Vor einiger Zeit sagte ein sentarischer Mönch, dass Kleidung das sei, was den Menschen vom Tier unterscheide, und gerne wird er immer noch zitiert, wenn einige Leute es gar zu bunt treiben. Es gibt allerdings auch nicht wenige, die sagen, es sei doch sehr dürftig, wenn nur ein paar Fetzen Stoff den Menschen vom Tier scheide.
Wie Nacktheit zu betrachten sei (oder besser nicht) ist eine Frage, auf man unzählige Antworten bekommt, wenn man Menschen, Elben, Zwerge oder all die anderen Wesen, die sich auf der Erde tummeln, fragt und da es viel zu ausschweifend werden würde, auf all diese unterschiedlichen Ansichten einzugehen, sollen nur einige Beispiele genannt werden.
In keinem der arenischen Länder gilt es als schicklich, überall nackt herumzulaufen. Jemand, der ohne Kleider über den Marktplatz einer thyonischen Stadt spazieren würde, würde wohl ausgelacht und ausgeschimpft werden und wohlmöglich entweder im Kerker landen, oder aber aufgrund der Störung der öffentlichen Ordnung aus der Stadt herausgeworfen werden. Andererseits aber ist Nacktheit im Badehaus oder auch an und in Gewässern während der warmen Jahreszeiten nichts tadelnswertes. Oft gilt: Wo kein Kläger, da kein Richter und Gesetze, die direkt gegen Nacktheit sind, findet man kaum und so ist es dann immer eine Frage, ob andere sich von einem Nackten belästigt fühlen oder nicht, und was eben die örtlichen Ordnungshüter zu der Angelegenheit sagen. Im Sentarismus selbst finden sich dann auch keine Verbote von Nacktheit, wohl aber Geschichten, die davon erzählen, wie Übeltäter bestraft werden, indem man sie nackt fortjagt. Dass also eine gewisse Scham mit Nacktheit einhergeht, ist durchaus zu erkennen und erklärt auch, neben ganz praktischen Gründen, warum man an heißen Sommertagen nicht einfach die Kleider liegen lässt und ohne sie hinausgeht. Da viele der Geschichten, die die Sentarier sich erzählen, wiederum aus den Seir Terínein stammen und damit von den Taten der Elben berichten, diese also Hauptfiguren jener großen Erzählungen sind, kann man sagen, dass diese Ansichten der Sentarier auch größtenteils mit denen der Elben übereinstimmen.
Erwähnenswert ist allerdings, dass einige Dinge, die nur am Rande in den Terínein wertfrei erwähnt werden, von den Sentariern viel später dann doch anders verstanden werden: So wird in einer Erzählung erwähnt, dass eine Fürstin oder Prinzessin Xuzails ihre Brüste nicht verdeckt hatte, wie es in ihrem Volk nicht ungewöhnlich war; dies sahen einige Sentarier als ein Zeichen für die Verkommenheit und Ungezügeltheit der Xuzailer und schließlich einen der Gründe dafür, dass die Alte Welt in Feuer und Finsternis unterging.
Eine völlig andere Ansicht vertraten allerdings die Anhänger einer Sekte, die in Merydien einige Dutzend (manch eine Quelle spricht von hunderten) Mitglieder hatte. Die Anhänger dieser friedfertigen Glaubensgemeinschaft, die daher auch nicht verfolgt wurde, vertraten die Meinung, der Mensch müsse zu seinen natürlichen Wurzeln zurückkehren, zu einer Zeit, bevor der Merohir Veren ihm gezeigt hatte, wie wie man unter anderem auch Kleidung fertige und sich in sie hülle. Sie wollten sich nicht über Tiere stellen und völlig im Einklang mit der Natur leben. Was aus dieser Sekte wurde, ist nicht bekannt; manch einer behauptet, der Winter kam und die Mitglieder seien schlicht erfroren oder hätten gemerkt, dass ein warmer Mantel und ein Feuer im Ofen eines Hauses doch nicht so schlecht seien.
Am Mittwoch wird, wie immer, um 19:45 Uhr im Discord eine Auswahl an Themen präsentiert, aus denen wir dann eines erwürfeln, das ab 20:15 Uhr bebastelt wird! Seid dabei!
@Sirion Tond: Eine schöne Geschichte und ich weiß nicht recht, ob ich dem Baum, nachdem er so gemein war, sein Schicksal gönnen soll oder nicht. @Efyriel: Ich muss Nharun zustimmen, die Geschichte ist mal "etwas anderes" und sehr hübsch! @Nharun: Nicht direkt eine Geschichte, sondern ein sehr interessanter Sachtext über "Weihnachten" in deiner Welt. Gefällt mir!
In der Zeit, als die Sentarim noch auf Erden wandelten, um den Merohim und Menschen gegen Cevarins Heerscharen beizustehen, lagen in einem Landstrich, der heute nicht mehr ist, zwei Dörfer.
Das eine Dorf befand sich auf einem Hügel und seine Bewohner waren stolz, denn galten sie als große Krieger, die unerbittlich in ihrem gerechten Zorn gegen die Unholde aus den Verließen und dunklen Abgründen der schwarzen Festungen Cevarins waren. Das andere Dorf lag an einem Fluss und auch die Menschen von dort waren bekannt für ihren Mut, doch auch für ihre Hilfsbereitschaft. Nicht viel Zeit war vergangen, seit der Schlacht des brennenden Eises, in welcher die Getreuen den Sieg allzu teuer hatten erkaufen müssen und in welcher Krieger beider Dörfer gefochten hatten.
Der Winter hatte das Land immer noch in seinem eisigen Griff und man sagte, Cevarin sei an seiner Härte schuld, habe er doch seine Schmieden derart befeuert, dass ihr Rauch den Himmel verdunkelte und die Sonne daran hinderte, ihre wärmenden Strahlen auf die Erde hinabzusenden.
Jene Zeit war also eine finstere und auch der vergangene Sieg konnte sie kaum erhellen, den nicht wenige unter den Weisen munkelten, der Ausgang der Schlacht sei Cevarin vollkommen gleich gewesen und tatsächlich habe er, trotz seiner Niederlage, den wahren Sieg davongetragen, denn viele der Velmen waren gefallen und lang würde es dauern, bis ihre Söhne Männer würden sein, welche mit Speer und Schild die Reihen der Getreuen wieder auffüllen würden, während noch im Norden in der Festung Cevarins unablässig Eisen zu klingen geschlagen wurde, die Zahl der Orks zunahm und immer mehr geringere Menschen unter seinen Bann fielen; sei es aus Furcht oder Gier. In jener Zeit also kam eine Schar in das Land der zwei Dörfer und manch einer, der sie sah, hielt sie für verwilderte Banditen, denn zerlumpt und grob sahen sie aus. Sie kamen zum Hügeldorf und vor verschlossenem Tor reihten sie sich auf und ihr Anführer trat hervor und noch ehe Worte seinen Mund verließen, erkannte ein jeder, dass dies in der Tat kein Strauchdieb, kein schäbiger Räuber war, sondern ein Edler unter den Velmen.
Er sprach, er sei einer der Fürsten des Hauses Rumili und habe im Norden mit seinen Gefährten den Feind ausgekundschaftet und ihm manch unerwarteten Stich versetzt, doch nun sei es an der Zeit für ihn, zurückzukehren, und seinem Herrn im Süden Bericht erstatten, auf dass die Weisen Rat halten könnten, wie zu verfahren sei. Der Weg jedoch sei lang und der Winter sei erbarmungsloser und rascher angebrochen, als zu erwarten gewesen war und so bat er den Herrn des Hügeldorfes darum, für eine Weile in seiner Halle unterzukommen. Der aber sprach, dass er nur für seine eigenen Leute verantwortlich sei und dem Feind durchaus zuzutrauen sei, Mörder und Diebe mit solchen Geschichten in sein Haus hineinzuschwindeln. Die Krieger aus dem Hause Rumili wurden da von Zorn gepackt und einer von ihnen hob gar den Speer, um solch unverschämte Worte nicht ungestraft zu lassen, doch sein Fürst gebot ihm, innezuhalten. Kein Blut sollte zwischen Velmen vergossen werden und so zogen sie denn von dannen, ohne auch nur alte Mäntel oder hartes Brot für den Weg mitzubekommen.
Niedergeschlagen, doch erhobenen Hauptes, denn stolz waren die Männer aus Rumilis Haus, machten sie sich wieder auf den Weg und kamen so zum Fluss, wo das andere Dorf lag. Kleiner war es und gegen Angriffe kaum gewappnet und der Fürst hätte, wäre die Lage nicht eine solch ernste gewesen, nicht dort Halt gemacht, um Hilfe zu erbitten, wollte er doch niemandem zur Last fallen, doch blieb ihm nichts anderes über und so rief er denn nach dem Herrn des Dorfes und schilderte ihm, was er auch dem des Hügeldorfes gesagt hatte. Da sprach der greise Dorfälteste, dass er selbst einst Seite an Seite mit den Getreuen aus Rumilis Haus gekämpft hatte, und sein Tor sollte ihnen immer offenstehen und was er hatte, wollte er teilen, so wenig es auch war.
So verbrachten die Krieger die dunkelste und kälteste Zeit jenes Jahres im Flussdorf und wenngleich die Menschen dort nicht viel hatten, teilten sie gern und zu ihrem Erstaunen zogen sie aus dem Fluss mehr Fische als je zuvor und so musste niemand Hunger leiden. Als der Winter sich seinem Ende neigte, brachen die Getreuen auf, denn sie wollten den Flussmenschen nicht weiter zur Last fallen und sie hatten wichtige Kunde an ihren Herrn zu überbringen. Mit guten Wünschen und Proviant, der ihnen mit den besten Wünschen und Segen mitgegeben wurde, brachen sie also auf und ließen das Land von Hügel und Fluss hinter sich.
Das folgende Jahr war wieder schwer, denn erneut schickte der große Feind seine Unholde aus, um Leid und Verderben über jene zu bringen, die sich ihm nicht unterwerfen wollten. Auch in jene Gegend kamen Orks und böse Menschen und statt sich um die Feldarbeit zu kümmern, wie es notwendig gewesen wäre, mussten die Männer zu Speer und Schwert greifen, um ihre Familien zu verteidigen. Die Menschen des Hügeldorfes hatten weniger unter den Überfällen zu leiden, denn hoch war die Palisade, die sie um ihr Dorf gezogen hatten und aus mächtigen Stämmen, die ein erwachsener Mann kaum umgreifen konnte.
Frühling und Sommer zogen dahin und schließlich färbten sich die Blätter als Herolde des nahenden Winters. In diesen Tagen, da die Menschen des Flussmenschen mit großer Sorge in die Zukunft blickten, erschienen wohlbekannte Gesichter vor ihrem Tor, denn jene aus dem Haus Rumilis erinnerten sich an die Gastfreundlichkeit und sie luden die Flussmenschen ein, mit ihnen zu kommen, denn wussten sie, dass Cevarin einen neuen Kriegszug plante, der auch dieses Land dem Schatten unterwerfen sollte. Die Flussmenschen zögerten, denn liebten sie ihre Heimat. Als sie sich jedoch entschlossen, dem Ruf zu folgen, baten sie darum, auch ihre Nachbarn zu warnen und ihnen anzubieten, mit ihnen zu kommen und jene Krieger aus dem Haus Rumilis akzeptierten dies. Als sie aber zum Hügeldorf gingen, wollten die Menschen dort nichts von dem wissen, was sie ihnen zu sagen hatten und sie warfen ihnen vor, sie unter einem Vorwand fortlocken zu wollen. Keine Worte konnten sie umstimmen und als sie die Bögen spannten und Pfeile auflegten, erkannten die Hilfsbereiten, dass es vergeblich war.
So zogen sie denn fort in das Tal, das Caralorn und Pera einst gefunden und zur Heimstätte ihres Volkes gemacht hatten und welches den Augen Cevarins lange verborgen war und auch später nie erobert werden konnte und es heißt, von den Menschen aus dem Flussdorf, die sich dem Haus Rumilis anschlossen, wurden viele zu Elben, als die Merohim ihren Segen aussprachen. Das Schicksal der Menschen des Hügeldorfes aber, die Fremden in der Not nicht helfen wollten, ist nicht bekannt, doch weiß ein jeder, dass es kein gutes war, denn wenn sie nicht getötet wurden, so mussten sie doch Cevarin als Sklaven dienen und ihre Namen wurden vergessen.
@DrZalmat: Oooh, das Konzept gefällt mir, weil es einfach so realistisch ist; "Wir nennen das Problem einfach anders und damit ist es aus der Welt geschafft. "
Zitat von DrZalmat im Beitrag #3. Auf diese Weise würde „das Gemeinwesen zwei Männer dazugewinnen, statt einen zu verlieren“.
Ist das so gemeint, dass der Verurteilte so, statt hingerichtet zu werden, so hart arbeitet, dass es für zwei reicht? Was sind denn die geringsten Verbrechen, für die man in diese Situation kommen könnte?
Zitat von DrZalmat im Beitrag #6Ein Unwort das nicht mehr bekannt ist, ist ein interessantes Konzept. Gibt es Ideen was es für ein Wort gewesen sein könnte?
Vermutlich eine Verballhornung der Bezeichnung für Kiššatunesen im Dendemarischen, bei der eine sprachliche Ähnlichkeit zu einem Schimpfwort o.ä. hergestellt wird, aber genaueres kann ich dazu auch nicht sagen.
Dendemar im Norden Ilranuhs ist ein Land, welches auch deswegen seine Unabhängigkeit gegenüber dem mächtigen Kiššatu so erfolgreich behaupten kann, weil es sehr darauf achtet, sich mit dem Magierreich gut zu stellen. Dies ist zum einen natürlich auf der höchsten Ebene zu erkennen, wenn der dendemarische König kiššatunesische Gesandte mit besonderer Gastfreundlichkeit und höchsten Ehren empfängt (wobei manch ein König jedoch auch neben all der Freundlichkeit dennoch deutlich machte, dass diese Höflichkeit nicht mit Freundschaft verwechselt werden sollte). Besonders ist dies auch im Umgang der Bevölkerung mit Menschen aus Kiššatu zu erkennen und welche Regelungen es in diesem Zusammenhang gibt.
Die Dendemarer sind den Kiššatunesen keineswegs freundlich gesinnt, denn sie blicken mit Verachtung auf jenes Volk, das einen Nachbarn nach dem anderen unterwirft und dessen Mitglieder sich für überlegen und von den Göttern erwählt fühlen. Im Königshaus und dem Adel allgemein denkt man nicht anders, weiß es jedoch besser zu verbergen. Im einfachen Volk hingegen lässt man seinen Unmut gerne frei heraus und so kam es tatsächlich schon des öfteren zu übergriffen auf kiššatunesische Reisende und noch häufiger Beschimpfungen. Interessant ist hierbei, dass es vor wenigen Jahrhunderten ein Wort gab, mit dem die Dendemarer die Kiššatunesen bezeichneten, das von diesen (völlig zurecht) als Beleidigung aufgefasst wurde. Der damalige König von Dendemar beschloss schließlich, dass der Gebrauch jenes Wortes verboten werden sollte, um das Magierreich nicht auf solche Weise zu provozieren. Tatsächlich soll er von einem kiššatunesischen Gesandten geradezu hierzu gedrängt worden sein und es scheint kaum glaubwürdig, dass dieses Verbot wirklich mehr oder weniger erfolgreich war und die Bevölkerung bald schon aufhörte, das Wort zu benutzen, was, wie man sagt, weniger an den Strafen hierfür lag, sondern daran, dass es sich selbst über dieses Verbot lustig machte und sich einen Spaß daraus machte, die Verwendung des Wortes geschickt zu umschiffen.
Heute weiß tatsächlich niemand mehr, wie dieses Wort überhaupt lautete, da es selbst im entsprechenden Edikt aus jener Zeit nicht genannt wurde. Damals wusste jeder, welches Wort gemeint war, doch dieses Wissen ging inzwischen verloren und so ist es durchaus möglich, dass es auch wieder verwendet wird, ohne dass die Verwender hiervon wissen.
@Teja: Uh, ob da wohl etwas großes passieren wird? Eine spannende Idee, Marisu gegen „Außenweltler“ aufzuhetzen, um selbst rauszukommen. Ob das wohl gut gehen wird? @Sirion Tond: Da hast du ja einen Haufen Götter vorgestellt und ich schließe mich Tejas Frage mal an, ob es dort normal ist, so sachlich über fremde Götter zu sprechen.
Zitat von Teja im Beitrag #7@Elatan Das könnte ich mir gut auch in der Realität vorstellen. Warum waren sie mit ihrer Bewegung so erfolgreich? “Ganze Regionen” klingt nach deutlich mehr als nur ein paar Spinner.
Nein, es waren definitiv nicht nur ein paar Spinner. Die Bewegung entstand in einer Zeit, in der die westarenischen Länder noch sehr durch einen langen Krieg und Krisen gebeutelt waren, welche einige Leute wie z.B. Enestor darauf zurückführten, dass die Sentarim oder Gott sich von der Welt abgewandt hatten. Enestor sah den Grund daran eben darin, dass Earo, also der einzige Gott, zornig darüber war, dass nicht er allein verehrt wurde. Es dauerte auch einige Jahrzehnte, bis die Tempelstürmer „beseitigt“ werden konnten und ein Grund lag vermutlich auch darin, dass die Bewegung sich zum Teil immer mehr radikalisierte und aufspaltete.
„Und ich sage euch: Es gibt nur einen Gott und nur ihm allein sei alle Ehre! Wie oft aber sprechen die Priester von den Sentarim? Wie oft loben und preisen sie diese und vergessen dabei selbst, dass sie keine Götter sind, sondern lediglich Diener, die den Gedanken des höchsten entsprungen sind und seinem Willen folgen und nicht anders können, als dies zu tun? Gott ist allmächtig, allwissend und allgegenwärtig und alles geschieht, weil er es so will! Die Priester erzählen den Menschen Geschichten darüber, wie die Sentarim die Welt schufen, sie erzählen davon, wie sie die Merohim anleiteten und wie sie gegen Cevarin in den gerechten Krieg zogen. Doch was erzählen sie von Gott? Sie nennen ihn den Ursprung, doch erwähnen sie ihn kaum! Ich sage, dass es Ketzerei ist, immerzu von den Sentarim zu sprechen, zu Gott selbst jedoch nur floskelhafte Gebete zu richten. Diese Priester und ihre Anhänger sagen, dass es nur einen Gott gibt, doch glauben sie dies längst nicht mehr. Es gibt nur einen Gott, doch die Priester haben die Sentarim zu Göttern erhoben. Es gibt nur einen Gott und nicht viele, so wie es die Barbaren behaupten und wie es unsere eigenen Priester insgeheim glauben und die Rechtgläubigen mit dieser Ketzerei verderben. Ich sage noch einmal: Es gibt nur einen Gott und er ist zornig, weil wir uns nicht vor ihm allein niederwerfen! Es ist unsere Pflicht, für unsere Sünden zu sühnen und jene zu bestrafen, die vom wahren Glauben abgekommen sind. Wo Worte nichts bewirken, da muss denn das Schwert den Unglauben aus der Welt tilgen. Stürmt die Tempel und stoßt die Statuen der Sentarim um, reißt die Schreine nieder und verbrennt die Schriften, in denen die Diener gepriesen werden und nicht der Herr allein!“
Enestor, Anführer und Gründer der sogenannten Tempelstürmer-Bewegung, die teilweise ganze Regionen im westlichen Aren unter ihre Kontrolle bringen konnte, ehe sie niedergeschlagen werden konnte.
Ich finde deine Liste schon ziemlich gut, würde aber eventuell, um "Glaube" etwas weiter zu fassen "Glaube & Weltbild" sagen und damit dann auch Philosophie mit hineinnehmen z.B. Außerdem wäre Geschichte noch ein wichtiger Punkt.
Ich kann mir, ehrlich gesagt, gar nicht vorstellen, wie eine Erde mit drei Billionen Menschen aussieht und wie und ob man auf ihr ein Leben wie früher(/heute?) führen kann. Gibt es dort eigentlich immer noch einzelne Staaten, oder ist alles unter einer Weltregierung? Wenn ersteres der Fall ist: Gibt es noch Staaten von heute (wenn auch mit vielleicht drastischen Änderungen)?
Zitat von Teja im Beitrag #8@Elatan Tsk, immer diese Barden, die denken, nur weil sie schön singen können, könnten sie sich an jede Tussi ran machen. Es klingt allerdings nicht unbedingt danach, als wäre das Exil ein großer Verlust für Eranon. Er bardet dann eben woanders, oder nicht?
Das alles könnt ihr in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft in einem Roman herausfinden. Aber etwas ernsthafter: Thyonien ist schon feiner für jemanden, der als Musiker (oder irgendetwas) groß herauskommen möchte.
Da stand er nun, der größte Barde Thyoniens, auf einem Bergpass und blickte gen Norden, wo sich die Täler des Herdbundes befanden. Wenn die Thyonen schon sein Talent nie recht zu schätzen gewusst hatten, wie konnte er dann hoffen, hier auf ein besseres Publikum zu stoßen, wo die Leute sich in dunklen Hütten um kleine Feuer drängten und bis zur Besinnungslosigkeit soffen, um die harten Winter zu überstehen? Eranon seufzte, rückte seinen Rucksack zurecht und begann dann seinen Abstieg im wörtlichen und übertragenen Sinne. Eigentlich durfte er sich nicht beschweren, denn er selbst war Schuld an seiner Lage. Gut, er war vielleicht nicht der bekannteste Barde Thyoniens gewesen, aber er war verdammt gut und hatte sich durchaus einen Namen gemacht, der dazu geführt hatte, dass Herzog Leodegar von Merydien ihn zu sich rufen ließ, wo er ein überaus angenehmes Leben führen konnte. Sein Vater, der alte Nörgler, war damit natürlich nicht zufrieden gewesen. Obwohl Eranon so viel erreicht hatte und im herzoglichen Palast ein und aus ging, was sein Vater nie von sich hatte behaupten können, so waren es dann doch für ihn nicht die richtigen Gründe gewesen. Sein Vater hatte gewollt, dass sein Sohn ein Ritter werden würde, ein Krieger im Dienst irgendeines Herrn, der ihn dann in eine sinnlose Schlacht nach der anderen schicken konnte. Eranon war jedoch schon während seiner Zeit als Knappe zu dem Entschluss gekommen, dass er sich eher ungern von Speeren aufspießen, Pfeilen durchsieben oder Äxten zerhacken lassen wollte. Die Laute war ihm immer lieber gewesen als die Lanze und die Feder war doch auch, wie man sagte, mächtiger als das Schwert. Und Feder und Laute hatten ihm dann auch Tore und Türen geöffnet, die er mit einer Waffe wohl nie hätte aushebeln können. Den Ritterschlag hatte er noch bekommen, dafür hatte sein alter Herr gesorgt, aber danach hatte er sich recht schnell aus dem Staub gemacht, um mit seiner Musik Ruhm und Ehre zu erlangen – und das hatte verdammt nochmal geschafft. Ja, das Leben als umherziehender Musiker war nicht immer leicht, aber es brachte Spaß, in überfüllten Tavernen eine ganze Schar fröhlicher Trinker die eigens geschriebenen Lieder mitgröhlen zu hören und dann mit Lob und Münzen überhäuft zu werden und wie schön war es, manchmal sanftere Töne für eine holde Maid anzustimmen, die ihm dann vielleicht sogar das Bett wärmte? Dann gab es auch immer wieder jene, die die alten Geschichten hören wollten, die ehrwürdigen Verse, die von den Helden von einst erzählten, den Taten der Elbenfürsten und den Siegen der großen Könige. Eranon liebte die Musik und alles, was sie ihm eingebracht hatte. Nun, fast alles, was sie ihm eingebracht hatte, doch das, was sie ihm unschönerweise beschert hatte, schmälerte seine Liebe doch kaum. Er war an den Hof des Herzogs von Merydien gekommen und hatte fast jeden Abend in seiner Halle gespielt und gesungen. Auf Festen war er der Mittelpunkt gewesen und so war es denn auch kein Wunder gewesen, dass eines Tages einer der Ritter des Herzoges, Kommandant seiner Hauswache, zu Eranon gekommen war, und ihn darum gebeten hatte, ein Lied für dessen Angebetete zu schreiben. Eranon hatte den Auftrag gerne angenommen, denn die Angebetete war tatsächlich durchaus ansehnlich und es fiel ihm nicht schwer, einen wunderschönen Minnesang zu schreiben. Das Problem an der ganzen Angelegenheit war dann letztendlich jedoch gewesen, dass die Angebetete die Verlobte des Prinzen gewesen war und dass Eranon, als das Lied fertig war, zu dem Schluss gekommen war, dass der Kommandant es nie würde angemessen vortragen können. Daher tat er es selbst. Natürlich war Ziel der Minne selten bis nie, die Angebetete dann letztendlich wirklich für die Ehe oder zumindest das Bett zu gewinnen, aber, nun, wie sollte Eranon es anders sagen, er war nun einmal ein zu begnadeter Dichter und Sänger und es war eben passiert, was passieren musste. Sowohl Kommandant als auch Prinz hätten ihn am liebsten direkt um einen Kopf kürzer gemacht, doch zumindest der werte Herzog war zu dem Schluss gekommen, dass es besser sei, Eranon zunächst in den Kerker zu werfen, um ihn dann hängen zu lassen. Doch neben Talent hatte Eranon auch immer Glück gehabt und dieses Glück, das er vielleicht, wenn er es recht bedachte, wiederum seinem Talent zu verdanken hatte, sorgte dann dafür, dass die alte Mutter des Herzoges, die seine Stimme geliebt hatte, persönlich dafür sorgte, dass die Kerkerwachen einen Auftrag für sie erledigen mussten und ein Mönch, der die Todesstrafe für ein wenig zu endgültig hielt, die Türe aufschloss und ihm zur Freiheit verhalf. Doch diese Freiheit hieß Exil und in dieses begab er sich nun. Eranon seufzte erneut. Wer weiß? Vielleicht glätteten sich die Wogen in der Heimat mit der Zeit und hier konnte er ungestört das Lied vollenden (oder zumindest anfangen zu schreiben), das ihn schon die ganze Zeit umtrieb, ein Lied, welches in einem Zuge mit den Seir Terinein genannt werden würde und das dazu führen würde, dass sein Vater, der alte Nörgler, zugeben würde, dass sein Sohn sich doch richtig entschieden hatte, als er die Laute dem Schwert vorgezogen hatte.
@Teja: Ach herrje, danke für die Warnung! Was genau meinst du aber mit "wenn Marisu die Zeit ausgeht"? Lebenszeit? (wurde schon beantwortet) Ich stelle mir das Ganze jetzt, nicht nur bei der Fee selbst, ein bisschen so vor wie bei Spieluhren, die aufgezogen werden müssen und das wäre dann eben die Zeit. @Sirion Tond: Dann sind die Soldaten ja gleichzeitig in gewisser Weise Söldner. Schon praktisch, so haben sie dann wenigstens immer gut zu tun. Wie wird denn die Armenversorgung gewährleistet? Müssen sie einfach betteln gehen?
Zitat von Teja im Beitrag #7Warum würde da überhaupt jemand gewählt werden wollen?
Weil man als Graf der Stadt natürlich mehr Macht hat und Entscheidungen fällen kann, die ein normaler Kaufmann nicht fällen könnte: Wenn jemand z.B. Wein selbst anbaut und der Konkurrent ihn aus Kalenard importiert, könnte man "zum Schutz der heimischen Wirtschaft" hohe Zölle für Wein aus dem Nachbarland erheben.
Während in den meisten Reichen der Herrscher für alle Ausgaben aus eigener Tasche aufkommen muss (die er jedoch für gewöhnlich mit dem Geld seiner Untertanten füllt), verhält es sich in Pînor, wie so oft, anders. Die freie Handelsmetropole zwischen Thyonien im Norden und Kalenard im Süden hat kein Herrschergeschlecht und ihre Einwohner wählen ihr Oberhaupt in regelmäßigen Abständen. Tatsächlich war es anfänglich so, dass der so gewählte Graf der Stadt mit seinem eigenen Vermögen Dinge für die Stadt umsetzen musste, wobei er immer wieder Überzeugungsarbeit leisten musste, um andere wohlhabende Bürger der Stadt dazu zu bewegen, Geld beizusteuern, was immer zu großen Schwierigkeiten führte, da diesen, wenn sie selbst Ambitionen hatten, das Amt zu übernehmen, viel daran lag, den Amtsinhaber scheitern zu lassen.
Es versteht sich von selbst, dass dies keineswegs ein gutes System war und es eher zu Ärger als zu Verbesserungen für die Stadt führte. Die andauernden Streitigkeiten zwischen den hohen Häusern führten schließlich dazu, dass es zu einem Bürgeraufstand kam, bei dem einige der reichsten Einwohner der Stadt zu Tode kamen und beschlossen wurde, das Amt des Grafen von der jeweiligen Person des Amtsinhabers zu trennen. Dies führte dann auch dazu, dass nicht mehr eine Person die Ausgaben für die Stadt aus eigener Tasche tätigte, sondern dies aus der neu eingerichteten Schatzkammer der Stadt bezahlt wurde. Hierdurch stieg auch die Akzeptanz für Abgaben und Steuern und die äußerst drakonischen Strafen für Korruption und Veruntreuung von Geldern sorgten dafür, dass dieses System bis heute im Großen und Ganzen funktioniert.