Die alte Erde

Die alte Erde

03.05.2020 20:25

2336 brachen die Kolonisten zu ihrer Reise ins Unbekannte auf - was für eine Heimat ließen sie zurück?

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Wo ist Schleswig-Holstein geblieben? - oder: Aufschub bis zur Katastrophe

Wenn die Menschen des 24. Jahrhunderts auf das 21. zurückblicken, kommen sie immer wieder zur Festellung, dass viel geredet, viel beschlossen und letztlich doch nichts getan wurde. Gletscher und Poleis sind lange schon geschmolzen, der Meeresspiegel ist gestiegen: knapp 100 Meter, im Vergleich zum 20. Jahrhundert. Anfangs hat man noch versucht mit Deichen und großen Flutmauern das Land vor dem Wasser zu schützen, aber der Kampf war vielerorts vergeblich - oder irgendwann nicht mehr rentabel.

Während so viele fruchtbare Landstriche in den Fluten versanken, wurde es wärmer auf der Erde, man könnte sogar sagen heiß: Die Durchschnittstemperatur stieg um fast 10° C Während die Menschen unter Dürresommern leiden, kollabierten Flora und Fauna, die sich mit dem schnellen Anstieg nicht arrangieren konnten.

Die Lebensmittelpreise schossen in die Höhe, echtes Fleisch wurde bald zum Luxusprodukt für die Superreichen.

Aber das war noch das geringste Problem: Der Klimawandel sorgte überall auf der Erde für Konflikte, um Land, um Ressourcen. Flüchtlinge strömten in Massen, manchmal ziellos, manchmal mit dem Ziel der großen Industrienationen.

Die Europäische Union war das erste Opfer des Klimawandels. War sie im frühen 21. Jahrhunderts bereits in eine "Flüchtlingskrise" gestürzt, brachten immer mehr Wellen von Flüchtlingen die Union schließlich zum Brechen. In Süd und Ost wollte man nicht länger als Schutzwall Mitteleuropas dienen, zumal man eh nicht genug Geld aus Brüssel bekam. Nach dem Vorbild Großbritanniens verließ ein Land nach dem anderen die EU, beginnend mit Italien und Ungarn, bis nur noch Frankreich, Deutschland, Österreich, Belgien und Polen in der Union verblieben waren - Dänemark und die Niederlande waren da schon Teil der Nordsee geworden. Die Zeit des Zerfalls war keineswegs geordnet - überall herrschten Unruhen in der unzufriedenen Bevölkerung, Gewalt und Kriminalität kochten über und die Scharen von Flüchtlingen verschlimmerten die Situation noch zusätzlich. Viele Menschen starben. Während man in den nationalen Parlamenten um die Grenzen der Menschlichkeit stritt, starben Tausende Flüchtlinge in Auffanglangern an Hunger und Krankheiten oder brachen vor Erschöpfung zusammen, während man sie von einem Land zum nächsten scheuchte. Weil Handelsbeziehungen und Zölle nicht geregelt waren, kamen Lebensmittellieferungen nicht an und verschimmelten in irgendwelchen Häfen oder LKW wurden geplündert. Frankreich und Deutschland verloren ihren Rang auf der Weltbühne zusehends und nicht in der Lage etwas dagegen zu unternehmen. Im 22. Jahrhundert war Europa eine Randnotiz der Geschichte geworden, während im Mittleren Osten der schon lange erwartete Knall erfolgte und die USA zerbrachen. Erst im 23. Jahrhundert begannen sich die Reste der EU unter Deutsch-Polnischer Führung wieder zu konsoldieren und eine neue EU wurde gegründet, die nun auch Skandinavien umfasste. Doch während Mitteleuropa zuvor weitgehend von den Kriegen der Neuzeit verschont geblieben war, musste die Nordeuropäische Union sich gleich einem Krieg mit der Slawischen Föderation stellen, die im erneuten Zusammenschluss der europäischen Staaten eine Bedrohung ihrer Interessen sah.

In den Vereinigten Staaten von Amerika errang die Plutokratie der Konzerne und Superreichen endgültig die Oberhand - zumindest für die erste Hälfte des 21. Jahrhunderts. Irgendwann kam es dann immer häufiger zu Aufständen im eigenen Land und kurz nach dem Beginn des 22. Jahrhunderts brach ein Bürgerkrieg aus. Wobei das beschönigend ist, eine Reihe von Bürgerkriegen. Das Land versank teilweise in Anarchie. Die Einigkeit der Staaten wurde bröckelig und löste sich auf.

Während Russland mit dem Klimawandel zunächst zu gewinnen schien, wurde es es schnell von ethnischen und sozialen Konflikten überzogen. Es brauchte über 100 Jahre bis eine neue Föderation, eine "Slawische Föderation" an seine Stelle trat und sich prompt mit der Supermacht Panasien konfrontiert sah. Der slawisch-asiatische Krieg führte zum Verlust der meisten östlichen Gebiete des ehemaligen Russland. Mit dem Frieden von Shanghai wurde die neue Ostgrenze im Sibirischen Meer verankert. Doch Frieden war noch lange nicht in Sicht, Spannungen mit der Türkei führten zu mehreren türkisch-slawischen Kriegen. Und in der Mitte des 23. Jahrhunderts kam es zum Krieg mit der Nordeuropäischen Union.

Das Pulverfass des Nahen Ostens explodierte im 22. Jahrhundert, nachdem das ganze 21. Jahrhundert über die Funken schon nur so stoben. Islamistische Kräfte vereinigten die arabische Halbinsel und Ägypten zu einem neuen Kalifat - Krieg mit Israel war unvermeidlich. Bis heute weiß niemand, ob wirklich Israel die Bombe auf Mekka warf, manche Stimmen behaupteten nämlich es wäre der Iran gewesen, oder die Texaner. Der Israelisch-Arabische Krieg war jedenfalls der erste Krieg seit dem Zweiten Weltkrieg der mit Atomwaffeneinsatz erfolgte. Und er weitete sich aus, bald waren Nordafrika, die Türkei, der Iran und Indien involviert. Euorpäische und vor allem Amerikanische Söldner mischten mit, manche ließen sogar in Form eines "New Crusade" die mittelalterliche Kreuzzugsmentalität wieder aufleben, kämpften gegen Israelis und Muslime und riefen winzige "Holy States" aus. Am Ende trat das fundamentalistische Islamische Kalifat als Sieger aus dem Konflikt hervor, als König der Asche. Doch den Führungsanspruch über alle Muslime konnte es nicht durchsetzen, der Iran benannte einen Gegen-Kalifen und auch die Türkei, seit der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts ein streng-muslimischer Staat, lehnten den Kalifen ab und bestritten seine Legitimität.

Indien ist rückblickend betrachtet, der Verlierer der Herzen. Im 21. Jahrhundert auf bestem Weg zur neuen globalen Supermacht, brach der Klimawandel dem bevölkerungsreichen Subkontinent das Genick. Als es später noch in den Sog des Nahostkrieges geriet, drohte Indien zu zerbrechen - und geriet in Abhängikeiten der großen Panasiatischen Volksrepublik und Polystralien.

Die Panasiatische Volksrepublik, nachfolgender der Chinesischen Volksrepublik, ist einer der Gewinner. Schon im 21. Jahrhundert eine Weltmacht, ist Panasien neben Kanada das stabilste Land der Alten Erde, in seinen Kriegen mit der slawischen Föderation und einigen mittelasiatischen Ländern erfolgreich und auch im Hinblick auf die Bewältigung der Klimakatastrophe ein Vorbild. Früh hat man im Reich der Mitte nicht nach Lösungen für unabwendbare Probleme gesucht, sondern konkrete Lösungen für konkrete Probleme ersonnen. Heute ist Panasien die stärkste Wirtschaftsmacht und ein Motor des technologischen Fortschritts.

Die Klimakatastrophe schweißte Australien und die pazifischen Inseln zusammen, die mit dem Commonwealth of the Pacific ein kleines Gegenwicht zur Macht Chinas wurden. Auch in Afrika sorgte Katastrophe für Einigungsbestrebungen - auch wenn diese mit dem Blut hunderttausender erkämpft wurden; die heutige Afrikanische Volksrepublik wurde von Panasien quasi wiederaufgebaut und ist mehr oder weniger abhängig von Panasien.

Kanada profitierte von der Klimakatastrophe und wurde durch die steigenden Temperaturen zu einem sicheren Hafen für viele Auswanderer aus dem alten "Westen". Als die USA zerfielen und einige ehemalige Nordstaaten sich Kanada anschlossen, entstand schließlich das Commonwealth of the Atlantic, zu dem auch die zahlreichen britischen Inseln gehören, schließlich ist der britische Monarch immer noch das Staatsoberhaupt und man fühlte sich ein wenig verantwortlich.

In Südamerika stieg Brasilien zur Großmacht empor. Woher Brasilien sein Atomarsenal hat, weiß niemand - oder wenn es jemand weiß, gibt er das Geheimnis nicht preis.

Mitte des 24. Jahrhunderts sind die Panasiatische Volksrepublik, das Commonwealth of the Atlantic und Brasilien die dominierenden Mächte. Die Nordeuropäische Union, das Iranische Kalifat, Indien, das Commonwealth of the Pacific, Indien und die Japanisch-Koreanische Wirtschaftsunion die aufstrebenden Mittelmächte. Die Afrikanische Volksrepublik und die slawische Föderation auf dem Weg dahin.

Technologischer Fortschritt
[[File:DeucPrometheus.jpg|left|auto]] Kernfusion, fortschrittliche künstliche Intelligenz, synthetische Menschen (Androide), Virtuelle Realität - trotz aller Katastrophen der letzten Jahrhundete ist die Alte Erde weiter vorangeschritten. Doch der Fortschritt erreicht längst nicht alle. Die Gesellschaften rund um den Globus sind stärker in Arm und Reich gespalten denn je und auch in den alten Demokratien des Westens lebt eine kleine Schicht von Reichen auf Kosten von Millionen Unterschichtlern und einer wachsenden Zahl "abgehängter", die in Slums vegetieren.

New Ascension
Die internationale New Ascension Space Association (NASA) hat Mond und Mars kolonisiert und beginnt mit dem nächsten Schritt: Der Kolonisierung von Alpha Centauri. Die NASA ist weitgehend unabhängig von den Staaten der Alten Erde und mit ihrem Hauptsitz in Olympus Town (Mars) im Prinzip als weiterer Big Player zu betrachten.
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