Das Imaginarium » Imaginäre Welten » Wie machen das andere? » Systeme der Macht!

Monarchien, Feudalismus, Diktaturen, Demokratien, Sozialismus usw.
Alles Systeme der Macht, oder schlicht Staatsformen ;)
- Was ist in Euren Welten vorherrschend?
- Oder gar exotisch?
- Wie beeinflussen sie einander?
- Wie haben sie sich entwickelt?
- Gibt es Unterschiede zu unserer realen Welt?
- Habt ihr vielleicht was ganz eigenes ersonnen?
Bin gespannt auf Eure Konzepte, und reiche natürlich auch von mir was ein in den folgenden Beiträgen.:)

Es gibt in meiner Welt wirklich einen sehr breiten Strauß verschiedenster Staatsformen und Herrschaftssysteme. Im Westen Arens, welchen ich am meisten bebastel, ist der Feudalismus vorherrschend, der dem, welchen wir in Europa im Mittelalter hatten, recht ähnlich ist. Jetzt kann man sagen "Ela, 'Europa' und 'Mittelalter' sind sehr weite Begriffe!" und ja, das stimmt und darum benutze ich sie hier auch so, da es eben auch dort mal so und mal so ist. Wirtschafts- und Herrschaftssystem gehen dabei auch mitunter ziemlich stark Hand in Hand. Ich will jetzt gar nicht groß erklären, wie die Bauern denn Untertanen sind und dass den Königen wiederum Fürsten unterstellt sind etc., denn, wie schon gesagt, unterscheidet sich das nicht so sehr von dem, was man aus der Geschichte oder aus anderen Fantasywelten kennt. Vielleicht aber ein bisschen was zur Entwicklung: In den amnúrischen Nachfolgereichen geht der Adel zum einen auf die Amnúrer zurück, zum anderen aber auch auf die Häuptlinge der Stämme, die vor Rückkehr der Amnúrer herrschten und sich mit diesen verbündeten bzw. ihnen unterordneten. Es ging hier auch nicht einfach darum, dass die Amnúrer nach Macht gierten und sich zu Herrschern aufschwangen und irgendwelche Speichellecker in hohe Positionen setzten: Gerade durch den Ribikischen Krieg, der Ende des 1. Jahrhunderts AZ in Thyonien wütete und in dem es um die Herrschaft über den Norden ging, wurde den Menschen bewusst, dass das vorherige System der Ribiker, bei dem der stärkste König wurde, nicht unbedingt das beste war; nach dem Krieg wurde Ribiken zum Herzogtum, welches (in der Regel) an den ältesten Sohn vererbt wurde und auch die Teilstämme der Ribiker wurden nun ausnahmslos auf diese Weise regiert.
Ein anderes System, das einer Lehre aus vergangenen (Bürger-)Kriegen entspringt, ist das Atamerés’: Dort stehen ein Kaiser und der Große Rat an der Spitze des Staates. Früher wurden die einzelnen Provinzen/Städte von Adligen direkt regiert, sodass es dem Feudalismus der Amnúrer recht ähnelte, doch aufgrund mehrere Bürgerkriege, wurde dieses System schließlich abgeschafft und durch eines ersetzt, bei dem die Statthalter Beamte sind, die vom Großen Rat gewählt und vom Kaiser ernannt werden. Diese Beamten dürfen allerdings weder heiraten noch Kinder haben; sollte herauskommen, dass ein solcher Statthalter nun aber seinen Neffen bevorzugt behandelt oder ihm zu Macht und Reichtum verhilft, drohen ihm drakonische Strafen. Viele der Statthalter sind auch Eunuchen, die von Kindesbein an auf eine Beamtenlaufbahn vorbereitet werden.
"Demokratien" gibt es verstreut in Aren eher auf kleinerer Ebene und auch dort ist es selten (sollte ich sagen "nie"?) so, dass wirklich alle Bürger gleichberechtigt sind. Man kann diese meist eher mit denen der griechischen Poleis vergleichen. Ein Staat, der sich auf die Fahne schreibt, dass bei ihm die Herrschaft vom Volke ausginge, ist die Metropole Pînor zwischen Thyonien und Kalenard. In Pînor war es so, dass man dann Bürger war, wenn man Grundbesitz hatte. Bürgerpflichten und Bürgerrechte waren dort untrennbar miteinander verbunden; Bürger durften so zum Beispiel den Grafen wählen, mussten dafür jedoch auch Militärdienst leisten.
Pînor war allerdings schon immer dafür bekannt, Sitz einiger mächtiger Familien zu sein, die darum wetteiferten, immer mehr Einfluss zu gewinnen und Reichtum anzuhäufen. So ist es nicht verwunderlich, dass diese wohlhabenden Familien auch immer mehr Grundbesitz in der Stadt (und im gesamten Gebiet der Republik) erwarben, um ihn später beispielsweise vermieten zu können. Dadurch aber sank auch immer weiter die Zahl derer, die Dienst in der Armee Pînors leisten mussten. Unter der Regentschaft Graf Demris’ kam es daher zu umfangreichen Reformen; es war nicht mehr der Bürger, welcher Grund besaß, sondern der, welcher für eine bestimmte Zeit in der Armee gedient hatte. Gleichzeitig wurden aber auch den reichen Bürgern wiederum Zugeständnisse gemacht; denn wer selbst nicht diente, konnte durch Zahlungen oder das Stellen von Söldnern für die Dienste der Stadt selbst seiner Bürgerpflicht des Dienens im Heer entgehen, ohne auf seine Bürgerrechte verzichten zu müssen.
Doch hat nicht jeder Bürger die gleiche Anzahl an Stimmen. Rang und Dienstzeit im Heer, der Stadtgarde oder den pînorischen Söldnerkompanien spielen hier eine Rolle. Wenn jemand aber für einen anderen im Heer dient, so erhält er dafür keine Bürgerrechte, sondern nur derjenige, an dessen Stelle er dient. So hat manch ein reicher Kaufmann mehrere Dutzend Männer aus einfacheren Verhältnissen für sich in den Militärdienst geschickt, die alle niemals dadurch Bürger werden. Alle ihre Dienstzeiten aber werden ihm gutgeschrieben; so hat möglicherweise ein dreißigjähriger Fernkaufmann bereits 50 Dienstjahre, auf die er zurückschauen kann, ohne jemals ein Schwert in der Hand gehabt zu haben – wenngleich allein aus Gründen der Ehre eigentlich jeder betuchte Mann sich zumindest für kurze Zeit verpflichtet. Die Männer, die an seiner Stelle den Militärdienst tun, bekommen hierfür von ihm dafür vielleicht Geld, vielleicht Ermäßigungen von Mietpreisen, oder aber irgendetwas anderes.
Außerdem ist es darüber hinaus noch möglich, die eigenen Stimmen zu verkaufen. Sollte ein Veteran also aus irgendeinem Grund nicht wählen gehen wollen, dann hat er die Möglichkeit, sie wenigstens zu Geld zu machen.
Die Einwohner Pînors sehen mehrheitlich kein Problem an diesem System oder halten es für ungerecht; sie sind der Meinung, dass ein reicher Mensch, der viel mehr für die Stadt leisten kann, als ein einzelner armer Mensch, auch mehr Rechte und Stimmen haben sollte.
Wenn wir mal den Blick über das Meer hinaus nach Süden schweifen lassen, haben wir mit Kiššatu ein Großreich, welches unter der Herrschaft einer Magierpriesterkaste steht, die sich als Sprachrohr ihrer Götter sieht. Die Magierpriester üben allerdings in den meisten Orten nicht selbst direkt die Herrschaft oder Verwaltungsaufgaben aus, sondern setzen hierfür Getreue ein. Bei diesen Getreuen bilden sich häufig auch richtige Dynastien, welche dem amnúrischen Adel nicht ganz unähnlich sind. Doch während ein thyonischer Ritter nur darüber lachen kann, wenn ein sentarischer Priester ihm versucht vorzuschreiben, was er zu tun und zu lassen hat, muss ein kiššatunesischer "Ritter" sich dem Befehl eines Magierpriester ohne Widerrede beugen.
"Von Gottes Gnaden" ist auch die Herrschaft in Devabur, also wieder in Aren; dort ist der wohl letzte noch lebende Merohim Acatur König über eine Schar treuer Untertanen, die ihn als einen Gott sehen. Auch er hat überall Statthalter eingesetzt, die sich ihm völlig ergeben haben und selbst ihre Persönlichkeit aufgeben: Die Statthalter treten immer völlig verhüllt auf und es heißt, Acatur könne ihre Körper kontrollieren wie Marionetten - man kann sagen, dass die Statthalter also quasi Besessene sind.
Zu guter Letzt ist auch der König der Zwerge des Högrykken in ihren Augen ein Gott, der nach seinem Tod immer wiedergeboren wird, um sein Volk anzuführen. Nach dem Tod eines Gottkönigs suchen also Priester überall im Reich nach möglichen Reinkarnationen. So kommt es auch, dass es bei der Königsfamilie durchaus einige Seltsamkeiten gibt: Der wiedergeborene König ist dann natürlich meist jünger als seine Söhne etc. Ansonsten herrschen bei den Zwergen Sippenoberhäupter. Herkunft ist dann wichtiger als der tatsächlich Wohnort, wenngleich den Zwergen durchaus bewusst ist, dass dies mitunter eher unpraktisch sein kann: Daher wählen sie auf lokaler Ebene auch Bürgermeister.
Ich bin mal Nharuns Beispiel gefolgt und habe auch diesen Thread hierher verschoben, da er mir hier doch passender erscheint als im Board, in dem es doch eher um die Theorie beim Weltenbau geht.