Das Imaginarium » Bastelaktionen, Workshops & Tutorials » Speedbasteln » Einhundertsechsundsiebzigstes Speedbasteln am 23. Juli 2022: Uneheliche Kinder

Jauchzet und frohlocket, denn am morgigen Sonnabend ist es wieder soweit und wir werden zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr speedbasteln!
Begebt euch, wenn ihr mögt, bereits mit Knabberkram und Getränken um 20:00 Uhr zur Vorbesprechung in den Discord!

Heute stellen wir uns einer moralischen Frage, denn das Thema lautet uneheliche Kinder!

Une, die Hellischen Kinder
Une, dass sind die Feuergeister am Vulkan des Hellos auf Kirra.
Due, das ist ihr Mythos. Niemand weiß, woher dieser Name stammt. Er findet sich über der ältesten Handschrift der Sage auf den Rand gekritzelt.*
Hellos, das ist ihr mythischer Vater. Wie in den Legenden vieler Völker, wollte er seine Kinder** verschlingen, um einer Vorhersage zuvorzukommen, dass seine Kinder ihn töten würden. Hellos gilt unter den alten Göttern als derjenige, der für die schreckliche Unterwelt zuständig ist.*** Ein weitgereister wandernder Sänger erschien einst an der Pforte seines Reiches, um von den vergessenen Liedern der alten Sänger zu erfahren. Diesem verweigerte er den Zugang und so strafte ihn der Sänger mit einem Lied, dass seinen Tod prophezeite. Da in den Worten der alten Sänger Macht lag, vertilgte nun Hellos seine Kinder. Doch waren diese Schreckensgestalten der Tiefe so unverdaulich, dass sie seinen Magen perforierten und Hellos daran zu Grunde ging. Durch seine Wunde, die bis heute den Hellosvulkan bildet, entkamen seine Kinder und richteten auf ganz Kirra schreckliche Verwüstungen an.
[Die Strafe, das ist, was folgte.#] Als sie schließlich die ganze Schöpfung bedrohten, verwandelten die Götter sie in Vögel mit Federn in allen Farben des Feuers und verdammten sie, auf ewig im und am Rand des Kraters zu leben, der nunmehr einen Zugang ins feurige Innere des Hellos bot. Tot stürzen sie auf alle Zeit in das Feuer ihres Vaters, nur um erneut daraus hervorzugehen.****
* [Ein Leser wurde von unehelichen Nachbarskindern gestört und kritzelte in unleserlicher Schrift "Ruhe" auf den Rand, um dieselbe zu beschwören.]
** [Da es noch keine Priester gegeben haben soll, waren die alle unehelich.]
*** [Auf Kirra leben keine Tiefen Zwerge.]
**** [Die realen Une oder Feuergeister sind Vögel, die im Krater und am Rand des Vulkans Hellos leben. Zumeist stürzen sie in den feurigen Krater, wenn sie sterben. Da sie nicht in Nestern brüten, sonder ihre Eier in Nähe der Lavagrube ablegen und schon flugfähig schlüpfen, sieht es aus, als würden sie aus dem feurigen Inneren des Vulkans hervorgehen. Nur da ihre Federn Symbole der Macht sind, deren Nutzung streng reguliert ist, wurden sie noch nicht ausgerottet. Je nach Klassifikationssystem werden die Une zu den Vulkanvögeln oder den Feuergeistern, was andere nur als einen alternativen Namen sehen, gezählt.]
# Nachträglich ergänzt.

Die Stunde ist vorbei,
nun bringt Nachreichungen herbei.

Nomadenkinder
Zweimal wurde uns die Heimat gestohlen. Zweimal mussten wir fliehen, ohne ein Ziel vor Augen zu haben. Unser Zuhause geht uns daher über alles. Nur ausgewählte Personen wissen, wie man dorthin kommt oder wie man den Eingang findet, wenn man einmal in der Nähe ist und wir wollen, dass es so bleibt.
Die Kinder wachsen in der Geborgenheit ihres heimatlichen Baus auf, gut geschützt unter den dicken, betonartigen Wänden, die wir sorgsam wachsen lassen. Hier gibt es alles, was sie brauchen und fast alles, was sie sich wünschen könnten. Es ist immer warm und ein freundliches Gesicht ist nie mehr als eine Gangbiegung entfernt.Überall findet man Schönheit, die mit Sorgfalt und Geduld angepflanzt und herangezogen wurde, im Bau und auch darüber. Eines Tages wird auch diese Welt ein Paradies sein, wie es unser voriges Zuhause war.
Selbstverständlich sind die jungen Leute neugierig und wollen wissen, was es jenseits der eigenen Mauern gibt. Sie wollen andere Gärten sehen, andere Menschen kennenlernen oder einfach einmal wegkommen von dem, was sie kennen. Wir unterstützen dieses Bedürfnis, da wir es ja doch alle kennen. Außerdem ist es nur gesund, wenn die Familien sich vermischen.
Manche unserer jungen Leute gehen für Jahre auf Wanderschaft und kommen dabei weit herum. Manche bleiben auf Zeit in einem Bau, wenn es ihnen dort gefällt und ziehen dann weiter. Oft genug hat so ein Aufenthalt Konsequenzen, wie es nun einmal in der Natur des Menschen liegt. In so einem Fall betrachtet sich oft der ganze Bau als ein Elternteil des betroffenen Kindes und ganz gleich, welche Entscheidung letztlich getroffen wird: Es ist immer ein furchtbarer Verlust, ob das Kind nun bleibt und Abschied nehmen muss von seinem leiblichen Elternteil, der weiterzieht, oder ob es selbst viel zu früh auf die Reise geht.
Solche Nomadenkinder haben keinen Heimatbau und damit keinen Ort, zu dem sie zurückkehren können. Sie sind wahrhaftig heimatlos in einer feindlichen Umgebung und trotzdem sind sie irgendwie überall zu Hause, denn die Wanderschaft mit ihrem Elternteil verschafft den Nomadenkindern oft ein einzigartiges Wissen über viele verschiedenen Dinge. Sie kennen oft etliche Baue und die zugehörigen Biosphären und Traditionen. Natürlich nicht so gut, wie die Menschen, die ihr ganzes Leben an den fraglichen Orten verbringen, aber ihr einzigartiger Überblick gibt ihnen ein Wissen, dass den Meisten fehlt.
Jeder junge Mensch soll eine Reise unternehmen, um erwachsen zu werden und seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Die Nomadenkinder beginnen mit dieser Reise nur viel früher, als alle anderen – und für manche endet die Reise nie. Es soll sogar Nomaden geben, die es gewagt haben, Nod zu verlassen und wieder zu den Sternen zu reisen.

Manchmal hasste Sereneth ihre Schwester Elintea und heute war einer dieser Tage, an dem sie froh war, dass sie lediglich einen gemeinsamen Vater hatten. Andererseits war es so, dass Elintea sie nie so von oben herab behandeln würde, wenn es anders wäre.
Sereneth seufzte und ließ sich am Ufer des großen Sees, des Pinendyn, nieder und schaute aufs Wasser, aus dem, so hieß es, ein Vorfahr ihrer Mutter vor vielen Jahrhunderten ein Schwert gefischt hatte, um es ihrem Vater zu geben. Diese Geschichte war es, die Sereneth schon früh hatte verstehen lassen, wie ungewöhnlich doch eigentlich ihre Herkunft war: Ihre Mutter war nur eine menschliche Dienerin, ihr Vater aber war der mächtige Elbenfürst Elintur Anaremedh*, der seinen Beinamen nicht erst durch diese Verbindung bekommen hatte. Mehrere Jahrhunderte lagen zwischen ihrer Mutter und ihrem Vater, die für einen Elben nicht sehr ins Gewicht fielen, doch das, was es für Sereneth dann doch befremdlich machte, war, dass Elintea und ihr Bruder Perelion älter waren als ihre Mutter.
Gerade Elintea legte besonderen Wert darauf, dass Sereneth und ihre Mutter dies nie vergaßen. Sereneth gegenüber verhielt sie sich eher wie eine strenge Großtante als eine ältere Schwester. Elintea war nie direkt grausam zu ihr, doch wusste Sereneth, dass sie einen Groll gegen sie und besonders ihre Mutter hegte — vielleicht lenkte sie auf sie beide aber auch nur den Groll um, der eigentlich ihrem eigenen Vater galt, der sich nach dem Tod ihrer eigenen Mutter eine neue Liebe gefunden hatte. Ja, so war es vermutlich, denn Menschen wie Sereneths Mutter oder Halbelben schienen doch unter Elinteas Würde zu sein.
Was Sereneth jedoch in dieser Nacht gehört hatte, sorgte dafür, dass sie Elintea so hasste wie noch nie zuvor. Sereneth war noch spät aufgewesen, um aus der Küche etwas vom Festmahl zu Ehren ihres Bruders Perelion, der am Hofe des Königs diente und zu Besuch gekommen war, zu stibitzen, das vielleicht noch über geblieben war, als sie die Stimmen Elinteas und Perelion von der Terrasse aus hörte. Sie wusste, dass es sich nicht gehörte, doch konnte sie nicht anders als zu lauschen und jeder Satz ihrer Schwester, ihrer Halbschwester, ließ sie wütender werden.
„Vater ist edel, tapfer und weise, aber sein allzu großes Herz ist eine Schwäche, die uns zum Gespött am Hofe macht. Gib es ruhig zu, Perelion“, hatte Elintea gesagt, doch antwortete ihr Bruder nicht — zumindest hatte Sereneth keine Worte verstehen können. „Er versteht nicht, dass die Menschen behütet und beherrscht werden müssen und nun hat er auch noch die Lücke, die Mutters Tod hinterlassen hat, mit dieser Menschenfrau gefüllt. Als ob es überhaupt möglich wäre.“
„Es wird ihm nur noch mehr Schmerz und Kummer bereiten“, sagte Perelion nach einer Weile bedächtig.
„Am Hofe lachen sie deswegen über uns, nicht wahr?“
Wieder keine Antwort.
„Ich kann es mir denken“, sagte Elintea. „Zumindest hat er sie nicht geheiratet.“
„Bei den Zwergen bedeutet ein Kind eine Ehe“, sagte ihr Bruder.
„Findest du das lustig, Bruder?“, fragte Elintea. „Dann spar dir dieses Grinsen. Wir sind keine Zwerge. Wir sind Elben von Vimear. Wir sind die Erben der Merohim und wir müssen mit unserem Erbe besser umgehen als sie es taten, denn sonst ereilt uns das selbe Schicksal - und das völlig zurecht.“
„Elin, beruhige dich. Vater ist nicht der einzige Elb, der ein Kind mit einer Menschenfrau hat. Auch gibt es manch eine Elbin in unserem Volk, die …“
Elinteas verächtliches Schnaufen hörte Sereneth sogar von ihrer versteckten Position hinter dem Türrahmen aus.
„Er ist aber der einzige Fürst, der so etwas tat. Ein uneheliches Kind mit einer Menschenfrau. Mit einer Sklavin. Eine Schande.“
Danach war Sereneth aus dem Haus gestürmt und es hatte sie nicht geschert, dass Elintea und Perelion sie vermutlich gehört hatten. Sie saß nun am schwarzen Wasser, auf dem sich der Mond spiegelte. Sollte Elintea nur weiterhin so verächtlich über Menschen reden. Sereneth würde ihr irgendwann schon beweisen, dass sie keine vollblütige Elbin sein musste, um sie zu überragen.

@Teja : Das ist großartig eingebunden und vervollständigt den Einblick, den du uns schon gabst. Wurde die Technologie zum Raumflug vergessen, so dass die, die Nod verlassen erst forschen oder suchen müssen, oder wird das sozusagen gelagert?
@Elatan : Das ist wunderbar erzählt und deinen Roman musst du definitiv veröffentlichen, wenn du so weit bist. Was bedeutet das Sternchen hinter Elintur Anaremedh? Oder sollte das eine Anmerkung werden?[/quote]

@Riothamus: Mir gefällt diese Sage und die Verknüpfung mit den realen Vögeln sehr gut! Mal die Phönix-Thematik ein bisschen anders.
@Teja: Sehr schön geschrieben und irgendwie fühlt es sich vertraut an; hast du nicht schon mal über dieses Volk berichtet?
—
Zitat von Riothamus im Beitrag #7
@Elatan : Das ist wunderbar erzählt und deinen Roman musst du definitiv veröffentlichen, wenn du so weit bist. Was bedeutet das Sternchen hinter Elintur Anaremedh? Oder sollte das eine Anmerkung werden?
Ähem, da vergaß ich mal wieder eine Fußnote.


@Riothamus Ich mag diesen knappen Text zu einer mir unbekannten Religion, er weckt definitiv Interesse und Neugier nach mehr! Die Anmerkungen machen ihn noch plastischer.
@Teja Ich muss mich Elatan anschließen, das Völkchen wirkt vertraut, aber ich kann den Finger nicht auf den Beitrag legen, in dem du über es berichtet hast. Das Konzept ist auf jeden Fall cool!
@Elatan Wenn du so schöne Prosa in einer knappen Stunde aus den Fingern schüttest, will ich wirklich den Roman lesen, in den du noch ein Extramaß an Sorgfalt und Zeit steckst! Du legst dir die Latte sehr hoch

@Riothamus Eine schöne Geschichte über einen Vogel, der an den Phönix erinnert. Die Sage, wie es dazu kam, gefällt mir.
@Elatan Ich habe doch die Geschichte mit dem Schwert auch schon gelesen, nicht wahr? Ich glaube, aus diesem Abschnitt könnte noch wesentlich mehr werden und freue mich auf die Fortsetzung.
@Teja: Sehr schön geschrieben und irgendwie fühlt es sich vertraut an; hast du nicht schon mal über dieses Volk berichtet?[/quote]
@Teja Ich muss mich Elatan anschließen, das Völkchen wirkt vertraut, aber ich kann den Finger nicht auf den Beitrag legen, in dem du über es berichtet hast. Das Konzept ist auf jeden Fall cool![/quote]
Ihr habt Recht, die Zoveri habe ich schon häufiger beschrieben. Sehr schön, dass dieser Text etwas vertrautes hat, obwohl ich diesmal den Namen nicht erwähnt habe.
Zitat von Riothamus im Beitrag #7
@Teja : Das ist großartig eingebunden und vervollständigt den Einblick, den du uns schon gabst. Wurde die Technologie zum Raumflug vergessen, so dass die, die Nod verlassen erst forschen oder suchen müssen, oder wird das sozusagen gelagert?
Die Zoveri betreiben keinen interplanetaren Raumflug und die Gilde hat das Monopol auf interstellare Reisen. Nichts davon ist ein Geheimnis bei den Zoveri, sie haben sich nur lange Zeit vom Rest der Menschheit isoliert. Erst langsam, nachdem die Vertreibung von Eden in Vergessenheit gerät, interessieren sich die jungen Leute für die Welt jenseits ihres Heimatplaneten.

Zitat von Teja im Beitrag #10
@Riothamus Eine schöne Geschichte über einen Vogel, der an den Phönix erinnert. Die Sage, wie es dazu kam, gefällt mir.
@Elatan Ich habe doch die Geschichte mit dem Schwert auch schon gelesen, nicht wahr? Ich glaube, aus diesem Abschnitt könnte noch wesentlich mehr werden und freue mich auf die Fortsetzung.
Jawoll, hast du hier schon gelesen! Tatsächlich sollte diese Geschichte auch noch eine kleine Rahmenhandlung haben, in der Sereneth im Winter in den See fällt und ihre Mutter ihr dann die Geschichte erzählt. Das habe ich aus Zeitgründen dann nicht umgesetzt.

Danke für das Lob, aber diesmal habe ich ja wirklich nur schamlos antike Sagen und die Idee des fahrenden Sängers kombiniert.