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#16 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 16.11.2021 23:47

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Alle Namen, Orte und Taten sind frei erfunden und sind spontan entstanden, was ihre Absurdität erklären dürfte. Ähnlichkeiten zu Schöpfungen aus anderen hier bekannten Welten oder Namen von Imaginaristen sind daher rein zufällig und nicht als Plagiatsversuche intendiert. Sollten dennoch Aufnahmebeschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Autor Ihres Vertrauens!

Kapitel 16


Jhorin klammerte sich an sein Seil, um nicht weggeweht zu werden. Er hatte den Gipfel schon fast erklungen, doch hatte er nicht mit dem Wind gerechnet - zumindest nicht in der Stärke. Dennoch kletterte er weiter, um die Wand endlich hinter sich zu lassen. Jenseits der Kante war flachte der Berg ab, und Jhorin setzte sich auf einen nahen Stein. Mit einer kurzen Handbewegung zog er einen Gegenstand aus seiner Tasche, den er eine Weile anstarrte, bevor er ihn öffnete. „Weise mir den Weg”, murmelte er, und die Nadel vor seinen Augen begann, sich geschwind im Kreis zu drehen.

Nach einigen dutzend Umdrehungen verlangsamte sich die Nadel und blieb schließlich am A stehen. „Hmm..” Jhorin schaute sich einmal um, bevor sich sein Blick wieder auf den Kompass richtete. „Komm schon, ich kann die Sonne nicht sehen!” Die Nadel fing wieder an, sich zu drehen, doch in einer unerträglichen Geschwindigkeit. „Ich kann dich auch wegwerfen, wenn du mir nicht helfen willst.” Auf die Drohung hin blieb die Nadel zwischen N und M stehen. „Danke”, stieß Jhorin hervor, und setzte sich in die Richtung, in die die Nadel nun zeigte, in Bewegung.

Der Jäger ging weiter ins Weiße hinein, den Blick auf den Kompass gerichtet, der ihm hier und da den Weg korrigierte. Die Wanderung vollzog sich über Stunden, und bis auf einige Pausen zur Rast blieb Jhorin erst stehen, als er eine eiserne Schiene vor sich sah. „Das muss die alte Linie sein. Wenn sie hier in der Nähe sind..” Er wurde vom Kompass unterbrochen, dessen Nadel sich nun so schnell drehte, dass er das Uhrwerk dahinter hören konnte. „Okay, ich werde nicht mehr reden. Zeig mir einfach, wo ich hingehen muss!” Die Nadel verlangsamte sich wieder, und wies ihm den weg zu einer Gruppe alter Backsteinhäuser. Als er aus einem dieser Gebäude Stimmen hörte, suchte Jhorin eilig nach einem Eingang.

#17 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 17.11.2021 23:55

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Kapitel 17


Jhorin konnte seinen Augen nicht trauen. Die Vermissten waren alle anwesend: Alte und Junge, Männer und Frauen, Händler und Goldsucher. Einige erkannten ihn sogar und sprachen ihn an. Als er jedoch das Tor öffnen wollte, wurde er von einem breit gebauten Mann aufgehalten. „Wir können noch nicht gehen. Sie werden es wissen, wenn wir entkommen.” „Soll ich euch hier etwa eingesperrt lassen?”, fragte Jhorin, und wider seiner Erwartung nickte der Mann. „Du musst zuerst die Leute beseitigen, die hierfür verantwortlich sind. Nur dann können wir in Sicherheit gehen.” Jhorin nahm dies zur Kenntnis, und verließ die Halle durch das Fenster, durch das er gekommen war. Er verstand nun, weshalb die Gefangenen blieben, obwohl die Tür nicht versperrt war.

Der Himmel klarte allmählich auf, und Jhorin konnte schon mehr als eine Armlänge weit sehen. Weit genug, um die Rauchspuren zu beiden Seiten der Bahnstrecke zu bemerken. Als ihm klar wurde, was das bedeutete, rannte er dem Zug entgegen, der ihm näher erschien. Wie sehr er sich auch anstrengte, die Gefahr zu signalisieren, er schien nicht bemerkt zu werden. Unfähig, das Unheil zu verhindern, musste er das Grauen in seiner Gänze beobachten.

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Eldran war aufgebracht, als er von seinem Mahl getrennt wurde. Nur das Versprechen, der Besucher wisse vom Aufenthaltsort der Verschwundenen, ließ ihn in seiner Fassung. „Jhorin Tamil, ein Kopfgeldjäger, der mit den Goldsuchern kam”, wurde ihm der Besucher vorgestellt. „Herr Hauptwächter, ich danke Ihnen für ihre Zeit”, begann der Besucher „Ich habe die Verschwundenen tatsächlich gefunden, doch glaube ich, uns liegt noch ein größeres Unheil bevor!” „Und woher haben Sie diese Informationen?” „Das zu erklären dürfte eine Weile dauern. Ich bin mir selbst nicht über alles klar, doch mit, dem, was ich herausgefunden habe-” „Kommen Sie zur Sache!” „Sie werden alle sterben!”

#18 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 18.11.2021 22:50

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Kapitel 18


Drei Tage später. Bevor die Sonne untergegangen war, wartete Tebrin bereits auf der Lichtung. Die Waldwacht hatte die umgeknickten Bäume und die losen Zweige beseitigt. Das silbrige Mondlicht beleuchtete die Nadeln, die über die Lichtung verstreut waren, und in der Ferne war das Heulen der Wölfe zu hören. Tebrin starrte auf die Scheibe im Himmel, und bemerkte nicht, wie Senn sich an ihn anschlich.

„Hast du lange gewartet?” Tebrin zuckte zusammen, als die Stille gebrochen wurde. „Senn! Ich hab dir doch gesagt, dass du das lassen sollst!” Senn lachte und trat in den Mondsein. „Ist der Mond wirklich so interessant?” „Er beruhigt mich”, antwortete Tebrin. „Besonders der Vollmond. Er hat etwas Besonderes an sich.” „Du denkst wie die Waldleute”, meinte Senn. „Ach ja, wir sind fertig. Das wollte ich dir eigentlich sagen. Alle sind bereit, bei der Suche zu helfen.” Tebrin nickte zufrieden, doch merkte er, wie sein Freund zitterte. „Ist dir kalt?” „Nein, ich bin nur ein bisschen nervös.” „Warum?” „Nicht so wichtig..” Tebrin nickte nur stumm. Irgendetwas stimmte mit Senn nicht. Es war, als ob er ihm etwas verschwieg - als ob er sich an Tebrins Verhalten angesteckt hätte.

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„Ich werde zu den anderen stoßen”, sagte Tabrin, nachdem er sich mit Senn und Tebrin abgesprochen hatte. „Wenn ihr westlich von Ilrjon sucht, sollten alle Gebiete abgedeckt sein.” Die beiden nickten und machten sich auf den Weg in den Westen. Bis auf einige Rinderhöfe und deren Weiden war kaum etwas in der westlichen Bergenge. Tebrin suchte auf der Nordseite, Senn die Südseite. Für den Fall, dass einer etwas fand, würde er dem anderen ein Lichtsignal geben.

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Der Gerber streifte durch die Wälder, auf der Suche nach der Hütte, die sein Herr genannt hatte. Die nadelbesetzten Äste schützten ihm vor dem Mondlicht, doch blieb sein Schatten nicht unbemerkt. Ein Knurren ließ den Gerber im nächsten Schritt erstarren ß im Augenwinkel konnte er die gefletschten Zähne eines Wolfes erkennen. Vorsichtig drehte er sich zu dem Tier um, und zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass er von einem ganzen Rudel heimgesucht wurde.

„Warum habt Ihr mich nur in der Nacht entsendet, mein Herr?” Die Wölfe umkreisten ihn geschwind, und des Gerbers Herz schlug mit jeder Sekunde schneller. „Möge mir die Macht meines Herrn beistehen!” Ohne weiter zu zögern stieß der Gerber vor, zwischen zwei kleineren Wölfen hindurch, und entkam nur knapp dem Kreis. Die größeren Tiere holten ihn jedoch bald ein, und selbst die Kraft, die er von Ostno erhalten hatte, konnte ihn nicht vor den Zähnen und Krallen der Wölfe schützen.

#19 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 19.11.2021 21:01

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Kapitel 19


Eldran war ausgeritten, sobald er die Nachricht erhalten hatte. In den Wäldern nördlich von Elkatar war der Gerber jenes Dorfes gefunden worden - oder, was von ihm übrig war. „Wer hat ihn gefunden?”, fragte er den Boten. „Einer der Waldarbeiter. Er ist abseits der Gruppe gegangen, und hat den Körper in einer Mulde gesehen.” Eldran nickte. „Ich will mit ihm reden.”

„Schaut nicht nach einem Menschen aus”, meinte Haldrin, als der Bote sie verlassen hatte. „Ja ... es muss ein Raubtier gewesen sein, ein Wolf, oder ein Bär ...” „Das dachte ich zuerst auch. Nur glaube ich nicht, dass ein Gerber Wölfe angreift.” „Und wenn er ange- ... nein, du hast recht. Nach dem, was in diesem Monat schon passiert ist, können wir genauso gut von einem unbekannten Ungeheuer ausgehen.”

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Tebrin irrte durch den Nebel. Die Sonne musste schon aufgegangen sein, doch konnte Tebrin nicht weiter als von Baum zu Baum sehen. Das zumindest sagte ihm, dass er den Wald schon verlassen hatte, da die Bäume in größerem Abstand voneinander standen. Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb Tebrin an einem Felsen stehen, der ihm inzwischen recht bekannt vorkam. Er setzte sich, und legte sein Gesicht in die Hände.

„Wenn ich ihm jetzt ein Signal gebe, sieht er es ja nicht...” Die ganze Nacht über waren Senn und er erfolglos gewesen; keiner der beiden hatte auch nur einen Hinweis gefunden. Noch bevor der Morgen angebrochen war, hatte Tebrin sich im Nebel wiedergefunden.

Tebrin horchte auf, als er ein Geräusch in einem nahen Gebüsch hörte. Um einer möglichen Gefahr zu entkommen, beschloss er, weiterzugehen. Er wusste nicht, wo er hinging, doch marschierte er in der Hoffnung, irgendwann in eine Siedlung zu kommen.

Als Tebrin erneut rastete, bekam er ein ungutes Gefühl - der Felsen, an den er sich lehnte, kam ihm zu vertraut vor. Kurz darauf hörte er ein Rascheln in einem nahen Gebüsch, und er machte sich auf den Weg, bevor etwas Schlimmes passieren konnte.

Stunden später konnte Tebrin sich nicht mehr auf den Beinen halten und fiel neben einem Felsen auf die Knie. Er kannte den Felsen. Er hatte aufgehört, zu zählen, wie oft er ihn auf seinem Weg bereits gesehen hatte. Es waren die selben rot-beigen Gesteinsschichten, gegen die er sich mehrere Male gelehnt hatte. Der selbe Stein, auf dem er gesessen war, auf den er sich gestellt hatte, um in die Ferne zu schauen. Tebrin erstarrte, als sich das Rascheln im Gebüsch näherte. Er wusste, dass er nicht im Kreis gelaufen war. Er kannte die Gegend. Und er wusste, dass dieser Felsen nicht da sein sollte!

#20 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 20.11.2021 11:59

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Kapitel 20


Haldrin wischte sich den Schweiß von der Stirn; dank Jhorins Information hatte die Waldwacht das erste Unheil abwenden können. Nur machte ihm Sorgen, dass es nun wahrscheinlich war, dass die anderen Ereignisse, die der Jäger vorhergesagt hatte, ebenfalls eintreffen würden.

Vor den anderen ritt Haldrin zurück zur Burg, doch nahm er nicht den kürzesten Weg, um mehr Zeit zum Nachdenken zu haben. Dabei kam er an den Feldern der Bergbauern vorbei, die sich in ungewöhnlicher Menge versammelt hatten. Sie bemerkten den Waldwächter, und bald darauf wusste Haldrin, dass ihre Ernte nach und nach verdorrte. Er musste zugeben, dass es für die Zeit recht warm war, doch es konnte nicht nur am Wetter liegen. Schließlich war es auch kein Sturm gewesen, der die Lichtung von Ilrjon erweitert hatte.

Haldrin ritt zur Burg im Versprechen, den Kontakt zu den Bauern beizubehalten, um mehr über die Dürre herauszufinden. So musste er erfahren, dass es in den nächsten schlimmer wurde. Nicht nur vertrocknete die gesamte Ernte des Tales, die Pflanzen in der Umgebung der Felder verdorrten ebenfalls. Unzählige Bewohner kamen zur Burg, um Hilfe bittend, und schließlich gab die Waldwacht einen Teil ihrer Getreidevorräte auf, um eine Hungersnot zu verhindern.

Eines Nachmittags ritt Haldrin mit Eldran nach Westiljarien, um zu sehen, wie weit sich die Dürre ausgebreitet hatte. An der Bergenge von Ilrjon sahen sie schon, dass auch die Länder jenseits von Sefiop betroffen waren. Der Ritt der Wächter kam erst mit einer Entdeckung in einer felsigen Gegend zum Stillstand.

Ein junger Mann lag zusammengekauert auf dem Boden. Seine Augen waren weit aufgerissen, und er schien nicht zu blinzeln. „Ich kenne ihn”, meinte Haldrin, nachdem er den Fund gemustert hatte. „Einer von uns?” „Ich habe ihn mit Endvin gesehen. Wir sollten ihn zur Burg bringen.” Eldran nickte und stieg ab, um dem Jungen aufzuhelfen. Er hielt jedoch inne, denn im Augenwinkel sah er etwas, das zu finden er nicht erwartet hatte - ein Zeichen der Hoffnung. Zwischen den Felsen im sandigen Boden, saß ein Spross, ein hellgrüner Halm, der drei kleine Blätter trug.

#21 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 21.11.2021 23:47

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Kapitel 21


Das warme Kerzenlicht fiel in Tebrins Augen, als sie sich langsam öffneten. Durch das Fenster konnte er den Mond wie eine halbe Silbermünze in den Himmel aufsteigen sehen, der sich allmählich in einen dunkleren Blauton wandelte. Seine Glieder waren so leicht wie Federn, und die frische Abendluft war erfüllt vom Duft des Sommergartens. Während sein Blick über die steinerne Decke wanderte, fragte er sich, wo er war, und wie er hierher gekommen war.

„Du bist wach!” Tebrin starrte in das Gesicht eines älteren Mannes in der Uniform der Waldwacht. „Asten, hol Endvin!” Ein junger Wächter, der hinter dem Alten gestanden war, verließ den Raum. „End..?” „Wie geht es dir?”, fragte der Alte, als er sich zu Tebrin gewandt hatte. Bevor Tebrin antworten konnte, kam etwas Pelziges durch die offene Tür und sprang auf sein Bett.

„Was..?” „Alrik! Er muss das Vieh rausgelassen haben!” Tebrin hatte nun einen besseren Blick auf das Tier. Es war ein Haniptkul; ein hundeartiges Wesen, das für seinen weichen Pelz gejagt wurde. Nachdem er sich mit dem Tier angefreundet hatte, richtete sich sein Blick auf den Alten. „Habe ich den ganzen Tag geschlafen?”

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Sieben Tage zuvor. Endvin begleitete Haldrin in eine der Schlafkammern im Nordturm. „Er hat das Bewusstsein verloren, bevor wir zurück waren”, erklärte Haldrin, „deswegen konnten wir ihn nicht mehr über die Umstände ausfragen.” Als sie die Kammer betraten, schickte Haldrin Asten, der den Schlafenden bewacht hatte, hinaus.

„Tebrin..” Endvin setzte sich an sein Bett. „Ihr wisst also wirklich nicht, wer das war?” Haldrin schüttelte den Kopf, und bestätigte seine Antwort verbal, als er merkte, dass Endvin ihn nicht sehen konnte. „Er war alleine. Doch ist uns aufgefallen, dass das Gestein in der Gegend, wo wir ihn gefunden haben, nicht aus Iljarien stammt. Ich glaube kaum, dass es importiert wurde, deswegen nehmen wir an, dass daran der selbe Täter schuld ist, der auch die Fremden entführt und den Wald verwüstet hat.” „Und den Gerber auf dem Gewissen hat..” „Genau.”

Endvin stand auf und schaute seinem Vorgesetzten tief in die Augen. „Haldrin, ich frage in letzter Zeit vielleicht zu viel danach, aber wenn ihr ihn findet-” „Du weißt, dass ich dieses Versprechen nicht halten kann.” „Nun gut. Ich werde ihn finden. Wer auch immer ihm das angetan hat, wird es bereuen, nach Sefiop gekommen zu sein!”

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Heute.

„Sieben Tage??” Haldrin nickte. Hinter ihm kam gerade Asten mit Endvin zurück. „Tebrin!” Endvin fiel Tebrin um den Hals. „Ich bin so froh, dass du wach bist!” Tebrin schob seinen Freund ein bisschen zurück, um besser atmen zu können. „Ich auch ... ich wusste nicht, dass ich so lange ... was war eigentlich los?” „Woran erinnerst du dich?”

Tebrin versuchte seine Erinnerung an die Zeit vor seinem Koma auszugraben, doch war es ihm nicht möglich, etwas brauchbares zu finden. „Teb, wir werden herausfinden, was passiert ist! Der Täter kann nicht ewig weitermachen, ohne Spuren zu hinterlassen. Wir wissen bereits, dass der Gerber, der vor einem Monat aus Elkatar verschwunden ist, dazu gehört. Sein Körper ist aus den Katakomben der Burg verschwunden, ohne dass einer von uns es bemerkt hat. Wir kommen ihm näher. Und wenn wir ihn einmal haben, wird er dir nichts mehr antun können!”

#22 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 22.11.2021 22:48

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Kapitel 22


Nebrin wachte mit Kopfschmerzen auf. Um ihn herum war es dunkel, so konnte er nur erkennen, dass er auf sandigem Boden lag. „Willkommen zurück!” Nebrin zuckte zusammen. Er hatte die Stimme in seinem Kopf schon vergessen. „Du bist tatsächlich noch hier ... auch ohne den Helm ...” „Das sagte ich doch.” „Warum kann ich dann nicht mehr so viel sehen wie davor?” „Oh, das ... die Sicht hattest du nicht von mir, die war an den Helm gebunden.”

Nebrin stand auf, stieß sich dabei aber den Kopf an. „Der Tunnel ist niedrig.” Nebrin rollte die Augen. „Das konntest du mir nicht davor sagen?” „Das hätte ich getan, wenn ich deine Bewegungen vorhersagen könnte. Pass einfach auf, wenn du die Höhle verlässt, sie ist gegen den Ausgang niedriger.” „Ist es schon sicher?” „Ja”, versicherte die Stimme. „wenn du dich jetzt ein bisschen nach links drehst, zeigt deine Nase in die Richtung des Ausgangs ... stopp! Ein bisschen zurück - genau! Jetzt geh vorwärts!”

Nebrin machte sich auf den Weg, der leicht bergauf ging. Hier und da korrigierte die Stimme seinen Weg, doch dauerte es nicht lange, bis er sich aus durch den engen Ausgang gewunden hatte. „Was jetzt?”, fragte er, nachdem er sich gestreckt hatte. Es tat gut, wieder im Freien zu sein!

„Es gibt eine Truhe, nicht größer als dein Brustkorb, die musst du finden.” „Warum das?” „Sie enthält etwas, das ich brauche. Etwas, das mir einen guten Grund gibt, deinen Kopf wieder zu verlassen!” Die Worte schienen ihre Wirkung zu zeigen, denn Nebrin horchte auf. „Wo ist sie?” „Gut, dass du fragst. Im Kloster von Ilrjon!”

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„Ich glaub immer noch nicht, dass du mich dazu angestiftet hast”, flüsterte Nebrin, während er über den Klosterhof lief. „Hier einzubrechen und etwas mitgehen zu lassen ... das hätte ich nie von mir erwartet!” „Schön, dich noch auf der moralisch guten Seite zu haben! Nun ab ins Haupthaus! Ich kann sie spüren, sie ist irgendwo dort drin!”

Nebrin tat, wie ihm geboten, und bald endete sein Weg vor einer schweren Eichentür. Die beiden Türflügel waren durch eine Eisenkette verbunden, doch Nebrin sah kein Schloss. Die Kette war einzig dafür geschmiedet, diese Tür für immer zu verschließen. „Wie soll ich hier reinkommen?” Die Stimme überlegte kurz, und kam zu dem Schluss, dass der Weg, der ihr im Geiste lag, nun angebracht wäre. „Eine Sache habe ich dir verschwiegen. Bevor ich ... in meinen derzeitigen Zustand gekommen bin, war ich ... eine Art Magier. Ich trage immer noch einen Teil meiner Macht, doch ist dieser Teil beschränkt. Deshalb habe ich ihn aufgehoben. Doch nun, da ich so kurz vor meinem Ziel stehe, glaube ich, ich kann dir meine Kraft leihen. Nimm die Kette in deine Hände!” Nebrin zögerte kurz, doch gehorchte er. Er hatte womöglich schon Dinge erlebt, die über das hinausgehen, was er gleich erfahren würde - und das innerhalb des letzten Monats!

Das kühle Eisen in seinen Händen erwärmte sich rasch, bis es glühend rot war. Erschrocken ließ er die Kette los und starrte auf seine Handflächen, die weder Brandspuren aufwiesen, noch schmerzten. Die glühenden Glieder schmolzen und ließen die Kette zu Boden fallen. Besorgt, das Geräusch hätte jemanden aufwecken können, öffnete Nebrin rasch die Tür und betrat den Raum.

Es war dunkel, doch einige der Artefakte, die er nun sah, schienen Licht abzugeben, was ihm die Orientierung leichter machte als in der Höhle. Wie von selbst bewegten sich seine Beine auf ein Podium zu; in seinem Kopf hörte er schweres Atmen. „Es ist nah! Und ich brauche es! Ich habe alles aufgebraucht”, sagte die Stimme, und ließ Nebrin vor dem Podium stehen bleiben. Vor seinen Augen ist eine kleine, elfenbeinfarbene Truhe, die Spuren von Erde oder Dreck aufwies. „Das ist sie! Nimm sie mit!”

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Eilig entkam Nebrin den Mauern des Klosters und ließ sich auf einem nahen Feld nieder. „Öffne sie!” „Ich habe aber keinen Schlüssel!” „Das brauchst du nicht! Ich bin in dir - du musst sie nur berühren, damit sie geöffnet werden kann!” Zu Nebrins erstaunen ließ sich die Truhe tatsächlich öffnen. Sie war jedoch leer, wenn man die Kugel aus purem Licht nicht mitzählte. Der Anblick war fesselnd - doch wurde er von einem Ruf unterbrochen! „Hey, was machst du da!” Als Nebrin aufschaute, erkannte er einen der Mönche, der vermutlich einen abendlichen Spaziergang gemacht hatte. Er muss die Truhe erkannt haben-

Tebrin wurde geblendet, als das Licht aus der Truhe in den Himmel schoss - das Gefäß war nun tatsächlich leer. Als ihm die Sicht zurückkam, erkannte er, dass der Mönch weg war - oder eher er selbst, denn er schien nun auf einer Weide zu stehen, und die Truhe war weg.

#23 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 23.11.2021 22:53

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Kapitel 23


„Bist du noch da?” Nebrin stapfte durch die Dunkelheit, in der Hoffnung, die Stimme aus seinem Kopf irgendwann wiederzufinden. Er musste das Tal schon halb durchquert haben, und hatte immer noch kein Anzeichen, dass sie noch da war. Er hatte fast aufgegeben, als er sie zum ersten Mal seit Öffnung der Truhe hörte. „Hier, hier, hier ... ich, ich, ich ... da, da, da ...” Nebrin antwortete der Stimme, doch war er sich bald sicher, dass sie zu distanziert war, um ihn zu hören. Das würde auch das Echo in seinem Kopf erklären.

Inzwischen konnte Nebrin in er Ferne ein Licht sehen, das aus einer Scheune kam. „Bin ich schon bei den Höfen von Elkatar?”, fragte er sich, als er durch die verdorrten Felder schritt. Der Verdacht bestätigte sich, als er einen Wegweiser zu Gesicht bekam, der im Licht der Scheune sogar unter dem bewölkten Himmel dieser Nacht lesbar war.

Nebrin beschloss, den Rest der Nacht in der Scheune zu verbringen, und am nächsten Morgen zur Waldwacht zu gehen. Nach dem, was in den letzten Tagen passiert ist, wollte er nicht mehr alleine weitermachen, und die Wächter waren von allen Iljariern die fähigsten.

Nebrin betrat die Scheune und verriegelte die Tür hinter sich. Die einzige sichtbare Lichtquelle war eine Öllampe, aber das gesamte Gebäude war mit Licht gefüllt, das einfach da zu sein schien. Nebrin schaute sich in der Scheune um, um den Urheber des Lichts zu finden. Er bemerkte einen Schatten hinter den Heuballen; als er hinter die gelben Zylinder schaute, blieb er schockiert stehen.

„Das kann nicht sein!” Die Figur vor ihm drehte sich um und schaute ihm tief in die Augen. „Nein ... nein, nein, nein, ... du ... du bist es ... und du bist es nicht ...” Die Figur trat langsam an ihn heran. Bevor Nebrin sich umdrehen und flüchten konnte, hob die Figur einen Arm, und grenzenloser Schmerz durchfuhr den jungen Mann.

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Als er wieder aufwachte, lag Nebrin in einer roten Lacke. Er stand mühsam auf und bewegte sich von seinem Standort weg, doch entrann ihm die Energie durch das Leck. Er fiel auf die Knie, und daraufhin auf den Bauch, und die zweite Lacke entstand.

#24 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 24.11.2021 23:47

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Kapitel 24


Endvin winkte den Torwächtern zum Abschied und ritt los, ließ sein Pferd jedoch wenige Schritte darauf wieder stehenbleiben. Er stieg ab, und beobachtete etwas am Boden, bevor er zurück zur Burg schaute und gestikulierte, jemand solle kommen. Haldrin, der noch am Tor stand, ging zu ihm hinüber.

„Wolltest du nicht in den Sonnenuntergang reiten, um deine freie Mission zu erfüllen? Wenn du noch lange bleibst, könnte Eldran es sich noch anders überlegen”, scherzte er, doch wurde er ernst, als er sah, worauf Endvin deutete. Im erdigen Boden lang ein Skelett, der Menge und Größe nach könnte es ein Haniptkul sein - die Viecher wirkten durch ihr Fell immer größer, als sie tatsächlich waren.

„Das war vorhin noch nicht da”, meinte Haldrin. „Genau. Und so schnell verwesen die normalerweise nicht”, ergänzte Endvin. „Normal ist hier seit einiger Zeit nichts mehr.” „Ja schon, aber...” Endvin schaute auf seinen Vorgesetzten. „Was machen wir jetzt?” „Du reitest los und kümmerst dich um deine Angelegenheiten, wir bringen den Fund in die Burg. Es scheint, als würde die Vorhersage des Kopfgeldjägers allmählich eintreffen ...”

Nachdem Endvin hinter den Hügeln im Westen verschwunden war, brachte Haldrin mit einigen anderen die Knochen in eine kleine Kammer der Burg und schickte jemanden nach Eldran. Der Hauptwächter beäugte die Knochen sorgfältig und murmelte einige unverständliche Worte, bevor er seine Vermutung preisgab.

„Eine der Rippen schaut schon so aus, als wäre sie verhärtet. Was auch immer den Tod des Tieres verursacht hat, hat nicht einfach nur die Verwesung beschleunigt. Wir müssen aufpassen. Wir wissen immer noch nicht genau, um welche Gefahr es sich handelt, und wie stark sie ist. Ich will keine Wächter verlieren. Ordere sie alle zurück. Bis auf Widerruf ist Endvin der einzige, der auf eigene Faust handeln darf!”

Haldrin nickte, und schloss die Truhe, in der die Knochen aufbewahrt wurden. Er verließ die Kammer mit Eldran, doch trennten sich ihre Wege vor dem Aufgang zum Bergfried. Haldrin rief die Offiziere zusammen: Sie sollten alle verfügbaren Boten entsenden, um die ausgerittenen Wächter zurückzubeordern.

Am folgenden Abend waren die Gemeinschaftsräume der Burg mit Waldwächtern gefüllt, und Haldrin verbrachte Stunden damit, Schichtpläne für Wachdienste und Patrouillen zu schreiben.

Als die Arbeit endlich getan war, ging er ins Turmzimmer des Westturms - ein leerer, kaum möblierter Raum mit kleinen, glaslosen Fenstern - und blickte in die Ferne. Unter ihm auf der Mauer standen dutzende Männer, die sich wünschten, wieder ausreiten zu können, und nun im Wachdienst festsaßen, und vor ihm in der Ferne begannen die schneebedeckten Berge. Haldrin zitterte leicht, als ihn der Nachtwind traf; er hatte seinen Umhang unten gelassen. „Was geht hier nur vor”, fragte er in die Dunkelheit, die schweigend zurück starrte.

#25 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 25.11.2021 19:51

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Kapitel 25


Endvin ritt bis nach Ilrjon, konnte jedoch keine der Spuren, die die Wächter gefunden hatten, zurückverfolgen. Ihm blieb nur noch die Lichtung im Norden des Dorfes, doch die war bereits freigeräumt. Er hatte schon fast aufgegeben, als er eine Markierung am Stamm einer Fichte bemerkte. Es war ein Symbol, das ihm wohl bekannt war, ein Zeichen, das er seit Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Doch anstatt in die Rinde eingeritzt zu sein, war es mit Blut gezeichnet - mit altem Blut, das farblich nah an die Rinde des Baumes kam.

Endvin folgte der Spur und ritt weiter nach Norden. Als der Wald zu dicht zum Reiten war, band er sein Pferd an einen Ast und ging zu Fuß weiter. Nur die wenigsten Wächter kamen an diesen Ort - er war recht unzugänglich und von kaum jemandem besucht. Endvin und seine Freunde hatten sich hier oft getroffen, weshalb er sich so sicher war, auf eine Spur gestoßen zu sein.

Wie vermutet erreichte er bald die antike Bergstraße: Jahrhunderte der Vernachlässigung hatten Pflanzen zwischen den Pflastersteinen wachsen lassen, doch der Mangel an Begehungen war ebenfalls der Grund dafür, dass sie noch so gut erhalten war.

Endvin stoppte, als er einen rotbraunen Kreis mitten am Weg sah ß die Fläche war mit derselben Farbe gefüllt, mit der das Symbol an den Baum gezeichnet war. Das Schlimmste ahnend ging er weiter, bis er auf den nächsten, fast kreisrunden Blutfleck stieß. In der Ferne konnte er in regelmäßigen Abständen weitere Abdrücke der Spur sehen; jede der eingetrockneten Lacken war durch mehrere faustgroße Flecken verbunden. Endvins Schritte beschleunigten sich, und schließlich rannte er die Bergstraße hinab, in der Hoffnung, den Urheber der Spur noch lebend zu sehen.

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Nebrin saß auf einem Felsen im Versteckten Tal von Sefiop. Das Leck war verschlossen, und Nebrin wunderte sich, ob er ohne die Hilfe seines neuen Freundes noch leben würde. Er spürte, wie die Verbindung zu ihm schwächer wurde, und bereitete sich auf den möglichen Abschied vor.

„Bald ist es soweit”, sagte die Stimme in seinem Kopf. „Bald werde ich weg sein. Wenn du überlebst, bis ich dich gefunden habe, kann ich dich retten.” Nebrin nickte zum Dank, und schaute in die Ferne. „Ilrjon, dann nordwärts”, gab er mit schwacher Stimme von sich. „Wenn ich nur geradeaus gehe, werde ich den Weg dann finden?”, fragte die Stimme, und Nebrin nickte. Damit verließ ihn das Gefühl der zweiten Aura, und er spürte wieder die Kälte der Abendluft. Mühsam stand er auf, um sich an einen sichereren Ort zu begeben, doch ging er keinen Schritt. Vor ihm war eine Figur aufgetaucht. „Wieso tust du mir das an?”, fragte er sie, während ihm Tränen in die Augen traten. Die Figur antwortete nicht; sie machte lediglich eine Geste, woraufhin Nebrin das Gleichgewicht verlor und vom Felsen stürzte.

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Endvin rannte, bis er am Weißen Felsen ankam. Früher war er mit Aldrin und Nebrin immer dort oben gesessen - das war noch eine Zeit gewesen, bevor sie Tebrin kennengelernt hatten. Die Spur lief den steilen Weg zum Gipfel des Weißen Felsens hinauf, doch weckte etwas anderes Endvins Aufmerksamkeit. Am Fuß des Felsens lag etwas blau leuchtendes. Der Wächter trat näher heran, um den Fund zu untersuchen.

Endvins Herz blieb stehen, als er sah, um wen es sich handelte. „Nein..” Zögerlich näherte er sich dem Fund, fiel vor ihm auf die Knie, als seine Beine ihn nicht mehr halten konnten, und streckte seine Hand nach ihm aus. Er schob die Kapuze zurück, und starrte in die Augen des verlorenen Freundes. Seine Befürchtungen hatten sich bestätigt: Es war Nebrin, beziehungsweise dessen Kopf, unter der Kapuze seines Umhangs verborgen, der in einer Lacke blau leuchtenden Lichts lag.

#26 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 26.11.2021 23:52

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Alle Namen, Orte und Taten sind frei erfunden und sind spontan entstanden, was ihre Absurdität erklären dürfte. Ähnlichkeiten zu Schöpfungen aus anderen hier bekannten Welten oder Namen von Imaginaristen sind daher rein zufällig und nicht als Plagiatsversuche intendiert. Sollten dennoch Aufnahmebeschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Autor Ihres Vertrauens!

Kapitel 26


Tebrin warf sich seinen Umhang um die Schultern und verließ das Turmzimmer. Er hatte sich weitgehend erholt, und beschloss, die Burg zu besichtigen. Nachdem er eine Weile durch die Gänge geirrt war, fand er sich im Burggarten wieder - eine ummauerte Grünfläche auf mehreren Ebenen, in deren Zentrum zwei Bäume standen. Es waren Laubbäume, doch kannte Tebrin ihre Art nicht.

Als er näher an die Bäume herantrat, erkannte er, dass sie miteinander verwachsen waren; die Brücke wurde von jeweils einem Ast gebildet. Tebrin wusste von Senn, dass das in der Natur vorkommen kann, doch hatte er es noch nie zuvor gesehen.

„Faszinierend?” Tebrin drehte sich zu der Stimme um, die ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte - es war der Waldwächter, der über ihn gewacht hatte, als er ans Turmzimmer gefesselt war. „Mein Name ist Asten. Ich war zu deiner Wache-” „Ich weiß”, antwortete Tebrin, „ich erinnere mich ... Woher haben Sie eigentlich ihre Narbe?”

„Bevor ich zur Waldwacht kam, habe ich unter König Birnir gedient. Als dir Horten von Osten nach Iljarien einstürmten, wurde ich hier zur Verteidigung eingesetzt. Da habe ich Haldrin kennengelernt. In einer nicht so entscheidenden Schlacht hat mich ein Horte ungünstig mit seiner Axt getroffen - ich hatte Glück, dass er nicht näher kam, sonst wäre ich heute nicht hier.”

Tebrin nickte. „Und dann sind Sie der Waldwacht beigetreten?” „Nicht gleich. Nachdem die Horten aufgegeben hatten, lebte König Birnir noch drei Jahre. Mit seinem Tod war ich aus dem Dienst der seiner Dynastie entlassen, und ich beschloss, nach Sefiop zurückzukehren.”

Tebrin nickte weiter, sein Blick ging jedoch zurück auf die verbundenen Bäume. „Sie sind älter, als sie ausschauen”, sagte Asten, als er neben ihn trat. „Die Bäume. Sie sind das letzte Zeugnis eines antiken Waldes, der das Tal von Sefiop bedeckt hat, bevor die Menschen hierher kamen. Sie wachsen nicht so schnell, deshalb liegen ihre Jahresringe näher beisammen. Wenn du einmal einen unserer Kompasse gesehen hast, wirst du wissen, wovon ich rede.”

Tebrin hatte noch keinen Kompass gesehen, doch hatte er eine Scheibe in seinem Turmzimmer gesehen die seinem Vorstellungsvermögen weiterhalf. „Was ist mit dem Wald geschehen?” „Nun, die Sieder brauchten Holz! Da die antiken Bäume nur gering brennbar waren, brachten die Siedler andere Bäume ins Tal, um durch den Winter zu kommen. Den Rest kannst du dir wahrscheinlich denken.” „Und diese Bäume wurden gepflanzt, als die Burg errichtet wurde?” Asten schüttelte den Kopf. „Eigentlich nicht. Die Bäume wurden, so wie du sie jetzt sehen kannst, von Eldrans Großvater entdeckt, der die Siedlerbäume um sie herum abgeholzt und den Terrassengarten gebaut hat. Er war es auch, der den Bau der Burg begann, doch dieses Projekt wurde erst durch seinen Sohn, den offiziellen ersten Hauptwächter, beendet.”

Tebrin trat näher an die Bäume heran und legte seine Hand auf die Rinde des linken. „Weißt du, den Bäumen wird nachgesagt, sie könnten eine Verbindung zwischen Menschen darstellen, wie sie selbst verbunden sind.” „Ich fände es gruselig, wenn mein Arm mit dem eines anderen verschmelzen würde”, sagte Tebrin, dem nach Astens Worten ein Schauer über den Rücken lief.

„So habe ich das nicht gemeint. Es ist mehr eine mentale Verbindung. Ich habe es bisher noch nicht geschafft, doch vielleicht kannst ja du die Legende ins Licht legen!” „Wie macht man das? Muss man einfach nur an denjenigen denken, mit dem man sich verbinden will?” „Ich glaube, es gehört mehr dazu”, erklärte Asten. „Du musst schon auf eine gewisse Weise mit der anderen Person verbunden sein. Emotional, freundschaftlich, so etwas in der Art.”

Tebrin schloss die Augen und legte seine Hand wieder auf die Rinde des Baumes. In seinem Geist erschien das Gesicht Endvins, denjenigen seiner Freunde, den er zuletzt gesehen hatte. Er stellte sich vor, Endvin täte es ihm gleich, doch nichts besonderes geschah. Tebrin dachte über Astens Worte nach, und rief eine Erinnerung ab, die ihn emotional traf - vor drei Monaten, als Endvin ihn aus einer Höhle gerettet hatte. Einer seiner Vorgesetzten war bei ihm gewesen, hatte das Tau gesichert, an dem Endvin sich abgeseilt hatte.

Tebrins Sicht hellte auf, und Endvin stand vor ihm. Er konnte alles um seinen Freund herum sehen, hören, und riechen. Endvin stand auf einem hohen, weißen Felsen, und die Umgebung erinnerte Tebrin an die Gegend, in der die Burg der Waldwächter stand. Er blinzelte kurz, und sah die Szene daraufhin durch Endvins Augen. Vor ihm stand eine vertraute Person, doch etwas anderes, weitaus bedrohlicheres war bei den beiden.

Tebrin wurde aus der Vision gerissen. Das nächste, was er wahrnahm, war, dass er zitternd am Boden lag und von Asten angesprochen wurde, dessen Worte nicht zu ihm durchdrangen. Der Waldwächter hob Tebrin auf und trug ihn eilig in die Burg.

#27 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 27.11.2021 21:25

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Kapitel 27


Endvin saß stundenlang vor den Überresten Nebrins. Seine Tränen, die einst sein Gesicht benetzt hatten, waren inzwischen vom Regen fortgewaschen worden. Endvin konnte sich nicht mehr erinnern, wie lange er da saß, doch als die Wolken über ihm aufbrachen und die Sonnenstrahlen durchbrachen, als hätte eine fröhliche neue Welt begonnen, wusste er, dass es zu lange war. So ließ er Nebrins Kopf los und stand auf.

Endvin machte sich den mühsamen Weg zum Gipfel des Weißen Felsens auf - wer auch immer Nebrins Sturz verursacht hatte, war vermutlich nicht mehr dort oben war. Nichtsdestotrotz musste er den Weg besteigen, und wenn es nur zu Ehren des gefallenen Freundes war.

Oben angekommen, schaute Endvin sich um. Die Aussicht von hier war unglaublich: Um ihn herum die Spitzen grauer Felsen, die nach unten hin in ein fast blasses Grün übergehen, das hier und da von hellbraunen Streifen durchzogen war. Unter ihm fiel der Weiße Felsen in die Tiefe hinab - von unten mag er wie ein abgerundeter Obelisk wirken, doch von oben konnte man sehen, wie unförmig er tatsächlich war. Diese Eigenschaft war es, die Endvins Gedankenspule von neuem antrieb.

Nebrin lag am Fuß des Felsens. Wenn er nur abgerutscht oder von jemandem gestoßen worden wäre, wäre er über die Unebenheiten gerollt, bevor er nach unten gefallen war. Doch die Vorsprünge wiesen keine Spuren auf, weder von Blut, noch durch Abnutzung. Und wenn der Täter es wirklich hätte geheim halten wollen, hätte er sicherlich die Spuren am Weg entfernt.

Das Fehlen besagter Spuren - und der Zustand, den Nebrin nun eingenommen hatte - ließ ihm den Schluss nahe, dass er von einer größeren Macht als purer Manneskraft in den Abgrund geschickt worden war.

Endvin drehte sich schlagartig um, als er einen Zweig umknicken hörte. Er konnte seinen Augen nicht trauen: Vor ihm stand Aldrin, in voller Pracht und Größe, der verloren geglaubte Freund, der zurückkehrte. Auch nachdem er dutzende Male geblinzelt oder sich auf die Lippe gebissen hatte, konnte er es nicht glauben. Einen Monat! Fast einen Monat hatte er ihn nicht gesehen, nach ihm gesucht, Unerträgliches erlitten; und jetzt war Aldrin da, als ob ihm ein Lohn für sein Leiden gegeben war.

Tränen traten ihm in die Augen, doch Freudentränen waren es. Er ging langsam, aber sicherem Schrittes auf Aldrin zu, der regungslos vor ihm stand, und breitete seine Arme aus. Doch bevor er zur Umarmung kam, erkannte Endvin, dass etwas nicht stimmte - Aldrin reagierte nicht. Das hieß nicht, dass er keine Reaktion auf irgendetwas zeigte, er reagierte nur nicht auf Endvin, zumindest nicht, wie der Wächter es gewohnt war. Aldrin war ... kalt.

Einen Moment zu spät bemerkte Endvin das rote Glühen in Aldrins Augen. Sein Freund hob im selben Moment die rechte Hand, und schnipste. Ein einzelner Funke entstand zwischen seinem Daumen und Zeigefinger, der in einer Endvin zu vertrauten Farbe funkelte. Keine Sekunde war vergangen, da breitete sich der Funke zu einem Netz aus Blitzen aus, das Aldrin umgab, und mit einer Handbewegung des Ilrjoners zu einem Strang konzentrierte auf Endvin gelenkt wurde. Der Waldwächter verlor den Boden unter den Füßen, und als die Kraft des goldenen Blitzes seine Brust traf, brach sein Herz entzwei.

#28 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 28.11.2021 22:30

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Kapitel 28


Endvin rang um seien nächsten Atemzug. Er wusste weder, wie lange es gedauert hatte, bis er sein Bewusstsein wiedergefunden hatte, noch, wo er sich befand oder was passiert war. Seine Haut, Haare, und Kleidung waren schwarz und dampften noch, und seine Glieder schmerzten mit jeder Bewegung. Dennoch mühte er sich darum, sich fortzubewegen und zur Burg zurückzukehren.

Die Kieselsteine, die am Weg verstreut waren, rissen die angesengten Ärmel und Arme auf, und das Pflaster der Bergstraße war bald von hellroten Streifen gezeichnet. Mit jedem Stich, den Endvin spürte, kehrten Erinnerungen zurück. Aldrin .. Aldrin hatte ihn umbringen wollen! Wie hatte er nur diese Blitze erzeugen können, er war doch kein Meister der Magie! Es musste eine Erklärung für das alles geben; die roten Augen, die Aura, die ihn mit einem blauen Schimmern umgab, und der Funke, der die Farbe des Kristalls hatte-

„Er ... nein ..” Endvins Kinn schlug auf dem Weg auf, als den Weißen Felsen passiert hatte. Er hatte die Kraft verloren, ihn hochzuhalten. Sein Blick verschwamm, wer konnte nur ein blaues Leuchten im Augenwinkel sehen. „Er .. er hat uns angelogen”, brachte er mit schwacher Stimmer hervor. „Er hat die Kraft des ... Kristalls ... ge..”

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~


Endvin hatte den Halt in seinem Körper verloren und fiel nun durch die endlose, dunkle Leere. War es das? Das Ende? Er keiner von denen, die davon träumten, der Protagonist einer Heldengeschichte zu sein, doch selbst er hatte sich ein besseres Ende seiner Geschichte vorgestellt. Doch andererseits ... wer sagte, dass dies das Ende war? Bisher war er lediglich von Dunkelheit umgeben und fühlte seinen Körper nicht mehr - was in Anbetracht dessen, was bisher geschehen war, war das noch kein Zeichen des Endes. So hoffte er.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~


Weißes Licht umgab Endvin, und er sah nichts außer einer Säule in der Ferne. Während er auf diesen Anhaltspunkt zulief, nahm die Säule mehr Form an. Der Wächter konnte Arme und Beine erkennen, sowie einen Kopf, der oben aufsaß. Es war ein Mensch! Ein ... recht hoher Mensch. Würde er neben dem Torhaus der Burg stehen, würde er sicher auf den Bergfried hinabsehen können.

Der Gigant bewegte sich plötzlich, doch setzte er sich nur hin, was seine Augen in Endvins Sichtweite brachte. „Wer bist du”, fragte der Lange, nachdem er Endvin eine Weile beäugt hatte. „Dein Umhang; er kommt mir bekannt vor!”

Da bemerkte Endvin, dass nicht nur sein Umhang, sondern auch er selbst seine ursprüngliche Farbe zurückgewonnen hatte. „Ich bin Mitglied der Waldwacht. Wer bist du?” „Ja, jetzt erkenne ich es. Mein Name ist Estnan. Ich habe Eljan Toresh auf seinem Hof ausgeholfen, bevor ich hierher kam.” „Wie bist du hierher gekommen?” „Ich ... ich weiß es nicht mehr.” „Erinnerst du dich noch, wie lange du schon hier bist?” Estnan schüttelte den Kopf. „Ich weiß nur noch, dass ich ein paar mal von jemandem besucht wurde, der mir versprochen hat, mich von hier wegzubringen. Er ist seit einer Weile nicht mehr gekommen...” Endvin nickte. Er konnte sich schon denken, wer ... „Kannst du ihn mir beschreiben?”

#29 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 29.11.2021 22:48

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Kapitel 29


Tebrin richtete sich in seinem Bett auf, als er wieder zu Bewusstsein kam. Ohne zu zögern verließ er das Turmzimmer, und eilte zurück in den Garten. Asten, der ihm nachgerannt kam, hörte er gar nicht.

Im Garten angekommen, berührte er wieder einen der antiken Bäume, und atmete tief durch, um zur Ruhe zu kommen. Als er keine Verbindung zu Endvin aufbauen konnte, legte er seine Hand auf eine Wurzel, die aus dem Boden ragte - und sofort verschwamm sein Blick, bevor er aufklarte, und ihm den Weg vorgab.

„Tebrin, was ist los?”, fragte Asten, der ihn mit einigen anderen Waldwächtern eingeholt hatte. „Ich muss Endvin retten!” „Sag uns einfach, wo er ist!” „Ich kann den Weg nicht beschreiben. Ich weiß nur, wie ich hinkomme!”, rief Tebrin, und riss sich aus Astens Griff los. Bevor er jedoch das Torhaus erreichte, wurde er von Haldrin aufgehalten.

„Lass mich los, ich muss Endvin retten!”, schrie er, doch der Griff des Wächters war zu stark. „Ich weiß! Doch ich lass dich nicht ohne das hier gehen”, sagte Haldrin mit ruhiger Stimme. Er hielt Tebrin ein Rohr hin, aus dem eine Schnur ragte. „Wenn du ihn findest, steck das hier mit der Öffnung nach oben in den Boden, und zünde die Schnur an. Dann wissen wir, wo du bist.” Tebrin nahm ihm das Signal aus der Hand und rannte los, bevor Haldrin ihm ein Pferd anbieten konnte.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~


Tebrin keuchte, als er den Bergpfad hinauf lief, doch der Weiße Felsen, den er in seiner Vision gesehen hatte, war schon in Sicht. Und nicht lange danach sah er auch schon einen schwarzen Körper mitten am Weg liegen.

„Endvin?!” Tebrin lief auf das angesengte Bündel zu und zog ihm die Kapuze vom Kopf - trotz der Verbrennungen konnte er seinen Freund in ihm sehen. „End, was ist passiert?” Entgegen seiner Hoffnung erhielt er keine Antwort. Wie aufgetragen, steckte Tebrin das Signalrohr in die Erde und entzündete die Schnur, was sich als leichter herausstellte als erwartet, bevor er sich Endvin erneut zuwendete.

Er hielt den Waldwächter in seinen Armen, als ob ihn das zurückbringen könnte. Endvin, der ihn in seiner eigenen Not gefunden und versprochen hatte, den Verantwortlichen zu finden, war nun selbst an sein Ende geraten! Er konnte, wollte nicht wahrhaben, dass dies tatsächlich passiert war.

Ein Knacksen riss Tebrin aus seinen Gedanken. Vorsichtig legte er Endvin wieder auf den Weg, drehte sich um, und schaute direkt in ein bekanntes Gesicht.

„Aldrin?” Tebrin konnte nicht glauben, was er da sah. War Aldrin, der seit einem Monat verschwunden war, zurückgekehrt, um Endvin in seiner größten Not beizustehen?

„Wie praktisch so ein Zweig am Weg doch sein kann”, sagte der Ilrjoner in einem für Tebrin ungewohnt matten Ton. „Aldrin ... was ... ?” Bevor er seine Frage aussprechen konnte, schnipste Aldrin, und Tebrin flog nach hinten, wie von einem Schlag getroffen. Aldrin schnipste wieder und wieder, und Tebrin spürte Schmerz am ganzen Körper. Mit jedem Schnipsen ein weiterer Schlag, bis der Junge sein Bewusstsein verlor. Das einzige, was die Schläge übertönt hatte, war das Rohr, das nun in regelmäßigen Abständen ein Signal gab.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~


Haldrin war noch dabei, eine Gruppe von Waldwächtern auf einen möglichen Ausritt vorzubereiten, als er einen vertrauten Knall hörte. Tebrin musste Endvin gefunden haben. Mit einer letzten Anweisung ritten die Männer aus; den repetitiven Signalen zufolge war Tebrin im Westen, irgendwo nördlich von Ilrjon.

Als sie das Dorf der Denker erreicht hatten, erhellte der Klang des letzten Signals den Himmel. Haldrin spornte seine Männer an, sich zu beeilen, doch je weiter sie gen Norden ritten, desto unbrauchbarer wurden ihre Pferde, bis sie sie schließlich zurücklassen mussten, um weiter zu kommen. Als die Wächter an einer alten Bergstraße ankamen, bekam Haldrin ein ungutes Gefühl im Magen. Dieser Ort war ihm trotz seines langen Dienstes bei der Waldwacht vollkommen unbekannt. Was auch immer sie hier erwartete, die Wächter mussten auf alles gefasst sein!

#30 [NaNoWriMo21] Die Legende von Sefiop von Chrontheon 30.11.2021 23:50

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Alle Namen, Orte und Taten sind frei erfunden und sind spontan entstanden, was ihre Absurdität erklären dürfte. Ähnlichkeiten zu Schöpfungen aus anderen hier bekannten Welten oder Namen von Imaginaristen sind daher rein zufällig und nicht als Plagiatsversuche intendiert. Sollten dennoch Aufnahmebeschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Autor Ihres Vertrauens!

Kapitel 30


Tebrin öffnete langsam seine Augen. Das grelle Licht aus seinem Traum verschwand, und er fand sich in Dunkelheit wieder. Der silberne Halbkreis am Himmel leuchtete in seine Augen, und half ihm, mehr um sich herum zu sehen. Er war im gleichen Turmzimmer, in dem er aufgewacht war, nachdem er zum ersten Mal von der Waldwacht gefunden worden war. Er war jedoch nicht alleine - ein weiteres Bett war besetzt.

Tebrin ließ sich durch den Kopf gehen, wie es dazu gekommen war; vom Treffen, zu dem er nicht eingeladen war, bis zur Entführung von Ilarja und den Angriff auf Endvin. Er musste mit Endvin, vielleicht auch mit Nebrin reden, um alle Zusammenhänge zu verstehen.

Seine Gedanken schweiften umher, bis der Horizont vom Morgenlicht gefärbt wurde. Er setzte sich auf, um den anderen zu sehen, als die Tür aufging, und Asten mit den Frühstück ins Zimmer kam. „Gut, dass du schon wach bist”, sagte er, und stellte das Tablett am Tisch neben Tebrins Bett ab. „Wer ist..?”, begann Tebrin, doch wurde es ihm klar, als der andere vom Sonnenschein getroffen wurde: Schwarze Haut und angesengte Haare waren ragten unter der weißen Decke hervor. „End..?”

„Dank dir konnten wir ihn finden. Ihn und ...” Asten konnte es nicht über sich bringen, Nebrins Namen auszusprechen. Er wusste, wie eng Tebrin mit ihm befreundet war, und er hatte gesehen, wie er auf Endvins Verschwinden reagiert hatte. „Wird er ... wird er wieder gesund?”, fragte Tebrin, der den Blick nur auf seinen Freund gerichtet hatte. „Das wissen wir noch nicht. Zugegeben, die Hoffnung war gar nicht da, als wir ihn gefunden haben; so, wie er zugerichtet war. Aber nun, da er acht Tage schon hier ist, und immer noch Lebenszeichen gibt, wenn man nachschaut ... und der Heilungsprozess hat auch schon angefangen.”

„Was sagst du da?” „Der Heilungsprozess hat schon angefangen. Unter seinem Kinn ist eine Stelle, an der die Haut schon fast ihre natürliche Farbe wiedergewonnen hat.” „Nein, das davor!” „Äh ... er hat schon einige Tage überlebt..” „Acht? Acht Tage sind wir schon hier?” Tebrins Augen schnellten hin und her, und er versuchte aufzustehen, doch Asten drückte ihn zurück. „Bleib sitzen. Es gibt jemanden, der schon lange darauf wartet, dich zu sehen.”

Nachdem Asten das Turmzimmer verlassen hatte, war es beinahe so still wie in der Nacht. Nur ein Rauschen war draußen zu hören - oder war es ein Zischen? Er konnte es nicht genau bestimmen.

Die Tür ging auf, und Ilarja trat ein. Als sie Tebrin sah, lief sie auf ihn zu und umarmte ihn. „Ila..” „Teb, ich hab dich so vermisst! Es ist so viel passiert, und ich weiß nicht einmal, warum!” „Aber Ila, warum bist du hier?” „Tabrin hat mich hierher gebracht. Er hat gesagt, bei der Waldwacht wäre ich am sichersten.” Ilarja ließ Tebrin los, als sie merkte, dass sie ihn zu fest drückte. Die Schrammen in seinem Gesicht und Verbände an Rumpf und Gliedern waren ein Zeugnis dessen, was vor acht Tagen geschehen war.

„Wie geht es dir?”, fragte Ilarja, nachdem sie Tebrins Gesicht inspiziert hatte. „Ich glaube, ich kann drei Tage lang nicht mehr schlafen.” „Ich meinte die Verletzungen.” „Ich ... ich kann mich nicht ganz daran erinnern, was alles passiert ist. Nur dass ... dass ... Al..” „Aldrin? Hast du ihn gefunden?” „Ich glaube eher, er hat mich gefunden.” „Wie meinst du das?” Tebrin ignorierte Ilarjas Frage. Er blickte in Astens Augen und nickte kurz, woraufhin dieser aus dem Turmzimmer verschwand.

„Was war das?”, fragte Ilarja, nachdem sie kurz zur Tür geschaut hatte. „Du kennst mich. Du wusstest, dass ich es merken würde! Und es wird Zeit, dass du mir wieder was sagst.” Tebrin senkte daraufhin den Kopf. „Ich ... ich hab eine schwere Entscheidung getroffen.” „Was auch immer es ist, es gib sicher einen Weg, damit klarzukommen.” Tebrin hob den Kopf wieder „Auch, wenn ein Freund dafür leiden muss?” Während er auf eine Antwort wartete, bemerkte Tebrin etwas am Fenster hinter seiner Freundin. Es war eine Schlange, die im steinernen Rahmen saß und ihn mit ihren leuchtend roten Augen anstarrte.

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