Das Imaginarium » Bastelaktionen, Workshops & Tutorials » Gemeinschaftsaktionen » Halloween - Das Imaginarium des Grauens IV: Das Grauen kennt kein Ende


Der Oktober ist da und in den düsteren Nebelschwaden, die er mit sich bringt, lauern wieder ungeahnte Schrecken, von denen ihr uns hier zu Halloween berichten könnt!
Wie in den letzten Jahren auch wollen wir daher zu Halloween am 31. Oktober wieder von euch in Angst und Schrecken versetzt werden. Malt uns Bilder, schreibt Geschichten, nehmt ein Lied auf - euch sind keine Grenzen gesetzt!
Falls ihr noch ein wenig Inspiration braucht oder euch nochmal in Stimmung versetzen wollt, schaut gerne nochmal in die letzten Ausgaben:
- Halloween - Das Imaginarium des Grauens (2019)
- Halloween - Das Imaginarium des Grauens 2: Das Grauen kehrt zurück (2020)
- Halloween - Das Imaginarium des Grauens III: Jetzt wird's grauenhaft(2021)

Kleine Erinnerung, dass es bald schon so weit ist. Habt ihr schon was und wartet jetzt nur noch bis Halloween, bis ihr es endlich präsentieren und uns Albträume bescheren könnt, oder hat euch noch nicht die Muse geküsst? Ich glaube, ich habe jetzt endlich eine Idee, die ich umsetzen kann.

Ich glaube nicht an Geister
Du sahst sich ein wenig verwirrt um. Wann wurde es so neblig? Du hast überhaupt nicht bemerkt wie der Nebel scheinbar aufzog und jetzt warst du umgeben von einer dicken Suppe in der man kaum weiter als zehn Schritt blicken konnte. Warst du so in Gedanken?
Da lässt sich nichts machen dachtest du dir und bist weiter den Weg entlang, immer in der Hoffnung an der Taverne an zu kommen die laut einer alten Karte hier in der Gegend sein sollte.
Tatsächlich konnte man nach kurzem Marsch durch die Blätter des Waldes und den dichten Nebel ein paar Lichter erkennen und du hieltst darauf zu, bis du tatsächlich auf eine Lichtung kamst auf der eine einladend warm wirkende Taverne stand. Also kehrtest du ein.
Wie es für einen Abenteurer üblich war, stelltest du sich bei der Wirtin, einer netten Mutter zweier recht wilder Kinder, vor und fragtest ob sie irgendwelche Gerüchte gehört hätte, du seist auf der Jagd nach einer Gruppe Banditen die sich in der Gegend aufhalten sollen. Sie hatte nichts darüber gehört, aber empfahl ihm bei einigen Höhlen ganz in der Nähe vorbei zu schauen, da diese gelegentlich als Unterschlupf für weniger gesetzestreue Bürger dienten. Wenn hier in der Nähe irgendwo Banditen wären, dann dort, meinte die Wirtin.
Du hast der Dame gedankt und machst dich nach einem deftigen Essen auf den Weg durch den Nebel zu diesen Höhlen und findest sie tatsächlich an der beschriebenen Stelle. Tatsächlich war dort auch Licht, jemand hatte sein Lager dort aufgeschlagen.
...
„Es tut mir Leid für dich, aber wir konnten nichts machen!“ Sagt der Mann am Feuer. „Der Typ hat sich mehr gewehrt als wir dachten. Aber wenigstens haben wir unseren Partner rächen können.“ „Das kannst du nicht verstehen, er war mehr für mich als ein Partner!“ grummelt die Frau daneben. „Du hast noch nie jemanden verloren der dir wichtig war.“
Die dritte Person am Feuer wirkt traurig und steht auf um ein paar Schritte zu gehen. Der junge Mann sieht dich mit gezückter Waffe stehen und winkt traurig ab. „Das bringt nichts.“ Erklärt er. „Hör zu!“
„… Konnte ich ja nicht wissen dass die Taverne vor Jahren abgebrannt ist und hier keine Reisenden mehr unterwegs sind.“ murmelt der Mann am Feuer missmutig. „Meine Informationen waren halt veraltet! Und du hast doch nur Angst dass dieser Abenteurer jetzt auf Rache aus ist und dich aus dem Jenseits verflucht!“ „Halte endlich die Klappe!“ Schimpft darauf die Frau los. „Lass deine dummen Gruselgeschichten, ich glaube nicht an Geister! Morgen werden wir meinen Freund begraben und dann gehen wir hier weg und bis dahin möchte ich kein Wort mehr von dir hören! Gute Nacht!“
Der junge Mann neben dir seufzt. „Ich weiß nicht was ich erwartet habe, aber nicht… das!“ Er gestikulierte wild in der Luft herum. „Ich werde aber für immer auf sie warten und nicht von ihrer Seite weichen. Ich bleibe hier, keine Ahnung was du machst. Aber… es tut mir leid was wir gemacht haben.“

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Leider ist mein Stift kaputtgegangen,bevor ich wirklich fertig war. Aber ich zeigs trotzdem!

Der Ring
Ich weiß nicht, ob die Bilder, die ich male, mich retten, oder immer weiter in die schwarzen Abgründe des Wahnsinns stürzen lassen, aus denen es kein Entrinnen gibt. Die Bilder sind es, die mich bereits mein ganzes Leben lang begleiten. Es sind nicht jene, die ich auf Leinwand banne, sondern die, welche mein Geist malt.
Ich sehe ein Bild von einem kleinen Jungen, der krank und zu schwach aufzustehen in seinem Bett liegt und dessen Großmutter bei ihm sitzt und ihm Geschichten von großen Königen und tapferen Kriegern erzählt, die mit blitzenden Schwertern aus Sternensilber und Adamant Drachen und Dämonen unter düster drohenden Wolken bekämpfen, die von goldenen Sonnenstrahlen zerrissen werden. Der Junge, der seine Kammer nicht verlassen kann, hat nur diese Bilder. Sie sind bei ihm, so wie der Tod immer bei ihm ist, immer lauert und schließlich nicht ihn zu sich holt, sondern die Großmutter. Ich sehe das Bild des kleinen Jungen, der es zur Bestattung der Großmutter endlich schafft, seine Bettstatt zu verlassen.
Ich erinnere mich daran, wie es war, dieser Junge zu sein, der um seine Großmutter trauerte, die starb, obwohl er es doch war, der dem Tode immer so nahe gewesen war. Ich lebte, doch wurde ich immer wieder daran erinnerte, dass das Leben nur eine Kerze im Sturm ist und allzu schnell erlischt. Ich versuchte mich vom Tod abzulenken und meine Bilder halfen mir. Sie halfen mir auch, als ich mein Heimatdorf verließ und eine Lehre zum Schnitzer annahm, denn mein Meister erkannte rasch mein großes Talent und hielt es gar für Magie, wie ich keinerlei Skizzen anfertigen musste, bevor ich das Holz bearbeitete und dabei die schönsten Figuren und Ornamente schuf. Die anderen Lehrlinge beneideten mich und sie gönnten mir nicht das Lob des Meisters, sodass sie mir eines Tages zu Leibe rückten. Ich war noch in der Werkstatt geblieben, obwohl der Meister mir bereits gesagt hatte, ich solle doch gehen und mir den Abend frei nehmen. Ich war jedoch nie jemand gewesen, der gerne müßig dasitzt und die wenige Zeit, die er hat, verschwendet, indem er nichts tut. Nein, ich wollte unsterblich werden und wenn ich dies schon nicht tatsächlich werden konnte, so wollte ich doch, dass meine Kunst mich unsterblich machte und man sich noch lange nach meinem unausweichlichen Tod an mich erinnerte, wenn man sie sah.
Die anderen Lehrlinge hielten mich für einen Angeber, für jemanden, der sich für etwas besseres hielt. Natürlich, ich war besser als sie, doch nur durch meine Arbeit erinnerte ich sie jeden Tag daran und nicht, weil ich prahlte. Sollte ich denn schlechtere Werke schaffen, als ich konnte, nur um ihre lächerlichen Gefühle nicht zu verletzen? Sollten nicht sie lieber durch mich angespornt versuchen, sich selbst, den Meister und schließlich auch mich zu überragen? Sie waren von einfacheren Gemüt und packten mich. Zwei Mann gegen einen, der wütend war, durch ihren kindischen Zorn von seiner Arbeit abgehalten zu werden. Der eine schlug mich und hielt mich fest, während der andere mein neuestes Kunstwerk zerstörte. Sie verspotteten mich und sagten mir, ich könne doch einfach noch einmal neu anfangen, da ich doch der große Meister sei. Ich hörte jedoch kaum noch auf sie und malte mir nur aus, wie sehr sie leiden sollten. Ich stellte mir vor, wie Schmerzen den Kerl durchfuhren, der mich gepackt hielt. Ich malte mir aus, wie der andere zu Boden ging, wie ihm die Luft abgeschnürt wurde und sich eine unsichtbare Schlinge immer fester um seinen Hals zog.
Und es geschah.
Ich selbst verlor mein Bewusstsein, denn ich war noch schwach und die Macht, die in mir schlummerte, überwältigte mich. Zwei Männer starben, nur weil ich es mir ausmalte und als Strafe sollte auch ich nicht mehr leben. Ich wurde in den Kerker geworfen und wartete auf meine Hinrichtung. Der Tod hatte wieder einmal seinen Schatten drohend über mich geworfen. Als jedoch einer der Meister der Gilde des Geheimen Wissens von dem Vorfall erfuhr, setzte er sich für mich ein und holte mich zu sich. Er hatte mein Talent erkannt und er machte es sich zur Aufgabe, mich zu formen, so wie ich das Holz geformt hatte. Ich lernte, die Elemente zu beherrschen, mit Geistern zu sprechen und zu heilen und so gegen den Tod zu kämpfen, der mir jedoch nur selten unbedeutende Siege gewährte. Ich blieb, neben alledem, auch immer noch ein Künstler, der es liebte, Dinge zu erschaffen, die die Zeiten überdauern sollten. Ich wandte mich vom Holz ab und studierte die Kunst des Schmiedens und so verlor ich fast mein wahres Ziel aus den Augen: Ich wollte lernen, wahrhaft unsterblich zu werden und der Tod meines Meisters erinnerte mich wieder eindrücklich hieran.
Er starb während des Krieges gegen Kaiser Essiaros, der uns Magier zu sehr einschränken wollte und der nicht die Notwendigkeit verstehen wollte, die Dunkelheit zu nutzen, um die Welt zu erhellen. Er stellte sich auf die Seite der Elben, die wir in unseren Kerkern dazu bewegen wollten, ihre Geheimnisse zu verraten, und dies wurde sein Untergang. Wir beendeten seine Herrschaft und trieben ihn und seine Getreuen fort. Der Krieg war gewonnen, doch mein Meister war tot. Nicht aber durch die Klinge oder den Pfeil eines Kaisertreuen: Nein, er starb alt und bettlägerig und seine einst so große Macht war ihm immer weiter entglitten.
Sein Tod verschaffte mir einen Platz unter den Gildenmeistern und da der Kaiser und seine Getreuen fort waren, wurde ich darüberhinaus als Magierfürst der Herr von Erisseia. Ich nutzte meine neue Macht und den Einfluss, den ich hatte, und forschte von nun an stärker an dem Geheimnis der Unsterblichkeit. Ich las alte Geschichten und Legenden darüber, wie die Merohim aus Menschen Elben gemacht hatten und dies führte mich nach Devabur, in jenes Land im Osten, in dem der letzte der Merohim noch über ein ihn als Gott verehrendes Volk herrschte. Ich überhäufte Acatur mit Geschenken und Reichtümern, die ich aus Atamerés mitgebracht oder auf meiner Reise erstanden hatte, doch waren sie es nicht, die mir die Türen zu seinem Allerheiligsten geöffnet hatten. Acatur war gelangweilt von dem Gold und den Edelsteinen, die ich ihm brachte. Er beachtete die Schmuckstücke, die ich ihm selbst angefertigt hatte, kaum. Er wollte lediglich mehr von dem erfahren, was in Atamerés geschehen war und so erzählte ich ihm vom Krieg, wobei ich äußerst vorsichtig vorgehen musste, da ich nicht wusste, wie der Merohir selbst dachte, und während ich vor ihm stand, spürte ich wieder, wie nahe ich dem Tod war. Ich war Meister der Gilde des Geheimen Wissens mit einem Sitz ihm Hohen Rat, ich war der Magierfürst von Erisseia und doch war ich nur ein kleiner, schwacher Mensch, der vor einem Merohir stand, der mich sofort hätte auslöschen können, wenn ich ein falsches Wort gesagt hätte. Er schenkte mir seine Zeit und ich konnte es nicht wagen, ihn zu drängen, mir Antworten zu geben, sodass ich vorsichtig das Gespräch auf die Schöpfung der Elben lenkte. Acatur war wenig an dem Thema interessiert. Ihm lag nicht viel daran, Wissen zu teilen und dies nicht, wie ich glaube, weil er ein Geheimniskrämer war, sondern lediglich deswegen, weil es ihn langweilte, Geschöpfen, die so weit unter ihm standen, Dinge zu erzählen. Der Mensch erfreut sich vielleicht am Gesang der Nachtigall, doch kommt es ihm nicht in den Sinn, dieser ein Lied zu singen. Gegen Ende fühlte ich gar den Zorn im Herrn Devaburs aufsteigen, als er mir davon erzählte, wie sein Volk geschwächt worden war, indem es seine Macht mit niederen Menschen geteilt hatte. Ich konnte nicht an mich halten und so stellte ich unverblümt die Frage frei heraus, wie es denn möglich war, die Macht und die Unsterblichkeit zu teilen. Acatur lachte mich aus. Er spottete und fragte mich, ob ich nicht in den Norden gehen wolle, um in den versunkenen Gewölben der Hölle nach Antworten zu suchen, ehe er mich herauswerfen ließ wie einen einfachen Bettler.
Ich konnte meine Wut über diese schändliche Behandlung nur mühsam verbergen und ich spielte nur kurz mit dem Gedanken, diesem Vorschlag, wenn es denn überhaupt ein ernsthafter war, nachzukommen. Ich weiß nicht, ob er nur auf alte, fast vergessene Sagen anspielte und sich über sie lustig machte, oder ob vielleicht mehr Wahrheiten in ihnen verborgen waren. Ich hätte der Angelegenheit vielleicht doch noch Beachtung geschenkt, wenn ich bei meiner Reise nachhause nicht Rast beim Magierfürsten Erenias gemacht hätte, den ich bereits aus meiner Zeit als Lehrling kannte. Ich sprach lange mit meinem werten Kollegen und je älter die Nacht wurde und je mehr Wein wir tranken, desto mehr öffnete ich mich ihm und erzählte von meiner Frustration. Fast rechnete ich mit Häme, denn unter so hohen Meistern unserer Kunst ist Missgunst doch weit verbreitet, aber er zeigte sich verständnisvoll und sagte mir, dass auch er die Ungerechtigkeit der Sterblichkeit nicht hinnehmen wollte und daher selbst Forschungen betrieb.
Wir taten uns also zusammen, und dachten über Möglichkeiten nach. Erenias kam schließlich auf die Idee, unseren Geist schwächeren Lebewesen aufzudrängen und ihre Körper zu übernehmen. Unsere eigenen Leiber wollten wir rechtzeitig, wenn der Tod sich näherte, so wie Kleider abstreifen und andere übernehmen. Wir experimentierten lange und nicht selten zerstörten wir unsere Testobjekte dabei. In den Körpern von Tieren oder niederen Menschen fühlten wir uns unwohl und als wir begannen, mit unseren Schülern versuche zu machen, zeigte sich, dass dies mit großer Anstrengung verbunden war. Sie kämpften dagegen an, dass wir ihre Körper übernahmen und ihre magische Begabung sorgte dafür, dass wir manches Mal scheiterten, auch wenn wir ihnen mit Tod und Folter drohten, sollten sie sich unserem Willen nicht beugen. Erenias war wie besessen davon, weiter in diese Richtung zu forschen. Er sagte mir, wir hätten ohnehin bisher nur unseren Geist ausgesandt, nie aber unsere Seele und wenn wir dies täten, so wäre es vielleicht möglich. Er sprach wie ihm Wahn von Blutmagie. Er schlug Rituale vor, in denen wir unseren Lebenssaft mit dem mächtiger Schüler verbanden, um nach dem Tod unserer Körper in ihre fahren zu können und verankert zu werden, doch ich erkannte immer mehr, dass dieser Weg der falsche war. Ich hatte keine Skrupel und närrisches Mitleid war mir fremd. Ich erkannte lediglich die Gefahr an dieser Vorgehensweise: Wenn unsere Körper starben, konnte es dann nicht sein, dass die auserwählten Schüler, die neuen Gefäße, sich so, wie zuvor bereits immer, sträubten? Wir hätten die starken Körper Schwachsinniger nehmen können, doch wenn diese nicht magiebegabt waren, konnte es dann nicht sein, dass wir in einem Körper gefangen waren, der uns von jener Urgewalt abschnitt?
Ich brach mit Erenias und widmete mich meinen eigenen Studien, während er davon faselte, von einem alten Meister gehört zu haben, der die Antwort auf alle seine Fragen gefunden hätte. Ich erkannte allerdings, dass mein werter Freund, denn als einen solchen hatte ich ihn gesehen, langsam dem Wahnsinn anheim fiel. Ich dagegen dachte in neue Richtungen und ging in den Süden, denn ich hatte Berichte vernommen, die davon erzählten, wie mächtige Magier der Alten Welt es geschafft hatten, ihr Leben über den Tod ihres Körpers hinaus zu verlängern, indem sie ihre Seelen an Gefäße banden.
Ich beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen und kam schließlich in jene Länder, die in der Alten Welt den Namen Xuzail getragen hatten. Dort brach ich in längst vergessene Gräber ein und wenngleich ich nur Scherben und Bruchstücke fand, so waren dies doch die ersten Spuren, die zeigten, dass die Geschichten eine Wahrheit bargen. Manche der Seelengefäße waren nach tausenden von Jahren zerfallen, andere waren mutwillig zerstört worden und diese waren für mich der Beweis, dass jemand sie gefürchtet hatte: Jemand hatte die Macht der Magier gefürchtet, welche durch sie versucht hatten, sich unsterblich zu machen. Ich glaube, es war ihnen in der Tat gelungen und nur die Zerstörung der Gefäße, waren es nun Pokale, Edelsteine, Halsketten oder andere Dinge, hatte ihr Ende bedeutet. Ich fand schließlich sogar in einem Dorf einen alten Geschichtenerzähler, der von der Überlieferung erzählte, wie eine Gruppe Helden gegen einen solchen unsterblichen Magier in den Kampf gezogen war und wie sie ihn schließlich mit Hilfe einer Zauberin hatten überwältigen können.
Ich ging ins Magierreich von Kiššatu und schaffte es, in Tempelbibliotheken einzubrechen und in uralten Büchern und Schriftrollen zu lesen, die mir schließlich die Antworten gaben, nach denen ich gesucht hatte, und die seit Ewigkeiten vergessen gewesen waren: Blutmagie, mit der ich mich schon zur Genüge befasst hatte, sollte mir die Unsterblichkeit bringen. Mit Blut wollte ich all meine Macht und meine Seele an ein Gefäß binden, welches die Zeit überdauern sollte. Selbst wenn Erenias tatsächlich mit seiner Vorgehensweise Erfolge haben sollte, so musste er doch immerzu neue Körper finden und hoffen, dass er niemals den Kampf gegen einen Wirtskörper verlöre, doch mein Seelengefäß sollte für die Ewigkeit sein und ich wusste, dass Gold, Stein oder Eisen nicht hinreichend waren.
Ich war jedoch ein Schmied gewesen und ich wusste von den Künsten der Zwerge. Ich hatte davon gehört, wie sie aus Adamant unzerstörbare Klingen und Rüstungen fertigten. Es hieß, sie hatten die Geheimnisse hierüber einst Cevarins Schergen selbst entrissen, dessen Festung Mauern aus jenem Material besessen haben sollte und so machte ich mich auf den Weg in die Länder des Nordens, wo die Zwerge ihr Reich hatten. Mit großer List und Vorsicht musste ich vorgehen. Adamant besaß ich, wenngleich die Zwerge es nicht verkauften: Sie verschenkten es unter besonderen Umständen jedoch an jene, die sich würdig erwiesen hatten. Mein alter Meister hatte mir einst einen Anhänger aus Adamant gegeben, den er von dem Nachfahren eines großen Helden der Vorzeiten bekommen hatte — die genauen Umstände tun nichts zur Sache, doch sei gesagt, dass seine Linie an jenem Tag ihr Ende gefunden hatte. Mein Meister hatte gehofft, ich könne mehr über dieses Material herausfinden, doch ich hatte es nach langer Zeit und seinem Tod schließlich aufgegeben. Nun stand ich vor der Aufgabe, das Blutritual durchzuführen, doch konnte ich mein Blut nicht mit dem Anhänger vereinen. Der Anhänger musste eingeschmolzen und mit meinem Blut neugeschmiedet werden und ich wusste nicht, wie ich dies tun sollte, weswegen ich auf die Hilfe der Zwerge angewiesen war. Natürlich hätten sie mir nicht geholfen, doch einer meiner Lehrlinge brachte mir letztlich einen von ihnen: Dem Kerl hatte man die Hände abgeschlagen, die Zunge herausgerissen und die Augen ausgebrannt, denn er war ein Verräter gewesen, der im Verdacht gestanden hatte, das Geheimnis des Adamants verraten zu haben. In seinem Zustand hätte er es nun mit niemandem mehr teilen können: Niemandem außer mir.
Ich drang mit meinem Geist in seinen Körper ein und er kämpfte dagegen an, doch ich konnte ihn beruhigen und ihn davon überzeugen, ihm nichts böses zu wollen. Ich nahm seinen Geist mit in meinen Körper und er weinte mit meinen Augen, als er die Welt wieder sehen konnte nach all den Jahren. Er sagte mir, dass er niemals das Geheimnis verraten hatte und es auch nie würde, doch war die Gilde der Adamantmeister grausam und streng und er hatte den Verdacht nicht entkräften können. Er wollte auch mir nicht das Geheimnis verraten — selbst dann nicht, als ich ihm einen neuen Körper bot. Er versprach mir aber, aus dem Anhänger etwas neues zu schmieden und als ich merkte, dass ich mehr nicht erwarten konnte, akzeptierte ich.
Natürlich konnte ich ihm keinen neuen Körper geben. Ich hatte lange mit Erenias an solchen Dingen geforscht und es war zwecklos gewesen. Dies musste er allerdings nicht wissen. Ich hatte einen Mann gefunden, der geeignet war, dem Zwerg als Werkzeug zu dienen. An diesem Mann hatte ich bereits viel experimentiert und sein Geist war dadurch völlig gebrochen worden. Ich weiß nicht einmal, ob noch eine Seele in ihm war und damit war er ideal. Ich übertrug den Geist des Zwerges in den Körper des Mannes und ließ es unter großer Anstrengung für ihn so aussehen, als sei er nun tatsächlich für immer Herr dieses Leibes. Er machte zwar seine Späße, dass ein Zwergenkörper besser und dem eines Menschen in jeder Hinsicht überlegen gewesen wäre, doch war er doch in Wirklichkeit über alle Maßen glücklich darüber, seiner eigenen geschundenen Hülle entkommen zu sein. Ich ließ ihm einige Zeit in diesem Körper, ehe ich ihn dazu drängte, meinen Wunsch zu erfüllen.
Das Ritual war kräftezehrend. Ich musste nicht nur die Verbindung zwischen Zwergengeist und Menschenleib aufrechterhalten, ich musste gleichzeitig meine Seele durch mein Blut mit dem nun rotglühenden, dickflüssigen Adamant verbinden und fast wäre ich gescheitert und heute wünsche ich mir, dass ich wahrlich gescheitert wäre. Aus dem Anhänger wurde ein Ring. Ich wurde der Ring. Mein Körper fühlte sich nun fremd an, doch fühlte ich mich auch stark, als ich den Ring aufsteckte. Der Zwerg stöhnte auf, als ich die Verbindung trennte und er in seinen eigenen Körper zurückkehren musste. Er war nun nicht mehr von Wert für mich und ich fühlte, wie er erkannte, verraten worden zu sein. Er war nun tatsächlich zum Verräter geworden, da er für mich Adamant geschmiedet hatte und mit dieser Schuld konnte er nun nicht mehr leben, weswegen er sich in die Esse warf. Sollte er. Mir war es gleich.
Der Ring ließ mich alt werden. Älter, als jeder andere Magierfürst. Ich spürte die Last des Alters nicht, obwohl mein Körper durchaus nicht für die Ewigkeit gemacht war. Die Falten wurden tiefer, die Haut dünner doch ich scherte mich nicht darum. Dieser Körper war nur noch meine Marionette. Ich war der Ring. Die anderen Magierfürsten zeigten sich beunruhigt, als das Fleisch langsam schwand und sie begannen, mich zu meiden. Nur einmal besuchte mich der Schüler meines bereits verstorbenen Freundes Erenias und als ich ob seines närrischen Mitleides zürnte für den Zustand meiner Hülle, lächelte er nur und wünschte mir noch ein langes Leben.
Leben! Was war das schon? Ich weiß nicht, ob ich lebte, ob ich lebe. Ich weiß nur, dass ich nicht tot bin. Ich bin. Mein Körper verrottete und ich zwang schließlich einen meiner Schüler, den Ring aufzustecken und mir als neue Marionette zu dienen. Er weigerte sich zunächst, doch war meine Macht zu stark für ihn. Ich überwältigte ihn und sah nun wieder durch gesunde Augen und nicht mehr durch die faulenden Dinger, die tief im Schädel eines Toten lagen.
In der gleichen Nacht jedoch kamen die anderen Schüler und sie rissen den Ring vom Finger meines Wirtes. Ich konnte es nicht verhindern. Ich tastete im Geiste nach ihnen, doch sie halfen sich gegenseitig und verhinderten, dass ich einen von ihnen knechtete. Ich konnte nichts mehr sehen, nichts mehr hören, nichts mehr schmecken, nichts mehr riechen, nichts mehr fühlen und nur durch Magie spürte ich noch einiges. Ich nahm Gedankenfetzen wahr und so wusste ich, dass sie mich in den Keller brachten. Sie versuchten, den Ring zu zerstören und natürlich scheiterten sie. Dann aber fassten sie einen anderen Entschluss und ich konnte mich nicht gegen ihn wehren. Sie legten den Ring, sie legten mich, in einen Bannkreis und als sie die Linien gezogen und die Worte gesprochen hatten, überkam mich Schwärze.
Für mich gibt es keine Welt mehr außerhalb des Bannkreises. Es gibt keine Welt mehr außerhalb des Ringes und außer der Bilder, die ich versuche, mit meinem Geist zu malen. Doch die Erinnerung schwindet an das, was war. Ich weiß nicht mehr, wie meine Großmutter aussah. Das Bild ist nicht mehr scharf, es ist verschwommen. Ich weiß nicht mehr, wie ihre Stimme sich anhörte. Die Klänge sind gedämpft, verzerrt. Ich weiß nicht mehr, wie das Holz, das ich schnitzte, sich anfühlte und roch.
Ich weiß noch, wie sich die Nähe des Todes anfühlt, doch ich werde seine erlösende Umarmung nie fühlen.
Ich bin ewig. Ich bin der Ring.

Sie kommen immer wieder
Im nord-westlich gelegenen cantreeischen Kanton Kleus-Pullman erzählt man sich seit Jahrhunderten eine grimmige Sage, die sich mittlerweile auf das ganze Land ausgebreitet hat. Das oftmals raue und kühle Gebirge und das oft regnerische Tal hat schon für manch trübe Stimmung in diesem Stück Land gesorgt.
An einem recht großen Hof, mitten im Maulberggebirge, unweit des berühmten Bergortes Pullman, gehen Geschichten um. Geschichten die zu Schaudern und Unwohlsein erregen. Erzählungen von verschwundenen Kindern, verblutenden Bettlern die dort nächtigen wollten und von einer Frau in pechschwarzem Gewand, die dort Nacht für Nacht Ihr Unwesen treiben soll. Naples ist Ihr Name, sie soll die Frau gewesen sein, die dort vor Jahrhunderten gewohtn haben soll. So langem, bis Ihr eifersüchtige Ehemann sie zuahsue im Bett mit einem Beil erschlagen haben soll. Seitdem treibt sie mit halb heruntergerissenem Kopf ihr nächtliches Treiben am Hof. Immer wieder hört man vom nicht allzu fernen Pullman, dass Menschen die dort waren, dem Hof einen Besuch abgestattet haben, dass sie nicht die waren, die sie vorher waren. Angst, Unwohlsein und Schauder sah man angeblich in ihren Augen. Der Hof, ein typisch langgezogenes Bauernhaus, mit Holzschindeln gedeckt soll es sein. Ein langer Stall mit einem großen freien Gehege soll sich anschließen. Doch kein normaler Mensch möchte hier wohnen. Der Tod haust hier. Der Tod haust hier und dort und überall. Der Geruch von Moder und von verdorbenem Blut steigt in die Nase. Nebelluft verdeckt bei schönstem Wetter die Sicht und schwarze, übergroße Raben kreisen über die blattlosen Plantanen am Gelände. Doch wo ist er, der eifersüchtige, der bösartige, der mörderische Ehemann. Ist er hier, ist er da? Er ist überall. Der Hof hat seine Seele genommen und seine Seele wurde zum Hof. Und die verschwundenen Kinder? Es sind die seine. Seine die er in den Brunnen geworfen hat und ersoffen hat in seiner Frust. Auch sie sind zum Hof geworden und der Hof wurde zu ihnen. Mit einem mürrischen Blick starrt der Maulberg herab auf das kleine Stück Land, als ob er selbst, er der Gr0ße, Respekt hat vor diesem Stück Eiland. Und dann, wenn es wieder laut wird und hell, der Morgen erwacht und die wahren Maulbergfalken durch die Lüfte kreisen, die Strahlen der heißen Sonne auf den Boden knallen und der Dampf auf dem Misthaufen hinter dem Stall sich zu heben beginnt, kehret auch wieder Ruhe ein am Hof. Hinweg mit den Geistern, den Toten, den Untoten, den Kindern, der Frau, dem Bauern in Gestalt des Hauses, den blattlosen Bäumen, dem verbrannten Grase, den ekelhaften Raben und dem gestank des Verdorbenen. Doch man soll Acht geben in jedem Fall und in jedem Moment. Sie kommen immer wieder Nacht für nacht. Sie kommen immer wieder bis Ihr Werk vollbracht. Sie kommen immer wieder bis sie haben was ihnen zusteht, Sie kommen immer wieder bis die Sonne wieder geht.
Eine Kurzgeschichte von einem literarischen Kurzwerk eines Unbekannten Autors. Das Buch bzw. die Büchersammlung liegt in der Bibliothek des Schlosses Kleus auf und stammt warscheinlich aus dem Jahre 1777 oder 1800. Den Hof selbst der darin beschrieben wird, gibt es tatsächlich. Er liegt am Fuße des Maulberges in rund 1100m Höhe und steht seit rund 400 Jahren leer. Er wird ständig saniert um Bergsteigern und Wanderern Unterschlupf zu geben und ist seit 1960 fest in Familienhand. Ob es hier wirklich spukt kann die Familie selbst nicht bezeugen, aber es kommt Ihnen schon vor als geben es hier und da sonderbare Umstände, wie z.B Geräusche aus dem Weinkeller oder zuknallende Türen im stillgelegten Stallgebäude.

Ich muss sagen durchwegs tolle Beiträge dieses Jahr

Da kann ich mich Geri nur anschließen: Schöne Beiträge!