#1 Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020: Bilaterale Beziehungen von Elatan 07.04.2020 18:09

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Seid dabei ab 20:00 Uhr im Chat!

#2 RE: Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020 von Elatan 09.04.2020 20:31

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Das Thema lautet: Bilaterale Beziehungen!

#3 RE: Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020 von Nharun 09.04.2020 21:13

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Einblicke in die Diplomatie

Die moderne torajanische Diplomatie unterscheidet zwischen zwei Bereichen: Der Samelarde, bei der mehrere Völker zusammenkommen (wie etwa beim Weltkongress) und der Kyrthelmarde, der bilateralen Diplomatie. Während die Idee der Samelarde und auch der Begriff für sie noch sehr jung ist – beides entstand erst vor 100 Jahren – geht die Kyrthelmarde auf eine lange Tradition zurück und wenn man diesen Begriff einmal genau betrachtet, erkennt man darin auch ihren den Ursprung.

Kyrthelmarde ist eine Ableitung des Wortes Kyrthelmas („Botschafter“), welches wiederum aus der Bezeichnung „Kyrasio Thelmas“ entstand: „Sklave des Königs“. In ihren antiken Ursprüngen waren „Botschafter“ Sklaven, die von einem König einem anderen geschenkt wurden. Auch wenn diese Praxis bereits in der Klassik durch das Entsenden von, meist adligen, Vertrauten ersetzt wurde, blieb die Bezeichnung bestehen.

Bilaterale Beziehungen waren über die Geschichte hinweg die verbreitetste Form der Diplomatie, besonders im Norden. Auch wenn es bereits seit dem Mittelalter sogenannte Daismardes („Föderationen“) gibt, handelt es sich bei ihnen in der Regel um ein kompliziertes Machwerk bilateraler Bindungen. Das beste Beispiel hierfür ist die Hyteranische Konföderation (Hyteranie Sandaismarde): Sie besteht aus nicht weniger als 23 Kleinstaaten, von denen 22 jeweils durch einen bilateralen Vertrag an den Stadtstaat Hytra gebunden sind, der als Kopf der Föderation fungiert. Diese 22 Vertragsstaaten Hytras sind teilweise durch eigene bilaterale Verträge an andere Vertragsstaaten gebunden, aber selbst nach mehr als 300 Jahren der Föderation pflegen manche Teilstaaten der Föderation keinen diplomatischen Kontakt zu einzelnen anderen Teilstaaten. Während der Großen Kriege waren dadurch sogar beispielsweise die Teilstaaten Zortyne und Chaline offiziell miteinander im Krieg, weil Zortyne durch einen Beistandspakt mit Meras zu einer Kriegserklärung an den Nachbarn gezwungen war – man war nicht Willens einen geschlossenen Vertrag zu brechen.

Die Vorliebe der Torajaner für bilaterale Beziehungen wirkt auch im Weltkongress nach. Beschlüsse des Weltkongresses werden nicht nur in den Vertragsstaaten ratifiziert, sondern zusätzlich durch bilaterale Abkommen mit den anderen Teilnehmern bekräftigt. Das geht soweit, dass Beschlüsse des Weltkongresses, die nicht durch bilaterale Verträge gedeckt sind, als nicht bindend anerkannt werden – eine bedeutende Möglichkeit auch für kleine Staaten ein inoffizielles Veto gegen einen Beschluss einzulegen, wodurch die Beschlussfähigkeit des Weltkongresses zunehmend eingeschränkt wird.

Die Kyrthelmarde ist auch ein Mittel der Hegemonie und Blockbildung: Die Daismarde Chirike bindet durch bilaterale Verträge Mauretanien, Istea, Karra, Karmalien, Sevia, Samnetia und Sesteron an Arvelien; wodurch das beschauliche Arvelien zu einer Weltmacht geworden ist, obwohl die einzelnen Staaten untereinander nicht unbedingt die besten Beziehungen haben.

#4 RE: Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020 von Artifex Nerracis 09.04.2020 21:15

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Von Diplomatie und Booten

Im Norden der mächtigen Tebraci, im Gebirge Gelonab befindet sich die große Hochebene von Mipai, abgeschottet von der Außenwelt. Die Mipailesen sind daher ein isoliertes Volk, das sich hauptsächlich mit sich und der Unbill des Gebirgslebens beschäftigt. Da diese Unbill hauptsächlich aus Drachen, Ogern und kleinwüchsigen, aber hartnäckigen Bergvölkern besteht, sowie Schnee, Sturm, Lawinen, Steinschlag und gelegentlichen Erdbeben, sind die Mipailesen ein zähes, kämpferisches Volk. So wundert es den Leser womöglich zu erfahren, dass die Mipailesen seit einigen Jahrzehnten in der Kunst der Diplomatie zugange sind und Botschaften unterhalten. Genauer gesagt unterhalten sie zwei Botschaften, eine in Obermipai und eine in Untermipai, wobei die Obermipailesen in Untermipai Diplomatie wirken und die Untermipailesen in Obermipai. Der historische Hintergrund ist der, dass vor etlichen Jahren das Großreich von Mipai nach dem Tod des Großmip in einem Bürgerkrieg zerfiel. Die alte Hauptstadt am Laipasee wurde zerstört und schließlich bildeten sich zwei neue Herrschaftszentren heraus, in Obermipai am Ostufer des Sees und in Untermipai am Südufer des Sees. Während weite Teile der Hochebene nur für einfache Wanderweidewirtschaft taugen, stellt der See mit seinen vielen kleinen Zuflüssen ein ökonomisches Zentrum dar, das zum größten Teil von Obermipai beherrscht wird. Untermipai hat lediglich am schmalen Südufer Anteil an der Fruchtbarkeit des Sees. Allerdings führt von Untermipai der einzige bekannte Pfad durch das Gelonab nach Searlac, und somit der einzige Weg in die zivilisierte Außenwelt. Freilich wird es im Westen weitere Pfade geben, doch diese führen nur in die Trollsteppe.
Das Wunder von Mipai ist nun, dass die einander verfeindeten Herrscher des Nordens und Südens schließlich diplomatische Beziehungen zueinander aufnahmen, statt sich wie die Jahre zuvor in ewigem Gezänk und Grenzkämpfen zu ergehen. Da beide Hauptstädte am Laipasee liegen, findet die Diplomatie auf dem See statt. Hierfür wurden große Floße gebaut, auf deren offenem Deck man unter freier Sicht sich einander nähert und miteinander verhandelt. Dies ermöglicht besten Einblick und durch die geringe Zahl an Floßen auch eine Verringerung der Gefahr für einen Hinterhalt.

Wie es zu dieser Schiffsdiplomatie gekommen ist, verdankt sich einer Anekdote. So gab es vor einigen Jahrzehnten, als die Feindschaft noch tief war, einen jungen Adligen aus Untermipai, der eine junge Adlige aus Obermipai liebte. Da beide vom Krieg getrennt waren und der Grenzübertritt bei Todesstrafe verboten, gab es zunächst keine Möglichkeit zur Vereinigung. So wollte sich der junge Edelmann das Leben nehmen und im See, der den Mipailesen heilig ist, ertränken. Da traf er jedoch auf einen Fischer, der ihn ansprach und so an seiner Tat hinderte. Der Adlige klagte ihm sein Leid und da begann der Fischer laut zu lachen. Er erklärte dem verwunderten und wütenden Adligen, er selbst habe eine Geliebte, eine Perlentaucherin, am feindlichen Seeufer und sie träfen sich jede Woche zweimal, um "das Boot zu schaukeln", wie er sagte. Der Edelmann war darüber sehr verwirrt und so nahm ihn der Fischer mit auf den See hinaus.

Und dort, etliche Kilometer vom Ufer entfernt, trafen sie auf ein zweites Boot und darin stand jene Perlentaucherin. Sie begrüßten einander und erzählten die Geschichte von der unglücklichen Liebe des jungen Mannes. Danach machte sich die Perlentaucherin auf die Suche nach der Adligen und fand sie, als diese eine schöne Perlenkette kaufen wollte, mit der sie sich erwürgen wollte. Sie verkaufte ihr die Kette unter der Bedingung, mit ihr auf den See zu fahren, um ein altes Ritual zu vollziehen. Widerwillig kam die junge Frau mit ins Boot und sie fuhren hinaus. Dort trafen sie auf den alten Fischer, in dessen Boot der Edelmann saß, denn die Perlentaucherin hatte sie zuvor informiert. So wurde das adlige Paar vereint und sie schaukelten das Boot.

Wie es mit solchen Geschichten oft der Fall ist, bleiben sie nicht lange geheim und bald tauchten immer mehr Boote auf, damit sich die Mipailesen aus Ober- und Unterland treffen konnten. Denn der See war heilig und die Herrscher konnten ihnen nur an Land verbieten, einander zu treffen. All dies führte zu erneutem Streit und schließlich dazu, dass der Druck auf die Herrscher wuchs, bis diese sich ebenfalls in Booten einander begrüßten.

Daher stammt in Mipai die Redewendung, dass alle in einem Boot sitzen. Verstehen sie sich dabei besonders innig, können sie es auch gemeinsam schaukeln. Inzwischen sind die beiden Herrscherhäuser durch Heirat verbunden und es besteht die Hoffnung, dass der gemeinsame Nachkomme, der im Volksmund als Prinz vom Boot bekannt ist, das ganze schon schaukeln wird und Mipai wieder vereint wird.

#5 RE: Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020 von Elatan 09.04.2020 21:27

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Das Bündnissystem der Kiššatunesen

Nicht völlig grundlos mag es uns so vorkommen, dass ganz Ilranuh unter der Herrschaft Kiššatus stünde, doch ist eine solche Annahme nicht völlig treffend. Das Reich, welches unter direkter Herrschaft der Magierpriester der Ištunaš steht, ist weitläufig und reicht von den Dolek Harar bis zum Regenwald, in welchem sich das sagenumwobene Land Palmorak befindet und tapferen Widerstand leistet. Doch ist Ilranuh ein großer Kontinent und er bietet Platz für viele Völker, die alle direkt zu kontrollieren kein leichtes für die Kiššatunesen wäre – nicht einmal mit Hilfe der unheiligen Mächte, denen sie dienen. Doch wenngleich diese Völker nicht zu Kiššatu gehören, so sind sie doch tributpflichtig und dies nicht immer, weil sie unterworfen worden wären, sondern häufig, weil sie sich selbst unterwarfen, um die Herren von Gitmalu gnädig zu stimmen.

Und so ist es leider auch nicht ganz anders mit Reichen, die nicht direkt an Kiššatu grenzen. Viele von diesen gehen Bündnisse mit den Kiššatunesen ein, in denen sie sich gegenseitige Unterstützung und Hilfe versprechen, doch ist es nur zu deutlich, dass diese Bündnisse nicht auf Augenhöhe geschlossen werden. Denn es mag wohl stimmen, dass ein Bundesgenosse der Kiššatunesen für Feinde schier unantastbar ist, doch müssen diese Verbündeten einen hohen Preis für diesen Schutz zahlen – wortwörtlich. Am Beispiel Ilbarats wird dies deutlich: Nachdem das Reich durch Erbteilung gespalten worden war, ging der König Südilbarats ein Bündnis mit den Kiššatunesen ein, damit sein verhasster Halbbruder, dem der Norden zugefallen war, ihn nicht angreifen könne, um das Reich unter seiner Herrschaft wieder zu einen. Der König des Südens wusste, dass die Kiššatunesen ihn auch nicht bei einem Angriff auf seinen Bruder, sondern nur bei der Verteidigung gegen diesen unterstützen würden, doch dies hatte er einkalkuliert und es war ihm recht, denn es reichte ihm, so lange von den Kiššatunesen geschützt zu werden, bis er ohne deren Hilfe im rechten Augenblick zuschlagen konnte. Doch noch während er plante, schickten die Kiššatunesen ein Heer durch sein Reich, welches er versorgen musste, und griffen von dort aus das Reich seines Bruders an, töteten diesen und setzten eine Marionette an seine Stelle ein.

Der König Südilbarats fühlte sich übertölpelt; er hatte den Kiššatunesen viele Zugeständnisse gemacht, zu denen neben dem Versprechen, bei der Verteidigung zu helfen, auch eben gehörte, unter kiššatunesischer Kontrolle stehende Heere zu versorgen. Hinzukamen einige Regelungen, welche den Handel betrafen. Die Vorteile durch das Bündnis waren bald schon verschwindend gering und wenngleich es für Außenstehende oft so aussieht, als wäre Kiššatu mächtigstes Mitglied in einem Bund, so ist es doch in Wirklichkeit so, dass alle die Verbündeten Kiššatus wiederum nicht miteinander verbündet sind und das Priesterreich sogar aktiv Zwist zwischen seinen Verbündeten sät, damit sich niemals mehrere Völker zusammentun würden, um sich aus den Verträgen mit Kiššatu zu befreien.

#6 RE: Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020 von Nharun 09.04.2020 21:30

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Ab jetzt wird nachgereicht!

#7 RE: Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020 von Elatan 09.04.2020 21:47

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@Nharun: Ein schöner Einblick in die torajanische Diplomatie! Über den Weltkongress würde ich gerne mehr erfahren. Und über Mauretanien.
@Artifex Nerracis: Soso, das "Boot schaukeln" also ... Eine schöne Idee mit dieser Floßdiplomatie und dazu noch eine ebenso schöne Hintergrundgeschichte!

#8 RE: Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020 von Nharun 10.04.2020 02:28

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@Artifex Nerracis Soso, Bootschaften Eine nette Anekdote und interessantes Konzept der Diplomatie!
@Elatan Gewieft, gewieft, diese Kiššatunesen! Klingt jedenfalls plausibel, was sie da treiben ... fragt sich nur, wie lange sie das durchhalten können, ohne dass sich eine fremde Macht einmischt und ihre "Verbündeten" abwirbt und gegen sie eint.





Nun, ich weiß dass der Weltkongress 1849 gegründet wurde und seine "Hauptaufgabe" darin besteht, die Staaten des Kernzeitalters davon abzuhalten, sich mit Massenverderbniswaffen gegenseitig zu vernichten. Jedenfalls wurde er als Medium der Völkerverständigung und zur Wahrung des Friedens gegründet ... Obwohl er ein bisschen das Pendant zur UNO sein könnte, stelle ich mir den Weltkongress eher wie eine Art dauerhaften "Wiener Kongress" vor, wo sich Abgesandte verschiedener Monarchen treffen um für ihren Monarchen das bestmögliche rauszuschlagen; mit ein paar misstrauisch beäugten "Gewählten" aus den demokratischen Staaten darunter.

#9 RE: Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020 von Artifex Nerracis 10.04.2020 11:10

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Verdammt, die Bootschaften sind mir entgangen, dabei liegen die ja auf der Hand. Bzw. am Wasser...

@Nharun Ich mag deine Kongresse und bilateralen Verbindungen. Die Begriffe sind sehr schön. Sehe ich das richtig, dass die Endung "marde" auf den Begriff Sklave zurückgeht?

@Elatan Gab es schon Versuche einer Verbündetenallianz gegen Kiššatu?

#10 RE: Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020 von Nharun 10.04.2020 11:18

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Zitat von Artifex Nerracis im Beitrag #9
Sehe ich das richtig, dass die Endung "marde" auf den Begriff Sklave zurückgeht?



Nein, -arde ist ein im echyrischen gebräuchlicher Substantivierungssuffix für Abstrakta, Ergebnisse und Zustände/Beschaffenheiten und lässt sich meist ganz gut mit -heit oder -schaft übersetzen. Wenn "Kyrthelmas" der "Königssklave" ist, ist "Kyrthelmarde" die "Königssklavenschaft"; im Fall von "(San)Daismarde" ist es die "(Zusammen)Verbundenheit" und bei der "Samelarde" die "Zusammenkunft" (weil "Zusammenkommenschaft" kein richtiges Deutsch ist )

#11 RE: Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020 von Elatan 10.04.2020 11:54

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Zitat von Artifex Nerracis im Beitrag #9
@Elatan Gab es schon Versuche einer Verbündetenallianz gegen Kiššatu?

Zitat von Nharun im Beitrag #8
@Elatan Gewieft, gewieft, diese Kiššatunesen! Klingt jedenfalls plausibel, was sie da treiben ... fragt sich nur, wie lange sie das durchhalten können, ohne dass sich eine fremde Macht einmischt und ihre "Verbündeten" abwirbt und gegen sie eint.

Es gab wohl schon mal klägliche Versuche, die aber von Anfang an zum Scheitern verurteilt waren. Kiššatu ist einfach die Großmacht in Ilranuh. Kleinere Reiche können sich zwar durchaus gegen es auflehnen, das wäre aber in den meisten Fällen für die Kiššatunesen eher lästig als gefährlich und würde vermutlich sogar eher als Gelegenheit genutzt werden, mal ein Exempel zu statuieren. Fremde Mächte, die noch am ehesten die Chance hätten, dem Magierreich die Stirn zu bieten (und das in der Vergangenheit auch taten), wären Atamerés und die amnúrischen Nachfolgereiche in Aren, also dem Kontinent nördlich von Ilranuh. Diese Länder mischen sich aber eher nicht in die Angelegenheiten in Ilranuh ein, auch wenn es nach dem letzten großen Krieg die Idee gab, jetzt dort einzumarschieren und den Krieg nach Kiššatu zu tragen. Das scheiterte allerdings wieder einmal an Streitereien zwischen den arenischen Reichen.

#12 RE: Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020 von Teja 30.04.2020 22:46

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*Späte Lobsbeeren da lass*

@Nharun Durch die sprachlichen Infos hat deine Welt immer etwas besonders authentisches.
@Artifex Nerracis Hihi, eine schöne Erklärung für diese bekannte Redensart! Und insgesamt eine tolle Idee.
@Elatan Kissatu hat "Teile und Herrsche" zu seinem Hauptwerkzeug gemacht, wie es scheint. Kommen die "Bündnispartner" da denn gar nicht mehr raus?




Die Rückkehr der Zoveri in die Zivilisation


Nach dem Verlust von Neu Eden wanderten die Zoveri ein weiteres Mal aus. Die Umsiedlung auf einen neuen Planeten war für sie verständlicherweise äußerst kostspielig. Ein großer Teil der besagten Kosten bestand dabei aus Bestechungsgeldern – an die Gilde. Die die Zoveri auch über ein Jahrhundert später immer noch zahlen.

Der Zweck dieser Bestechung ist einfach: Die Position ihrer neuen Heimat soll geheim bleiben. Die Zoveri verloren ihre Welt an fremde Siedler und wollen keine Wiederholung dieses Verlustes.

Autarkie war für die Zoveri schon immer ein sehr wichtiges Gut, daher haben sie lange Zeit auf den Handel mit anderen Völkern verzichtet. Nachrichten aus dem besiedelten Teil des Universums erreichen sie zwar zu den seltenen Gelegenheiten, da sie von der Gilde angeflogen werden, aber das meiste davon ignorieren sie geflissentlich.Was den größten Teil des Universums angeht, existieren die Zoveri gar nicht.

Die Traditionen der Zoveri verlangen, dass jede Generation aufs neue über den Verlust ihrer Heimat unterrichtet wird. Jedes Kind lernt über das Verlorene Paradies Neu Eden und das ihre Heimat Nod nur ein düsterer Abklatsch davon ist.

Jedoch ändern sich auch hier die Zeiten: Nod ist schon lange nicht mehr die felsige Einöde, die die Zoveri vor langer Zeit vorfanden. Die meisten Baue sind inzwischen von Gärten umgeben und die Landstriche darum herum haben sich in ungezähmte Wildnis verwandelt. Selbst Gebiete, in denen es keine Siedlungen gibt, wurden von der eingeführten Natur erobert, die die Zoveri selbst nach ihren Vorstellungen erschaffen haben. Nod hat inzwischen eine eigenständige Biosphäre, die auch ohne ihre Erschaffer überleben könnte.

Vielen jungen Zoveri ist es daher nicht mehr eingängig, dass sie glauben sollen, sie wären aus dem Paradies vertrieben worden. Ihre eigene Welt ist doch von der gleichen Art. Dazu kommt, dass nicht mehr so viele Gengenieure und Terraformer gebraucht werden, wie früher. Die Gesellschaft entwickelt sich weiter.

Die Tradition der Orientierungsreise war schon lange dazu gedacht, dass die jungen Leute ihren Bau verlassen und sich andernorts umsehen. Nun sind einige auf die Idee gekommen, dass sie sich auch auf anderen Planeten umsehen könnten. Die Ältesten sehen diese Entwicklung mit Sorge und versuchen die Jungen davon abzubringen. Man fürchtet sich nicht nur vor der Entdeckung, sondern auch, dass die friedliche Lebensweise der Zoveri durch den Kontakt mit der brutalen Zivilisation der Menschen gestört werden könnte. Immerhin haben sie so schon einmal ihre Welt verloren…

Die Jungen wiederum sagen, es drohe ihrer Welt doch keine Gefahr. Immerhin haben die ersten Siedler es so eingerichtet, dass Menschen sich niemals auf Nod niederlassen können. Jedes Lebewesen, dass sie auf dem Planeten eingeführt haben – inklusive ihnen selbst – sondert Reizstoffe ab, die bei Menschen Halskratzen und tränende Augen hervorrufen. Das macht den ganzen Planeten für Besucher äußerst unangenehm.

Leider bedeutet es auch, dass jeder Zoveri, der den Planeten verlässt, eine Atemmaske tragen muss, um die Reizstoffe auszufiltern. Eine Reise unter Menschen gestaltet sich damit für sie schwierig. Allerdings verfügen gerade die Zoveri über einzigartige Kenntnisse auf den Gebieten der Genetik, des Terraformens und des Biosphärendesigns.

Dazu kommt, dass die Gilde weiterhin auf den Zahlungen besteht, um die Position des Planeten geheim zu halten. Letztlich wagen sich nur wenige Zoveri ins Universum hinaus, aber diejenigen, die es tun, bringen enorme Summen nach Hause. Und daraus bezahlen die Zoveri weiterhin für ihr Geheimnis.

#13 RE: Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020 von Nharun 01.05.2020 10:56

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@Teja Yay, extra-Lobsbeeren alleine fürs Nachreichen! Und dann auch noch ein so gut ausgearbeiteter Beitrag! Über die Zoveri haben wir ja, auch bei anderen Speedbasteln, schon einiges erfahren und jetzt lieferst du uns einen neuen Infohappen, der gut zu dem bisher bekannten passt. Handelt es sich bei dem Vertrag mit der Gilde um etwas wirklich vertraglich Geregeltes und die Zahlungen erfolgen heute immer noch, weil das damals so vereinbart wurde bzw. in der Anfangszeit von Nod Zahlungen gestundet wurden (ich kann mir vorstellen, dass wenn man erstmal auf nem Planeten anfängt hat man nicht unbedingt die Möglichkeiten, irgendwelche Zahlungen abzudrücken)? Oder ist ein ursprünglicher Vertrag mittlerweile in eine gute alte Schutzgelderpressung übergegangen?

#14 RE: Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020 von Elatan 01.05.2020 11:33

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@Teja: Auch von mir gibt es extra Lobse dafür und ich schließe mich Nharuns Frage an. Die Zoveri finde ich jedenfalls sehr interessant!

Zitat von Teja im Beitrag #12
@Elatan Kissatu hat "Teile und Herrsche" zu seinem Hauptwerkzeug gemacht, wie es scheint. Kommen die "Bündnispartner" da denn gar nicht mehr raus?

Mir fällt da zumindest kein Präzedenz-Fall ein, der anderen Bündnispartnern große Hoffnung machen könnte. In der Vergangenheit kam es dennoch ab und zu vor, dass Kiššatu eine Phase der Schwäche durchlebte, so z.B. nach dem Frieden von 25 AZ und so einige Völker die Gunst der Stunde nutzen konnten.

#15 RE: Einhunderteinunddreißigstes Speedbasteln am 9. April 2020 von Teja 01.05.2020 11:46

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Zitat von Nharun im Beitrag #13
@Teja Yay, extra-Lobsbeeren alleine fürs Nachreichen! Und dann auch noch ein so gut ausgearbeiteter Beitrag! Über die Zoveri haben wir ja, auch bei anderen Speedbasteln, schon einiges erfahren und jetzt lieferst du uns einen neuen Infohappen, der gut zu dem bisher bekannten passt. Handelt es sich bei dem Vertrag mit der Gilde um etwas wirklich vertraglich Geregeltes und die Zahlungen erfolgen heute immer noch, weil das damals so vereinbart wurde bzw. in der Anfangszeit von Nod Zahlungen gestundet wurden (ich kann mir vorstellen, dass wenn man erstmal auf nem Planeten anfängt hat man nicht unbedingt die Möglichkeiten, irgendwelche Zahlungen abzudrücken)? Oder ist ein ursprünglicher Vertrag mittlerweile in eine gute alte Schutzgelderpressung übergegangen?

Ich denke, es ist eine Kombination aus allem, also vertraglich geregelte Schutzgelderpressung. Ich denke, die Zoveri werden die natürlichen Ressourcen auf ihrem Planeten an die Gilde abdrücken und im Ausgleich hält die Gilde weiter die Position geheim.

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