Das Imaginarium » Imaginäre Welten » Wie machen das andere? » Namen von Völkern, Stämmen, Rassen

Letztens kamen wir im Discord auf die Frage, warum Personengruppen in unseren Welten eigentlich heißen, wie sie heißen und betrachteten dabei auch, wie es in der realen Welt ist, wo es nicht selten der Fall ist, dass es sich um Fremdbezeichnungen handelt oder aber der Name übersetzt schlicht nur "Menschen" bedeutet, wie es z.B. bei den Inuit der Fall ist. Möglicherweise könnt ihr ja ein wenig dazu erzählen, wie das bei euch so ist. Habt ihr euch dazu schon Gedanken gemacht oder habt ihr euren Leuten erstmal nur Namen gegeben, die gut klangen, ohne euch darüber den Kopf zu zerbrechen?
Ich mache einmal den Anfang.
Beginnen wir erst einmal mit einigen "Rassen"¹:
- Elben: Woher genau der Begriff "Elben" stammt, weiß ich noch nicht. Möglich ist hier durchaus, dass dieselbe Etymolgie zugrunde liegt wie auch in unserer realen Welt, bei der ein Ansatz ist, dass der Begriff vom indogermanischen *albh (glänzen, weiß sein) kommt, da ich eben durchaus indogermanische Sprachen verwende und diese auch geschichtlich einbette. In diesem Fall handelt es sich dann um eine Fremdbezeichnung, die später auch von den Elben selbst übernommen wurde (alvar, elvair). Warum nun dieser Name? Glänzen meine Elben oder sind sie weiß? Tatsächlich behaupten manche Legenden vom "Glanz" der Elben, womit aber wohl weniger ein tatsächliches "Leuchten" gemeint ist, sondern wohl eher eine besondere Schönheit oder, was ein wenig weniger "romantisch" ist, auf den Glanz ihrer Rüstungen und Waffen zurückgeht, die (besonders in alten Zeiten) besonders herausstachen. Diese eher kriegerische Zurückleitung passt auch zu einem anderen Namen der Elben, Alohirim, was tatsächlich aus ihrer Sprache kommt und sich von den Wörtern balor (Krieger) und hir (Herr) ableitet, da sie eben in vergangenen Jahrtausenden als Krieger der Merohim auftraten und auch als Kriegsherren und Anführer der Menschen, welche dieselbe Sprache wie sie benutzten und von denen sie abstammten.
- Zwerge: Bei den Zwergen verhält es sich ganz ähnlich und er könnte durchaus vom althochdeutschen/vorthyonischen twerg kommen oder aber vom Elbischen dwarch. Beides hat jedoch eine gemeinsame Wurzel, die das indogermanische *đwerʒaz sein könnte. Die Frage ist hier dann natürlich, was dieses Wort ursprünglich bedeutete und ob es von den Zwergen selbst, die eben eine verwandte Sprache sprechen, kommt, oder sie den Begriff übernahmen; bedeutet "zwergisch" oder "zwergenhaft" ursprünglich also auch vielleicht "klein", oder entstand diese Verknüpfung erst später?
- Orks: Der Begriff Ork ist eine Fremdbezeichnung für diese Rasse, der auf das Elbische urc zurückgeht, dessen Bedeutung allerdings nicht wirklich überliefert ist. Möglicherweise ist es tatsächlich schlicht eine Art Ausdruck des Ekels.
- Oger: Oger sind im Grunde Orks, durch die etwas Riesenblut fließt, was sie eben größer und stärker macht und dazu prädestiniert, die Führung unter Orks zu übernehmen. Oger kommt also vom Wort Ork-Herr, was wiederum eine Übersetzung des Elbischen Urc-hir/Urcir ist. "Ork-Herr" wurde dann (ich nehme an von den Kalenarden) zu Oger verschliffen und in dieser Form dann wieder von den Thyonen übernommen.
- Gnome: Das Wort kommt ebenfalls aus dem Elbischen und vom Wort pelgon (weise). Pelgonim verschliff sich dann mit der Zeit zu Gnom.
- Merohim: Bei diesem Begriff bin ich mir nicht sicher, ich könnte mir aber vorstellen, dass es sich hier wieder um eine Fremdbezeichnung durch die Elben handelt und sich dann vom Wort mer (Heimat) mit dem bereits häufiger genannten hir (Herr) ableitet, ein Merohir also ein "Herr der Heimat" ist. Wie das "o" allerdings dann ins Wort hineingerutscht ist, bleibt offen und vielleicht kommt dieser Name eher aus einer älteren Sprache, aus der auch das Wort Sentar bzw. Sentarim stammt. In dem Fall könnte es dann durchaus möglich sein, dass es sich dann doch um keine Fremdbezeichnung handelt sondern tatsächlich aus der Sprache der Merohim stammt, wobei die Bedeutung unklar bleibt.
Bei den Völkern und Stämmen will ich nur ein paar als Beispiele nennen:
- Inmesed: Ich beginne mal mit denen, weil diese die ganze Diskussion ins Rollen brachten. Der Begriff kommt aus der Sprache eben jenes Stammes, der in Kalenard zur Zeit der Rückkehr der Amnúrer bedeutend war und lässt sich zusammensetzen aus inme (Nebel) und sedoi (Volk/Menschen). Den Namen gaben sie sich durchaus selbst, um sich von den anderen "sedoi" in ihrer Nachbarschaft abzugrenzen. Ihre Heimat war für ihre Nebel bekannt, die ihre Magier teils im Kampf nutzten.
- Kanepenoi: Ein weiterer Stamm aus dem späteren Kalenard, dessen Name sich aus dem inmesedischen kanek (Gold) und pen (Kopf) zusammensetzt. Die Inmesed nannten diesen Stamm, der oft mit ihnen Bündnisse einging, aufgrund seiner oftmals (gold)blonden Haare so und spätestens während Kalens Krieg gegen die Atamerer, bei dem er die Stämme vereinigte, hatten die Kanepenoi diesen Namen auch für sich selbst übernommen.
- Skogwaldos: Dieser Stamm aus dem späteren Ilarien bezeichnete sich selbst als Wächter des Waldes, Germanisch skoga (Wald) und walda (Wächter). Den Namen gaben sie sich, nachdem sie ein Heer der Vimeari zurückschlugen und daraus einen Herrschaftsanspruch über das ganze Waldland ableiteten.
- Amnúrer: Dieser Name ist auch sehr flott erklärt. Die atamerischen Exilanten unter Kaiser Essiaros gaben ihrem neuen Reich im Westen den überaus kreativen Namen Amnúr, der nichts anderes bedeutet als Westreich.
- Amnúrische Nachfolgereiche: Ebenso kreativ waren später die Nachkommen der Amnúrer, als sie zurück in Aren waren. Die Namen entstanden hier recht natürlich und sie wurden nie "feierlich" getauft. So nannte man recht pragmatisch die Länder, die König Thyon beherrschte, Thyonien, die Kalens Kalenard (ard vom Elbischen Wort für Reich) und die Gebiete, welche Ilarie bzw. ihre Nachfahren beherrschten Ilarien.
Das soll jetzt erst einmal genügen.

¹ Ich benutz hier mal den ganz klassischen, in der Fantasy geläufigen Begriff, ohne in die Tiefe zu gehen, ob es denn nun Rassen sind usw.

Also in meiner Welt gibt es nur zwei alte Völker, die Ayoren und die Cantronier,wobei es die letzteren ja noch als Nachfahren sozusagen gibt.
Von den Ayoren weiß ich so gut wie nichts, nur dass sie ebenfalls auf der Insel Cantronien lebten und dann höchstwahrscheinlich durch den Mangel an Nahrung oder einer Krankheit ausgestorben sind. Dementsprechend kennt man bis heute weder Sprache noch Gestiken dieses Volkes.
Bei den Cantronier wird es etwas genauer: Während die cantronische Sprache ja eine wilde Mischung von Ursprachen und anderen Überseesprachen darstellt, geht man heute mit ziemlicher Sicherheit davon aus, dass das alte Wort "Canter" Land oder Eiland bedeutet. So kann man die Cantronier als "Ländler oder Landbewohner" bezeichnen.
Und dann gebe es noch das Königreich Kleus, also die Kleuser, wobei dieses Volk als Volk der Neuzeit gilt. Die "Kleusisch Art" ist eine Mundart-Sprache und kann als Klause übersetzt werden. Also sind die Kleuser laut Duden Einsiedler von einer großen Behausung.

Für die Toraja gilt, dass die meisten endogenen Volksbezeichnungen tatsächlich nur "Menschen, Leute" bedeuten. Meta-Historisch ist das jedoch nur bewusst so gesetzt, denn bei den meisten Völkern war der Name da, bevor ich die Sprache dazu konstruiert habe.
Manche Bezeichnungen sind auch zu Fremdbezeichnungen geworden. Die "Arbaren" bspw haben sich früher über ihre Stämme definiert und zwar Gemeinsamkeiten mit anderen Stämmen gesehen, sich aber nie als "ein Volk" verstanden, so dass später die echyrische Fremdbezeichnung "Arbaroi" zur Volksbezeichnung wurde und man auch gar nicht mehr wusste, was das eigentlich heißen soll. Da gab es dann volksetymologische Deutungen bezüglich des Gottes Arbas, aber tatsächlich bedeutet "arbaroi" lautmalerisch nur so etwas wie "Brabbler"
Mehr vielleicht später, wenn ich nicht mehr am Handy schreiben muss

@Elatan Respekt, so tief bin ich nciht abgetaucht wie du, dass ich Namensherkünfte in Sprachrräumen verankerte. Finde das allerdings sehr stimmig.
Bei mir, besser in Tenrasyl, ist es eher so das die Artenbezeichnungen, wie Orks, Elben usw. vor allem völlig einfaltslos der vorhandenen Literatur entnommen sind. Eben Archetypen, die dem was die Völker sind am ehesten entsprechen. Im Laufe der Zeit, also im Laufe der Bastelei haben sie sich von diesen Archetypen weg entwickelt, weshalb ich die Bezeichnugnen mittlerweile nur noch verwende um anderen den Einstieg in die Thematik zu erleichtern, ebne über das Bild des Archetyps, welches dem Namen zu Grunde liegt.
Tatsächlich bin ich mittelerweile sogar an dem Punkt angelangt wo ich mir echte Gedanekn darum mache, ob ich nciht sogar diese archetypischen Bezeichnungen lösche. Allerdings ist mir noch kein besonders eleganter Weg eignefallen das anzugehen.
Was ich in Tenrasyl tatsächlich, also inworld, habe sind Volksbezeichnungen, wie zum Beispiel Vholiden, Telhumnaren, usw. Und diese Volksbezeichnungen sind teils Fremd, teils Eigenbezeichnungen.
So als Beispiele:
Telhumenas ist eine Fremdbezeichnung für alle Menschen die östlich den Telm leben, diese Menschen nannten sich selbst jedoch Humnara, was wiederum nur Mensch bedeutet.
Humnara wiederum ist auch in späteren Bezeichnungen ein feststehender Begriff für die Spezies Mensch.
So bezeichnen sich die Vholiden zum Beispiel selbst als Vholimnara, was verschliffen nicht viel mehr heißt als "Mensch welcher Vhol(jenis) folgt" Sich selbst würden diese Menschen weder als Vholiden noch als Imperial bezeichnen, was aber beides Fremdbezeichnungen für dieses Volk sind. Wobie man heibei klar sagen kann dass sich vor allem historisch gewachsene "Freunde" eher auf das Wort Vholide stützen, während historisch Feinde sie eher die Imperialen nennen.
Antaxminor, das "erste Reich" (es ist nicht das erste, ein kleiner Fallstrick) der Menschen hat seinen Namen durch die Allianz mit den Drachen. Es ist ein drachisches Wort, welches sich aus der Selbstbezeichnugn der Drachen "Antax" und der Bezeichnugn für "Diener" Minor zusammen setzt. Zusammengefasst also "Diener der Drachen"
Noch in den Drachenkriegen ist es eine reine Fremd udn Schmähbezeichnung für alle Menschen die den Drachen dienen. Die Menschen dieses Reiches selbst nannten sich hingegen schlicht "Dracimnara" was versdchliffen soviel wie Drachenmenschen bedeuten kann und ihr Reich nannten sie selbst Dracthas oder "Heim der Drachen".
Erst nach dem Fall dieses in Gelehrtenkreisen "Altes Reich" genannten Gebildes übernehmen die neuen Staatsführer ganze gezielt die Schmähbezeichnung Antaxminor für ihr "Neues Reich", um zum einen auf die Geschichte udn alte Größe zu verweisen, zum Anderen aber um den alten Feinden zu signalisieren dass sie wieder erstarken würden. Also als Mahnung und Drohgebärde. Die Selbstbezeichnung der Menschen als "Dracimnara" blieb auch in dieser Zeit erhalten.

Zitat von Elatan im Beitrag #1*lach*
Orks: Der Begriff Ork ist eine Fremdbezeichnung für diese Rasse, der auf das Elbische urc zurückgeht, dessen Bedeutung allerdings nicht wirklich überliefert ist. Möglicherweise ist es tatsächlich schlicht eine Art Ausdruck des Ekels.[

Ich finde eure Gedanken interessant zu verfolgen. Wahnsinn, was für Gedanken ihr euch über die Wortstämme macht. So was lese ich immer gern.
Auf Asamura sind die meisten Volksnamen von berühmten Gründervätern abgeleitet. So heißen die Skondrani so, weil ihr erstes Oberhaupt Skondra Marak hieß. Der Suffix "-ni" zeigt im Asameischen den Genitiv Plural an. Also heißt Skondrani "Jene des Skondra", während "-i" den Genitiv Singular anzeigt. "Skondrai" bezeichnet folglich "Jenen des Skondra", Skondrani sind viele davon.
Der Vorname Skondra widerum bedeutet "Räuber". Da es sich ursprünglich um eine Piratenbande handelte, passte das wie die Faust aufs Auge.
Doch sind keineswegs alle Eigenbezeichnungen so schön durchdacht. Auf Asamura klafft eine unschöne etymologische Kluft zwischen klassischen Fantasyvölkern und eigenen. Was die Klassiker betrifft, so muss ich hier meinen Vorschreiber zitieren, dessen Worte weitestgehend auch für Asamura gelten:
Zitat von Aguran im Beitrag #4Je länger ich an Asamura gebaut habe, umso mehr Freude habe ich an den eigenen Völkern entwickelt, wie die Ledvigani, die Rakshaner oder die Yakani, und umso lästiger wurden mir die klassischen Völker. Die meisten werden daher beim Umbau 2023 dem Rotstift zum Opfer fallen.
Bei mir, besser in Tenrasyl, ist es eher so das die Artenbezeichnungen, wie Orks, Elben usw. vor allem völlig einfaltslos der vorhandenen Literatur entnommen sind. [...] Tatsächlich bin ich mittelerweile sogar an dem Punkt angelangt wo ich mir echte Gedanekn darum mache, ob ich nciht sogar diese archetypischen Bezeichnungen lösche.
Was bleiben wird: Orks. Weil ich sie so liebe. Mit der Volksbezeichnung, die im Kontrast zu den übrigen Eigennamen steht, bin ich allerdings unglücklich ... ich spiele mit dem Gedanken, den auch in der deutschen HdR-Übersetzung verwendeten Begriff "Bilwiss" (heißt schlichtweg Unhold) aufzugreifen. Andererseits habe ich den Begriff auch schon für Halborks in der Mache, die dann wieder ohne Eigenbegriff wären ...

Ich gestehe, meistens denke ich mir Namen für Völker/Länder einfach aus und habe darum oft keinen Hintergrund oder eine Bedeutung dazu.
Manchmal entstehen Bedeutungen auch im Nachhinein, wenn ich etwas genauer ausgestalte. Einige haben aber tatsächlich eine Bedeutung in irgendeiner Sprache.
Ansonsten heißen die Völker oft nach dem Land in dem sie vorrangig leben. Auf Eslas beispielsweise gibt es aber ein menschliches Volk mehr als Länder.
Das zeigt, dass 1 Land = 1 Volk eben nicht immer passt.
Ein Beispiel für ein Volk der Elfenartigen sind die Xesinta.
Hier habe ich Wörter zusammengezogen die aus der Mek-Sprache (Sprachen der Elfenartigen) stammen und "Weggeschickte" bedeuten.
Die Xesinta sind eine Abspaltung der Elfen von Eslas. Es gab einmal einen schlimmen Streit und einige Elfen wurden weggeschickt. Sie gingen in das verfluchte Land Gerlagur, wo sie sich letztendlich veränderten.
Inzwischen haben sie eine dunkle Hautfarbe (meist dunkelgrau, teilweise mit bläulichem Einschlag), was eben an dem uralten Fluch lag, der inzwischen gebrochen wurde.