichen Plan, ihre Erfindung als Gegenmittel zu elementarmagiedämpfenden Substanzen sowie als Hilfsmittel in der Ausbildung von Elementarmagiern einzusetzen, allerdings fanden sich hierfür zu ihrem Unverständnis keine freiwilligen Probanden. Auch die politische Unterstützung brach nach der desaströsen Studie mit den Waisenkindern im Litias-Zentrum weg, sodass sie keine Möglichkeit hatte, diesen Ambitionen weiter nachzugehen. Stattdessen entwickelte sie noch einige davon abgeleiteten als Insektizid geeignete Wirkstoffe, die teilweise von Aropa und teilweise von Ultiria vermarktet wurden und verfasste mit unterschiedlichen Co-Autoren merhere elementarmagische Lehrbücher.
Zitat von Chrontheon im Beitrag #16Also ich muss Nharun zustimmen, der Text ist großartig!
Danke
Zitat von Chrontheon im Beitrag #16Da ich nicht so viele sarilische Frauen mit dem Talent beim Namen kenne: Brajana?
Ja. Der weiße Phosphor kam aber nicht von ihr, sondern von arunischen Flugzeugen. Brajana hat dann nur dafür gesorgt, dass statt ihrer Leute die Arunier getroffen wurden.
Zitat von Chrontheon im Beitrag #16Wie ist die Ansage?
Die habe ich mir ehrlichgesagt nicht im Detail überlegt. Setz was ein, was sich für dich passend anhört.
Zitat von Chrontheon im Beitrag #16Naja, neuer Bademeister! :D
Jasius hat's eher nicht so mit Sport, sondern interessiert sich mehr für Online-Games. Außerdem versucht er in seinem Heimlabor Sprengstoff herzustellen und läuft beim Alchimistenzirkel immer mit T-Shirts auf, auf denen die Formeln von verschiedenen chemischen Kampfstoffen abgebildet sind, um seine Lehrer zu provozieren. Und sein magisches Lerntempo ist auch nicht so schnell. Luridus' Leben wird also nicht unbedingt leichter.
Spätestens wenn Brajana dann Staatslenkerin ist, wird sich das ändern, aber dafür muss ihre Vorgängerin erstmal das Zeitliche segnen. Sie ist sehr an einer Annäherung zwischen Sarilern und Elaviern interessiert, auch wenn die Arunier das Gegenteil behaupten und sie als Elavierschlächterin darstellen und behaupten, sie hätte ihr Chemiewaffenprogramm gestartet, um einen Völkermord an den Elaviern durchführen zu können. In Wirklichkeit hat sie sich aber in Arisaja nicht an Kriegsverbrechen beteiligt, sondern tatsächlich nur gegen die bewaffneten Rebellen gekämpft und ihre Chemiewaffen hat sie nur als Abschreckung gegen die Arunier...
@Nharun, danke, das freut mich. Der gute Luridus muss sich dann mittelfristig auch wieder mit dem Alchimistenzirkel befassen, weil sich die Chlorallergie eines seiner Freibadbesucher als Übergangskrankheit herausstellt und er die Ausbildung übernehmen darf...
Zitat von Chrontheon im Beitrag #14Warum schaut Elavien auch nur auf Sarilien, wenn es um eine Abschreckung geht?
Es gibt eben einige Verquickungen zwischen der elavischen Oberschicht und den Aruniern, sodass in Elavien gerne das Bild der Arunier als beschützendem großen Bruder gezeichnet wird. Dass sie dabei sowohl wirtschaftlich, als auch was die Stationierung von Militär in Elavien betrifft, ziemlich übergriffig sind, wird ignoriert und schöngeredet.
Mit den Sarilern haben die Elavier schon seit Jahrhunderten immer wieder Kriege geführt, weil sie kulturell sehr unterschiedlich sind, aber in den letzten Jahren ist es da gerade in den Grenzregionen durchaus zu Annäherungen gekommen. Manche fangen auch an die Position zu vertreten, dass sie in den Aruniern einen gemeinsamen Feind haben... Bisher sind da aber die Regimes in beiden Ländern nicht übermäßig begeistert.
@Chrontheon was ich noch vergessen habe zu fragen: Du hast doch noch weitere Völker in deiner Welt, wenn ich mich richtig erinnere. Sind diese Klimaprobleme dann eigentlich auch global? Haben das alle gleichermaßen zu verantworten? (Ein Land allein würde das ja eher nicht hinkriegen.) Und wie gehen die anderen damit um? Und wenn nicht, warum ist es ein lokales Phänomen?
Danke für den Beitrag zu den Zoveri. Ich kanne die vorher noch nicht und fand das sehr interessant. Letztendlich ist es dann ja doch noch gut ausgegangen für die Gruppe, auch wenn sie leider noch einmal ganz von vorne anfangen mussten. Die Pilze als Wohnraum finde ich sehr interessant. Ich hatte früher mal so eine Idee für ein riesiges Schneckenhaus als Wohnraum, aber nach Silaris passt das nicht so. Häufig sind riesige Pilze ja ein Klischee aus dystopischen Settings, aber das scheint hier bei dir ja nicht der Fall zu sein, sondern eher im Gegenteil. Nur die Menschen würden das vielleicht anders sehen.
Gibt es auf dieser Welt eigentlich auch wilde Pflanzen und Tiere? Was ist so zwischen den verschiedenen Pilzbauten?
Jeden Tag einen Beitrag werde ich wahrscheinlich nicht schaffen, aber heute hatte ich Zeit dafür.
Sommeraktivitäten Der Bademeister von Ledion
Der allmorgendliche Kontrollgang im Hallenbad von Ledion war bald zu Ende. Bademeister- und Leiter Luridus Remigius musste nur noch überprüfen, ob die Chlorkonzentration in den Becken stimmte. Dank seiner Gabe wäre das eigentlich eine Sache von Sekunden gewesen, doch der Dame vom Gesundheitsamt genügte Luridus‘ Wort nicht. Sie wollte, dass er ordentliche Messwerte aufnahm und vorlegte. Luridus hätte ihr natürlich mit seiner Alchimistenzirkelmitgliedschaft und allem was dazu gehörte, vor der Nase rumwedeln können, aber darauf verzichtete er gerne. Mit dem Verein war er durch. Damals vor zwanzig Jahren war Luridus einer der wenigen jungen Männer des Alchimistenzirkels gewesen, die sich freiwillig für den Kriegsdienst in Sarilien gemeldet hatte. Gedankt hatten sie ihm das nicht. Nach seiner Rückkehr zwei Jahre später hatten sie ihn als erstes zu einer Anhörung bestellt. Sie wollten untersuchen, ob er auch immer den „Ethikkodex des Zirkels“ befolgt hatte. Seitdem hatte er die mehrstündige Fahrt nach Ergalla nicht mehr auf sich genommen. Luridus bildete sich nicht ein, dass er als Held hätte empfangen werden sollen, keineswegs. Mindestens einmal hatte er übelst versagt. Auch ohne die Brandnarben auf Bauch und Beinen würde er das niemals vergessen. Eine blutjunge, blonde Frau von zarter Gestalt, er hatte gezögert, gehofft, dass es vielleicht nicht nötig sein würde, zu schießen. Schließlich waren die Frauen in der sarilischen Armee laut arunischen Medien ja selbst nur Opfer ihres grausamen Regimes. Luridus hatte zu lange gezögert. Der Regen aus weißem Phosphor, den sie auf die Arunier gelenkt hatte, tötete mehr als ein Dutzend seiner Kameraden und verletzte ihn und viele weitere. Nur durch Glück entgingen sie der Gefangennahme. Niemand machte ihm Vorwürfe, sie hatten sein Versagen wohl nicht bemerkt, aber er selbst würde sich für den Rest seines Lebens Vorwürfe machen.
Von jenem Tag an hatte er den Sarilern keine Gnade mehr erwiesen, egal ob Mann, Frau oder Kind. Diese Dummschwätzer vom Alchimistenzirkel hätten es mit Sicherheit genauso gemacht, oder sie wären in einem Sarg nach Hause gekommen. Wenn überhaupt. Die Arunier hätte in Sarilien nicht so schmählich verlieren müssen, wenn sich der Alchimistenzirkel richtig engagiert hätte. Mit einem Phosphormagier auf der eigenen Seite wäre die Sache ganz anders ausgegangen. Dieser Parnalius war wohl der einzige, der es zumindest versucht hatte. Kurz vor dem Rückzug hatte er sich eine Kugel durch den Kopf gejagt. Luridus wusste nicht, ob er es wegen der Niederlage getan hatte, oder ob ihm seine Neigungen schließlich doch zu viele Schwierigkeiten bereitet hatten. Er war sich nicht einmal sicher, ob nicht womöglich der Alchimistenzirkel damit zu tun hatte. Erfahren würde er die Wahrheit wohl nie.
Luridus selbst war in seine Heimatstadt Ledion zurückgekehrt, um im dortigen Schwimmbad als Bademeister anzufangen, seit sieben Jahren hatte er auch die Leitung inne. Kaum jemand wusste, dass er ein Adept des Alchimistenzirkels war. Falls es doch jemand erfuhr, verstand er nicht, warum Luridus nicht nach Höherem strebte, aber er machte seinen Job gerne. Fluormagier Lebetinus hatte ihm wenige Jahre nach dem Krieg eine Stelle in der „Abteilung für spezielle Schädlingsbekämpfungslösungen“ beim Chemiekonzern Ultiria angeboten, aber Luridus hatte dankend abgelehnt. Die Arbeit des Kammerjägers war sicherlich notwendig, aber ihm gefiel es als Bademeister trotzdem besser. Außerdem würde Ultiria sicher früher oder später den Forderungen der Investoren nachkommen und diese Abteilung endlich verkaufen. Seit dem Angebot waren vierzehn Jahre vergangen und die Abteilung gehörte seltsamerweise immer noch zu Ultiria, obwohl die doch sonst alles taten, um die Börse zufriedenzustellen. Luridus verstand das nicht, aber es interessierte ihn auch nicht so sehr, dass er näher nachfragen wollte. Seine Bekanntschaft mit Lebetinus hatte ihm jedoch vor kurzem einen anderen Nutzen gebracht. Als die Stadt so klamm gewesen war, dass das Schwimmbad auf der Streichungsliste stand, war es ihm gelungen, das neue Logistikzentrum von Ultiria-Agrar nach Ledion zu holen, was reichlich Arbeitsplätze und Unternehmenssteuereinnahmen gebracht hatte. Das Schwimmbad war somit gerettet und im Sommer sehr beliebt.
Die Serha volis-Region rund um Meravas galt als eines der kühlsten Gebiete von Arunien. Da überraschte es nicht, dass die Ankündigung von Temperaturen über 30°C im Sommer alle Jahre wieder als Naturkatastrophe von erschreckendem Ausmaß behandelt wurde. Überall fanden sich Tipps wie man es schaffen konnte, diese Situation doch noch irgendwie zu überleben, einer der häufigsten war, zur Abkühlung das erfrischende Nass in einem Freibad aufzusuchen. Gefühlt die ganze Stadt einschließlich der freibadlosen Nachbardörfer hatte sich bei ihm versammelt und es gab ständig etwas zu tun. Der Lärm war ohrenbetäubend, was es nicht unbedingt leicht machte mitzubekommen, wenn irgendwo jemand in Schwierigkeiten war. Und natürlich gab es wie jedes Jahr auch die Vollidioten, die es lustig fanden andere vom Beckenrand zu schubsen oder unter Wasser zu drücken. Bei solchen Aktionen gab es eine sehr deutliche Ansage, für die Luridus seinen ehemaligen Offizier aus dem Arisaja-Krieg imitierte, was sich erfahrungsgemäß als äußerst wirkungsvoll erwies.
Wenn die Temperaturen stiegen, erhitzten sich auch die Gemüter. Insbesondere zwischen jugendlichen Tessmari und Elaviern kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen. Meravas und die umliegenden Gebiete waren aufgrund der Grenznähe schon lange Heimat zahlreicher tessmarischer Einwanderer, die sich in Arunien ein besseres Leben erhofften, oft aber stattdessen in prekäre Verhältnisse oder gar die Kriminalität abrutschten. Bei den elavischen Flüchtlingen aus Arisaja, die hier wie überall in Arunien aufgenommen worden waren, sah es nicht viel anders aus. Die Auseinandersetzungen liefen meist nach einem ähnlichen Muster ab. Ein paar elavische Jungs suchten sich tessmarische Mädchen oder gemischte Gruppen und äußerten, um es wesentlich höflicher auszudrücken als die Elavier selbst, ihre Missbilligung gegenüber dem ausgesprochen freizügigen Kleidungsstil der Tessmari. Hinzu kamen Anspielungen auf die Häufigkeit von intimen Beziehungen in deren Leben Als Reaktion drohten die Tessmari, die Elavier um besonders wertvolle Körperteile zu erleichtern und wenn Luridus an diesem Punkt nicht eingriff, folgte eine Schlägerei. Der Ablauf konnte auch umgekehrt sein, das Ergebnis war jedoch dasselbe. „Jetzt ist aber Schluss hier“, rief er den Jugendlichen zu. „Ihr da hin und ihr dort rüber und dann möchte ich nichts mehr hören.“ „Die haben aber angefangen“, entgegnete eine der Tessmari. „Ist mir egal, wer angefangen hat, jetzt wird aufgehört.“ Widerwillig folgten die Jugendlichen dieser Anweisung, Luridus war sich aber sicher, von einer der Tessmari noch ein „Ich schneide dir die Eier ab und servier sie dir zum Frühstück“ zu hören. Der angesprochene Elavier hatte aber schon öfter Bekanntschaft mit Luridus gemacht und beschloss mit herablassendem Lächeln davonzustolzieren, anstatt noch irgendetwas von sich zu geben. Luridus schüttelte den Kopf. Diese Leute hatten hier alle Möglichkeiten und schlugen sie in den Wind, indem sie sich aufführten wie die letzten Idioten. Er war sich sicher, dass dies weder in Elavien noch in Tessmar so üblich war.
Eine der Tessmari schaute in Luridus‘ Richtung, hob Zeigefinger und Mittelfinger der linken Hand und fuhr mit dem Zeigefinger der rechten darüber. Wer sich etwas mit der tessmaro-arunischen „Jugendkultur“, wenn man es denn so nennen wollte, auskannte, wusste, dass diese Geste dasselbe bedeuten sollte, was sie eben dem Elavier gesagt hatte, nur ohne den Teil mit dem Frühstück. Luridus ließ das Ganze jedoch auf sich beruhen, denn am Wellenbecken versuchte mal wieder jemand ein Mädchen unter Wasser zu drücken, was die offensichtlich längst nicht so spaßig fand wie er. Luridus verpasste ihm eine laute Ansage und eine gelbe Karte, wenn er noch einmal auffiel, würde er rausfliegen. Inzwischen hatte Luridus sehr viel Geschick darin entwickelt, sich die Gesichter seiner Pappenheimer zu merken. Luridus sprach an diesem Tag noch einige Ermahnungen aus, wies eine Familie darauf hin, dass es nicht erlaubt war, auf der Liegewiese zu grillen und nahm einem jungen Mann das Bier ab, im Schwimmbad herrschte Alkoholverbot. Außerdem verarztete er einen kleinen Jungen, der sich beim Toben die Knie aufgeschürft hatte, diskutierte mit einer erbosten arunischen Mutter, die seinen Kommandoton ihrem Söhnchen gegenüber völlig übertrieben und unangemessen fand und mit einer tessmarischen Badbesucherin, die der Meinung war, dass es sexistisch, diskriminierend und nicht mit den Grundrechten vereinbar wäre, dass Männer in Ledion oben ohne baden durften, Frauen aber nicht. Luridus ließ sich nicht auf die Grundsatzdiskussion ein, sondern wies sie auf die Regeln hin, die für alle Besucher des Freibads zu befolgen waren.
Wie meistens an solchen Tagen hatte Luridus einige Mühe seine Badegäste am Abend loszuwerden, als das Bad schließen sollte. Am Ende gelang das aber doch und er konnte sich auf den letzten Kontrollgang machen. Die Ruhe war wunderbar nach dem lauten Tag, die Temperaturen wurden langsam angenehmer und für Luridus stand der Feierabend bevor.