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Für eine Osterbastelei ist ein Thread etwas viel. Also möge jeder, der sich berufen fühlt, hier seine eigene Osterbastelei hineinsetzen.

Ich habe da ein Beispiel gebastelt. Es erklärt streng wissenschaftlich das mit dem Osterhasen durch die Osterzwerge:
Ostern, die Zwerge, die Hasen und die Eier
Bekanntlich finden sich ganz tief unter den sieben Bergen und unter den sieben Minen noch die Stollen der ganz Tiefen Zwerge. Diesen Namen tragen sie, weil sie so tief unter der Erde leben. Und ein Tiefer Zwerg steigt nur ungern an die Oberfläche. Sie fühlen sich ohne Decke über dem Kopf sehr unwohl und wenn sie am Tag hoch oben am Himmel die Sonne sehen oder in der Nacht den Mond und die Sterne, dann fürchten sie sich vor der großen Höhe über ihren Köpfen. Und in einer solch gefährlichen und ungemütlichen Gegend wie der Oberfläche, so meinen sie, muss es vor Monstern und Ungeheuern nur so wimmeln. Darum geht so ein ganz Tiefer Zwerg nur dann an die Oberfläche, wenn es nicht anders geht, z.B. wenn sie mit den Oberflächlichen, wie sie uns Oberflächenbewohner nennen, einen Vertrag schließen müssen, um ihre Produkte zu verkaufen. Denn die ganz Tiefen Zwerge schürfen in ihren Stollen nicht nur nach Metallen und Edelsteinen, sie sind auch begnadete Handwerker, die Werkzeuge, Maschinen und auch Spielzeug in solcher Qualität herstellen, wie man sie nur selten findet.
Doch in jedem Jahr gibt es eine wichtige Ausnahme. Zu Ostern nehmen die Zwerge an einer Feier in einem kleinen Ort tief in den Bergen teil, bei der ein Osterfeuer abgebrannt wird. Und weil der Ort so klein ist, helfen die Zwerge bei der Vorbereitung mit und liefern auch ihr berühmtes Bier. Denn gute Bierbrauer sind sie auch. Neben Starkbier, Pils und Dunkelbier bereiten sie auch ein hervorragendes Malzbier. Und so müssen sie in der Karwoche, der Woche vor Ostern, häufig an die Oberfläche und vom Ausgang ihrer Tunnel bis zu dem Osterdorf eine ganze Strecke unter freiem Himmel zurücklegen. Zwar stellen die Zwerge Wachen auf, damit sie nicht von Ungeheuern überfallen werden können, doch sind sie jedesmal froh, wenn sie den Weg unbeschadet hinter sich gebracht haben.
Nun begab es sich eines Tages, dass einige Tiefe Zwerge, die an einem Bauernhof vorbeikamen, Nester mit Eiern fanden. Die Nester gehörten zu den freilaufenden Hühnern, die vor den Zwergen geflohen waren. Und sie wussten zwar, dass man aus den Eiern wohlschmeckende Speisen zubereiten konnte, da sie Eier in ihre Stollen geliefert bekamen, aber sie hatten keine Ahnung, woher diese kamen. So ließen sie sich von den Bewohnern des Hofs erklären, dass die Eier von am Boden lebenden Vögeln mit dem Namen Hühner gelegt werden. So erfuhren sie übrigens auch, dass die seltsamen Betten in denen die Eier lagen, Nester genannt werden. Da die Zwerge die Vorstellung von Wesen, die sich freiwillig hoch in den Himmel erheben, immer schon schrecklich gefunden hatten, hielten sie die Hühner, die am Boden leben, für klüger als die anderen Vögel.
Doch die Hühner legten ihre Eier an die Oberfläche. Und das war für die Zwerge kaum zu begreifen. Insbesondere die Zwergenkinder fanden dies seltsam und sammelten alle Eier, die sie fanden, um sie zumindest etwas geschützt unter Sträucher und kleinen Felsen zu bergen. Einige Eier legten sie auch in die Eingänge kleiner Höhlen. Dies Taten sie, da es ihnen verboten worden war, während der Dämmerung. Sie wussten nicht, dass die Mulden unter den Sträuchern und Felsen sowie die kleinen Höhlen bewohnt waren. Die Bewohner schliefen gewöhnlich tagsüber und verließen ihre Verstecke in der Abenddämmerung, um im Morgengrauen zurückzukommen. Nur fanden die Hasen jetzt in ihren Sassen, wie die Mulden genannt werden, in denen sie den Tag verbringen und die Kaninchen in ihren Bauen, wie ihre Höhlen genannt werden, Eier vor, die sie nicht gebrauchen konnten. Und daher rollten sie diese aus ihren Heimen hinaus. Damit niemand sie in ihren Verstecken entdecken konnten, rollten sie die Eier so weit, dass sie nicht entdeckt werden konnten. Und so fanden die Kinder des Osterdorfes am nächsten Morgen, der zufällig der Ostermorgen war, Eier an den Rändern des Dorfes verteilt.
Dies wiederholte sich einige Jahre, bis die Erwachsenen unter den Zwergen und Dorfbewohnern hinter das Geheimnis der versteckten Eier kamen. Dennoch wurden auch weiterhin am Ostermorgen Eier gefunden. Einige sagen, dass sich die Hasen an das österliche Eierrollen gewöhnt hatten und sich nun selbst Eier suchten. Andere, die nicht genug Fantasie haben und immer viel zu ernst sind, behaupten, dass es keine Zwerge gibt und Erwachsene die Eier verstecken. Aber auch, wenn vielen Leuten diese langweilige Erklärung als vernünftig erscheint, hat sie einen ganz großen Fehler: Es wird nicht erklärt, wieso an Ostern Eier versteckt werden. Und damit ist die Erklärung, dass die Hasen die Eier verstecken, die einzige Erklärung, die alle beobachteten Fakten wirklich erklärt. Wie auch immer es zuerst geschah, dass am Morgen des Ostertages Eier gefunden wurden, so hat sich diese Erscheinung doch über das ganze Land verbreitet und der Osterhase ist heute eine überall bekannte Erscheinung.