#1 Einhundertneunundsiebzigstes Speedbasteln am 20. August 2022: Minderheiten ohne Staat von Teja 17.08.2022 21:09

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WAS MACHT IHR AM SAMSTAG???

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Na dann seid zur Prime Time im Discord! (20:00 gibts die Liste und ab 20:15 fällt die Entscheidung!)

#2 RE: Einhunderneunundsiebzigstes Speedbasteln am 20. August 2022 von Elatan 18.08.2022 09:53

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ARE YOU READY TO SPEEDBASTEL?!

#3 RE: Einhunderneunundsiebzigstes Speedbasteln am 20. August 2022 von Elatan 20.08.2022 20:15

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Das Thema lautet: Minderheiten ohne Staat!

#4 RE: Einhunderneunundsiebzigstes Speedbasteln am 20. August 2022 von Elatan 20.08.2022 21:12

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Die Kinder des Waldes



Der Stamm der Garaselgur war über Jahrhunderte eine Bedrohung für den Frieden in den Ländern, die später den Norden Thyoniens bildeten. Manche behaupten, die Garaselgur seien gar die Nachfahren der einstigen Bewohner Erlons, die noch vor den Elben den Norden beherrschten und schließlich von den Dämonen vernichtet wurden, die sie selbst riefen.

Die Garaselgur beteten nicht zu denselben Göttern wie die anderen Stämme und die man oft ohne weiteres mit den Sentarim gleichsetzen konnte. Die Götter der Garaselgur waren grausam und blutdurstig und sie erwiesen ihre Gunst nur denen, die diesen Durst stillten. DIe Bedeutung ihres Namens ist nicht überliefert, auch wenn einige glauben, er bedeute „Kopfjäger“ und dass man zu dieser Annahme kommt, ist durchaus verständlich, schlugen die Garaselgur sowohl Feinden als auch den eigenen Toten die Köpfe ab, um sie zu schrumpfen und sich mit ihnen zu schmücken, auf dass ihre Stärke auf sie selbst überginge.

Kalen war es, der ein Bündnis gegen sie führte und dem Schrecken, der von ihnen ausging, schließlich ein Ende setzte. Doch wenngleich er sie besiegte und ihre Länder an die Getreuen der Amnúrer fielen, so waren die Garaselgur doch nicht ausgerottet — auch wenn manch einer sich dies wünschte und alles daran setzte, diesen Wunsch zu verwirklichen.

Die Garaselgur mussten sich daher verbergen. Einige blieben in den Wäldern und lebten dort als Wilde, als Banditen, die eher Menschen als Tieren ähnelten und denen es nicht nur um das bloße Überleben, sondern vor allem Rache und Vergeltung ging. Andere aber mischten sich unter die anderen Stämme und die Amnúrer, was durch die traditionellen Tätowierungen zunächst nicht einfach war: Man kann davon ausgehen, dass dies also erst für die Generation möglich war, die auf die folgte, welche von Kalen geschlagen wurde und bei denen die Eltern bereit waren, auf die einst so wichtige Tradition zu verzichten.

Doch auf die Tätowierungen zu verzichten, hieß für die Garaselgur nicht, ganz mit ihren Traditionen zu brechen und auch, wenn sie sich unter jene mischten, die man bald schon „Thyonen“ nannten, und fortan als Bauern oder Handwerker lebten, so war dies doch für sie nur eine Maske. Die Garaselgur vergaßen nicht, was man ihnen angetan hatte und sie hatten nicht vor, den Kampf aufzugeben, den jeder andere längst als verloren ansah. So kämpften sie im Verborgenen weiter, indem sie Morde verübten, Brände entfachten und Kinder entführten, um sie für ihre Zwecke zu gewinnen.

Wie lange es überhaupt noch Garaselgur nach ihrer Niederlage gab, kann man unmöglich sagen; es gibt Gerüchte, es habe sie sogar 1.000 Jahre später, allen Widrigkeiten zum Trotz, noch immer gab. Eine dieser Widrigkeiten war z.B. der Konflikt zwischen jenen Garaselgur, die insgeheim unter den Thyonen lebten und schließlich aufhörten, ziellos Unschuldige zu töten, und denen, die immer noch in den Wäldern lebten und sich tätowierten wie ihre Ahnen. Erstere konnten schlussendlich sogar ein wenig an Ansehen gewinnen, als sie gegen Letztere vorgingen und so mitunter Beschützer von den Menschen wurden, die an den Rändern des großen Nordwaldes lebten, auch wenn sie sich diesen nie offenbarten.

#5 RE: Einhunderneunundsiebzigstes Speedbasteln am 20. August 2022 von Elatan 20.08.2022 21:19

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Es ist aus! Nun reichet nach und lobset!

#6 RE: Einhunderneunundsiebzigstes Speedbasteln am 20. August 2022 von Teja 20.08.2022 21:20

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Das tiefste Gefängnis

Nach dem Tod des alten Baumes gingen mir die Quellen langsam aus. Die meisten Leute sind zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, um sich mit so etwas exotischem wie Geschichte zu befassen, speziell hier. Man kann nicht wissen, was wirklich passiert ist, wenn sogar ganze Ozeane ausgelöscht werden können, und die Bevölkerung das einfach akzeptiert.

Ich hatte schon gehört, dass es Wesen gab, die so seltsam waren, dass selbst ein einfaches Gespräch ein Umdenken erforderte.

Ich wollte mich mit einem einzigartigen Wesen unterhalten. Es lebte schon seit Jahrhunderten hier, nachdem Marisu es verschleppt hatte. Vielleicht erinnerte es sich an die Zeit davor?

Das Wesen lebte angeblich tief versteckt unter der Erde, noch unter den Gnomenhöhlen. Die Gnome waren sogar bereit, mich dort hinunter zu führen, nach einer entsprechenden Bestechung.

Der Abstieg war beschwerlich und langwierig, doch schließlich stand ich in einer Höhle, die erstaunlich groß war, dafür, dass sie so tief unten versteckt war.

Der Raum war unregelmäßig geformt und die Wände waren bedeckt von Mustern, die mich an Wellen erinnerten. Es gab keine Lichtquelle, trotzdem konnte ich ganz gut sehen. Kein Lüftchen regte sich.

Was es ebenfalls nicht gab, war ein zweiter Eingang. Die Gnome hatten mir versichert, dass ich genau hier einen der ältesten Bewohner der Kuppel finden würde…

… doch es war niemand zu sehen.

Ich humpelte vorwärts und rief in den Raum hinein: „Hallo?“

Kein Echo antwortet mir, dafür verschwand das Licht im Raum schlagartig.

Wispern und Raunen erfüllten mit einem Mal den Raum, wie in einer großen Menge, die auf eine Vorführung wartet.

„Hallo?“ rief ich noch einmal und das Raunen wurde noch lauter.

Ich wich zurück und mein Bein versagte mir den Dienst. Ich stolperte und fiel zu Boden.

Ich muss mir den Kopf gestoßen haben, denn ich erwachte irgendwann in der Dunkelheit mit pochenden Schmerzen im Hinterkopf.

Ich war wohl einem Scherz der Gnomen auf den Leim gegangen. Wahrscheinlich hockten sie in dem Höhleneingang und lachten über den ungeschickten Kerl, der orientierungslos in ihrer Höhle herumkroch. Die konnten was erleben! Ich kannte mehr als genug Leute, die ihnen diesen Scherz heimzahlen würden!

Ich weiß nicht, wie lange ich nach dem Ausgang suchte, es kam mir jedenfalls wie eine Ewigkeit vor. Ich hatte weder Essen noch Wasser mitgebracht, hatte ich doch nur mit einem kurzen Gespräch gerechnet. Hunger und Durst in der Finsternis können auch den härtesten Kerl zermürben.

Ich wollte das niemals zugeben, doch irgendwann tat ich etwas, dass ich mir schon in der Kindheit angeeignet hatte – ich fing an, ein Schlaflied zu summen. Zur Beruhigung der Nerven.

Ich hatte kaum drei Töne herausgebracht, da war das Raunen wieder da. Und es war nicht mehr nur Raunen. Es nahm die Weise auf, die ich gesummt hatte und sponn sie weiter, erst leise, dann lauter und immer fordernder, sie füllte den Raum aus bewegte sich um mich herum, bevor sie wieder leiser wurde und schließlich dicht neben meinem Ohr verklang.

Vor Schreck wagte ich kaum noch zu atmen.

Und dann dämmerte es mir.

Ich versuchte es nochmal mit einem anderen Lied und siehe da, die Stimme kehrte wieder und nahm mein Lied auf. Diesmal ließ ich mich nicht abschrecken, sondern forderte sie zum Duett.

Ich bin wahrlich kein guter Sänger, aber das musste ich auch gar nicht sein. Es war, als würde die Stimme nur die Gedanken an Musik nehmen und daraus etwas wunderschönes erschaffen, dass gleichzeitig nur einen einzigen Augenblick lang existierte und dann für immer verschwand.

Eine Welt aus Klang tat sich vor mir auf, wie ich es mir niemals hätte vorstellen können. Die Stimme war in der Tat körperlos; es wäre auch eine Schande, so etwas Schönes in einen Körper einzuschließen! Viel besser war es, der Musik all die Freiheit zu geben, die sie verdiente…

Ich bemerkte erst, dass mir die Tränen übers Gesicht liefen, als ich die Kammer wieder verließ. Niemals hätte ich gedacht, dass ich so sentimental werden würde.

Wir sind alle Gefangene, nur sind unsere Zellen nicht alle gleich.

#7 RE: Einhunderneunundsiebzigstes Speedbasteln am 20. August 2022 von M.Huber 20.08.2022 21:20

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Verjagt

Cantronier gehören zu den ältesten Siedlern des Meeresraumes doch der Kampf um eigenes Land war einer der härtesten der gesamten Geschichte. Seit dem Jahre 96 floriert die Existenz des Volkes und es entstand eine Zivilisation die man bisher nur von den Römern her kannte. Sie bauten Städte und Festungen, Straßen und Häfen von denen sogar heute noch Überbleibsel zu sehen sind. Viele bekannte Städte wie St. Hafenthall oder sämtliche Besiedlungen der Insel Cantronien stammen von dieser Gruppe.
Doch einfach war es nie: Im frühen Mittelalter von den Kleusern vertrieben, gründeten sie die erste Republik des Meeresraum: Die Republik Cantronien auf "ihrer" Insel. Und sie hielt bis zu den vierziger Jahren des 20.Jahrhunderts an. Kaum wurde 1960 erreicht, stürmten die Kommunisten die Insel und gliederten sie ein. Schon wieder verlor das Volk ihre Heimat und sie mussten sich erneut unterwerfen. Geplagt durch Krankheiten und Dürre in der Frühzeit, Verfolgung im Mittelalter und diktatorischer Unterwerfung im vergangenen Jahrhundert bildete und hielt sich der harte Kern der heutigen Generation von Cantronien heran. Die fühlten sich zur Republik Cantree hingezogen, da Kultur und Wesen fast die selben sind. 2004 wurde dem Volk angeboten die Republik als "Neue Inselrepublik Cantronien" fortzuführen doch sie schlossen sich Cantree als 5.Kanton an. ( Die zweite Republik ging vom Ende des Krieges im Oktober 2003 bis Oktober 2004).
Somit gilt das Volk als nicht ausgestorben und glücklich aber doch irgendwie auch staatenlos.

#8 RE: Einhunderneunundsiebzigstes Speedbasteln am 20. August 2022 von Elatan 20.08.2022 21:44

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@Teja: Sehr stimmig und mysteriös! Was hat es nur mit diesen Stimmen auf sich?
@M.Huber: Ein schöner, knackig-kurzer Überblick, den du da lieferst! Woher kommen eigentlich die Cantronier ursprünglich?

#9 RE: Einhunderneunundsiebzigstes Speedbasteln am 20. August 2022 von M.Huber 20.08.2022 21:58

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Die Cantronier kommen ursprünglich direkt von der Insel selbst. Sie haben sich dort wahrscheinlich irgendwo gebildet und humanisiert und sind dann ab 1100 durch Erkundungen aufs Festland. Es sind Spuren von ihnen bis nach Plymo zu verfolgen. Das wohl ungeklärteste Kapitel der Geschichte stellt das Volk der Ayoren dar die wahrscheinlich bereits vor ihnen auf Cantronien gelebt haben.

#10 RE: Einhunderneunundsiebzigstes Speedbasteln am 20. August 2022 von Teja 21.08.2022 12:01

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@Elatan Sehr spannend, dass es solche Traditionen in deiner doch eher europäisch angehauchten Welt gibt. Es spricht für einen großen Zusammenhalt unter den Garaselgur, dass sie nach so langer Zeit immer noch einen Teil ihrer Identität bewahren konnten.
@M.Huber Willkommen beim Speedbasteln!

#11 RE: Einhunderneunundsiebzigstes Speedbasteln am 20. August 2022 von M.Huber 21.08.2022 14:33

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Danke @Elatan 😀 leider nur ein sehr kleiner Text als einstieg
@Teja: Woher genau kommen denn diese Stimmen oder sind sie vielleicht sogar nur Einbildung?

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