#1 Einhundertvierundsiebzigstes Speedbasteln am 3. Juli 2022: Kerker, Konklave und Klausur von Elatan 02.07.2022 17:36

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When shall we three meet again,
In thunder, lightning or in rain?
When the hurlyburly's done
When the battle's lost and won.
That will be ere the set of sun.
Where the place?
In the Forum, indeed.
There to bastel we with speed.



Am Sonntag um 20:00 Uhr beginnt die Vorbesprechung im Discord, um 20:30 Uhr wird hier das Thema verkündet und dann ist wieder eine Stunde Zeit!

#2 RE: Einhundertvierundsiebzigstes Speedbasteln am 3. Juli 2022 von Riothamus 03.07.2022 20:28

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Kurz und bündig, lautet das Them:

Kerker, Konklave und Klausur: Wer schließt sich aus welchen Gründen ein?

Also eher lang, ausführlich und dunkel. Jedenfalls ist das Basteln eröffnet.

#3 RE: Einhundertvierundsiebzigstes Speedbasteln am 3. Juli 2022 von Elatan 03.07.2022 21:22

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Der Hammer



Tief unter den Zwergenstädten unter den Bergen des Högrykken und noch unter ihren tiefsten Mienenschächten und Stollen befinden sich Höhlen, die, so heißt es, weiter herabreichen als der Himmel hoch ist. Heute meiden die Zwerge diese Höhlen, wissen sie doch, dass aus ihnen nichts Gutes kommt, doch in den ältesten Tagen zog es manch einen Zwerg hinunter in sie, um in der ewigen Finsternis in der Höhle des Hammers Erleuchtung zu finden.

Die Zwerge gingen dort allein hinunter und sie trugen nichts bei sich; keinen Proviant außer etwas Wasser, kein Licht, keine Waffen. Die Augen der Zwerge sind besser als die der Menschen und sie können in finsterer Nacht sehen, doch so tief in den Eingeweiden der Erde sind selbst sie blind. Sie gingen hinunter an den Ort, an den sie nichts mehr sehen konnten, an dem es keinen Wind gab, an dem sie nichts hörten als ihren eigenen Atem und nichts fühlten als den Stein und schließlich den Hammer.

Niemand sah jemals diese Waffe, doch ertasteten die Zwerge sie: Sie musste gewaltig sein, größer als ein Zwerg und zu schwer, als dass selbst mehrere von ihnen sie anheben konnten. Die Zwerge waren sich sicher, dass es der Streithammer des Gottes Anfadirs sein musste, des Schöpfers der Zwerge, der mit ihm die Kreaturen des Bösen hinunter in die Finsternis trieb und ihn schließlich dort liegen ließ, sodass die Wesen sich nicht trauten, an ihr vorbei hinaufzusteigen in die Welt des Lichtes.

Die Zwerge beschlossen, die Waffe daher nie von dort wegzubewegen und stattdessen kamen sie selbst hinab, um in ihrer Anwesenheit zu meditieren. Sie saßen dann dort in völliger Dunkelheit und ohne jeden Sinneseinfluss und einige behaupteten, irgendwann Stimmen gehört zu haben und doch etwas gesehen zu haben. Manch einer gelangte verängstigt zurück an die Oberfläche, andere verschwanden. Wieder andere starben dort beim Hammer und ihre Leichen wurden von anderen wieder hinaufgetragen.

Es kam allerdings die Zeit, in welcher der erste Motsognir, noch ehe er als Gott anerkannt worden war, hinabstieg zum Hammer und dort eine Vision hatte. Motsognir hatte die Fähigkeit, die Geschichte eines Objektes zu sehen, so wie alle seine späteren Reinkarnationen diese Fähigkeit auch haben sollten und als er den Hammer berührte, sah er nicht Anfadir, wie er ihn im Kampf gegen das Böse schwang. Motsognir war ein tapferer Krieger und ein weiser Mann, doch erschütterte ihn das, was er sah, als er seine Finger über das kalte Eisen gleiten ließ so sehr, dass er befahl, die Tunnel für immer zu versiegeln. Er ließ keinerlei Widerworte zu und nachdem er sichergestellt hatte, dass man seinen Anweisungen Folge leistete, brach er auf zu den Elben, um sich mit ihrem Hochkönig zu beraten. Über was sie sprachen, ist nicht bekannt, doch befahl Motsognir nach seiner Rückkehr, den Tunnel, der dorthin hinabführte, nun vollständig zuzuschütten.

#4 RE: Einhundertvierundsiebzigstes Speedbasteln am 3. Juli 2022 von Riothamus 03.07.2022 21:27

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Zwergenschlupf

Zylinder aus Beton standen im Zentrum einer von Fackeln erhellten Halle. Langsam folgte ein zwergischer Wächter in der traditionellen Rüstung eines Hauptmanns einem unsichtbaren Weg um die Zylinder. Aus einem Gang betraten drei Zwerge die Halle und warteten, bis der Wächter sie erreichte. Einer der Zwerge trug die Abzeichen eines Expeditionsleiters der Lakrimanauten, die anderen beiden trugen die Gewänder der Priester der Tiefe.


"Es müsste jetzt losgehen."

"Ich bin gespannt, wieviel dies Jahr pünktlich genug sind."

"Und schnell genug. An der Oberfläche braucht es mehr Geschick und Schnelligkeit als Zeitgefühl."

"Immer nur Oberfläche, Oberfläche und wieder Oberfläche. Wir gehören in die Tiefe und hier braucht es Zeitgefühl und kontrollierte Kraftanwendung."[, beschwerte sich der Wächter.]


Er stellte seine große Axt mit der verzierten Kugel am Stielende auf den Boden. Viel zu laut war ein Schlag zu hören und er lächelte. Als weitere einzelne und schließlich viele Schläge zu hören waren, ging einer der Priester zu einem Gong neben dem Eingang und gab damit den Teilnehmern des Ritus und den Angehörigen und Freunden der jungen Zwerge bekannt, dass diese begonnen hatten, sich aus ihren Meditationszellen zu befreien, um als erwachsene Zwerge begrüßt zu werden.

#5 RE: Einhundertvierundsiebzigstes Speedbasteln am 3. Juli 2022 von Teja 03.07.2022 21:28

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Reingungsritual oder Holonovela?

„Warum müssen wir hier bleiben, Mama?“ fragte Jessica gerade zum tausendsten Mal.

„Es ist wichtig, dass wir keine schädlichen Einflüsse mitbringen“, erklärte Paula ebenfalls zum tausendsten Mal, während sie sich eigentlich auf ihre Holonovela konzentrierte.

„Aber es ist sooo langweilig!“, maulte Jessica weiter.

„Es ist wichtig!“ schnappte Paula entnervt.

Jessica glotzte sie zornig an und fing dann wieder an, in dem winzigen Apartment im Kreis zu laufen. Ihre Füße schluften mit jedem Schritt über den Teppich und Paula hätte sie gerne zurecht gewiesen, dass sie endlich die Füße richtig hochheben sollte.

Aber dann würde sie wieder nur auf diese entnervende Weise zu meckern anfangen, die jedem 14-jährigen zu eigen zu sein schien. Wirklich, es war ein Wunder, dass die Menschheit es bis hierher geschafft hatte ohne dass jede Generation die nachfolgende auslöschte.

Schlurf, schlurf, schlurf. Paula stellte die Holonovela lauter.

Schlurf, schlurf, schlurf.

„Mama...“

„Dann geh nach draußen!“ Paula warf die Schlüsselkarte nach Jessica. Die schnappte danach, wie ein Piranha nach einem Stück Fleisch. Paula hörte die Verriegelung der Tür zischen und dann konnte sie endlich ihre Holonovela in Ruhe genießen. Noch fünf Wochen musste sie das ertragen…




Jessica machte eilig die dünne Jacke zu und zog die Kapuze über den Kopf, als sie endlich draußen war. Draußen war natürlich relativ, sie befand sich immer noch im Inneren der Raumstation. Aber immerhin konnte sie endlich das winzige Quartier verlassen, dass sie mit ihrer Mutter seit zwei Wochen bewohnte.

Ein Hotelzimmer mit zwei Betten, einem Kühlschrank und einem Holovid, dass Tag und Nacht zu laufen schien. Wenn ihre Mutter doch wenigstens etwas spannendes anschauen würde…!

Überhaupt war diese ganze Reise das Schlimmste, was Jessica je erlebt hatte. Monatelang auf engen dunklen Schiffen eingesperrt und jetzt das. Ein paar Wochen trennten sie noch vom Ziel, aber statt in ein Schiff zu steigen, saß sie hier fest. Jedes Mal, wenn sie ihre Mutter fragte, faselte die was von Reinheit und schlechten Einflüssen und Jessica konnte es nicht mehr hören.

Eilig entfernte sie sich vom Quartier. Ihre dünnen Schuhe quietschten über den geriffelten Metallboden. Nicht einmal Teppich gab es hier. Sie zog ihr kleines, billiges Terminal aus der Tasche und ließ sich den Weg zum nächsten Aussichtsfenster anzeigen.

Fünf Minuten später stand Jessica vor der riesigen Scheibe und starrte hinaus ins All. Das untere Drittel zeigte ihr bräunliche Wolken. Die oberen beiden Drittel waren nur Dunkelheit, bis auf einen kleinen hellen Fleck. Wenn sie ihr Terminal vor die Augen hielt, blendete das Gerät die Namen der Himmelskörper ein, auf die sie es richtete.

Der helle Fleck war scheinbar Europa. Ein bisschen weiter links fand sie Ceres. Sie wedelte eine Zeitlang mit dem Gerät vor ihrem Gesicht herum und fand noch ein paar andere Himmelskörper.

Hinter ihr hüstelte jemand. Jessica zuckte zusammen.

Als sie sich umdrehte stand da ein junger Mann, eher ein Junge, der kaum älter sein konnte als sie selbst, jedenfalls nach den vielen Pickeln in seinem Gesicht zu urteilen.

„Hi“, sagte er und lächelte verlegen. „Darf… darf ich dich auf einen Kaffee einladen?“ Er machte ein entschuldigendes Gesicht.

Jessica hob schon die Hand, um abzulehnen, doch dann erinnerte sie sich, dass ihre Mutter vor ihrer Holonovela saß und nichts merken würde.

„Ja klar!“ sagte sie und schalt sich innerlich für den Enthusiasmus.

Einige Minuten später saß sie mit dem pickligen Jungen an einem kleinen wackligen Metalltisch mit einem dampfenden Becher Kaffee vor sich. Er hieß Arthur und sein Vater war Wartungstechniker im Frachthafen.

Nachdem sie eine Weile belanglose Daten ausgetauscht hatten, stellte er schließlich die Frage, die Jessica früher oder später von jedem Fremden zu hören bekam.

„Du bist eine Puristin, stimmt‘s?“

Jessica zog ihre Kapuze tiefer ins Gesicht. „Ja“, sagte sie. „Eigentlich… sollte ich nicht mit dir reden.“

Arthur grinste breit. „Eigentlich redest du schon ganz schön viel mit mir. Stimmt es, dass ihr zwei Monate hier herumhockt, bevor ihr zur Erde weiterfliegt?“

„Eigentlich sind es nur sieben Wochen“, erklärte Jessica. Sieben Wochen! Es dauerte sieben Jahre, bis jede Zelle im menschlichen Körper ausgetauscht war und die sieben Wochen waren ein Symbol dafür…

„Eine Periode der Reinigung“, fuhr sie fort. „In der man sich von den Einflüssen der Reise frei macht und den Versuchungen der Unreinen Dimension abschwört.“

Arthur sah sie seltsam an. Dann kicherte er.

„Was?“ fragte Jessica irritiert.

„Entschuldige. Es klingt nur so ernst,wie du das vorträgst. ‚Die Unreine Dimension‘, das könnte ein Horrorholo sein!“ Er kicherte weiter.

Jessica musste ebenfalls kichern. Wenn ihre Mutter sie nur sehen könnte, sie würde ausflippen! Der Gedanke ließ Jessica nur noch mehr kichern.

„Eigentlich sollte ich beten. Aber nicht mal meine Mutter bringt es fertig, sieben Wochen lang zu beten.“ In Wirklichkeit hatte ihre Mutter das Beten schon nach drei Tagen aufgegeben, als sie den Holonovela Kanal entdeckte.

Arthur wurde wieder ernst. „Hier kommen nur wenig interessante Leute vorbei. Und meistens verschwinden sie nach ein paar Tagen wieder.“

Interessant? Sie? Jessica duckte sich in den Schatten ihrer Kapuze, damit Arthur die Röte in ihrem Gesicht nicht bemerkte. Noch nie hatte sie jemand interessant genannt. Fühlte es sich so an, wenn jemand mit einem flirtete?

„Magst du ein bisschen Zeit mit mir verbringen?“ fragte Arthur hoffnungsvoll und, so kam es Jessica vor, ein bisschen verzweifelt.

„Nichts lieber als das!“ rief sie und Arthur strahlte auf einmal wie eine Sonne.

#6 RE: Einhundertvierundsiebzigstes Speedbasteln am 3. Juli 2022 von Elatan 03.07.2022 21:30

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Ende! Jetzt reicht nach und lobst!

#7 RE: Einhundertvierundsiebzigstes Speedbasteln am 3. Juli 2022 von Elatan 03.07.2022 22:04

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@Riothamus: Oh! Über den Ritus würde ich jetzt gerne mehr erfahren! Was genau sind deine Hintergründe?
@Teja: Yay, mal wieder was von Nima! „Wirklich, es war ein Wunder, dass die Menschheit es bis hierher geschafft hatte ohne dass jede Generation die nachfolgende auslöschte.“ ist ein wundervolles Zitat.

#8 RE: Einhundertvierundsiebzigstes Speedbasteln am 3. Juli 2022 von Riothamus 03.07.2022 22:08

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Lobsbeerspaghetti sind heute die Speise des Bastelns.

@Elatan : Wie gruselig. Das hat schon was von Lovecraft. Aber Böses aus der Tiefe? Ich weiß nicht warum, aber ich finde das unglaubwürdig. Verrätst du uns, was der Motsognir sah? Oder muss das noch verborgen bleiben?

@Teja : Das ist mal wieder erstklassig geworden. Es ist auch schön, wie du den Alltag einbaust. Und am Ende wünscht man sich weiterlesen zu können. Reinigen sich die Puristen nur, wenn sie die Erde besuchen oder ist es auch ein Initiationsritual?

Zu meinem Geschreibsel:

@Elatan : Das sollte länger werden, aber ich kam mir wie in einem dieser Träume vor, indem man nicht vorwärts kommt. Die Zwerge werden für die Initiation in die Zylinder einbetoniert und müssen nach Gebets- und Meditationsübungen möglichst pünktlich beginnen, sich zu befreien. Damit sollen sie zeigen, dass sie für ein Leben in der Tiefe geeignet sind. Praktiker eben, diese Zwerge. Die Priester, Lakrimanauten und Wächter hoffen natürlich schon, vielleicht den ein oder anderen gut geeigneten Zwerg für ihre Profession zu entdecken. Irgendwann wird es dazu wohl noch mehr geben.

#9 RE: Einhundertvierundsiebzigstes Speedbasteln am 3. Juli 2022 von Teja 04.07.2022 12:50

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@Elatan die Idee mit der Meditation im Dunkeln hat mir schon sehr gut gefallen, aber durch die Wendung am Schluss bekommt die Geschichte nochmal richtig pfiff. Jetzt will ich auch wissen, was der Motsognur gesehen hat!
@Riothamus Haben die Jungzwerge jetzt ein Signal erhalten, sich zu befreien, oder nicht? Überhaupt, Kinder in beton einzuschlueßen ist richtig un!

#10 RE: Einhundertvierundsiebzigstes Speedbasteln am 3. Juli 2022 von Riothamus 04.07.2022 20:44

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Außer dem Gong für die Angehörigen am Ende kommt da kein Signal vor.

Unter der Erde ist das so eine Sache mit der Zeitmessung. Daher müssen Zwerge nicht nur ein gutes Zeitgefühl haben, sondern auch ähnlich irdischer Mönche des Mittelalters durch bestimmte Texte die Zeit einschätzen können. Aber, wenn erst mal ein oder zwei Zwerge - definitiv keine Kinder mehr, eher so 18 bis 21jährigen Menschen entsprechend - ihre Hämmer benutzen, sollten es die anderen merken.

Wer es dreimal nicht schafft, sich zu befreien, wird an der Oberfläche ausgesetzt*. Das ist aber seit Zwergengedenken noch nie vorgekommen. Bei Krankheiten und anderen Einschränkungen wie Beleuchtungen wird es erleichtert, wenn es denn überhaupt möglich ist. Je größer die Hilfestellung ist, in desto größerer Tiefe dürfen die Zwerge zunächst anfangen.

Was heißt "un"?

*Eigentlich undenkbar für jeden Zwerg, aber es kommt in alten Mythen vor. Eine Quelle für finstere Bösewichte und seltener für Helden.

#11 RE: Einhundertvierundsiebzigstes Speedbasteln am 3. Juli 2022 von Teja 05.07.2022 08:13

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Un wie in ungut, unfreundlich, unmöglich, unheimlich. Ein Ausdruck von Schlechtigkeit.

Ich hätte jetzt erwartet, dass "tiefer anfangen" eine Belohnung für besonders gute Zwerge ist.

#12 RE: Einhundertvierundsiebzigstes Speedbasteln am 3. Juli 2022 von Riothamus 06.07.2022 16:59

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In dem Fall steht tiefer für sicherer. Es ist also reale Tiefe oder deutlicher größere Entfernung von der Oberfläche gemeint. Die besseren Zwerge fangen eher vertiefter, oder besser in vertiefter Position an, die aber auch darin bestehen kann, den Gefahren nahe der Oberfläche zu trotzen.

In der Zwergensprache gibt es durchaus Möglichkeiten diese Feinheiten fein an demselben Wort zu unterscheiden. Schon aus Sicherheitsgründen.

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