Nach langer Pause mal wieder ein Stückchen Kunst. Heute zeige ich eine mehr oder minder aktuelle Version der Karte des Hauptkontinents Adaichin. Mehr oder minder heißt, es sind Teile nicht dargestellt, die in Arbeit und daher unansehnlich sind. Hauptkontinent heißt: Bastelfokus. Ob der Kontinent auch kulturell oder geopolitisch der wichtigste der Welt Nerrac ist, sei dahingestellt.
Falls jemand was zum Stil oder zu technischen Umsetzungen einzelner Elemente etwas sagen möchte: gerne!
Aus akuter Betroffenheit und langem "Leiden" mal ein Thema, das mein Weltenbauen schon lange begleitet:
So viele Anfänge, so wenige Enden
Ja, gewissermaßen ist es Teil des Weltenbaus, unvollendet zu sein, immerhin ist eine Welt zu groß für eine endgültige Erschließung und sicherlich ist der Weg bzw. das Beschreiten desselben das Ziel.
Und doch ist da dieser Eindruck, dass es zu viele offene Baustellen gibt, zu viele Ideen, zu viele angefangene Dinge, zu viele Bausteine und die Zahl der vorläufig fertigen Gebäude in keinerlei Verhältnis dazu steht. Das erzeugt Druck und es hindert daran, die Welt in irgendeiner Form zu präsentieren.
Fragerunde:
1) Kennt ihr das? Wenn ja, in welcher Form, in welchem Umfang? 2) Empfindet ihr das als störend? Als Druck? Als Mangel? Ganz anders? 3) Wie geht ihr damit um? Habt ihr Strategien, um Baustellen "fertig" zu bekommen? Habt ihr Ursachen gefunden? 4) Wie ist das bei Autoren bekannter/öffentlicher Welten? Denkt ihr, die machen etwas anders?
Eine grelle Farbe wie grün würde ich ablehnen. Die Farben nur anders zu machen, damit es anders ist als das alte Forum finde ich auch keinen überzeugenden Grund. Wenn wir wirklich unabhängig vom anderen Forum sind, sollten wir eine Farbe wählen, weil wir sie toll finden und weil sie passt.
Ich finde das I von Elatan hübsch und in vielen Schreibschriften ist das große I tatsächlich so und dem J sehr ähnlich.
Zitat von Chrontheon im Beitrag #39Wird das nicht auch durch die beiden Arten davor [Gesprochenes und Geschriebenes Wort] bewerkstelligt, mit Ausnahme der Spezifikation des Empfängers?
Es ist etwas anderes. Gebetsmagie heißt, die (Priester-)person betet zu ihrer Gottheit und erhält dann die Macht für spezifische Wunder.
Sprachmagie heißt, der/die Fähige sagt einen Zauberspruch auf, der exakt benennt, was passieren soll. Bei Schriftmagie wird der Zauberspruch halt aufgeschrieben. Das ist in etwa so der Unterschied zwischen dem Vorlesen einer Bedienungsanleitung oder dem Stoßgebet "Bitte lieber Gott, mach, dass mein Computer jetzt wieder funzt."
Zitat von Chrontheon im Beitrag #39Also ist Schriftmagie eigentlich ein Teil der Zeichenmagie, sofern man nicht zwischen einfachen und komplexen Schriftzeichen unterscheidet!
Nein, kann man so nicht sagen. Schriftmagie ist das Aufschreiben von Zaubersprüchen und das Wirken, indem man sie liest. Zeichenmagie kann alle möglichen nichtschriftlichen Zeichen umfassen, die auf das Ziel des Zaubers gezeichnet werden. Vor allem aber ist es ein Unterschied, weil diese Formen, wie oben auch, in verschiedenen Kulturen stattfinden und von diesen als was anderes aufgefasst werden.
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Nerracs Abstruser Scheiß - Eine Vorstellung magischen Ausmaßes, Teil 2
Im ersten Teil haben wir einen kleinen Überblick erhalten, welche Formen es annimmt, wenn Fähige sich mit Magie beschäftigen. In diesem Teil kommen wir dazu, uns ein wenig anzusehen, was die Fähigen damit bewirken können.
Zunächst wenden wir uns den Magiern des lajrénischen Festlands zu. Diese zählen mitunter zu den stärksten Fähigen. Die Ursprünge lajrénischer Magie liegen weit zurück und wurden in nazcenischer Zeit formalisiert, indem Fähige zu Priestern ausgebildet wurden, sodass es sich der Herkunft nach um Göttliche Magie handelte. Der Form nach handelte es sich um Sprachmagie, die schriftlich fixiert wurde. Heutzutage, lange nach dem Nazcenischen Reich, ist die Lage etwas diverser. Die Magieschule Thalad hat sich schon vor langer Zeit von den nazcenischen Priestern abgewandt und betreibt eine säkularisierte Magie, deren Ursprung in der genetischen Veranlagung und der individuellen Befähigung der einzelnen Magier gesehen wird. Die Priestermagier und Magier, die in nazcenischer Tradition in Renaliac ausgebildet werden, stehen hier mit einem Bein in der Vergangenheit und mit einem Bein in der Gegenwart. Die geläufige Meinung ist, dass es göttliches Wirken ist, dass die magische Begabung von Magiern verursacht. Schließlich gibt es noch die rein weltliche Magieschule in Lerban, die insbesondere für die sogenannten Halbmagier offen ist.
Denn die lajrénischen Magier haben erkannt, dass die Fähigkeit zur Magie genetisch vererbt wird. Dies geschah zu nazcenischen Zeiten, als sie noch Priester waren und die Kirche den Priestern die Ehe nahelegte. So kam es, dass viele Magier miteinander heirateten und magischen Nachwuchs zeugten. Zum einen bedeutete diese Bündelung einen starken Anstieg der Zahl der Fähigen und zum anderen die Erkenntnis, dass diese Befähigung vererbt wird. In vornazcenischer Zeit waren Magier sehr selten und verkehrten meist mit Sterblichen, wenn überhaupt, sodass ihre Abstammung weniger dokumentiert war. Im Fall einer Elternschaft von Magier und Nichtmagier entstehen "Halbmagier", deren Befähigung etwas schwächer ausgeprägt ist. Bei Verbindungen von Nicht- und Halbmagiern, oder Halbmagiern untereinander oder Magiern mit Halbmagiern besteht immer eine 50%-Chance, welche Seite des Halbmagiers vererbt wird: die magische oder die nichtmagische. Aus Halbmagier-Verbindungen können daher vollmagische, halbmagische und nichtmagische Kinder hervorgehen. Daneben gibt es noch die Fälle von Spontaner Talentierung, bei denen Menschen ohne magische Vorfahren plötzlich in der Lage sind, Magie zu wirken. Manchmal sind aber auch nur magische Vorfahren unbekannt. Jedenfalls hat sich so im Laufe vieler Jahrhunderte eine eigene Bevölkerungsschicht aus Magiern entwickelt, die zwar recht klein ist, aber dafür potent und in großen Dynastien organisiert ist und ihre Fähigkeiten zum allgemeinen und eigenen Wohlstand einsetzt.
Die lajrénische Magie ist recht vielseitig. Insbesondere hat sie sich auf den Feldern der Heilung und Gesunderhaltung, der Telekommunikation, der Wahrnehmung und Kinetik hervorgetan. Die Anwendungsmöglichkeiten sind zu vielseitig, um sie hier aufzuzählen.
Andere Kulturen mit anderen Magieformen haben da deutlich andere Institutionen und Anwendungsformen. In Hagoro, einem Boragoland der Ocarischen Küste, wird beispielsweise Klangmagie in Form von Musik praktiziert. Dort sind alle Magier Berufsmusiker. Ihre Magie ist insbesondere für die Beeinflussung von Gedanken und Gefühlen der Zuhörer bekannt, ein Umstand, der ihnen im Unabhängigkeitskrieg gegen Ranoro von großem Nutzen war. Dafür sind sie zu vielen Dingen, die in Lajrén als typisch magisch gelten, nicht in der Lage.
Schamanen, weise Frauen, Medizinmänner, Mysterienpriester wenden in vielen Kulturen Formen von Tanz-, Gesten- und Trancemagie an, häufig mit Zeichen und Symbolen kombiniert. Obwohl diese Kategorie einige Ähnlichkeiten aufweist, eben die genannten Formen, sowie ein weniger institutionalisiertes System ohne Schulen und magische Dynastien, sind sie doch in sich sehr unterschiedlich. Manchen dieser Fähigen ist die Heilung von schweren Verletzungen und Krankheiten möglich, andere können damit vor allem ihren eigenen Körper verändern und ihr Leben verlängern, wieder andere sind auf Flüche und Segnungen spezialisiert.
Die Schwierigkeit in der Erforschung der Magie besteht nun weniger darin, die einzelnen Formen zu erkunden, zu beschreiben und ihre Anschauungen wiederzugeben, sondern darin, die Gemeinsamkeiten und zugrundeliegenden Mechanismen zu erkennen. Denn was haben diese Formen wirklich gemeinsam?
Was ist eigentlich das Magische an der Magie?
Was unterscheidet einen Magier von einem Künstler, einem Athleten, einem Gelehrten, einem Potentaten?
Letztlich gar nichts, wie eine heiß diskutierte und scharf kritisierte jüngst veröffentlichte Theorie an der abstrusen Akademie behauptet. Jedenfalls nichts Grundsätzliches, sondern eher graduelle Differenzen. Doch dies ist ein Thema für den nächsten Teil...
Den Zahn find ich super skurril und lustig-interessant. Irgendwie erinnert mich das an die Karies-Geschichten aus dem Kindergarten.
Zur Ahnenverehrung von Jamarra: Wenn da jetzt zwei Leute heiraten und der eine bringt seine Ahnen mit und die andere auch und dann gibt es Kinder. Verehrt das Kind dann alle Ahnen? Wo sind dann die Tonfiguren? Und wenn die Gesellschaft nicht sooo riesig ist, sind ja irgendwann alle mit allen entfernt verwandt? Gibt es ein Unternehmen, das bei Haushaltsauflösungen die Tonfiguren rettet? Ein Ahnenbergungskommando? Oder was Staatliches, falls Leute im Staatsdienst sterben (Soldaten etc.)?
Die Familienkonzepte mit den Schiffen find ich cool. Ist der Schiffneubau auch stark sozial reglementiert? Vielleicht immer dann, wenn der Captain mehrere Söhne hat, bekommt jeder ein eigenes Schiff?
Nerracs Abstruser Scheiß - Eine Vorstellung magischen Ausmaßes, Teil 1
Auf vielfachen Wunsch der liebenswerten Leserschaft kommt außerplanmäßig das Thema von Hexerey und Zauberey, finstrem Teufelswerk und göttlichem Beistand aufs Tableau - kurzum, die Magie. Über die Magie Nerracs zu berichten, ist kein leichtes Unterfangen, und dies aus mancherlei Gründen. Zuerst und offensichtlichst ist es schwierig, sie zu beschreiben, da sie schwer zu greifen ist. Zweitens ist Magie nicht Magie, denn es gibt eine immense Vielfalt an Formen, Anwendungen, Anwendern und Erklärungen, die sich oft widersprechen oder ausschließen. Drittens führt dies dazu, dass überhaupt nicht klar ist, was alles unter dem Begriff der Magie zu fassen ist und was nicht. Je nachdem, welchen Fähigen man fragt, erhält man andere Antworten.
Fangen wir mit dem wenigen an, das wir allgemein wissen, wozu wir uns aus Gründen vor allem auf die Forschungsarbeiten der abstrusen Akademie stützen: Magie ist in der ganzen bekannten Welt vorhanden. Sie ist weder häufig noch selten. Magie wird von Lebewesen gewirkt. Sie ist mit ihnen verbunden. Inwiefern und ob sie sich auch auf Unbelebtes erstreckt, ist hingegen allgemein unklar. Im Laufe der Geschichte der letzten Jahrtausende ist Magie vielerorts präsenter geworden, mächtiger und häufiger. International nennen wir jene, die sie wirken, Fähige. Dies entspricht keineswegs den Eigenbezeichnungen, macht aber das Leben leichter.
Formen von Magieverwendern: Möchte man die Fähigen sortieren, können folgende Typen gebildet werden anhand der Frage, welchen Ursprung die Magie in den jeweiligen Vorstellungen hat:
Fähige von Gottes Gnaden wirken Magie in der Annahme, eine göttliche Kraft beschwören und lenken zu können. Hierzu zählen beispielsweise die serghalesischen Banlindés-Priester, die Priestermagier des nazcenischen Reiches und die Priester der Mysterienkulte der Borago der Ocarischen Küste.
Fähige im Kontakt zur Natur wirken ihre Magie angeblich, weil sie Kräfte der Natur selbst, jener ominösen, abstrakten Personifikation hinter allen Lebewesen, nutzen können. In diesem Verständnis sehen sich die Secarier, die glauben, der Planet selbst sei ein Lebewesen, dessen Kraft sie nutzen, aber auch viele Völker der Trolle und Oger hängen dieser Vorstellung an. Häufig werden sie als Schamanen bezeichnet.
Fähige aus eigener Kraft denken, sie tragen die Kräfte in sich und müssen sie erlernen und freilegen, um sie anwenden zu können. Sie schreiben ihre Macht also einer glücklichen Fügung und sich selbst zu. Vertreter dieses Typs sind unter anderem die modernen lajrénischen Magier, insbesondere der thaladischen Tradition angehörende.
Fähige dank beschworener Mächte glauben, dass sie Zugang zu fremden Dimensionen und Mächten haben, die nicht göttlichen Ursprungs sind und durch bestimmte Rituale beherrschbar werden. Unter den boragischen Mysterienkulten gibt es einige, die einer Vorstellung dieser Form anhängen. Über die Fähigen des westlichen Adaichin ist weniger bekannt, doch auch diese sind häufig den genannten Kategorien zuzuordnen.
Genauso sinnvoll erscheint es zudem, eine Kategorisierung zu bilden, auf welche Art und Weise die Magie von den Fähigen zustande gebracht wird. Eine unvollständige Liste: Sprachmagie wirkt mit dem gesprochenen Wort. Schriftmagie wirkt durch das geschriebene Wort. Gebetsmagie wirkt durch das Gebet an Göttliche Existenzen. Tanzmagie wirkt durch einen ausgeführten Tanz. Klangmagie wirkt durch Musik. Gestenmagie wirkt durch kleine oder große Gesten. Trancemagie wirkt in einem Zustand des Rausches. Symbolmagie wirkt durch Symbole und symbolische Gegenstände. Zeichenmagie wirkt durch (Schrift-)zeichen. Für eine Darlegung der Vielfalt soll dies einen ersten Eindruck bieten. Als nächstes steht an, sich den Grundannahmen und Abgrenzungsproblemen zu widmen.
Kommt aber auch auf die Technik an, die zur Fortbewegung vorhanden ist. Grundsätzlich stimmt das, was DrZalmat mit isolierenden Systemen wie Inseln sagt. Dazu kommt, dass Kulturen, die Landwirtschaft betreiben, grundsätzlich ortsansässig sind und bei nichtvorhandenen effektiven Reisetechniken besonders ortstreu. Sieht man z.B. daran, dass Dörfer meist einen halben Tagesmarsch voneinander entfernt sind. Das ist ein Indikator für den Radius des täglichen Lebens. Jedenfalls, wenn dann doch mal Reisen stattfinden oder sogar Migration, gerade bei Inseln, ist das ein prima Punkt, um neue Völker entstehen zu lassen. So nach dem Motto: Volk Apfel wandert von Insel 1 auf Insel 2. Auf Insel 2 wohnt Volk Birne. Jetzt wollen aber nicht alle Äpfel von Insel 1 runter (z.B. weil man Leute nur auswandern schickt, weil es zu wenig Ressourcen gibt, vgl. Kolonialisierung des Mittelmeers durch die Griechen), und schon hat man zwei Völker: die Grünen Äpfel bleiben auf Insel 1, die Roten Äpfel gehen zu Insel 2. Dort vermischen sich dann manche Rote Äpfel mit den Grünen Birnen und es gibt das Volk der Gelben Bipfel. Und das ganze kann man dann noch über einen langen Zeitstrahl mit mehreren Inseln verteilen.
Natürlich gibt es auch Gegentendenzen: Z.B. dass sich alle Völker einer Insel angleichen und in einem gemeinsamen Reich wohnen und sich dann nach ein paar Generationen als ein Volk betrachten. Oder Genozid oder inselüberspannende Reiche und Siedlungswellen.
Kurzum: Von 2 bis 100 Völker ist alles möglich. Zumal es ja noch so schöne Sachen gibt wie ethnische Minderheiten mit geringer Zahl an Leuten, Zwerginseln mit indigenen Gruppen, abgeschiedene Täler etc.
Und wenn du hier im Forum (haben wir dafür einen Thread?) erzählst, was dich anspricht und die Leute dann erzählen, wenn sie was in der Richtung kennen?
Ich glaube, dieser Ansatz heißt "top-down" und spontan fällt mir da der Youtuber Artifexian ein, der auch so bastelt. Allerdings hat er tatsächlich zwei Einstiegslevel, nämlich Astrophysik und Sprache. Von der Astrophysik ist er inzwischen bis zu den Klimazonen gekommen.
Hier mal von oben nach unten eine Liste von Dingen/Ebenen, die gerne von anderen ergänzt werden kann. Dabei handelt es sich um den Ansatz einer naturwissenschaftlich stichfesten Welt:
Sonnensystem (Sonne (physikalische Daten), Planeten, Anordnung, Trabanten, Habitable Zone
1) Ja, seit ich 15 war oder so. 2) Ja. "Drüben" sind einige im Adventskalender. Andere nicht. Die Welt entstand mit der Idee für Geschichten, konkret für eine superkitschige eragoneske Geschichte über einen Drachenreiter. 3) Ich entwickle hauptsächlich Hintergründe, wodurch Wohnräume für neue Geschichten entstehen. Ich hab festgestellt, ich denk mir lieber Hintergründe und Geschichten aus, als sie tatsächlich aufzuschreiben. Vermutlich, weil ich faul und unsortiert bin. Auf den Schreibprozess bezogen arbeite ich Hintergründe aus, wenn ich den Plot mache und bevor ich den Erstentwurf schreibe. Solange, bis es mich nervt und ich einfach anfange zu schreiben, dann arbeite ich währendher auch noch weiter aus.
Ich versuche mich beim Geschichtenschreiben am Konzept der verlinkten Geschichten. Ich habe nämlich nicht "die eine große weltverändernde epische Geschichte (tm)", die das Werk in Vorher-Nachher teilt, sondern viele Geschichten mit unterschiedlichem Fokus, Wirkradius und verschiedener Epik. Ich denke, das gibt der Welt mehr Diversität und Tiefe. Diese Geschichten möchte ich allerdings inhaltlich und teils personell miteinander verlinken. Die Hauptfigur in einer Geschichte ist z.B. Nebenfigur in einer anderen. Oder was die eine Figur in ihrer Geschichte tut ist Anlass für eine andere Geschichte. Oder sowas.
Wie allgemein bekannt ist, war das Nazcenische Reich, auch Nazcenor genannt, ein äußerst traditions- und geschichtsbewusstes Reich. Dies lag insbesondere auch an seiner Genese: Vom Propheten Nazcén Namazalar gegründet und von seiner Dynastie regiert, war der Kult um die Prophetenkönige, ihre Dynastie und ihre Religion integraler Teil des Staates.
Gemäß einer Prophezeiung Namazalars sollte das Reich bestehen, solange seine Nachfahren auf dem Thron saßen. Folglich war es allzeit von höchster staatlicher Relevanz, den Überblick über seine Nachkommenschaft, die Nazcéniden, zu bewahren. Dies wurde nicht gerade erleichtert durch den Umstand, dass diese zahlreich waren und zur Herrschaftssicherung des expandierenden Reiches mit vielen ausländischen Adligen verheiratet wurden, um diese zu integrieren. So wurde schon früh die Gilde der Schreiber gegründet, die fortan nach strengen Regeln die Nachkommenschaft prüfte und das Wissen darum aufbewahrte.
Diese verschlossene Gilde entwickelte zwar ein kompetentes System zur Speicherung und Darlegung von genealogischen Daten in ihren Archiven. Für die Öffentlichkeit war dies jedoch weder ansehnlich noch leicht nachzuvollziehen und schon gar nicht symbolträchtig. So entstand aus der Idee des Gärtners des Gildenhaupthauses heraus eine noch heute geschätzte Form der Darstellung: Die Prophetenbäumchen.
Dabei handelt es sich um speziell gezüchtete kleine Bäumchen im Format von Topf- und Kübelpflanzen, die, aufgrund ihrer symbolischen Form, einen Ahnenbaum bzw. Stammbaum verkörpern. Die dargestellten Personen werden dabei auf kleine Blätter geschrieben, die an die Äste gebunden werden. Jede Verzweigung der Äste steht dabei für eine Person, die mehrere Kinder hat.
Insbesondere die Prophetenbäumchen von Adelshäusern sind prächtig anzusehen und nehmen meist größere Ausmaße an, sodass sie gerne in Empfangssaloons, Innenhöfen und dergleichen präsentiert werden. Die Personen sind meist durch bunte Stoffbänder dargestellt, auf die die Namen gestickt werden. Die Zucht eines solchen Baumes benötigt recht lange und bedarf exakter Pflege und großer Kunst, um die richtige Zahl an Verzweigungen an den richtigen Stellen zu erhalten, unerwünschte zu entfernen und zugleich noch eine ästhetisch anzusehende Krone zu erschaffen.
Da es den Mitgliedern der Gilde der Schreiber verboten war, Reichtum anzuhäufen, um sie gegen Korruption zu stärken, gingen die Einnahmen aus dem Verkauf der bei Adligen beliebten Bäumchen direkt an den Staat. Da es für alle Nachfahren des Propheten wichtig war, ihre Abstammung zu bekunden, um sich so ihre Privilegien als Adel Nazcenors zu erhalten, lief das Geschäft für die folgenden Jahrhunderte ausgezeichnet. Schließlich wurde verfügt, dass die Einnahmen der Prophetenbäumchenzucht einem guten Zwecke zugute kommen sollten und wurden fortan aufgeteilt: ein Teil ging an das Historische Institut der Universität und ein anderer Teil an das Waisen- und Findelkinderhaus in Renaliac.
Heutzutage, über tausend Jahre nach dem Ende Nazcenors, sind Prophetenbäumchen weiterhin beliebte Status- und Ziersymbole in adligen und großbürgerlichen Häusern. Da sowieso fast alle Adligen mit dem Propheten verwandt sind, ist dieser Nachweis weniger relevant geworden und so gibt es für allerlei mögliche Abstammungen diese Bäume, sodass der Name im Grunde irreführend ist.