Was wäre die Welt nur ohne euch! Jeden Morgen, wenn ich in die Straßen hinunterblicke, sehe ich etwas neues, buntes Unerwartetes. Nur ihr macht das möglich! Ihr verleiht all diesem hier erst Leben!
Ich liebe es, etwas neues zu sehen, wenn ich zu euch hinuntersehe. Die Straßen, die kleinen Häuschen, die bunten Fähnchen… All das erfüllt mich mit stolz. Wo wäre ich nur, wenn es euch nicht gäbe.
Ich habe euch einen Platz zum Leben gegeben. Wasser, Luft und Ackerland, so wie ihr es euch immer gewünscht habt. Viele von euch besaßen nichts davon, als ich euch hierher brachte. Wo wärt ihr nur ohne mich! Habe ich euch nicht die perfekte Welt erschaffen?
Und gab ich euch nicht die Gabe der Verwandlung, damit ihr noch interessanter und spannender werdet? Nicht einfach nur Menschen, sondern all die Fabelwesen, von denen Menschen immer nur träumen konnten, habe ich real gemacht! Seid ihr nicht dankbar, dass ihr hier leben dürft?
Und doch hörte ich Dinge, die mir ganz und gar nicht gefallen. Da ist einer unter euch, der erzählt gar garstige Lügengeschichten über mich. Mich! Ich habe die Welt geschaffen, damit ihr darin ein gutes Leben haben könnt und so dankt ihr es mir! Ihr habt diesen Lügner beherbergt, habt ihm Nahrung und Unterkunft gegeben und ihm ZUGEHÖRT! Anstatt ihn mir auszuliefern, wie es eure Pflicht wäre! Allein aus Liebe zu mir hättet ihr ihn mir übergeben müssen, damit ich allen zeigen kann, was für ein Lügner er ist!
Ich habe euch mein Herz geschenkt und ihr habt nur darauf herumgetrampelt! Ich habe euch alles gegeben und so habt ihr es mir gedankt! Ich bin eine gütige Herrin, doch auch meine Geduld hat ihre Grenzen! Um euch zu zeigen, wie gütig ich sein kann, werde ich nur das Vintner Viertel in die Schlucht werfen. Es hat mir sowieso nie gefallen, es ist so gewöhnlich und klischeehaft!
Jetzt, da es fort ist, baut dort etwas neues! Etwas schöneres, etwas Spannendes, was noch nie da war! Und bringt mir den Verräter, wenn ihr nicht ebenfalls in die Schlucht stürzen wollt!
Historisches Gesetz beschlossen! Zeitungsartikel aus "Neues Qafta"
Magra 14/8/1965 – Be‘eluma beschließt historisches Gesetz: „Volksverhetzung“ findet Eingang ins Straftgesetzbuch
Das ist ein historischer Moment! Am späten Nachmittag des gestrigen Tages, des 14. Lapiq 1965, hat die Be‘eluma in ihrer dritten Sitzung nach der Sommerpause ein historisches Gesetz beschlossen: Künftig wird die Störung des öffentlichen Friedens durch die Aufforderung zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen gegen eine durch Volks- oder Religionszugehörigkeit definierte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder Individuen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer solchen Gruppe oder einem Teil der Bevölkerung als Straftat mit einer Resozialisierungsmaßnahme von nicht weniger als einem und bis zu sechs Jahren bestraft. Damit stellen die vom Volk abgeordneten Vertreter Qaftas eine abscheuliche, die Heilige Menschenwürde angreifende Praxis unter Strafe, die in den meisten Ländern unserer Toraja auch heute noch von der staatlichen Propaganda betrieben wird: Die meisten ausländischen Medien, die auch bei uns erhältlich sind, werden dadurch künftig verboten sein oder nur noch zensiert erscheinen. Das Gesetz war vor und während der Sommerpause heftigst umstritten: Der Churgad unseres Propheten sichert schließlich jedem Menschen das Recht auf seine eigene Meinung zu. Selten waren Fachurtot in den vergangenen Jahren hitziger als in diesem Sommer und die vom Volk abgeordneten Vertreter mussten sich auch während des Sommers mit vielen Eingaben ihrer Wähler beschäftigen. Den Ausschlag für die mehrheitliche Entscheidung in der Be‘eluma gab wohl das Akdun des Qonkochazut vom vorherigen Monat: Die Heilige Menschenwürde steht über dem Recht auf die individuelle Meinung. Ein Angriff auf die Heilige Menschenwürde, vor allem auf Grundlage falscher Tatsachen und Vorurteile, ist dovil. Es bleibt zu hoffen, dass das neue Gesetz nicht einzigartig bleibt und sich unsere Brüder in der Erkenntnis, aber auch die anderen Völker im Sinne der gegenseitigen Achtung unserem, nun gesetzlich gefestigten, Bestreben der friedlichen, verständnisvollen Völkerverständigung anschließen. (sm)
Als sich im Zwergenreich des Högrykken der Glaube durchsetzte, dass der König göttlich sei, gab es auch einige, die diese Vorstellung ablehnten. Zunächst wurde versucht, diese Abweichler mit Worten zu überzeugen, doch schließlich kam es zu Gewaltakten gegen diese, woraufhin größere Gruppen flohen.
Eine dieser Gruppen siedelte sich an jenem Ort in Thyonien an, der daraufhin den Namen Perac Dwergaz – Zwergenberg – erhielt. Die Siedlung dort florierte und die Zwerge trieben regen Handel mit den Menschen jener Region, bis die Amnúrer nach Aren kamen. Zunächst waren diese mit den Zwergen von Perac Dwergaz verbündet. Als das Reich der Amnúrer wuchs, stießen sie aber auch auf das Gottkönigreich des Högrykken und bald schon kam es zu Konflikten mit dem mächtigen Volk der Berge, das bis dahin Perac Dwergaz ignoriert hatte. Nun aber wusste der Gottkönig, dass die Amnúrer mit den Häretikern paktierten, und zog seine Konsequenzen daraus: So handelte er beispielsweise nicht mehr mit den Amnúrern und zwang auch andere Völker dazu, das neuerschienene Volk zu boykottieren.
Einige besonders fanatische Anhänger des Gottkönigs brachen auf, um den Amnúrern und ihren Verbündeten deutlich zu machen, wie falsch es war, mit den Zwergen vom Perac Dwergaz im Bunde zu sein und diese, die einst den Gottkönig getötet hatten, zu schützen.
Besonders brisant wurde die Situation, als die Nachfahren der Könige Thyon und Kalen in einen Krieg mit Atamerés gerieten und es schien, als würden die Atamerer diesen ohne größere Probleme gewinnen können. In dieser Zeit machten die Zwerge des Högrykken den Thyonen und Kalenarden das Angebot, sie im Kampf zu unterstützen, wenn sie dafür die Häretiker vernichten würden. Der thyonische König wollte davon nichts wissen, da er in den Zwergen des Perac Dwergaz immer noch treue Verbündete sah, doch regte sich Unmut bei den Fürsten, an diesem Verbündeten zu einem so hohen Preis noch festzuhalten und dafür ein Bündnis mit einem wesentlich mächtigeren Reich unmöglich zu machen.
Thyon Viatar, späterer Fürst von Faldorien, hetzte schließlich das Volk und kleinere Adlige dazu auf, die häretischen Zwerge anzugreifen. Diese Angriffe waren unkoordiniert und wenig erfolgreich, sorgten aber dafür, dass die Häretiker einen Gegenangriff starteten, der nicht einfach ignoriert werden konnte, sodass nun ein Krieg zwischen Zwergen und Menschen entbrannte. Thyon übernahm die Führung in diesem Konflikt während der Abwesenheit seines Königs und schaffte dabei etwas, über das noch heute Geschichten erzählt und Lieder gesungen werden: Er konnte einen Drachen täuschen und diesen davon überzeugen, dass die Zwerge Perac Dwergaz’ ihn bestohlen hatten, woraufhin die Bestie deren Armee vernichtete und schließlich auch den Berg selbst angriff und Tod und Verderben über seine Bewohner brachte, die ihm nicht entkommen konnten.
Noch heute werden die Zwerge des Perac Dwergaz in Geschichten als heimtückisch und böse dargestellt und der Teil, dass Thyon Viatar sie provozierte, bevor sie angriffen, gerne ausgespart. Die Vernichtung der Häretiker brachte dem Haus Viatar einiges: Neben ihrem Wappen – dem goldenen Drachen auf mitternachtsblauen Grund – auch die Freundschaft und Unterstützung der Zwerge des Högrykken, mit deren Hilfe die Viatars schließlich einen wichtigen Beitrag beim Sturz Kaiser Aregos’ spielten, was ihnen nach Ablehnung der Krone durch Aerthil Elatan auch die Königswürde einbrachte und das Haus Viatar zur zweiten Dynastie auf dem Thron Thyoniens machte.
Zitat von Nharun im Beitrag #2Das heutige Thema lautet "Volksverhetzung" - seid kreativ und bedenkt, ihr habt den Forenregeln hier zugestimmt: Keine echte Volksverhetzung!
Der folgende Beitrag kann Spuren von Namensplatzhaltern enthalten. Die nachfolgenden Aufforderungen des Sprechers im ersten Teil sind nicht auf reale Ereignisse, Orte oder Personen anzuwenden! Der Autor übernimmt keine Verantwortung über Leser, die die schlechten Taten der im Beitrag vorkommenden fiktiven Personen nachahmen!
Konari
"Stronits kann auch nichts erreichen! Er ist ein Lakai der Armee! Der Reichsmarschal könnte ihn am Tisch tanzen lassen, wenn er wollte! Hört nicht weg, denn dies würde unser aller Untergang sein! Wir müssen uns erheben, die Regierung abwählen und durch kompetente Herrscher ersetzen! Durch Leute wie mich, die vom Volke sind, die euch nichts verheimlichen! Die wissen, was den einfachen Mann betrifft, die Arbeiter, die Landwirte, die friedliebenden Zivilisten! Folgt mir nach! Folgt mir, und ich werde unser Land wieder seinem Volk zurückgeben, nachdem es hundert Jahre lang unter der Herrschaft der Generäle gelitten hat!
Marschiert zum Reichspalast! Reist die Mauern nieder! Werft die Minister raus, Holt euch den Reichskanzler! Auf zu den Waffen, wir werden das Militär entmachten! Folgt mir nach, meine Brüder, folgt mir ohne zu zögern! Wir werden das Reich reformieren, wir werden das Land dem Volk zurückgeben-"
°'°'°'°'°'°'°'°'
Der Reichskanzler schaltete den Fernseher ab und warf einen Blick zu den Vertretern des Generalstabs. Reichsmarschal Merton ergriff sofort das Wort.
"Alerus Konari. Er ist uns schon länger ein Dorn im Auge. Wir werden das unterbinden, bevor es ausartet. Nirats wird seine besten Agenten auf ihn ansetzen."
Stronits war jedoch skeptisch.
"Ich bezweifle, dass die Geheimpolizei etwas gegen ihn ausrichten kann. Er hat große Teile der Bevölkerung auf seiner Seite!"
"Dann eben der Geheimdienst. Die Schatten haben andere Methoden. Sie sind nicht viele, aber wir können einige entbehren!"
°'°'°'°'°'°'°'°'
Drei Tage später wurde Reichsmarschal Merton auf dem Weg zum Reichskanzleramt von einem Attentäter aus den Reihen von Demonstranten angeschossen. Auf dem Weg zum Krankenhaus erlag er der Verletzung. Der Attentäter wurde nach wenigen Stunden von der Geheimpolizei gefangen und in Gewahrsam genommen.
Wenige Tage danach verschwanden die Familien des verstorbenen Reichsmarschals, der höheren Generäle und Regierungsbeamten spurlos.
Der provisorische Nachfolger Mertons, Generalleutnant Nirats, rief umgehend den nationalen Notstand und das Kriegsrecht aus. Takluncia befand sich von nun an im Bürgerkrieg.einen halben Monat nach dem Anschlag auf Merton wurde Konaris Leiche blutüberströmt in den Trümmern eines Wohnhauses gefunden, das einigen Granaten zum Opfer gefallen war. Für einige der Demonstranten war der Krieg nun vorbei, andere wurden jedoch durch den Tod ihres Anführers von neuem angespornt.
@Teja: Preiset Marisu! Wie lieb und nett sie ist, dass sie Platz für etwas Neues macht! @Nharun: Das Verbot ausländischer Medien gibt dem Ganzen irgendwie einen bitteren Beigeschmack und ich habe das Gefühl, dass es vielleicht teilweise einfach vorgeschoben wird, um unliebsame Meinungen zu unterdrücken, oder sind diese Medien tatsächlich so schlimm? @Chrontheon: Das macht jetzt wirklich neugierig darauf, wie es weitergeht!
@Teja Ich mag diese eklatant vorgeschobene Freundlichkeit über der grausamen Maske Marisus! Ein toll geschriebener Text.
@Elatan Fiese Sache, aber hübsches Geschichtsdetail!
@Chrontheon Was ein geschickter Demagoge! Mir gefällt der Text, auch von seiner Dreigliederung her, sehr gut!
Zitat von Elatan im Beitrag #8Das Verbot ausländischer Medien gibt dem Ganzen irgendwie einen bitteren Beigeschmack und ich habe das Gefühl, dass es vielleicht teilweise einfach vorgeschoben wird, um unliebsame Meinungen zu unterdrücken, oder sind diese Medien tatsächlich so schlimm?
Also "Propaganda" wird auf der Toraja nicht mehrheitlich als etwas schlechtes betrachtet und die meisten, monarchisch oder aristokratisch geprägten, Staaten nutzen sie in dem ein oder anderen Ausmaß; und die meisten Torajaner halten es für selbstverständlich und gut, dass staatliche Stellen Informationen lenken (oder sogar manipulieren), um Frieden, Stabilität und Zusammenhalt zu fördern.
Dass bei dem Zeitungsartikel ein bitterer Beigeschmack entsteht, war von mir aber tatsächlich so beabsichtigt; ich mag kein schwarz-weiß und da die Qaftaner (zusammen mit dem Rest der Erkenntnis-geprägten Staaten) unserem westlich-europäischem Werte- und Weltbild noch am nächsten kommen, habe ich versucht ein paar Akzente einzubauen, damit wir uns nicht zu wohl bei ihnen fühlen. Die Unterdrückung unliebsamer Meinungen unter dem Deckmantel der Menschenwürde gehört definitiv dazu.
Zitat von Chrontheon im Beitrag #9Fachur-tot oder Fach-urtot?
Fachur-tot, Plural zu "Fachurta", "Diskurs, Streitgespräch" bedeutend; vor allem die religiösen Streitgespräche der Erkenntnisreligion.
Zitat von Chrontheon im Beitrag #9Wohl ein Synonym zu teuflisch oder so...
dovil = "falsch, nicht wahr", vor allem im Sinne "eine Sünde gegen die Erkenntnis", also: ja, synonym zu "teuflisch" passt
Zitat von Chrontheon im Beitrag #9Was nesagt jene Quellenangabe?
Zitat von Teja im Beitrag #11Ich dachte bei dovil an treife.
Ich kenne treife zwar nur im Bezug auf Speisen, was beim qaftenischen dovil nicht möglich ist (jedenfalls im normalfall, vielleicht gibt es ja Literaten, die vom "verlogenen Brot" sprechen oder so ...), aber wenn wir beides als "unrein" übersetzen, dann stimmt der Gedankengang jedenfalls!
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12.11.2019 16:25 (zuletzt bearbeitet: 25.01.2020 13:58)
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